Beethoven C-Moll Variationen

Ich bin mal wieder dabei, inzwischen mit Unterstützung im Unterricht. Im Moment gehe ich nicht davon aus, die Variationen in absehbarer Zeit vorspielreif zu bekommen, sondern ich konzentriere mich einfach darauf, besser Klavier zu spielen.

Entgegen Rolfs Vorschlag habe ich allerdings mit den ersten Variationen begonnen und arbeite mich langsam voran. Immer in zwei Schritten: Erstmal überhaupt begreifen, wie eine Variation gespielt werden kann und dann so üben, daß ich sie flüssig spielen kann, wenn auch nicht unbedingt im nötigen Tempo. Die vorherigen Male mangelte es wohl auch an der richtigen Übungsweise. Präzision ist hier schon beinahe eher eine Voraussetzung als ein Übungsziel. Aber auch Präzision läßt sich üben.

Aber es gibt ein Hindernis in den ersten drei Variationen, die Tonwiederholungen. Ob Stakkato oder nicht, ich bekomme die einfach nicht schneller. Ich merke aber, daß das weniger eine Frage von schnellen Bewegungen als eine der Technik ist. Ich übe das separat mit simplen Tonfolgen wie z.B. GFEDCCCCCCCC oder GFEDCCCC, auch gleichzeitig mit beiden Händen und so langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, auf den Tasten zu "dribbeln", wie mit einem Ball. Es ist irgendwie eine Frage von Schwung und Abprallen.

Davon abgesehen, bin ich manchmal erstaunt, wie viel diszipliniertes und manchmal auch hartnäckiges Üben zum Erfolg führt. Eigentlich kam mir anfangs jede Variation unmöglich schwer vor, nach ein paar Tagen könnte ich mich jeweils fragen, wie mir so ein Irrtum unterlaufen konnte - nicht daß die Variationen gerade einfach wären, aber unspielbar sind sie wirklich nicht.

Und dann ist mir noch etwas ziemlich interessantes aufgefallen: Die ersten drei Variationen habe ich nun schon ein paar Wochen einstudiert und in moderatem Tempo spiele ich die auch recht sicher. Gelegentlich stellt sich aber ein Gefühl der Sicherheit ein, bei dem das Tempo fast nebensächlich ist - von den Tonwiederholungen mal abgesehen. Das geht etwas weiter, als ein normaler Übungserfolg an einem Stück, fühlt sich eher so an, als ob ich generell sicherer am Klavier werde.

Und noch eine Beobachtung: Seit einigen Monaten arbeite ich als Produktionshilfe sehr intensiv mit den Händen, da ist auch "Fingerkraft" gefragt. Das hat sicherlich meine Muskulatur ein bischen gestärkt und ich glaube, daß dadurch noch kontrolliertere Bewegungen möglich sind. Das hat mit den Variationen wenig zu tun, vermutlich tritt aber ein ähnlicher Effekt ein, wenn man viel Klavier spielt, also z.B. mehrere Stunden täglich.
 
Aber es gibt ein Hindernis in den ersten drei Variationen, die Tonwiederholungen. Ob Stakkato oder nicht, ich bekomme die einfach nicht schneller. Ich merke aber, daß das weniger eine Frage von schnellen Bewegungen als eine der Technik ist. Ich übe das separat mit simplen Tonfolgen wie z.B. GFEDCCCCCCCC oder GFEDCCCC, auch gleichzeitig mit beiden Händen und so langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, auf den Tasten zu "dribbeln", wie mit einem Ball. Es ist irgendwie eine Frage von Schwung und Abprallen.

Liebe Guendola,

das ist ja super, dass es dich wieder "gepackt" hat! :p Anhand der Variationen kann man wirklich eine Menge lernen. Wie spielst du denn die Repetitionen, mit Fingerwechsel oder ohne? Du könntest auch die Variation mit den Terzen üben ( ich weiß gerade nicht auswendig, welche das ist, so um die 10. Variation rum, glaube ich) und von ihrer Spielweise für die Repetitionen profitieren.

