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Liebe Clavio-Gemeinde!
Seit einigen Wochen habe ich mein erstes eigenes Klavier. Ohne Euch wären die Suche sicher anders verlaufen, deshalb möchte ich hier ein Fazit vom Stapel lassen. Vielleicht hilft es jemandem.
Ich hoffe hier niemandem auf die Füße zu treten. Alle Eindrücke sind natürlich subjektiv. Was dem einen passt, geht beim anderen gar nicht, so ist das eben.
Ich spiele überwiegend Jazz und wenig Klassik und alles auf einem überschaubaren Amateur-Niveau. Demnach habe ich natürlich einen anderen Qualitätsanspruch als jemand, der bei Liszt, Brahms und Chopin um die Feinheiten kämpft.
Zu mir: In Kindheit und Jugend 12 Jahre Klavierunterricht (inklusive Musikabitur mit Klavier-Prüfung), dann 10 Jahre Pause (nur Keyboard in Rockbands). Seit 4 Jahren wieder systematisches Üben und gelegentliche Auftritte mit Jazz-Bands. Insgesamt seit 15 Jahren fast nur auf Digis gespielt (zuletzt Roland RD700GX mit SN - tolles Teil, aber immer noch ein Digi).
Jetzt sind Geld und Wohnraum vorhanden, also endlich: Ein Klavier, ein Klavier !!!
Warum keinen Flügel? Soviel Platz habe ich noch nicht, außerdem muss man sich ja auch noch steigern können.
Was es geworden ist: Ein neues Yamaha YUS1 Silent (10200 Euro, Listenpreis 11800). Ich bin sehr zufrieden. Es kann singen, flüstern, brüllen und der Anschlag passt mir wie angegossen.
Wie kam es dazu ?
Die Quinessenz meiner Wahl sei vorweggenommen: Ich möchte eine Lanze brechen für das solide Mittelmaß.
Der Reihe nach:
Bei meiner Suche habe ich 8 Händler in 5 Großstädten abgeklappert. Die Klavier-Kauf-Threads bei Clavio habe ich seit September 2011 alle gelesen, außerdem ist der online-Ratgeber Acoustic & Digital Piano Buyer, Fall 2011 sehr hilfreich.
Ursprünglich wollte ich auch aus Prestigegründen ein edles "Made-in-Germany"-Instrument. Japaner und Osteuropäer waren mir jedoch zuerst suspekt. Ich wollte Purist sein. "Und Yamaha steht in jeder Musikschule, das ist doch 08/15" ... dachte ich zu Anfang.
Ich hatte sogar den Gedanken richtig dick zu investieren und es auch als Kapitalanlage zu nutzen. Warum nicht in diesen wilden Zeiten (Was wird eigentlich aus dem Euro?) einen Batzen Geld in Form eines Top-Klaviers im Wohnzimmer horten und sogar noch jeden Tag Spaß daran haben? Von dem Trip war ich schnell runter, denn das ist wahrscheinlich nur sinnvoll, wenn man ab 60000 Euro für einen Steinway-Flügel übrig hat. Und den will man dann nicht mehr hergeben. Und mal eben schnell einen Käufer finden, wenn Kapital frei werden soll, ist auch nicht so einfach.
Na gut, aber ich wollte schon was "besseres". Meine Eltern haben vor 2 Jahren ein Yamaha b2 113cm gekauft, auf dem ich häufig gespielt habe. Der Yamaha-Klang gefiel mir dort nicht, zu drahtig, und es fehlt mir "der Bauch". Überhaupt finde ich, dass bei Klavieren unter 120cm das Volumen fehlt, auch wenn z.B. die kleinen Grotrians oberhalb des Basses sehr edel klingen können.
Habe mir dann als Preislimit 10000 Euro (neu oder gebraucht) gesetzt mit der Option bei einem "Volltreffer" auch höher zu gehen.
