Fortsetzung
Ei Nr. 3, ein besonders dickes Ei
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fein - und da du genaues lesen rätst: tut man dies, erblickt man in deinen Worten entgegen dem ersten oberflächlichen Anschein ("mag bei Regeln weder unterwerfen noch akzeptieren" etc) sehr wohl Regeln unumgänglich sind (=> Empathie & Verhaltensregeln) und der - wie sich nun (kleinlaut?) herausstellt - "feste Rahmen" einfach ganz schlicht was sachliches zu Unterrichtsmodalitäten meint.
...mich wundert daran lediglich: wozu erst so tun, als ob sich Regeln unterwerfen vulgo diese zu akzeptieren irgendwie pädagogisch nicht so supi sein soll, wenn sich am Ende dann s.o. erweist? ...rätselhaft... aber egal: zur Sozialisation bleibt das bissel Klavierunterricht marginal, ist auch gut so
Lieber rolf,
wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, ich laviere um das Wort "Regeln" herum. Und zwar in der Form, dass ich sage, dass ich mich Regeln weder unterwerfe oder sie akzeptiere, dann aber doch Regeln für unumgänglich halte und dazu einen fragwürdigen Unterschied zwischen "festem Rahmen" und "Regeln" herstelle.
Ich habe aber nie die Existenz von Regeln für unnötig gehalten. Zu Beginn der Diskussion darüber ging es um den Begriff "Unterwerfung". Nach Barrats Definition war für mich dieser Teil der Diskussion beendet, denn nach ihrem Verständnis kann man sich Regeln unterwerfen, ohne sich selbst aufzugeben. Da ich trotzdem diesen Begriff nicht in diesem Zusammenhang mag, spreche ich nach wie vor lieber von Akzeptanz von Regeln oder - wie du so schön gesagt hast -, davon, sich an Regeln zu halten.
Die Existenz und Notwendigkeit von Regeln habe ich nie abgelehnt:
Der Unterschied ist der, dass der feste Rahmen den Regeln übergeordnet ist. (...)
Damit der Unterricht gelingt, sind bestimmte Regeln notwendig wie Pünktlichkeit, zuhören, ausreden lassen etc.. Diese Regeln sind aber nur da, weil entsprechende Bedürfnisse da sind. Wenn man sich nicht gegenseitig verständlich machen kann, kann bezogen auf den Klavierunterricht das Klavierspiel nicht verbessert werden. Diese Verbesserung bzw. das Lernen des Klavierspiels ist aber ja das verbindende Bedürfnis sowohl von Lehrer als auch dem Schüler. Ich rede deshalb nicht von Regeln, sondern lieber von Bedürfnissen. Ich musste auch noch nie solche Regeln formulieren, weil sie sich aus einem effektiven Unterrichtsverlauf von selbst ergeben.(...)
Nein, ich hatte ja bereits von Verkehrsregeln etc. gesprochen, die zum Wohle aller sind. S. auch Strafrecht, Hausrecht u.v.a., wo zum Wohle aller Regeln formuliert werden.
und hier:
Ich sagte es schon: für die Lehrperson ist es ein wichtiger Unterschied! Ich versuche es noch einmal: der feste Rahmen ist das "Setting", die äußeren Gegebenheiten. Wie ein Bilderrahmen, der das Bild stützt und rahmt. Das Innere, also der Unterricht selbst, wird von bestimmten Regeln gestützt. Du kannst den Unterschied für nicht wichtig halten, ich tue es schon. Es ist wichtig für die Unterrichtsgestaltung, ganz besonders bei kleineren Kindern.
und hier:
Letztlich geht es darum, wie man Regeln findet und setzt. Ob sie in Übereinstimmung gefunden werden oder von einer Person gesetzt werden. Ob sie sklavisch befolgt werden müssen oder ob sie einen Spielraum lassen. Ob sie konstant sind oder geändert werden dürfen. Ob sie die Bedürfnisse der beteiligten Personen berücksichtigen oder nicht.(...)
Sollten die Regeln nicht dazu dienen, einfacher zusammenzuleben und ergeben sie sich nicht aus unseren Bedürfnissen?
Verkehrsregeln sind dazu da, für jeden die bestmögliche Sicherheit zu bieten. Essensregeln wie "nicht mit dem Essen werfen" haben seinen Sinn darin, Essen als etwas Wertvolles zu achten und keine Sauerei zu veranstalten, die man hinterher mühsam beseitigen muss. (...)
Ich meine, es ist viel besser, wenn auf die Bedürfnisse anderer Menschen Rücksicht genommen wird anstatt auf Regeln zu pochen!
Ich spreche aber nicht gerne über Regeln, sondern lieber über Bedürfnisse, die diesen Regeln zugrunde liegen und aus denen sich Regeln ergeben. Aus meiner Sicht ist die Kommunikation dann viel klarer.
Schüler sollten nicht pünktlich sein, weil es die Regel "Pünktlichkeit" gibt, sondern weil wir ansonsten nicht so viel Zeit für die gemeinsame Arbeit haben. Ich als Lehrerin fühle mich bei Unpünktlichkeit z.B. unter Zeitdruck, die Dinge zu machen, die ich als notwendig erachte und auf die ich mich vorbereitet habe. Unpünktlichkeit erzeugt bei mir Stress und Zeitdruck und auch beim Schüler, weil dann nicht mehr die Zeit ist, auf ihn (technische Probleme ....) umfänglich einzugehen. So etwas zu sagen, leuchtet einem Schüler deutlich mehr ein als wenn ich sagen würde: "Du hast pünktlich zu sein, weil wir die Regel haben, dass du pünktlich bist!" O.ä..
Für dich macht das vielleicht keinen Unterschied, für mich ausdrücklich schon!
Was den festen Rahmen (Setting) und die dem Unterrichtsablauf innewohnenden Regeln angeht, habe ich bereits gesagt, dass dies für die Lehrperson einen entscheidenden Unterschied macht. Sie muss nämlich wissen (ich bezog mich ja vor allem auf die Früherziehung), an welchen Schräubchen sie drehen muss bei Problemen.
Beispiel: Früherziehung, Unterricht 4-5jähriger Kinder, ein Raum mit viel freier Fläche und einem Klavier.
Die Gruppe ist beim Unterricht sehr unruhig. Es gibt also ein Problem, denn der Unterricht wird massiv gestört.
Nun kann die Lehrerin hundertmal auf vorher abgesprochene Regeln (z.B. die Kinder sollen ruhig sein, wenn die Lehrerin es verlangt) pochen - es wird wenig nützen (
außer die Lehrerin droht mit Sanktionen und wendet einen der oben beschriebenen Pole an (sehr autoritärer Umgang). Denn das "Setting", der feste Rahmen, ist für Kinder diesen Alters unzureichend. Der Raum muss strukturiert werden. Es sollte z.B. eine mit Kissen oder ähnlich sichtbar strukturierte Sitzecke geben, in der Geschichten erzählt, kleine musikalische Motive etc. eingeführt werden.
Es sollte Tische geben, an denen die Kinder auf Stühlen sitzend, malen, kneten etc. können.
Die freie Fläche sollte ggf. mit sichtbaren Strukturen eingegrenzt werden, damit die Kinder nicht im ganzen Raum herumlaufen, sondern im wahrsten Wortsinn wissen und sehen, wo die Grenzen sind.
Verständlich? Wenn nicht, stehe ich gern für Fragen zur Verfügung.
Liebe Grüße, auch wenn noch nicht Ostern ist
chiarina