Klavier studiert und danach umgesattelt?

  • Ersteller des Themas karlinchen01
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Das ist doch aber genau der Punkt: Wenn Du bereits im Studium nicht ausreichend Motivation aufbringen konntest, dann brauchst Du nicht hinterher trauern. Später braucht man noch viel mehr Motivation.
 
Die Kunst beim spielen ist doch jeden Moment bewusst zu Sein. Alles was man macht nicht aus Repetion, sondern aus dem innerlichen Bedürfnis des Gestalterichen. Gerade beim üben sollte man gründlich und sparsam mit dem setzen der Steinchen sein. Wem das auf lange Sicht zu mühsam erscheint sollte sich nicht grämen.

Lg lustknabe
 
es bringt natürlich gar nichts, das ist mir klar, aber negative Gedanken/Gefühle kann man auch nicht einfach abschalten
 
Wie gesagt. Mach Karriere oder schaff dir ein finanzielles Fundament. Die Musik rennt dir doch nicht weg.

Lg lustknabe
 
Danke für eure Antworten, ich hab nun wieder eher das Gefühl, dass ich mich richtig entschieden habe :). Gerne würde ich die Musik aber als semi-professionelles Hobby weitermachen. Ich könnte mir zB sehr gut vorstellen, in einer Tango-Formation, oder einer Musikkabarett-Gruppe zu spielen, Orgel in einer Kirche zu spielen,... aber wie komme ich zu solchen Muggen? ;-) Einfach Veranstalter anschreiben, ect.?
 
es bringt natürlich gar nichts, das ist mir klar, aber negative Gedanken/Gefühle kann man auch nicht einfach abschalten
Aber umwandeln. "das ist soooo geil, dass ich Klavier spielen kann...das können die wenigsten. Ich könnte sogar auftreten. Ja, das sollte ich tun.".

Ich glaube der beste Weg zum eigenen Gig sind andere Musiker. Vernetze Dich (z.B. mit diesem Forum), tausch Dich aus, frage überall nach, bring Dich in´s Gespräch, veranstalte ein Hauskonzert, lade dazu noch andere Musiker ein, gründe selbst ein Trio....musst halt aktiv werden.
Ein Veranstalter nimmt im Zweifel immer jemanden, den er schon kennt (denke ich mir so).
 
Guten Morgen,

gibt es jemanden hier, der Klavier studiert hat, dann aber aufgrund fehlender Auftritts- bzw. Verdienstmöglichkeiten umgesattelt hat, und nochmal etwas Neues studiert hat, bzw. eine andere Ausbildung gemacht hat?

Genau das hab ich gemacht, ich hab Klavier (Konzertfach) studiert, aber irgendwie ist mir die Lust am Üben währenddessen abhanden gekommen, wahrscheinlich hauptsächlich dadurch, dass ich keine wirkliche Perspektive für mich als Pianistin gesehen habe.

Nach meinem Abschluss habe ich mich neu orientiert, und studiere jetzt einen komplett anderen, nicht musikalischen, aber soliden Studiengang.

Diese Entscheidung war sicher vernünftig, doch langsam kommen mir erste Zweifel, ob es richtig war die Musik aufzugeben :-(. Ich denke mir andauernd "hätte ich mich doch damals im Studium mehr reingehängt, hätten sich auch mehr Auftritte ergeben, usw..." naja, hätte, hätte, Fahrradkette ;-)

Ich würde mich deshalb gerne mit Leuten austauschen, die in der selben Situation wie ich waren, und nach einem Klavierstudium umgesattelt haben.

Liebste Grüße
Du hast eine schwere Entscheidung getroffen. Du hast lange überlegt, abgewogen, andere gefragt, hin und her gedacht, die Zukunft durchgespielt. Am Ende war die Entscheidung klar und du hast sie gefällt. Jetzt ist es so, und es ist gut so ! Es ist gut so ! Du darfst nicht zurückblicken und zweifeln, denn es gibt ohnehin keinen Weg zurück, und auch das ist gut so ! Vorne ist das Ziel, das neue, bessere, hinten ist nichts, dreh dich nicht um, der Kommissar geht um ! Das Leben ist kein Spurt sondern ein Langstreckenlauf, das musst du dir immer vor Augen halten !
 
Ich zitiere dann immer gern den Spruch "wer sein Hobby zum Beruf gemacht hat, muss sich ein anderes Hobby suchen". Glaube, da ist etwas Wahres dran... nicht nur im Bereich Musik, natürlich...
Sehr richtig! Die meisten Chirurgen verbringen ihre Freizeit sicher nicht mit dem Skalpell, die meisten Pianisten haben in ihrer Freizeit andere Interessen als Doppeltriller.