Die Bewegung dabei ist übrigens ein bisschen ähnlich, wie wenn du ungeduldig oft an eine Tür klopfst, um eingelassen zu werden. Quasi spechtmäßig. :p

Viel Erfolg und viele Grüße

chiarina
 

...entspricht der neuesten deutschen Ausgabe::D
spechtmaessig.jpg
:D
 
...entspricht der neuesten deutschen Ausgabe:
spechtmaessig.jpg


Ich bin leider furchtbar schlecht im Witze kapieren ( muss sie mir immer erst erklären lassen :oops: ): aber das hast du doch nachträglich eingefügt, oder??? Wenn ja, wirklich genial gemacht. :trompete: Wenn nein, kann das ja gar nicht sein, denn ich habe doch nur einen Witz damit gemacht !

Ich bin leider echt zu doof - mir fehlt das Witze-verstehen-Gen..... .

Liebe Grüße

chiarina ( etwas verzweifelt :p )
 
Die Tonwiederholungen in den ersten drei Variationen und die Akkordwiederholungen der linken Hand in der fünften Variation spiele ich eher zupfend, und zwar ohne dauernden Fingerwechsel (bei den Akkordwiederholungen sowieso nicht). Dabei zupfe ich natürlich die Unterbrechungen, während in "Ruhestellung" der Ton klingt.

Die vierte Variation hat mir eine Weile Schwierigkeiten bereitet. Vielleicht mußte ich auch etwas flexiblere Hände bekommen, um die Triolen fließend und mit leichtem Stakkato zu spielen, während die Außenstimmen den Ton angeben. Anfangs waren die Triolen spätestens in jedem zweiten Takt legato.

Die sechste Variation "funktioniert" bei mir nur mit sehr deutlicher Betonung der jeweils ersten Note jeder Triole und ich kämpfe immer noch mit der Präzision in den letzten drei Takten. Das scheint allerdinge eine reine Kopfsache zu sein, denn häufig klappen die letzten drei Takte problemlos, nur kann ich mich darauf nicht verlassen.

In der siebten und achten Variation habe ich wohl am meisten aufzuarbeiten. Die Oktaven rechts erfordern offensichtlich einiges an Konzentration, sonst haue ich einfach daneben, vor allem mit dem kleinen Finger. Die Noten innerhalb der Oktaven in der achten Variation sind im Prinzip sicherer und werden nur durch die Oktaven beeinträchtigt. Links macht mir der kleine Finger zu schaffen, vor allem in der siebten Variation. In der achten Variation spiele ich Oktaven und "Innentöne" zur Zeit völlig separat, als ob ich vier Hände hätte. Anfangs hatte ich versucht, in Akkorden zu spielen - halt Oktaven und Innentöne nacheinander - aber das funktioniert nicht und mir bleibt nur die Hälfte der Zeit für die Entspannung zwischen den Anschlägen.

In der neunten Variation gilt meine Aufmerksamkeit den gleichmäßigen Sechzehnteln links, der Rest ist eigentlich einfach.

Die nächsten beiden Variationen wirkten anfangs unmöglich, aber es wird langsam. Meine Finger sind eigentlich ziemlich schnell, ich muß "nur" die Hand so führen, daß sie in der Lage sind, die richtigen Töne anzuschlagen. Hier habe ich viel mit Stakkato, Legato, laut und leise variiert und für die Übergänge am Ende der Takte auch mal nur die ersten Töne jeder 32-tel Gruppe und den Übergang selbst gespielt.

So, das ist mein heutiger Stand. Für fast fünf Monate Arbeit klingt das zwar nicht nach viel, aber mir geht es ja nicht darum, die Variationen so vorzutragen, daß mir das Publikum nicht davon läuft, sondern ich möchte erreichen, sie so leicht wie möglich spielen zu können. Das ist ein harter Ritt, manchmal auch mit üblem Frust verbunden, aber ich glaube, es lohnt sich. Und am Ende steht dann wirklich schöne Musik und eine technisch geläuterte Guendola...
 
