Bechstein historisch

  • Ersteller des Themas verdi1813
  • Erstellungsdatum

ich möchte gern darauf hinweisen, dass Bechstein auf seiner aktuellen Internetseite die Firmengeschichte keineswegs schönt oder verschleiert. Dort findet sich zum Jahr 1932 folgende Formulierung:
Obwohl Helene Bechstein, geborene Capito, Edwin Bechsteins Ehefrau, ebenso wie fast die gesamte deutsche Industrie das Hitlerregime unterstützte, ....

maurus und andere, ich verstehe nicht – ebenso wie Herr Willms – was hier nicht angemessen sein soll. Die Nähe zu A.H. & Co. wird doch zugegeben. Nach wie vor bin (nicht nur ich) der Meinung, daß endlich ein Schlußstrich gezogen werden sollte. Immer wieder diese „Aufarbeitung“ unserer furchtbaren Vergangenheit für die unsere jetzige Generation nichts kann.

Und zu was soll so ein Forschungsprojekt gut sein?

Was war eigentlich an meiner Frage in Post 16, Seite 2, so abwegig, daß sie nicht beantwortet wurde?

Meinst Du die Aussage von Bechstein, daß sie jüdische Kunden verloren haben (aus dem bekannten Grund) aber Helene Bechstein als Unterstützerin des Mannes aus Braunau mit dafür gesorgt hat ihre eigenen Kunden zu verlieren?
 
(1) Nach wie vor bin (nicht nur ich) der Meinung, daß endlich ein Schlußstrich gezogen werden sollte. Immer wieder diese „Aufarbeitung“ unserer furchtbaren Vergangenheit für die unsere jetzige Generation nichts kann.

(2) Und zu was soll so ein Forschungsprojekt gut sein?

(1) Weil es eben gut ist, es genau zu wissen, auch für die Firma, denn der eigenen Geschichte ins Auge zu sehen ist entschieden ehrenhafter als sie zu beschweigen. (2) Die Schlußstrich-Forderung gab es schon in der Adenauerzeit. Sie beruht auf der irrigen Voraussetzung, daß man Teile der Geschichte einfach vergessen kann. Vergiß das - denn die Nachfahren der Opfer und derer, die gegen Nazideutschland gekämpft haben, werden es gewiß nicht tun: lies doch mal im Internet ein bißchen Jerusalem Post oder Haaretz oder auch nur NY Times. Und falls Du glauben solltest, man wisse längst alles: das ist ein Irrtum. In meiner fränkischen Heimat etwa hat man erst vor kurzem angefangen, die Existenz und Geschichte der vernichteten jüdischen Gemeinden auf dem Land zu dokumentieren, Dinge von denen in meiner Kindheit niemand etwas wissen wollte. "Die jetztige Generation" ist schuldlos, wird aber nicht einfach ihre Geschichte los.

Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe mehr oder weniger engen Kontakt mit einer größeren Anzahl von Juden und mich auch mit deren älteren und alten Familienangehörigen unterhalten. 90% waren der Ansicht, daß sie es nicht mehr hören können, daß sie nicht immer wieder die "alten Kartoffeln" (Zitat eines Mannes, der einen Großteil der Familie im KZ verloren hat) aufgekocht haben wollen.

Was nutzt es mir und der jetzigen Generation darin herumzukochen? Klar, alle tragen die Verantwortung dafür, daß sich derartiges niemals wiederholt. Aber immer sind es die Deutschen! Was arbeiten denn die auf, die weggeschaut haben bei all dem Schrecklichen? Die ganze Welt (Amis, China, Japan, Korea etc.) hätte etwas aufzuarbeiten, denn Dreck haben alle am Stecken.
 
Sehr geehrter Herr Maurus,

natürlich waren Sie mit der Andeutung nicht gemeint. Außerdem werde ich einen persönlichen Kontakt aufnehmen.

Mit herzlichen Grüßen
Gregor Willmes
 
Die ganze Welt (Amis, China, Japan, Korea etc.) hätte etwas aufzuarbeiten, denn Dreck haben alle am Stecken.
Das ist DIE Begründung FÜR permanente Aufarbeitung. Lasst uns Vorbild sein. Außerdem werden wir von den intelligenteren Menschen weltweit längst dafür anerkannt und geschätzt.

Leider verläuft auch das - wie jede von Menschen gesteuerte Entwicklung - in den gleichen Wellenlinien, wie sie ein besoffener Autofahrer fabriziert. Die saubere Mitte wäre wohl richtig. Statt dessen wurde meine Generation (50) von der 5. bis zur 10. Klasse permanent(!) in Geschichte UND Deutsch UND Sozialkunde UND Ethik/Religion*** mit dem 3.Reich und dem Holocaust "überstrapaziert" - während meine Kinder (15/19) dieses Thema gerade mal im Geschichtsunterricht "streiften". Sowohl das eine wie das andere ist von Übel...