Zwar sind im Fall eines sehr guten Konzertexamens (und idealerweise 1-2 Wettbewerbspreise im Tornister) die einkömmlichen Berufsaussichten durchaus gut (!) aber trotzdem gibt es gänzlich andere Studiengänge, die insgesamt den Absolventen bessere (d.h. statistisch bessere bzw. mehr) Jobchancen bieten. Allerdings dürfte auch in solchen Studiengängen der etwas verbummelte gerade-noch-so-Absolvent nicht eben mit super Jobangeboten überschwemmt werden.

Es gibt in meinem Bekanntenkreis eine promovierte Biologin, die nicht irgendwelche Primaten oder Tiefseegarnelen erforscht (was beides sicher spannend ist und zur Biologie passt), sondern einen Job als Pressesprecherin eines riesigen Klinikums macht. Bei weitem nicht jeder Romanist arbeitet als Proust- oder Flaubertforscher, sondern eher als Journalist oder Lektor. Mit anderen Worten: ein absolviertes Studium in irgendeinem Fach bedeutet ja nicht zwingend, dass man nur und ausschließlich innerhalb dieses Fachbereichs arbeitet. Theoretisch sind die Chancen, mit einem Klavierstudium in einem der großen Musikverlage unterzukommen, gar nicht so schlecht.
 

Danke für eure Antworten, ich hab nun wieder eher das Gefühl, dass ich mich richtig entschieden habe :).
Anders herum gesehen: Je später man einen Wechsel aus einer künstlerischen Laufbahn heraus vornimmt, desto schwieriger ist die Neuorientierung auf anderen Berufsfeldern. Für endgültig gescheiterte Berufspianisten gibt es nur dann Alternativen, wenn erhebliche Qualifikationen zusätzlich erworben wurden und Grundlage eines neuen Betätigungsfeldes sein können. Je weniger musikalisch-künstlerische Aspekte auf dem neuen Terrain gegeben sind, desto größer die anschließende Herausforderung. Schlecht sind Wechsel generell dann, wenn im Vorleben Defizitäres das Geschehen bestimmt hat und diese Erfahrung unbewältigt auf neue Betätigungsfelder mitgenommen wird. Bei Musikberufen wäre das der Fall, wenn man von der künstlerischen in die pädagogische Ausrichtung wechselt in der Hoffnung, dass da das unzulängliche Können am Instrument nicht so ins Gewicht fällt. Vielmehr ist die Spezialisierung auf ein pädagogisches Profil dann ratsam, wenn man aus Überzeugung Ja sagen kann zur Aufgabe, Musik zu lehren und zu vermitteln. Sinngemäß gilt das auch für einen Wechsel von einem künstlerischen zu einem nichtkünstlerischen Beruf.

Gerade für auf mehreren Gebieten überdurchschnittlich Begabte kann das bekanntlich zu einem echten Dilemma werden - eine Erfolgskomponente ist nämlich auch der unbedingte Wille, auf einem ganz bestimmten Gebiet Erfolg zu haben. Wer zwischen mehreren Alternativen wählen kann, gerät dann schon mal unter den Verdacht, den ausgeschriebenen Job eigentlich nicht unbedingt bekommen zu müssen.

Ich könnte mir zB sehr gut vorstellen, in einer Tango-Formation, oder einer Musikkabarett-Gruppe zu spielen, Orgel in einer Kirche zu spielen,... aber wie komme ich zu solchen Muggen?
Alle drei aufgezählten Möglichkeiten setzen zusätzliche Kenntnisse voraus, die ein künstlerisches Klavierstudium nicht vollumfänglich abdecken kann: Vertrautheit mit Tanz, Gestaltung gesungener und/oder gesprochener Sprache, Orgelliteratur-Kenntnisse, Beherrschung des liturgischen Orgelspiels, Improvisationsfertigkeiten etc. - wenn Du diese auf Abruf parat hast, kannst Du ad hoc als Einspringer in bestehenden Projekten und Formationen fungieren. Wenn nicht oder teilweise, kann man sich in diese Genres mit aufgeschlossenen Musizierpartnern einarbeiten. Mit zunehmendem Lebensalter und einschlägiger Berufserfahrung ist die Bewährung in der Praxis von Bedeutung und nicht irgendein in grauer Vorzeit erworbener Hochschulabschluss. Das bedeutet in Deinem Fall, dass prinzipiell alles drin ist. Ich kenne etliche kompetente Leiter von Laienchören und Gesangvereinen, die tagsüber einen nichtkünstlerischen Brotberuf haben. Auch das kann ein Lebenstraum sein: Musik machen und bei der Auswahl seiner Engagements frei sein, weil man damit nicht seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Dann steht man eben abends und an den Wochenenden vor seinen Chören, solange sich diese für einen befriedigend künstlerisch weiterentwickeln lassen.

Frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur
 
Danke für eure Antworten, ich hab nun wieder eher das Gefühl, dass ich mich richtig entschieden habe :). Gerne würde ich die Musik aber als semi-professionelles Hobby weitermachen. Ich könnte mir zB sehr gut vorstellen, in einer Tango-Formation, oder einer Musikkabarett-Gruppe zu spielen, Orgel in einer Kirche zu spielen,... aber wie komme ich zu solchen Muggen? ;-) Einfach Veranstalter anschreiben, ect.?

Zunächst einmal eine Formation bilden. Wenn Ihr hier Repertoire aufgebaut habt, dann stell hier mal ruhig was ein.... wir machen übrigens zum Beispiel einmal im Jahr einen Konzerttag für Amateure im Bergischen Land, etwa 45 Minuten von Köln entfernt, einfach aus Spaß an der Freude. wenn Du Lust hast, dann kannst Du gerne da mitspielen! Solo, Kammermusik, was auch immer Du magst....
 
Karlinchen01, wenn du es das nächste Mal bereust umgesattelt zu haben und von der Musik zu den Naturwissenschaften gewechselt hast, dann denk an Friedrich Wilhelm Herschel. Der war in den ersten ca. 30 Jahren seines Lebens als Musiker (Organist und Oboist) und als Komponist unterwegs... und hat dann offensichtlich umgesattelt. Seine Kompositionen kennt heute keiner mehr, aber dafür ist er einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit geworden - z.B. die Entdeckung des Planeten Uranus und der Infrarotstrahlung.

Also: Spät umsatteln muss nicht zwingend schlecht sein. Ganz im Gegenteil. Und wie die anderen schon geschrieben haben - als Naturwissenschaftler kann man wunderbar nebenbei Musik als Hobby betreiben, auch auf einem fortgeschrittenen Level (da kann man dann sogar viel spannendere Stücke üben und spielen als weniger ausgebildete Hobbymusiker).
 
Karlinchen01, wenn du es das nächste Mal bereust umgesattelt zu haben und von der Musik zu den Naturwissenschaften gewechselt hast, dann denk an Friedrich Wilhelm Herschel. Der war in den ersten ca. 30 Jahren seines Lebens als Musiker (Organist und Oboist) und als Komponist unterwegs... und hat dann offensichtlich umgesattelt. Seine Kompositionen kennt heute keiner mehr, aber dafür ist er einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit geworden - z.B. die Entdeckung des Planeten Uranus und der Infrarotstrahlung.
Man kann sogar Musik und Physik miteinander verbinden:







Die Mächtigen Kassierer aus Wattenscheid haben mehr Durchblick als die Bundeskanzlerin - es genügt eben nicht, Physik studiert zu haben und alljährlich nach Bayreuth zu fahren...!
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LG von Rheinkultur
 
die nach einem abgeschlossenen Klavierstudium nun etwas Anderes machen - sind diejenigen glücklich mit ihrer Entscheidung? Und was waren Ihre Beweggründe nach dem Studium etwas Anderes zu machen?

Hi Karlinchen, ich kann dir zu dieser Entscheidung nur herzlich gratulieren. Ich bin irgendwie in der umgekehrten Situation, habe Naturwissenschaften studiert, weil das von Anfang an meine große Liebe und mein tiefes Interesse war.

Vor einem Jahr habe ich meine Liebe zum Klavier wieder entdeckt und ärgere mich jetzt, dass ich als Kind nicht mehr geübt habe, ich habe mich damals schlicht und einfach für unbegabt gehalten, dabei hätte ich nur mehr üben müssen. Es wäre sicher bei mir "mehr drin" gewesen, ich könnte jetzt auf einem deutlich höheren Niveau spielen, allerdings weit entfernt vom Profiniveau. Ich bin glücklich, dass ich damals vor ca. 30 Jahren etwas Technisches studiert habe, immerhin verdiene ich jetzt gutes Geld in meinem Beruf und habe eine sichere Anstellung (als ich Berufsanfängerin war, gab's das noch, obwohl ich mir um meine Söhne wenig Sorgen mache, die beide die Liebe zu MINT-Fächern geerbt haben), was man von den meisten ProfimusikerInnen nicht behaupten kann.
 
Ich kenne einige, die es so gemacht haben. Du darfst Dich ja jetzt "Amateur" nennen! Versuch doch mal einen der Wettbewerbe, es ergeben sich immer tolle Möglichkeiten auch für Konzerte etc. daraus....
Na, da würde ich mich aber als Amateur bedanken, bei einem Wettbewerb gegen einen V-Profi anspielen zu müssen mit Konzertexamen. Solch unfairen Dinge würde ich zumindest nicht empfehlen, mit Verlaub.
 

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