Das runde eingelassene Schildchen war ein Zeichen der Klaviermacher Wiens, dass dieses Klavier ein Leihklavier war. Wurde es illegal verkauft, wusste gleich jeder Kollege, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging und so konnte das Klavier schnell zugeordnet werden. Selbst wenn das Schild abgeschraubt war blieb das Loch... Soweit mein Kenntnisstand über dieses Schildchen
Dörr hatte eine Klavierproduktion, aber es gab ja schon Firmen, die Instrumente im Werk umlabelten. Die bekamen dann häufig Firmenschildchen statt eingelassene Messingbuchstaben. Das kam ziemlich häufig vor. Z.B. ein Schild "Lauberger und Gloss Handelsabt." oder Schildchen von Wendl & Lung; So hatten einige "Klaviererzeuger" gar keine eigene Produktion sondern kauften nur zu. Gustav Ignaz Stingl z.b. war ein guter Kaufmann und Händler und lies in anderen Klavierfabriken Instrumente für sich unter seinem Namen bauen. Die Klaviermacherdynastie Gebrüder Stingl störte das gewaltig und prozessierten schon vor 90 Jahren gegen Gustav Ignaz, ohne Erfolg, denn der gute Mann hieß ja wirklich Stingl und musste sich nicht umtaufen. So fühlten sich die Gebrüder Stingl bemüßigt den Zusatz "Original" dazu zu schreiben. Daher gibt es dann auch Stingl Original, Gebrüder Stingl und einen G.I. Stingl, der bei Firmengründung in den 20er Jahren gar keine eigenen Instrumente baute, aber recht erfolgreich sehr gute Ware kaufte und verkaufte. Diese Firma existiert übrigens heute noch in Wien. Soweit mein Kenntnisstand. Wenn das nicht stimmt nehme ich es gerne wieder zurück.
LG
Michael