Aber sag` mal, ich hätte da eine ganz andere Frage: wie passt es denn zusammen, dass du grundsätzliche Probleme mit der Lockerheit (basalste Basis) hast und dann so anspruchsvolle Sachen spielst? Klar kann man die so oder so spielen -kenn` ich gut, diese Varianten - aber wäre es mittel-/langfristig nicht sinnvoller, erstmal eine gute Basis in den Händchen und Ärmchen zu schaffen und dann in höhere Gefielde aufzusteigen. Zumal, wenn ich mich recht erinnere, du am Tag nicht mehr als eine Stunde übst. Das ist sehr wenig!
Was das Überwinden zu Sachen betrifft, die man nicht so gerne spielt, wie eben ein paar Burgmüller, Czerny, Cramer oder sonst welche Etüden: meiner bescheidenen Erfahrung nach kann man die Langeweile ganz schnell dadurch vertreiben, indem man versucht wirklich, wirklich, wirklich verdammt genau und technisch sauber zu spielen, im Tempo. Das ist dann nicht mehr langweilig. Nur die schönen Nocturnes zu spielen, bringt dich auf die Dauer nicht weiter. Zumal es nicht danach klingt, als ob ihr daraus Übungen kreiiert.
Ich würde nicht so skeptisch daherschreiben, wenn nicht du deinerseits so hohe Maßstäbe an deine Lehrer legen würdest. Ganz zu schweigen von den Forderungen an den Flügel ("nur ein Essex"). Hey, lern` erst mal gescheit spielen!
Hallo Sesam!
Wenn ich hier meine Probleme beschreibe, dann um zu beschreiben, an welchen Sachen ich hauptsächlich arbeite. Den Schweregrad der Probleme für mich möchte ich aus diversen Gründen nur vereinzelt am Rande erwähnen oder genauer ausführen. Wenn ich also sage, dass mir "etwas die Lockerheit fehlt" ist dies keinesfalls so zu verstehen, das mir jegliche Lockerheit fehlt, sondern dass es hier noch Verbesserungsbedarf bei bestimmten Bewegungen gibt. Das gilt auch für die anderen beschriebenen Probleme. Diese machen mir zwar im moment sehr wohl noch Mühe, scheinen mir aber keineswegs für mich unüberwindbar und nachdem ich gestern ca. drei Stunden mit allen Anweisungen meiner Lehrerin geübt habe, lässt sich bereits eine Verbesserung nachvollziehen und ich bin mit den Fortschritten ganz zufrieden. Trotzdem bin ich für jeden Tipp zu den erwähnten Problemen dankbar!
Zur Übezeit: Natürlich ist auch mir bewusst, dass eine Stunde am Tag nicht sonderlich viel ist. Daher bin ich im Moment bemüht, diese Zeit zu maximieren was bei meinem Tagesablauf leider nicht so einfach ist. Trotzdem versuche ich nun mindestens auf zwei Stunden täglich zu kommen (auf Kosten des Schlafes:D) auch wenn das vielleicht nicht jeden Tag möglich sein wird.
Zu den Stücken: Das Problem bei der Czerny-Etüde ist nicht, dass sie langweilig ist, sondern dass mir das Stück einfach nicht gefällt und da ändert auch sauberes Spielen nichts daran. Wenn ich zum Beispiel Chopin spiele kann ich in eine eigene Welt abtauchen und alles um mich herum vergessen. Czerny-Etüden lösen nichts in mir aus. Dennoch komme ich immer besser damit zurecht und den Nutzen möchte ich keineswegs abstreiten. Das Nocturne spiele ich nun seit 9 Monaten. Natürlich gibt es hier noch Probleme für mich nur insgesamt klingt sie bereits nicht schlecht, auch wenn die Stimmen im Agitato-Teil noch nicht differenziert genug sind und mich noch teilweise an meine Grenzen (wenn auch nicht darüber hinaus) bringen und die schnellen Spielfiguren im ersten Abschnitt noch nicht perfekt sind. Ich finde nichts Schlechtes daran an diesem Stück weiterhin zu arbeiten, auch weil es eines meiner absoluten Lieblingsstücke ist und ich ja auch parallel an anderen Sachen arbeite, ich spiele also keineswegs nur die schönen Noctunes. Da kommen dann die 32 Variationen die ja fast eine Etüden-Sammlung sind und mich meinem Ziel, "richtig spielen zu können" deutlich näher bringen.
Warum es schlimm ist, dass ich gewisse Ansprüche an einen Lehrer stelle, kann ich nicht nachvollziehen. Bei diesem Essex handelt es sich übrigens um keinen Flügel und störend ist hier nicht die Marke, sondern vor allem die schlechte Stimmung.
bei solchen Sachen (sie kommen sehr häufig vor, in jedem Tempo) auf gar keinen Fall die Finger mit Anstrengung quasi überkreuzen - jeder Melodiefinger muss direkt nach dem Anschlag ganz weich werden (im legato halt passiv/schlaff die Taste unten halten, ohne jeden Druck!!), und um dann weiter nach oben zu kommen (z.B. mit dem 4. am 5. vorbei etc) den Arm seitwärts bewegen (die Finger, wenn nach jedem Anschlag weich, werden dem Arm folgen)
der Klangunterschied ergibt sich aus Gewichtsverteilung inklusive dosiertem Anschlag: die Melodienoten mit Armgewicht in den Tastenboden (und sofort danach weich machen: man braucht weder Druck nach unten noch Anspannung, um eine Taste zu halten!), die Begleitung ohne Gewicht schwebend (nicht ganz in den Tastenboden)
Hallo Rolf!
Vielen Dank für deine Ausführungen! Einige deiner Tipps gab mir auch meine Lehrerin. Wörter wie "Überkreuzen" habe ich bewusst vermieden. Den Tipp mit dem "weich werden" des Fingers finde ich sehr gut, da werde ich heute Abend besonders drauf achten! Solche Tipps sind mir immer sehr willkommen und helfen mir echt weiter!!
...hm...hätte man von Anfang an versierten Unterricht gehabt, dann hätte man schon längst Schumanns Knecht Ruprecht gespielt und auch ins hohe Tempo gebracht: dort werden ja sowohl solche Sachen, als auch bewegliche schnelle Noten mit allen Fingern angelegt... und dann wäre weder die Chopinstelle, noch die anrollenden 32stel ein Problem, sondern man befände sich in gewohntem motorischen Terrain, nur dass die Hürden (Schwierigkeit) etwas höher wäre...
Hab ich gar nicht erwähnt, dass ich den Knecht Ruprecht seit heute Abend parallel übe?:floet:
Ich wünschte ich hätte versierten Unterricht von Anfang an gehabt. Aber eben weil ich diesen nicht gehabt habe und so lange als Autodidakt unterwegs war hoffe ich, dass dieser Thread und meine Herangehensweise für einige hier interessant sind, auch wenn ein paar Sachen vielleicht nicht ganz nachvollziehbar sind.:)
Die anrollenden 32stel sind seit meiner Sitzung gestern übrigens kein Problem mehr!:cool:
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an alle, die mich hier bis jetzt und hoffentlich auch weiterhin unterstützt haben! Ohne euch wäre ich wohl nicht bei meiner jetzigen Lehrerin gelandet!
Viele Grüße!