Das Problem ist, daß wir uns teilweise verzettelt haben, als die Diskussion immer hitziger wurde.
Vieles ist sehr richtig, und ich fasse das gerne einmal zusammen: natürlich muß das Ohr am Ende den Fluß (die Klangwelle) steuern. Natürlich muß das Metrum, in dem man spielt, am Ende "organisch" (im besten Fall: musikalisch) sein. Und Musik muß am Ende melodisch klingen.
Trotzdem muß man dazu auch Tasten bewegen, bzw. auf die Tasten und Finger schauen (daran führt kein Weg vorbei). Das hat ganz wesentlichen Anteil am Klavierspiel (das ist genau der "visuell-motorische" Anteil des Klavierspiels).
Normalerweise kann man ein Stück einüben ohne weitere Hilfsmittel. Nämlich genau dann, wenn es in etwa den eigenen technischen Fähigkeiten entspricht, oder nur wenig darüber liegt.
Wenn etwas aber weit über dem eigenen Level liegt, kann das nicht mehr klappen: man "versagt" an einem Stück, man schafft es nicht, das in den Griff zu bekommen, es überfordert einen (genau wie bei 40er).
Und jetzt kommt's: nicht das Ohr ist daran schuld, daß die Finger irgendetwas dann nicht (mehr) schaffen, sondern unser visuell-motorisches Lernsystem: es ist insgesamt überfordert mit der gestellten Aufgabe.
Preisfrage: wie kann man eine zu schwierige Aufgabe lösen? Antwort: indem man sie in viele einfache zerlegt. Und etwa stufenweise, in kleinen Schritten, von einer langsamen Geschwindigkeit, genau kontrolliert und stabilisiert durch das Metronom, zu einer höheren Spiel-Geschwindigkeit kommt.
Das klappt bei mir (und nicht nur bei mir). Man kann also mittels Metronom eine solche Hürde nehmen. Am Ende können die Finger es (eine schwere Passage z.B.), und man kann sich voll auf die klangliche Gestaltung konzentrieren - die Finger sind ja nun nicht mehr das Hauptproblem.
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Man muß das alles nicht so tun, man muß das alles auch nicht glauben, man muß das alles auch nicht unbedingt verstehen wollen - man kommt dadurch nicht in die Hölle oder so, und Klavierspiel geht sicher auch ohne das. (ich will damit sagen: ich stelle explizit keine Dogmen auf ;))
Allerdings, wenn man Lust dazu hat, könnte man es ja für sich mal ausprobieren, insbesondere, wenn man irgendwo mal arg festhängt (und Dreiklang's Überlegungen und Erkenntnissen eine gewisse Chance auf Erfolg zubilligen).
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Ach so: daneben gibt's noch die Methode der "Beschleunigung kleiner Einheiten" (die mir unsympathisch ist, weil sie die Musik beim Üben rhythmisch verzerrt, und das gefällt mir nicht). Und diese Methode findet sich auch in anerkannten Lehrbüchern.