Zwei Zitate von Clavio-Usern haben mir sehr zu denken gegeben:
1. "Einen guten Flügel findet man immer, ein wirklich gutes Klavier nur sehr selten."
2. "Wer was Schickes im Wohnzimmer haben will kauft Boston, Musiker kaufen Kawai"
Zur „Premium-Klasse“ muss ich sagen: Am meisten angetan war ich von einem neuen Bösendorfer 130 (32000 Euro) . Aber: Auch das hat keinen Endorphin-Schub in mir ausgelöst sondern ich dachte nur: Jawohl, so stelle ich mir das ideale Klavier vor, alles stimmt, ausgewogen auf allen 88 Tasten, keine offenen Fragen. Trotzdem bleibt es ein Klavier, während selbst einfachere Flügel ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Ich finde man darf folgendes nicht vergessen:
Ein Klavier ist schon an sich ein Kompromiss, damit man auch dann in die Tasten hauen kann, wenn der Platz für einen Flügel fehlt. Wahrscheinlich jeder hätte am liebsten einen mittelgroßen Top-Flügel, aber mangels Platz, Geld und Lärmtoleranz der Nachbarn begnügt mal sich eben mit einem Klavier oder Digi oder Silent-Klavier. Bevor es Silent und Digis gab, hat man früher eben ein kleines Klavier mit Moderator genommen.
Eine sehr erfahrene Händlerin hat mir folgendes erzählt: Klaviere über 10000 Euro hat sie vor Jahren aus dem Programm genommen, weil das niemand mehr kauft. Ihre Erklärung dafür: Die deutschen Premium-Marken sind auch nicht mehr ganz so exzellent wie sie in den 60ern und 70ern mal waren. Und vor allem: Asiaten und Osteuropäer sind deutlich besser geworden und können mittlerweile sehr gute mittelpreisige Instrumente bauen, die von den Premium-Modellen gar nicht mehr so weit entfernt sind. Der viel zitierte Auto-Vergleich: Ein Top-Toyota ist heute oft die bessere Wahl und dabei weit günstiger als ein mittlerer Mercedes. Stichwort: Preis-Leistung.
Sprich: Der Unterschied zwischen einem guten Kawai, Yamaha, Petroff oder sogar Ritmüller (alle unter 10000) und den Blüthners, Grotrians, Schimmels, Bechsteins, Försters zwischen 15000 und 20000 ist so riesig groß nämlich gar nicht. Das war auch meine Erfahrung bei der Suche. Fast hätte ich ein C.Bechstein 118 für 12500 genommen. Ja, es hatte was besonderes, aber: Der Unterschied zu einem Yamaha YUS1 oder einem Kawai K3 war bei Licht betrachtet minimal. Es sind Nuancen und die Aufschrift "Made in Germany" bzw. "designed by ..." oder "selected by ...". Und ob einem das mehrere Tausend Euro wert ist ?
Das gilt meiner Meinung nach auch für die B-Reihen der Premium-Hersteller. Bechstein Academy, Hässler, Schimmel Classic, Boston und wie sie alle heißen. Die klingen schon ein bisschen anders als Kawai, Petroff und Yamaha und manche haben ihren ganz eigenen Charme, aber sie sind nicht wesentlich besser, nur teurer weil der Schriftzug eines Premiumherstellers darauf prangt. Ich konnte ein 124er Hässler (Zweitmarke von Blüthner) direkt mit dem YUS1 vergleichen und fand die beiden unterschiedlich, aber keins besser. Das YUS1 (ohne Silent) ist aber günstiger als das Hässler.
OK, ab 20000 gibts natürlich andere Dimensionen. Bösendorfer 130, Grotrian 124 und die Steinway 125 und 132 haben mich schon sehr beeindruckt. Aber: Wer 20000 bis 30000 für ein Klavier hinlegen will, sollte sich überlegen, ob er mit einem soliden Flügel für 10000 bis 15000 (neu oder gebraucht) nicht besser bedient ist und den Rest in eine größere Wohnung investiert.
