@brennbaer bzgl des achttaktigen Themas und seiner Notation
Ich meine zumindest, mir einzubilden, dass ich es höre, ob sie mit Pedal oder ohne Pedal gespielt werden.
...das war nicht meine Frage!
ich probiere noch mal, dir eine Art Wegweiser anzudeuten:
wenn wir von einem noch gemütlichen Grundpuls wie Viertel = 90 ausgehen
- wie lange dauert dann ein Achtel?
- wie lange dauert ein Sechzehntel?
- was kannst du alles während der Dauer eines Achtels denken & wahrnehmen?
- was kannst du alles während der Dauer eines Sechszehntels denken & wahrnehmen?
...dämmert dir was?
falls nicht: deine Überlegungen, was Lamond oder sonstwer mit zusätzlichen Spieltipps meinen könnte, haben nichts mit der realen Klanggestaltung und Klangwirkung in der zur Verfügung stehenden Zeit zu tun! Und obendrein missdeutest du die Notation, was in deinem Notenbeispiel an deinen Markierungen deutlich zu sehen ist! Dazu musst du wissen, dass die Zeichen
Ped. und
* eine ältere, frühere Notationsweise sind, welche a priori ungenau ist: sie deutet nur ungefähr im Notenbild an, was bewirkt werden soll.*)
Das kann man sehr schön z.B. in zahlreichen Chopinwalzern und -scherzi sehen: Ped. unterm ersten Ton des Takts, * kurz vorm Taktstrich. ...würde man das realisieren, käme ein klanglich gräßlich dilettantischer Krempel dabei heraus!
Gemeint ist mit dieser "Behelfsnotation"
sinnvoller taktweiser Pedaleinsatz, und dieser ist abhängig vom Tempo (je schneller, umso früher muss das Pedal aufgehoben werden - in mittlerem bis ruhigem Tempo wird das Pedal auf dem ersten Ton des Taktes gewechselt (nachgetretenes Pedal)) - - weil diese Notation nur ungefähr das intendierte Klangbild andeutet, hatte z.B. Liszt oft auf sie verzichtet und stattdessen
Pedal mit jedem Takt oder
sinnvoller Pedalgebrauch wird vorausgesetzt in seine Noten geschrieben (und folglich ganz auf Ped. und * verzichtet, ohne damit pedalloses spielen zu meinen)
Lamond in deinem Notenbeispiel stellt zweierlei
behelfsweise dar:
1. der synkopierte starke Melodieton (auf dem je 2. Viertel) soll aus klanglichen Gründen mit Pedal angeschlagen werden**)
2. das Aufhebungszeichen * ist a la ältere (gewohnte behelfsmäßige) Notation kurz vor der neuen Harmonie - damit wird, eingerechnet den Halleffekt des Klaviers, die Bindung der Akkorde möglich
Aber keinesfalls unterscheidet Lamond da, ob man exakt mit diesem oder jenem 16tel oder gar 32stel das Pedal aufheben soll (das ist, was du markiert hast, und das ist in jedem Tempo blödsinnig***) das ist einfach nur eine normale Ungenauigkeit des Notensatzes und der behelfsmäßigen Pedalnotation****)
Das Problem am achttaktigen Thema ist allerdings nicht, was verschiedene Herausgeber in Sachen Spielweise empfehlen, sondern was im originalen Notentext steht. Da steht buhu kein Pedal. Sehr oft in Beethovens Klaviersachen steht kein Pedal. Heißt das womöglich juhu, kein Pedal? NEIN (denn am Klavier ist alles erlaubt, was dem sinnvollsten und überzeugendsten Klang dient)
Das Problem ist die Akkordkette der linken Hand, jedenfalls die Akkorde in punktierten (hier also ganztaktigen) Halben: sie sollten möglichst lückenlos kommen. Das ist ohne Pedal fast nicht realisierbar*****). Die linke Hand allein spielt sich prima, wenn man die Akkorde möglichst lange hält und zum "binden" nur einen Pedaltupfer über den Taktstrich benötigt und mit dem Anschlag des neuen Akkords das Pedal exakt aufhebt. Kriegt man das hin, hat man die halbe Miete
.