*** sogar Chemie, Bio, Erdkunde und Physik legten bei "passendem" Thema den Schwerpunkt aufs 3. Reich!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
(1) Was nutzt es mir und der jetzigen Generation darin herumzukochen? [...] (2) denn Dreck haben alle am Stecken.

(2) Das mag sein, aber unser Dreck wird dadurch nicht sauberer, und wegräumen müssen wir ihn schon selber. (1) Was es Dir nutzt?
Du gewinnst an Würde. Man kann nichts für die Schurkereien seines Opas, aber sie zu beschweigen oder schönzureden, gilt in zivilen Gesellschaften als würdelos.
 
Leider verläuft auch das - wie jede von Menschen gesteuerte Entwicklung - in den gleichen Wellenlinien, wie sie ein besoffener Autofahrer fabriziert. Die saubere Mitte wäre wohl richtig. Statt dessen wurde meine Generation (50) von der 5. bis zur 10. Klasse permanent(!) in Geschichte UND Deutsch UND Sozialkunde UND Ethik/Religion mit dem 3.Reich und dem Holocaust "überstrapaziert" - während meine Kinder (15/19) dieses Thema gerade mal im Geschichtsunterricht "streiften".

Und in meiner Generation (60) endete der Geschichtsunterricht mit dem ersten Weltkrieg, weil der Geschichtslehrer von der Spruchkammer als minderbelasteter Mitläufer eingestuft wordne war.
 
Yep, Sla, genau das meinte ich: Unterversorgung, Überversorgung, Unterversorgung - hü und hott. Wirft keine gutes Licht auf unsere "Lenker" ;-)
 
Sehr geehrter Herr Maurus,

natürlich waren Sie mit der Andeutung nicht gemeint. Außerdem werde ich einen persönlichen Kontakt aufnehmen.

Mit herzlichen Grüßen
Gregor Willmes

Sehr geehrter Herr Willmes,

vielen Dank für Ihre private Nachricht. Ich habe Ihnen bereits geantwortet und ziehe es nun vor, alles weitere auf direktem Wege zu besprechen - das Forum bitte ich um Verständnis dafür, dass ich mich nun aus dieser Diskussion ausklinke. Private Nachrichten zum Thema beantworte ich gerne.

Freundliche Grüße allerseits
maurus
 
Die Sache sollte einfach inzwischen als geschichtliches Ereignis akzeptiert werden. Die genaue Wahrheit wird sowieso, wie auch bei 911, niemals an Tageslicht kommen.

Die Zeit damals muss eine extrem Verrückte gewesen sein; dass sieht man schon daran, welchen Einfluss Gestalten wie Crowley hatten.

Man sollte eher aufpassen, dass 2012 nicht genau so verrückt wird.

Jetzt nach 80 Jahren deswegen irgendwelche Firmen mit Dreck zu bewerfen sollte ein Ende haben.

RUdl
 

Jetzt nach 80 Jahren deswegen irgendwelche Firmen mit Dreck zu bewerfen sollte ein Ende haben.
Bring nichts durcheinander! Falls überhaupt mit "Dreck geworfen" wird, dann nur wegen der MANGELNDEN Aufarbeitung , wegen Leugnen und wegen Schönrednerei - und das ist dann AKTUELL und nicht 80 Jahre alt. Ich rede hier ausdrücklich nicht von Bechstein und freue mich sehr, dass Herr Wilms mit maurus in Kontakt tritt.!!! Daumen hoch!

Die Problematik wird verständlicher, wenn man das ganze mal auf eine Personenebene bringt. Nehmen wir mal an, mein Großvater sei ein Obernazi gewesen und ein Franzose, Ami, Israele, whoever, spricht mich darauf an. Welche Reaktion ist dann besser?

a) Och, davon weiß ich gar nichts mehr so recht - ist ja lange her - waren damals ja alle irgendwie so dabei ...
b) Ja. In der Hinsicht war mein Großvater ein Schwein. Dennoch habe ich wunderbare, liebevolle Erinnerungen an ihn. Ich kann diese zwei Gesichter bis heute nicht verstehen.

P.S. Mein Großvater war übrigens weder Nazi, noch jemals "richtig" Soldat. Er wurde nach wenigen Tagen als Sanitäter von den Engländern festgesetzt und auf Traumurlaub geschickt. Kreta war damals das "modernste und freieste Kriegsgefangenenlager der Welt" und Sanitäter wurden besonders "british correct" behandelt...
 
(1) Weil es eben gut ist, es genau zu wissen, (...) denn der eigenen Geschichte ins Auge zu sehen ist entschieden ehrenhafter als sie zu beschweigen.

Lieber Friedrich,

es gibt viele Dinge, über die es sich heutzutage einfach nicht mehr zu reden lohnt. Und nicht mehr darüber zu reden, bedeutet nicht gleich sie zu "beschweigen".