Einschränkend muss ich zugeben: Es soll ja angeblich junge gebrauchte Klaviere der großen edlen Hersteller geben, die gut gepflegt und überholt nur 50 % vom Neupreis kosten. Das klingt reizvoll, aber mir ist bei der Suche kein solches begegnet. Die gebrauchten, die ich getestet habe klangen auch gebraucht und/oder der Anschlag war abgenudelt.
Nur ein tolles Grotrian Concertino 131 gebraucht für 13000 habe ich gefunden. Doch selbst das war nicht perfekt, klanglich und vom Volumen sehr schön, aber im Bass war es mir für seine Größe zu dünn. Aber das hat mir dann sowieso jemand vor der Nase weggeschnappt.
Gleiches gilt für einzelne Exemplare von Neuinstrumenten. Wäre mir ein neues Förster, Bechstein oder Grotrian für um die 15000 über den Weg gelaufen bei dem ich einfach nur dahinschmelze... Ich wäre vermutlich schwach geworden und hätte gesagt "Sch... auf die Kohle !" Es soll ja vorkommen, dass von drei identischen Modellen eins der Hammer ist und die beiden anderen nur Durchschnitt. Ist mir aber auch nicht begegnet.
Ich werde warten, bis die Wohnsituation einen Flügel erlaubt und bis dahin bin ich mit dem Yamaha YUS1 bestens bedient. Als ich zum ersten mal ein YUS1 getestet habe, hatte ich das deutliche Gefühl, dass es einfach am besten zu mir passt. Es stimmt alles, auf gehobenem Mittelklasseniveau! Der früher meist ziemlich drahtige Yamaha-Sound ist bei den neueren Instrumenten so ungefähr ab der U1-Liga doch um einiges geschmeidiger geworden. Mir gefällt er sehr gut!
Übrigens ein weiterer Vorteil von Yamaha: Gegen vertretbaren Aufpreis gibt es jedes Modell ab Werk auch mit dem wohl ausgereiftesten Silent-System, das der Markt zu bieten hat. Ok, da gibt es von Kawai auch was vernünftiges und die meisten Hersteller haben ein akzeptables eigenes System oder Lizenzen für die Kawai- oder Yamaha-Systeme. Mancher Händler sagt ja dann: "Gar kein Problem, in jedes Klavier lässt sich auch nachträglich ein Silent-System einbauen." Gemeint ist damit dann der Bausatz von Korg, der - höflich ausgedrückt - niemanden glücklich machen wird (meine Meinung).
Leider hatte keiner meiner Händler Steingraeber-Instrumente im Laden. Die liegen (neu) zwar weit über meinem Budget, aber ich habe viele begeisterte Kommentare gelesen. Da ist mir vielleicht doch was entgangen...
Ich habe jetzt absichtlich etwas plakativ meine Erfahrungen beschrieben. Dass die Suche nach einem Instrument fürs Leben genau so individuell und subjektiv abläuft wie die Suche nach einem Partner für's Leben, das wissen wir ja alle. Gut und geeignet ist, was gefällt, berührt und passt !!! Trotzdem freue ich mich auf kritische, anregende, wütende Kommentare! Man lernt ja immer weiter, und natürlich überlege ich heute schon, welcher Flügel im Preislimit x denn wohl in 3 oder 30 Jahren zu mir passen könnte.
Für wichtig halte ich außerdem: Ja, bei der Suche nach einem passenden Instrument sollte man nicht aus der Hüfte schießen und sich Zeit nehmen. Die ist nötig, um das Angebot zu sondieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen. Für mich gilt allerdings auch der Grundsatz: Lieber eine Stunde länger üben, als eine Stunde länger nach dem noch besseren vermeintlichen Traumklavier/Traumflügel suchen!
