Wie den Anschlag gleichmäßig hinbekommen?

Gerade zu Beginn spielt man noch viel zu sehr aus den Fingern, dass ist bei mir immer noch (mehr oder weniger) Thema Nr.1.

Überleg mal, warum das denn so ist.

Es geht letztlich um "Knöpfe drücken" - würdest Du im sonstigen Leben jemals auf die Idee kommen, irgendwelche Knöpfe und Tasten "aus den Fingern" zu drücken?

OF COURSE NOT!

Es ist nur eine falsche Vorstellung im Anfänger (und leider auch in so manchem Fortgeschrittenerem) vorhanden, dass "das halt das sei, was man am Klavier so tue - mit den Fingern als quasi kleinen Hämmerchen rumwedeln". Daher versucht er genau das zu tun - und scheitert damit natürlich. Schlechter Unterricht sagt ihm dann: "Tja, Du musst MEHR DESSELBEN tun, also tüchtig üben und trainieren, damit Deine Hämmerchen zuverlässig arbeiten. Dabei aber locker bleiben, ne!"
Guter Unterricht zeigt ihm, dass die Grundvorstellung von vornherein falsch ist, und zeigt ihm, wie die Physiologie und Physik des menschlichen Spielapparates beschaffen ist und wo in diesem "Gesamtgebäude" sozusagen der Platz der Finger ist.
 
Leider reicht das Wissen nicht immer. Wer lernen muss locker zu sein, neigt dazu so wenig Muskeln wie möglich zu verwenden und die dafür um so mehr. Das Ergebnis, ist natürlich erst mal Knöpfe drücken. Selbst wenn man weiss und auch hört, dass das dann keine Musik ist. Lernen locker zu sein, erscheint erst mal als rosa Elefant, ist es am Ende aber nicht.
 
Wer lernen muss locker zu sein, neigt dazu so wenig Muskeln wie möglich zu verwenden und die dafür um so mehr.

Liebe beo,

"locker" sein ist meiner Meinung nach viel zu ungenau! Beim Klavierspielen findet ein ständiger Wechsel zwischen Spannung und Entspannung statt. Dabei ist u.a. das blitzschnelle Entspannen nach dem Anschlag wichtig und das Wissen um die genaue Bewegungsausführung!

Wenn man weiß und gelernt hat, wie die Bewegung ausgeführt wird, beteiligt man auch nur die Muskeln, die beteiligt sein sollen.

Wenn du jemandem einen Ball zuwirfst, achtest du nicht auf größtmögliche Entspannung oder Lockerheit, sondern auf das Ziel (hier die Klangvorstellung, der gewünschte Klang) und die Ausführung. Automatisch entspannst du nach dem Wurf, wenn du ihn richtig ausführst, und automatisch führst du aus: so gespannt wie nötig, so entspannt wie möglich.

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina
Ich habe jetzt von Menschen geredet, die ein großes Defiziet im Entspannen haben. Kommt das so selten vor, dass die Problematik im Unterricht keine Rolle spielt? Bevor man zwischen Anspannen und Entspannen Wechseln kann, muss man ja Entspannen erst mal können.
 
@chiarina
Ich habe jetzt von Menschen geredet, die ein großes Defiziet im Entspannen haben. Kommt das so selten vor, dass die Problematik im Unterricht keine Rolle spielt? Bevor man zwischen Anspannen und Entspannen Wechseln kann, muss man ja Entspannen erst mal können.

Liebe beo,

na klar, da hast du völlig recht und es kommt bei Erwachsenen häufig vor, dass sie sich nicht blitzschnell entspannen können.

Ich wollte mit meinem letzten Beitrag sagen, dass es manchmal hilfreich ist, sich nicht auf die Entspannung oder Lockerheit zu konzentrieren beim Spielen (was einem ja sowieso schwer fällt), sondern auf die richtige Bewegungsausführung in Verbindung mit einer möglichst klaren Klangvorstellung. Es kann sein, dass dann die Entspannung automatisch kommt.

Entspannungsübungen wie auch Atemübungen kann man wie Albatros' Schüttelübung auch unabhängig vom Instrument machen, um ein besseres Gefühl und eine bessere Kontrolle für den Zustand der Entspannung zu bekommen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Es ist nur eine falsche Vorstellung im Anfänger (und leider auch in so manchem Fortgeschrittenerem) vorhanden, dass "das halt das sei, was man am Klavier so tue - mit den Fingern als quasi kleinen Hämmerchen rumwedeln".

Ich habe da eine andere Theorie. Fingerspiel ist eine bequeme und scheinbar effiziente Technik, um mit fehlender Tastensicherheit umzugehen. Wenn jeder Positionswechsel der Hand dem Schüler den Angstschweiß auf die Stirn treibt, lässt er die Finger an den Tasten in der leichten Lage kleben. Ich hab das auch immer so gemacht....