Viele Grüße
Dreiklang
 
Ich habe meinen Beitrag zu meinem Flügel in diesem Faden gelöscht. Der hat hier nichts verloren.
 
Sehr geehrter Herr Willmes,

ich wollte nur kurz anmerken, daß ich es gut finde, daß Sie und andere Verantwortliche der Firma Bechstein hier im Forum schreiben. Es ist sicher keine einfache Gratwanderung, zeigt aber, daß Sie den Mut haben und nicht davor zurückscheuen, sich auf dieses "Parkett" zu wagen.

Ausgesprochen schade finde ich es, dass der von verdi1813 eröffnete Diskussionsfaden über historische Bechstein-Flügel innerhalb kürzester Zeit in eine andere Diskussion gedreht wurde, die bereits mehrfach geführt wurde. So wichtig solche historischen Einordnungen und Diskussionen sein mögen: Darf man deshalb nicht mehr über die Instrumente selbst diskutieren?

Man muß die inhärente Eigendynamik eines Forums akzeptieren.

Da hier in vielen Diskussionen immer wieder dieselben anonymen Mitglieder diskutieren, dürfte dem einen oder anderen vielleicht auch schon aufgefallen sein, dass es den einen oder anderen Teilnehmer gibt, der jede Gelegenheit beim Schopfe fasst, Bechstein in ein schlechtes Licht zu stellen. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, welche Motivationen dazu führen und wie ernst man die Aussagen dieser Teilnehmer überhaupt nehmen sollte. Ich habe nichts gegen jede offen und ehrliche Diskussion, aber es gibt hier wohl einige Teilnehmer, die andere Ziele verfolgen, als nur ein Thema zu diskutieren.

Haben Sie ein grundsätzliches Vertrauen darauf, daß viele Leser die Aussagen und Benutzer im Forum auch gewichten, bzw. die für sie wichtigen Aspekte auch in der Lage sind, zu extrahieren ;)

Über die vielen stillen Mitleser wissen Sie bzw. wir auch nicht viel ;)

Mit freundlichen Grüßen ;)
Dreiklang
 

... zum Beispiel meine ich damit, wie schlimm ich eigentlich die Mondlandung in den letzten Jahren "beschwiegen" habe. Diese grandiose menschliche Leistung, die die Sicht der Welt auf sich selbst verändert hat. Und gerade ist mir eingefallen, wie sehr ich die Maueröffnung in letzter Zeit beschwiegen habe. Den Jubel und Trubel, der damals war...
ich bin einfach schon so sehr an das Denken in neuen und alten Bundesländern gewöhnt...

Das ungefähr meine ich damit, lieber fishi ;)

Schönen Gruß, und nichts für ungut,
Dreiklang
 
es gibt viele Dinge, über die es sich heutzutage einfach nicht mehr zu reden lohnt. Und nicht mehr darüber zu reden, bedeutet nicht gleich sie zu "beschweigen".

Das stimmt, natürlich, lieber Trisonus. Ich z.B. rede nicht mehr darüber, warum die Adler nicht rückwärts fliegen wollen, weil ich keinen Ornithologen gefunden habe, der mit ihnen gesprochen hätte. Etwas anders liegt die Sache bei historischen Ereignissen, die sind so lange relevant zu sein pflegen, wielange von ihnen Betroffene gibt. Und es just nicht unsere Sache, ihnen oder ihren Nachkommen zu sagen, das Sprechen über ihr Leid und dessen Verursacher sei leider keine rentable Angelegenheit mehr. Zumal sie es sich insubordinativer Weise einfach nicht verbieten lassen werden: schau bitte etwa in die Türkei, wo just in diesen Tagen die Nachkommen der zwangsturkisierten und zwangsislamisierten Armenier aus dem Schatten treten und die Anerkennung ihres Leids fordern. Die offzielle Türkei schlägt den Weg ein, entweder zu schweigen oder sich lautstark als verleumdet zu erklären, obwohl die historische Evidenz erdrückend ist. Ich bin froh, daß die offizielle Bundesrepublik einen anderen Weg geht.

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Ich habe meinen Beitrag zu meinem Flügel in diesem Faden gelöscht. Der hat hier nichts verloren.

Nun geh zu und stell ihn doch bitte wieder rein. Fäden mäandern halt mal, finden aber auch wieder in ihr altes Bett zurück.

Mich interessiert hier eine historische Frage, die hoffentlich wenigstens halb hierher gehört: das Holzlager von Bechstein verbrannte im Krieg wie das anderer Herstelle auch. Muß man das in erster Linie als finanziellen Verlust sehen oder ging damit auch ein Stück Markenindividualität zugrunde, weil man nun auf Quellen zurückgreifen mußte, derer sich andere auch bedienen konnten? Und wie wurde eigentlich die Zeit überbrückt, bis wieder ein Holzlager aufgebaut war?
 

Zurück
Top Bottom