Hallo

Ich habe diesen Faden gefunden und interessiert durchgelesen und mir deswegen die Variationen zugelegt und werde jetzt mal damit beginnen. Zwar als "Späteinsteiger", aber trotzdem. Bin mal gespannt wie weit ich kommen werde.
Freue mich schon auf die Stücke :-)
 
Hi, da diese Variationen
1. momentan auf der Clavio-Startseite mitsamt Link zu diesem Thema beworben werden ;) und
2. wir eben auch in einem anderen Thema wieder einen Verweis darauf hatten,
würde mich interessieren, ob es auch aktuell Leute gibt, die daran arbeiten?

Ich habe vor ein paar Monaten damit begonnen, sie sind aber nur eines unter vielen anderen Werken (weshalb ich jetzt nicht jeden Tag lange daran üben kann), und ich übe sie unter Aufsicht meiner Lehrerin. Wir arbeiten gerade intensiv an den Variationen bis zur Nummer 17. Ein paar der hinteren habe ich aber, ohne Besprechung im Unterricht, schon angespielt (auf einen Tipp eines Mitglieds hier, das mir nahelegte, die schwierigsten nicht zuletzt zu beginnen).

Ich mag die Variationen sehr! Sie sind sehr abwechslungsreich, musikalisch gehaltvoll und man lernt einfach unglaublich viel, an jeder Variation etwas anderes (okay, manche sind schon sehr verwandt miteinander, aber insgesamt wird eine breite Palette an Herausforderungen bereitgestellt). Mir wird einfach nie langweilig; wenn ich mal von ein paar Variationen die Nase voll habe, lege ich sie eine Weile beiseite und widme mich anderen. :)

LG
 
2. wir eben auch in einem anderen Thema wieder einen Verweis darauf hatten, würde mich interessieren, ob es auch aktuell Leute gibt, die daran arbeiten?

Wie ich im anderen Faden schon sagte, übe ich immer wieder einige Variationen daraus. Ich nutze sie quasi als Etüden-Sammlung und füge immer mal wieder eine hinzu. Die schwierigsten Variationen habe ich aber noch nie geübt und bislang hatte ich auch noch nicht das Ziel, die gesamten Variationen als Vortragsstück zu lernen. Ich finde das Werk absolut genial und kann es nur jedem ans Herz legen, der sich mit fortgeschrittenen Klaviertechniken auseinandersetzen will.

Viele Grüße!
 
Ich habe die Variationen mehrmals vor Publikum gespielt und jedesmal sehr viel davor geübt. Auch wenn in keiner der Variationen Höchstschwierigkeiten vorkommen, finde ich es immer noch sehr herausfordernd, sie am Stück zu spielen. Weil jede einzelne Variation so kurz ist, muss man sich ständig auf etwas Neues einstellen und hat irgendwie nie Zeit, sich in eine Variation hineinzufinden. Entweder man trifft sie mit dem ersten Ton, oder sie ist versaut.

Ich finde die Variationen deshalb weit unangenehmer zu spielen als beispielsweise op. 109. Dort kommt man im Variationensatz wunderbar hinein - das Thema und die ersten beiden Variationen sind technisch anspruchslos, am Ende der zweiten Variation hat man genügend geistige Reserven, um sich auf die unangenehme 3. Variation einzustellen. Danach kommt wieder eine technich leichte, die auf die schwierige 5. Variation vorbereitet. Und die sehr schwierige 6. Variation beginnt eben auch leicht.

Bei WoO 80 hat man diesen Luxus über weite Strecken nicht - man muss extrem wach und aufmerksam sein, wenn man diesen Zyklus spielt. Deshalb würde ich sie eher nicht ans Ende eines Konzertprogramms setzen.
 
Ich übe die Variationen derzeit auch. Leider bin ich die letzten 2-3 Wochen nicht zum Üben gekommen, aber die letzten beiden Tage habe ich das Üben wieder aufgenommen. Ich bin jetzt bei 19-21.

Bzgl. der Schwierigkeit, die Mick angesprochen hat, hat mich mein Lehrer auch schon gewarnt. Im Übeprozess ist mir das begreiflicherweise noch nicht wirklich drückend vorgekommen, aber die 32 Variationen im Zusammenhang vorzutragen, erfordert auf jeden Fall nochmal Arbeit, auch wenn ich alle 32 einzeln durchgegangen bin. Ich arbeite zum Glück nicht auf einen bestimmten Konzerttermin hin, insofern mache ich mich da nicht verrückt. Vermutlich werde ich das Stück eh, wenn ich durch bin, weglegen und dann nach ein paar Monaten wieder hervorholen.