Das Thema "Verspannung" wir m.E. etwas esoterisch behandelt. Bin selbst massiv betroffen von Verkrampfungen. Das ist ein simples Stresssymptom. Manche Leute reagieren eben so. Die Zusatzaufgabe "aber immer schön entspannt bleiben!" wirkt sich eher stresserhöhend aus. Lockerheit und Entspanntheit erreiche ich nur durch Souveränität und Routine.
 
Lieber @hasenbein ,

Guter Unterricht zeigt ihm, dass die Grundvorstellung von vornherein falsch ist, und zeigt ihm, wie die Physiologie und Physik des menschlichen Spielapparates beschaffen ist und wo in diesem "Gesamtgebäude" sozusagen der Platz der Finger ist.

So lerne ich das durchaus und meine Umsetzung wird auch tagtäglich besser. Manchmal verfalle ich noch ins alte Muster und dann weiß ich und dann bemerke ich, dass ich nicht wirklich bei der Sache war. Aber das passiert zum Glück nur selten und zwar dann, wenn ich halt später am Abend nach dem langen Arbeitstag übe.

Ich habe jetzt von Menschen geredet, die ein großes Defiziet im Entspannen haben. Kommt das so selten vor, dass die Problematik im Unterricht keine Rolle spielt? Bevor man zwischen Anspannen und Entspannen Wechseln kann, muss man ja Entspannen erst mal können.

Liebe Beo,
sehr richtig. Ich weiss genau was ich machen soll, die Umsetzung ist manchmal schwer, weil ich wirklich "lockerlassen" erst einmal bewusst lernen muss.

Aber gestern hatte ich beim Üben einen richtiges Aha Erlebnis. Die Finger wurden ganz leicht und der ganze Körper und das Spiel wurden zu einer fließenden Bewegung, das war ein tolles Gefühl.
 
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Dieser Thread sollte allen Einsteigern und Amateuren mal wieder deutlich zeigen, wie wichtig es ist, Anleitung durch einen GUTEN Lehrer zu erhalten (und diese natürlich auch zu befolgen).

Schon allein falsche, unzweckmäßige Vorstellungen darüber, wie der Bewegungsapparat beim Spielen einzusetzen sei, haben ENORMEN, grundlegenden Einfluss darauf, wie man sich als Spieler entwickelt und wie befriedigend das Musizieren sein/werden kann.

Eine zentrale Aufgabe des Lehrers ist, diese Vorstellungen zu korrigieren bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Da könnte man vielleicht auch mal blasphemisch einhaken. ;-)

Worauf kommt's beim Klavierspiel an? Richtige Sitz- und Körperhaltung, einigermaßen korrekte Finger/Handhaltung und -Bewegung, das Erreichen eines Klangziels, und das wichtige Ziel "unverkrampft spielen".

All das ließe sich durch ein paar Videos und ein paar Seiten Text erklärend darstellen. Und dann noch ein durchschnittlich befähigter Erwachsener, der in der Lage ist, das alles umzusetzen - und das Klavierspiel sollte doch eigentlich flutschen. Oder?

Ich finde, SO eine Geheimwissenschaft für Eingeweihte (wie das von einigen zuweilen gern dargestellt wird) ist das Klavierspiel dann auch wieder nicht. (Oder ?)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwecks Verspannung / chronische Verkrampfungen / fehlende Eigenwahrnehmung derselben usw.

Es will mir nicht ganz in den Kopf, dass es keine Mittel und Wege geben soll, so etwas zu lösen bzw. Menschen dahingehend wirksam zu helfen.

Wenn das nicht klappt, dann werden einfach keine geeigneten Mittel und Wege eingesetzt...

(wie wäre es z.B. mal mit einer muskellockernden Massage?)
 

wie wäre es z.B. mal mit einer muskellockernden Massage?)

Glaubst du wirklich allen Ernstes, dass diejenigen, die damit Probleme haben, dass nicht schon x-mal versucht haben? :014::021:

Es gibt so tief liegende und knüppelharte Verspannungen, da braucht der Physiotherapeut Monate regelmäßiger Behandlung, um überhaut nur ansatzweise da ran zu kommen.
 
Hat doch niemand gesagt, dass es nicht geht. Es gibt diverse Ansätze, wie man das hinbekommt. Nur die Anweisung "Entspann Dich" die funktioniert meistens nicht.

Liebe beo,

genau!

Und deswegen ist es oft hilfreich,

sich nicht auf die Entspannung oder Lockerheit zu konzentrieren beim Spielen (was einem ja sowieso schwer fällt), sondern auf die richtige Bewegungsausführung in Verbindung mit einer möglichst klaren Klangvorstellung. Es kann sein, dass dann die Entspannung automatisch kommt.

Damit wollte ich keineswegs die Problematik kleinreden!

Liebe Grüße

chiarina
 
@mick Du bist ein kleines Ferkelchen... ;-)
Da könnt' ich jetzt auch eine Replik schreiben, aber ich fürchte um meinen guten Ruf... :-)
 

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