Messen kann man da gar nichts, zumindest nicht absolut. Wie soll das gehen? Dann könnten wir ja jedes Stück durch den Computer jagen und bekämen am Ende eine zuverlässige, quantifizierte Qualitätsangabe.
Das geht nicht!
Man kann meiner Meinung nach Musik nicht unabhängig von der Intention oder der Idee des Komponisten Bewerten.
Ich würde mich also als erstes fragen: Was ist die Idee dahinter, was hat sich der Komponist dabei gedacht, was will er erreichen? Ist der musikalische Gedanke dahinter beliebig, innovativ, nachvollziehbar...
Erst dann kann ich mir ansehen, wie kunstvoll diese musikalische Idee umgesetzt wurde. Bleiben wir beim Anfang des Rheingolds. Diese unglaublich geniale Umsetzung des Schöpfungsgedanken, ohne komplizierte Rhythmik, sogar ohne Harmoniewechsel ...Wie um alles in der Welt will ich das qualitativ gegen eine Mahler-Sinfonie aufwiegen? Das geht nicht und da sind wir sogar bei beiden Sachen in der Kunstmusik. Ich kann nur die Aussage treffen, dass beides qualitativ hochwertig ist. Welcher musikalische Gedanke steht hinter dem Beginn der Walküre? Wie sehen da die Kriterien aus, um die Qualität des Vorspiels dort zu quantifizieren? Der musikalische Gedanke, der vom Sturm gepeitschte Sigmund, wird genial umgesetzt, aber was genau will ich dort quantifizieren? Ich kann mir anschauen, was Wagner dort kunstvolles mit den Streichern macht und welche Klangwirkung er damit erzielt und natürlich hat diese Musik eine hohe Qualität, aber quantifizieren? Ähnliches könnte über die Todesverkündung schreiben, wo besonders die Harmonik die Genialität und zu jener Zeit Innovation ausmacht. Auch Harmonik allein kann aber nicht immer als Qualitätskriterium herhalten. Man kann sehr leicht nachlesen was Schönbergs fragte als ihm berichtet wurde, dass sich immer mehr Komponisten in der Dodekaphonie versuchen.
Gerne wird das hier...
Den Anhang 9542 betrachten
...als Beispiel für ein Stück genannt, dass aufgrund seiner verzwickten Polyrhythmik, die auch noch ständig wechselt, schwierig zu spielen ist (ganz abgesehen von der Weitgriffigkeit in der linken Hand). Darüber hinaus liegt dem aber noch ein musikalischer Gedanke zugrunde, der eine tolle Klangwirkung entfaltet.
Ganz anders hier...
Den Anhang 9543 betrachten
Das ist ebenfalls stark polyrhythmisch (erst 7 gegen 8, dann 7 gegen 10). Der musikalische Gedanke dahinter ist aber ein ganz andere, als im vorherigen Beispiel, ebenso die Klangwirkung, aber natürlich ist auch das genial umgesetzt und von hoher Qualität.
Ein letztes Beispiel...
Warum ist diese Stelle so genial und worin liegt die Qualität dieser Stelle?
Das sind nur mal ein paar wenige Beispiele. Im Grunde ist es aber unmöglich, dass alles in einem Forumsbeitrag sinnvoll unterzubringen.
Kurz gesagt: Wer versucht, Qualitätskennzahlen für Musik zu ermitteln, wird scheitern. Dennoch gibt es hohe Qualität in der Musik. Möchte ich das ermitteln, muss ich den musikalischen Gedanken der Umsetzung gegenüberstellen was ich dann basierend auf dem jeweiligen musikalischen Gedanken bewerten kann. Dabei kommt aber nie ein absoluter Wert raus.
Viele Grüße!