Liebe Mondfisch
Was die Beurteilung des Klanges angeht, ist mir aufgefallen, dass die alten (deutschen) Klaviere ganz anders klingen, für meine Ohren sogar etwas dumpf. Dagegen fand ich Kawai zwar sehr klar, aber fast schon spitz. Könnte sogar sein, dass das nach einer Weile nervt.
Alte Klaviere klingen anders als neue. Ich vermute mal, jedes neue Klavier, egal welcher Marke, würde brillianter klingen als Klaviere aus den 1920er Jahren. Trotzdem sollte der Klang auch im direkten Vergleich nicht "dumpf" sein. Mit guten alten Klavieren verbinde ich "warm", "weich", "voll", "dunkel" in einem positiven Sinn (dunkle Färbung der Stimme einer Altisten z.B.).
Dazu meinte die Verkäuferin, dass die Stimmung sich ändern ließe. Aber ich nehme doch an, dass ein Klavier seine "optimale" Stimmung hat? Oder kann man da noch viel herumregulieren? Und wenn ja, wie? Das ist mir nicht so klar...
Klaviere verändern im Laufe ihres Lebens schon ihren Klang, insbesondere in Abhängigkeit von der Konsistenz der Hammerköpfe, die ja aus Filz bestehen. Wenn der Klang zu hart und spitz ist, lässt sich das bis zu einem gewissen Grad durch das Intonieren der Hammerfilze beheben. Dabei wird mit einer speziellen Nadel in die Hämmer gestochen. Der Klang wird dann weicher. Man sollte dem Klavier aber eine gewisse Zeit geben, es bei sich einspielen, bevor man so etwas machen lässt. Das ist eine heikle Sache, von "zu schrill" bis "stumpf" ist es nicht weit.
In die andere Richtung ist es, soweit ich weiß, schwieriger Veränderungen am Klang zu bewirken.
Und wie Thomas schon gesagt hat, der Grundcharakter der Instrumente lässt sich nicht verändern.
Was die Mechanik betrifft, hab ich nichts von euch gehört. Das heißt, das ist ein zu vernachlässigendes Argument? Die Mechanik ist auch nach 80 Jahren noch tutti (wenn ordentlich überholt), weil es da keine grundlegenden Neuerungen gab?
Ja, ich denke, das kann man so sagen. So präzise wie eine neue Mechanik wird's wahrscheinlich nicht sein. So eine Mechanik besteht ja aus einer Vielzahl von beweglichen Teilen, die ganz exakt ineinandergreifen müssen. Ich vermute mal, dass auch bei Generalüberholungen nicht jedes einzelne Verschleißteil ersetzt wird. Zumindest nicht in dieser Preisklasse. Trotzdem kann das Spielgefühl angenehmer sein als auf Neuinstrumenten. Das muss man ausprobieren.
Und wie ist es mit dem Nachklang der Töne? Sollte der möglichst lang sein (ohne Pedal)? Meine Freundin meinte fürs stakkato sei es wichtig, dass der Ton nicht lange nachklingt.... Oder hab ich da was falsch verstanden?
Nein, hast Du nicht. Ergänzend zu Thomas: die Dämpfer arbeiten auch mit Filz. Haben die Dämpferfilze nicht die richtige Konsitenz, dämpfen sie nicht mehr optimal. Das kann bei alten Instrumenten schon vorkommen. Fragen, ob die Filze erneuert wurden bzw. wie's um ihre "Lebenserwartung" bestellt ist.
Der oberste Bereich der Saiten (Diskant) hat keine Dämpfer. Diese Saiten klinen also immer nach.
Auch wenn Du bei einem Ton in mittlerer oder tiefer Lage die Taste auslässt, ist das klavier nicht totenstill, weil halt noch etwas nachschwingt.
Ich meinte aber etwas anderes. Wenn Du eine Taste anschlägst und diese gedrückt hältst, wie lange steht der Ton klar und präsent im Raum, wie schnell wird er leiser, hat man das Gefühl, dass sich der Klang dabei verändert, gefällt einem, was man hört? Bitte da keine Wissenschaft daraus machen (mit Stoppuhr oder so).
Viel Spaß bei der Suche
Liebe Grüße
Gernot