In diesem Sinne ... Das YUS1 ruft !
Seit einigen Wochen habe ich mein erstes eigenes Klavier. Ohne Euch wären die Suche sicher anders verlaufen, deshalb möchte ich hier ein Fazit vom Stapel lassen. Vielleicht hilft es jemandem.
Ich hoffe hier niemandem auf die Füße zu treten. Alle Eindrücke sind natürlich subjektiv. Was dem einen passt, geht beim anderen gar nicht, so ist das eben.
Ich spiele überwiegend Jazz und wenig Klassik und alles auf einem überschaubaren Amateur-Niveau. Demnach habe ich natürlich einen anderen Qualitätsanspruch als jemand, der bei Liszt, Brahms und Chopin um die Feinheiten kämpft.
Zu mir: In Kindheit und Jugend 12 Jahre Klavierunterricht (inklusive Musikabitur mit Klavier-Prüfung), dann 10 Jahre Pause (nur Keyboard in Rockbands). Seit 4 Jahren wieder systematisches Üben und gelegentliche Auftritte mit Jazz-Bands. Insgesamt seit 15 Jahren fast nur auf Digis gespielt (zuletzt Roland RD700GX mit SN - tolles Teil, aber immer noch ein Digi).
Jetzt sind Geld und Wohnraum vorhanden, also endlich: Ein Klavier, ein Klavier !!!
Warum keinen Flügel? Soviel Platz habe ich noch nicht, außerdem muss man sich ja auch noch steigern können.
Was es geworden ist: Ein neues Yamaha YUS1 Silent (10200 Euro, Listenpreis 11800). Ich bin sehr zufrieden. Es kann singen, flüstern, brüllen und der Anschlag passt mir wie angegossen.
Wie kam es dazu ?
Die Quinessenz meiner Wahl sei vorweggenommen: Ich möchte eine Lanze brechen für das solide Mittelmaß.
Der Reihe nach:
Bei meiner Suche habe ich 8 Händler in 5 Großstädten abgeklappert. Die Klavier-Kauf-Threads bei Clavio habe ich seit September 2011 alle gelesen, außerdem ist der online-Ratgeber Acoustic & Digital Piano Buyer, Fall 2011 sehr hilfreich.
Ursprünglich wollte ich auch aus Prestigegründen ein edles "Made-in-Germany"-Instrument. Japaner und Osteuropäer waren mir jedoch zuerst suspekt. Ich wollte Purist sein. "Und Yamaha steht in jeder Musikschule, das ist doch 08/15" ... dachte ich zu Anfang.
Ich hatte sogar den Gedanken richtig dick zu investieren und es auch als Kapitalanlage zu nutzen. Warum nicht in diesen wilden Zeiten (Was wird eigentlich aus dem Euro?) einen Batzen Geld in Form eines Top-Klaviers im Wohnzimmer horten und sogar noch jeden Tag Spaß daran haben? Von dem Trip war ich schnell runter, denn das ist wahrscheinlich nur sinnvoll, wenn man ab 60000 Euro für einen Steinway-Flügel übrig hat. Und den will man dann nicht mehr hergeben. Und mal eben schnell einen Käufer finden, wenn Kapital frei werden soll, ist auch nicht so einfach.
Na gut, aber ich wollte schon was "besseres". Meine Eltern haben vor 2 Jahren ein Yamaha b2 113cm gekauft, auf dem ich häufig gespielt habe. Der Yamaha-Klang gefiel mir dort nicht, zu drahtig, und es fehlt mir "der Bauch". Überhaupt finde ich, dass bei Klavieren unter 120cm das Volumen fehlt, auch wenn z.B. die kleinen Grotrians oberhalb des Basses sehr edel klingen können.
Habe mir dann als Preislimit 10000 Euro (neu oder gebraucht) gesetzt mit der Option bei einem "Volltreffer" auch höher zu gehen.