Troubadix, welche hast du denn für dich als die Schwierigsten identifiziert?

Es gibt übrigens in einem Essay von Alfred Brendel eine ganz kurze Bemerkung zu den c-Moll Variationen. Er bezeichnet sie als "problematisch". Ich habe mich immer gefragt, inwiefern er sie problematisch findet.

lg marcus
 
Ich bin zwar nicht Troubadix, aber die letzte Variation ist mit großem Abstand die Schwierigste.
 

Ich finde die Variationen X, XI, XXVI, XXVII, XXIX und XXXII am Schwierigsten und habe sie deshalb bislang gemieden.

Viele Grüße!
 
Hier mal eine Arbeitsfassung (!) vom Thema. Was mir selbst auffällt:
- Takt 3: die Pause vor der Wiederholung des e ist nicht vorhanden/zu kurz
- Takt 7 und 8: ich werde zum Ende hin leicht schneller und irgendwie gefällt mir der Klang noch nicht 100%...vielleicht sollte ich diese letzten Noten ein wenig "graziler" spielen, leichter, leiser...nicht so plump.

Sonst noch Mängel, die euch auffallen? :)
Achso, aufgenommen mit meinem stinknormalen iPhone...
Und ich kündige jetzt schonmal an, dass ich das Video wieder auf privat umstellen werde. :) Das ist ja noch sehr verbesserungswürdig. Aber hier hin und wieder Updates einzelner Variationen zur Diskussion zu stellen, finde ich eine schöne Idee! Vielleicht hat ja noch wer Lust?!

 
Ist dir bewusst, dass das Thema im 3/4-Takt steht? Du spielst einen (beinahe sauberen) 4/4-Takt. :dizzy:
 
Dank @mick s gutem Hinweis hier im Thema und ein paar Tipps weiß ich nun ungefähr, wie ich das Thema in den nächsten Tagen weiter verbessern kann; es ist wohl gerade hinsichtlich Puls noch nicht astrein. Dennoch hier die vorläufige Korrektur und damit den status quo. Vielleicht trauen sich dadurch auch andere, mitzumachen (ob per Aufnahme oder nicht) und ihren Fortschritt zu diskutieren. :)
Ich habe auch übermorgen Klavierunterricht und werde das mal ansprechen.
Mir ist das Thema natürlich sehr wichtig; wenn das nicht überzeugend gespielt wird, kann man sich die Variationen sparen. Von daher werde ich es weiter ausarbeiten, bis ich richtig zufrieden bin....! :)


View: https://www.youtube.com/watch?v=ijUUcmxrD4c#action=share
 
Dank @mick s gutem Hinweis hier im Thema und ein paar Tipps weiß ich nun ungefähr, wie ich das Thema in den nächsten Tagen weiter verbessern kann; es ist wohl gerade hinsichtlich Puls noch nicht astrein. Dennoch hier die vorläufige Korrektur und damit den status quo. Vielleicht trauen sich dadurch auch andere, mitzumachen (ob per Aufnahme oder nicht) und ihren Fortschritt zu diskutieren. :)
Ich habe auch übermorgen Klavierunterricht und werde das mal ansprechen.
Mir ist das Thema natürlich sehr wichtig; wenn das nicht überzeugend gespielt wird, kann man sich die Variationen sparen. Von daher werde ich es weiter ausarbeiten, bis ich richtig zufrieden bin....! :)


View: https://www.youtube.com/watch?v=ijUUcmxrD4c#action=share

Ich finde diese 32 Variationen auch sehr faszinierend und kannte sie bisher noch nicht.

Vielleicht fang ich auch an, sie zu studieren. Sind ja in der Regel nur zwei oder drei Zeiler.

Wenn Chopin Aquarell malt, dann sind diese Variationen aus Stein gemeiselt.
 

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