Dazu hätte ich gerne mal die Meinung der im Forum anwesenden Klavierlehrerinnen
Nun ist sie gerade 8 Jahre geworden. Spielt seit 1 1/2 Jahren "Klavier", also eigentlich Keyboard. Und nun merken wir, dass das Niveau sich so verändert, dass die Klänge auch gefühlvoller gespielt werden sollen. Das ist aber vorher für nen "Hänschen Klein"-Lied nicht erforderlich. Die Kinder müssen erst einmal lernen, die Finger zu koordinieren und den Rythmus hinzubekommen.
Nein, das stimmt nicht und ist eine hartnäckige Idee, die nur schwer aus den Köpfen zu vertreiben ist. Kinder müssen nicht "
erst mal" lernen, dies oder jenes zu tun, damit sie
später irgendetwas können (z.B. musikalisch musizieren). Ganz im Gegenteil: Technik, Ausdruck und musikalische Empfindung gehen
immer Hand in Hand. Wird etwas anderes gelehrt, egal in welchem Alter, übt man, diese Aspekte zu trennen. Heraus kommt dann im schlimmsten Fall ein mechanisches Gehämmere, bei dem der Spieler sich selbst nicht mehr zuhört.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das heißt nicht, dass Fingerübungen grundsätzlich schlecht sind. Das heißt auch nicht, dass Kinder keinen Rythmus oder Koordination lernen sollten, ganz im Gegenteil! Aber dies geschieht zeitgleich mit vielem anderem. Notenlesen, Hören, Notenschreiben, ein Empfinden für Phrasen, Melodien und Klänge, Dissonanzen und Konsonanzen kennenlernen, Improvisieren,.....
Der neue Lehrer sagt ebenso, dass er in dem Alter grundsätzlich auf Digitalpiano setzen würde.
Tja, da kann ich nur
@hasenbein zitieren: KKL. Zumindest, was diese Aussage betrifft. Sie ist leider absolut schwachsinnig. Ich kann nachvollziehen, wenn er sagt "Ich würde in diesem Alter ein Digitalpiano empfehlen, falls sie Sorge haben, dass ihr Kind nach einem halben Jahr wieder aufhört." Aber auch in diesem Fall würde ich kein Digitalpiano wählen, sondern ein Klavier mieten. Auch die Nachbarn sind kein Argument - die meisten Kinder üben unterhalb der gesetzlich möglichen Übedauer pro Tag.
Es gibt keine musikalischen Gründe, ein Digitalpiano zu empfehlen, wenn das Kind Klavierspielen lernen möchte (und nicht Keyboard). Wirklich absolut keine.
Ich glaube, dass es eine Philosophie-Frage ist. Für jemanden, der viel Klassik hört geht nichts über einen tollen Konzertsaal mit entsprechender Akkustik. Über eine günstige Musikanlage würde die gesamte Musik nicht mehr rüberkommen.
Es ist keine Philsophie-Frage. Dass man auf einem Digitalpiano weniger Möglichkeiten in Ausdruck, Klang und Feinheiten hat, ist ein Fakt; auch, dass das Spielgefühl sich dem eines akustischen Instrumentes immer nur annähern kann.
Ein Digitalpiano hat absolut seine Daseinsberechtigung. Aber für jemanden, der Klavier spielen möchte, ist es immer nur ein Ersatz.
Vielleicht ist in zwei Jahren kein Interesse mehr an Klavier, vielleicht nach einem ganz anderen Instrument, vielleicht gar nicht mehr nach Musik.
Das Erstaunliche ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das Interesse verliert, ist sicher höher, wenn es ein Digitalpiano hat, weil vieles daran weniger faszinierend und teilweise schlichtweg unmöglich zu realisieren ist (auch im Anfangsunterricht).
Nun will ich nicht alles schlecht machen. Ein Digitalpiano ist besser als nichts! Bloß die Argumentation ist nicht ganz sinnvoll, darum hier meine Ergänzungen.