Zwei Zitate von Clavio-Usern haben mir sehr zu denken gegeben:
1. "Einen guten Flügel findet man immer, ein wirklich gutes Klavier nur sehr selten."
2. "Wer was Schickes im Wohnzimmer haben will kauft Boston, Musiker kaufen Kawai"
Zur „Premium-Klasse“ muss ich sagen: Am meisten angetan war ich von einem neuen Bösendorfer 130 (32000 Euro) . Aber: Auch das hat keinen Endorphin-Schub in mir ausgelöst sondern ich dachte nur: Jawohl, so stelle ich mir das ideale Klavier vor, alles stimmt, ausgewogen auf allen 88 Tasten, keine offenen Fragen. Trotzdem bleibt es ein Klavier, während selbst einfachere Flügel ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Ich finde man darf folgendes nicht vergessen:
Ein Klavier ist schon an sich ein Kompromiss, damit man auch dann in die Tasten hauen kann, wenn der Platz für einen Flügel fehlt. Wahrscheinlich jeder hätte am liebsten einen mittelgroßen Top-Flügel, aber mangels Platz, Geld und Lärmtoleranz der Nachbarn begnügt mal sich eben mit einem Klavier oder Digi oder Silent-Klavier. Bevor es Silent und Digis gab, hat man früher eben ein kleines Klavier mit Moderator genommen.
Eine sehr erfahrene Händlerin hat mir folgendes erzählt: Klaviere über 10000 Euro hat sie vor Jahren aus dem Programm genommen, weil das niemand mehr kauft. Ihre Erklärung dafür: Die deutschen Premium-Marken sind auch nicht mehr ganz so exzellent wie sie in den 60ern und 70ern mal waren. Und vor allem: Asiaten und Osteuropäer sind deutlich besser geworden und können mittlerweile sehr gute mittelpreisige Instrumente bauen, die von den Premium-Modellen gar nicht mehr so weit entfernt sind. Der viel zitierte Auto-Vergleich: Ein Top-Toyota ist heute oft die bessere Wahl und dabei weit günstiger als ein mittlerer Mercedes. Stichwort: Preis-Leistung.
Sprich: Der Unterschied zwischen einem guten Kawai, Yamaha, Petroff oder sogar Ritmüller (alle unter 10000) und den Blüthners, Grotrians, Schimmels, Bechsteins, Försters zwischen 15000 und 20000 ist so riesig groß nämlich gar nicht. Das war auch meine Erfahrung bei der Suche. Fast hätte ich ein C.Bechstein 118 für 12500 genommen. Ja, es hatte was besonderes, aber: Der Unterschied zu einem Yamaha YUS1 oder einem Kawai K3 war bei Licht betrachtet minimal. Es sind Nuancen und die Aufschrift "Made in Germany" bzw. "designed by ..." oder "selected by ...". Und ob einem das mehrere Tausend Euro wert ist ?
Das gilt meiner Meinung nach auch für die B-Reihen der Premium-Hersteller. Bechstein Academy, Hässler, Schimmel Classic, Boston und wie sie alle heißen. Die klingen schon ein bisschen anders als Kawai, Petroff und Yamaha und manche haben ihren ganz eigenen Charme, aber sie sind nicht wesentlich besser, nur teurer weil der Schriftzug eines Premiumherstellers darauf prangt. Ich konnte ein 124er Hässler (Zweitmarke von Blüthner) direkt mit dem YUS1 vergleichen und fand die beiden unterschiedlich, aber keins besser. Das YUS1 (ohne Silent) ist aber günstiger als das Hässler.
OK, ab 20000 gibts natürlich andere Dimensionen. Bösendorfer 130, Grotrian 124 und die Steinway 125 und 132 haben mich schon sehr beeindruckt. Aber: Wer 20000 bis 30000 für ein Klavier hinlegen will, sollte sich überlegen, ob er mit einem soliden Flügel für 10000 bis 15000 (neu oder gebraucht) nicht besser bedient ist und den Rest in eine größere Wohnung investiert.