Also die Akkorde möglichst lange halten, dann nur ein Minitupfer Pedal - was man zusätzlich dazu für die rechte Hand tut (z.B. Klangpedal für den synkopierten starken Melodieton) hat mit der linken Hand nichts zu tun (klare Sache: rein theoretisch kann man in jedem Takt fünfmal oder öfter aufs Pedal dappen, völlig egal, Hauptsache der Pedaltupfer über den Taktstrich hinweg funktioniert)
Natürlich hat das Tempo Einfluss auf den Klang! Viertel = 90 ist ein noch gemütliches Tempo (jedenfalls im Thema und den ersten 9 Variationen), und was das Pedal da bewirkt in Bezug zur Melodiestimme, kann man problemlos mit der rechten Hand allein ausprobieren. Klar ist, dass bei Viertel = 90 ein Achtel bei exakt 180 liegt. Stellt man das verhasste Metronom auf 180, dann tickt es nervend oft und schnell. Innerhalb von einem Ticker bei 180 (im gemütlichen Tempo!!!) sollen 5 (fünf!!) 32stel gespielt werden - - so, und nun rechte Hand in diesem Tempo spielen und den oft genug erwähnten Pedaltupfer machen. Heureka, der stört ja gar nicht.
=> wenn man die rechte Hand ordentlich spielen kann, dann klingt sie mit Pedaltupfer klarer, als wenn man sie technisch nicht sauber hinkriegt und ohne Pedal spielt!!!!!
…
@brennbaer wie ist das mit dem hören und denken bei 180?
Natürlich muss die rechte Hand die schnellen 32stel - überhaupt schnelle Tonfolgen - staccato bzw perlend non legato drauf haben. Zwar hört man
ohne Pedal kein staccato bei 16teln ab einem Tempo von Viertel ca 120, weil Klaviere etwas nachhallen - aber man hört, ob sauber oder unsauber überlappend gespielt wird. (!!!!!)
Jetzt hab ich hoffentlich genügend Tipps zum Thema gegeben
Damit es grimmig-energisch, ernst und streng, aber auch mächtig klingt, muss es mit Pedal gespielt werden - aber klanglich so sauber und klar wie nur möglich. Das ist möglich, und das hört man in guten Aufnahmen.
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*) Ausnahmen sind Stellen, die ungewöhnliche, also vom normalen Pedaleinsatz abweichende Klanggestaltung bzw. Klangeffekte darstellen, z.B. die riesigen Pedalflächen in Beethovens op.32,3 op.53, op.110 oder in Liszts Les Funerailles
**) es macht einen Unterschied, ob man solche Töne mit oder ohne Pedal bringt - ob das hier sinnvoll ist, will ich nicht entscheiden
***) jetzt spätestens müsste klar sein, warum ich gefragt habe, was du - oder wer auch immer - innerhalb der Dauer eines nur 8tels oder 16tels bei Viertel = gemütliche 90 wahrnehmen und denken kannst!!!
****) erst in den didaktischen Lehrstücken von Bartok (u.a. Mikrokosmos) findet sich die exaktere Pedalnotation mittels Klammern- diese selber ist noch weit ausführlicher und exakter machbar, als bei Bartok, höchst interessant ist die instruktive Liszt-Ausgabe von Jorge Bolet bzgl des Pedaleinsatzes bei kritischen Stellen ---- das heißt nicht, das Beethoven, Chopin, Liszt oder Skrjabin das Pedal unbeholfen verwendet hätten!! Selbstredend konnten die das (Quellen weisen das nach, bei Skrjabin zusätzlich betörende Aufnahmen) aber sie verwendeten nur die übliche behelfsmäßige Notation (wenn überhaupt) und verließen sich darauf, dass die Spieler über die nötigen pianistischen Techniken - wozu auch der "sinnvolle Pedalgebrauch" gehört - drauf hatten!
*****) es ist zwar quasi realisierbar, aber das macht hier kaum wer, weil es heikel ist obendrein ein crescendo reinzubringen (beim aufheben des 1. Akkords sofort den 2. Akkord anschlagen, dazu muss das aufheben schneller sein als die Tasten von allein hochkommen... der Nachhall sorgt dann für die klangliche "legato"-Bindung) und weil gänzlich pedallos das Thema zu trocken klingt