Einschränkend muss ich zugeben: Es soll ja angeblich junge gebrauchte Klaviere der großen edlen Hersteller geben, die gut gepflegt und überholt nur 50 % vom Neupreis kosten. Das klingt reizvoll, aber mir ist bei der Suche kein solches begegnet. Die gebrauchten, die ich getestet habe klangen auch gebraucht und/oder der Anschlag war abgenudelt.
Nur ein tolles Grotrian Concertino 131 gebraucht für 13000 habe ich gefunden. Doch selbst das war nicht perfekt, klanglich und vom Volumen sehr schön, aber im Bass war es mir für seine Größe zu dünn. Aber das hat mir dann sowieso jemand vor der Nase weggeschnappt.
Gleiches gilt für einzelne Exemplare von Neuinstrumenten. Wäre mir ein neues Förster, Bechstein oder Grotrian für um die 15000 über den Weg gelaufen bei dem ich einfach nur dahinschmelze... Ich wäre vermutlich schwach geworden und hätte gesagt "Sch... auf die Kohle !" Es soll ja vorkommen, dass von drei identischen Modellen eins der Hammer ist und die beiden anderen nur Durchschnitt. Ist mir aber auch nicht begegnet.
Ich werde warten, bis die Wohnsituation einen Flügel erlaubt und bis dahin bin ich mit dem Yamaha YUS1 bestens bedient. Als ich zum ersten mal ein YUS1 getestet habe, hatte ich das deutliche Gefühl, dass es einfach am besten zu mir passt. Es stimmt alles, auf gehobenem Mittelklasseniveau! Der früher meist ziemlich drahtige Yamaha-Sound ist bei den neueren Instrumenten so ungefähr ab der U1-Liga doch um einiges geschmeidiger geworden. Mir gefällt er sehr gut!
Übrigens ein weiterer Vorteil von Yamaha: Gegen vertretbaren Aufpreis gibt es jedes Modell ab Werk auch mit dem wohl ausgereiftesten Silent-System, das der Markt zu bieten hat. Ok, da gibt es von Kawai auch was vernünftiges und die meisten Hersteller haben ein akzeptables eigenes System oder Lizenzen für die Kawai- oder Yamaha-Systeme. Mancher Händler sagt ja dann: "Gar kein Problem, in jedes Klavier lässt sich auch nachträglich ein Silent-System einbauen." Gemeint ist damit dann der Bausatz von Korg, der - höflich ausgedrückt - niemanden glücklich machen wird (meine Meinung).
Leider hatte keiner meiner Händler Steingraeber-Instrumente im Laden. Die liegen (neu) zwar weit über meinem Budget, aber ich habe viele begeisterte Kommentare gelesen. Da ist mir vielleicht doch was entgangen...
Ich habe jetzt absichtlich etwas plakativ meine Erfahrungen beschrieben. Dass die Suche nach einem Instrument fürs Leben genau so individuell und subjektiv abläuft wie die Suche nach einem Partner für's Leben, das wissen wir ja alle. Gut und geeignet ist, was gefällt, berührt und passt !!! Trotzdem freue ich mich auf kritische, anregende, wütende Kommentare! Man lernt ja immer weiter, und natürlich überlege ich heute schon, welcher Flügel im Preislimit x denn wohl in 3 oder 30 Jahren zu mir passen könnte.
Für wichtig halte ich außerdem: Ja, bei der Suche nach einem passenden Instrument sollte man nicht aus der Hüfte schießen und sich Zeit nehmen. Die ist nötig, um das Angebot zu sondieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen. Für mich gilt allerdings auch der Grundsatz: Lieber eine Stunde länger üben, als eine Stunde länger nach dem noch besseren vermeintlichen Traumklavier/Traumflügel suchen!
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