Was macht ihr mit langsamen Schülern in der Stunde?

Chiarina, ich bezweifle nicht, dass so ein Kind derartige Botschaften des KL verstehen kann.

Ich sage nur, dass es nicht dazu führen wird, dass sich das häusliche Übeverhalten ändert. Ein kleines Kind denkt zu Hause nicht "oh ja, ich weiß ja jetzt, warum Üben wichtig ist" o.ä. und übt dann deswegen. Sondern es verhält sich nahezu immer "nach Lust". Erwachsene sind dafür zuständig, dass das Kind unabhängig vom "Lust-Zustand" das Vereinbarte auch tatsächlich tut.
 
Mein Klavierlehrer hat zu mir gesagt :"Wenn du das nächste Mal nicht geübt hast, dann denke ich, du hast keine Lust spielen zu lernen. Muss ja auch nicht jeder Klavier spielen. Dann sag ich deinem Vater, er könnte sich das Geld für den Unterricht sparen. Also, du hast eine Woche Zeit."
Das hat gewirkt.
 
Klar, mit älteren Schülern kann man so reden, und es kann wirken.

Nicht aber bei 7 jährigen. Und oft auch nicht bei heftig Pubertierenden.
 
Chiarina, ich bezweifle nicht, dass so ein Kind derartige Botschaften des KL verstehen kann.

Ich sage nur, dass es nicht dazu führen wird, dass sich das häusliche Übeverhalten ändert. Ein kleines Kind denkt zu Hause nicht "oh ja, ich weiß ja jetzt, warum Üben wichtig ist" o.ä. und übt dann deswegen. Sondern es verhält sich nahezu immer "nach Lust". Erwachsene sind dafür zuständig, dass das Kind unabhängig vom "Lust-Zustand" das Vereinbarte auch tatsächlich tut.

Lieber hasenbein,

wenn ich so ein Gespräch führe, ist einerseits das Ziel, dass der Schüler weiß, dass ich mit der Situation unzufrieden bin. Ich möchte ihm das selbst sagen und nicht den unklaren Weg über die Eltern wählen, bei dem ich nicht weiß, was dort überhaupt kommuniziert wird.

Andererseits ist das Ziel, dass ich herausfinden möchte, wo es hakt (z.B. durch aktives Zuhören). Gründe für ein Nicht-Üben können sehr vielfältig sein. Das überlasse ich nicht den Eltern. Natürlich wird im Anschluss mit den Eltern gesprochen. Dann habe ich aber für mich die Situation geklärt und weiß, wo man ansetzen sollte.

Außerdem bin ich wie @Musikanna der Meinung, dass auch Siebenjährige eine altersangemessene Verantwortung für ihr Üben haben. Grundschulkinder müssen auch Hausaufgaben machen und auch in der Schule tragen sie eine altersangemessene Verantwortung.

Ich bin weder Klavierlehrerin, noch Pädagogin, aber ich glaube, ich würde einem Kind bei mehrmaligem „Unvorbereitet-Sein“ nicht rückmelden, dass es mich ärgert, dass das so ist und ich dadurch immer das Gleiche machen müsse und mich langweilen würde.

Bei einem Jugendlichen (der in den meisten Fällen bereits selbstständiger ist und das eigene Verhalten und Erleben auch schon besser reflektieren und kommunizieren kann) würde ich so einen Schritt irgendwann versuchen. Bei einem siebenjährigen Kind allerdings nicht.

Liebe devasya,

danke für deinen ausführlichen Beitrag! Mein eigener Beitrag war allerdings in erster Linie an Anna gerichtet, die von einem siebenjährigen Kind nicht gesprochen hatte sondern von Schülern allgemein. Erst als @hasenbein eingewendet hatte, dass man das mit einem siebenjährigen Kind so nicht machen könne, habe ich gesagt, dass das auf jeden Fall ginge.

Du stößt dich nach meinem Eindruck hauptsächlich an dem im Fallbeispiel geäußerten Gefühl "ich ärgere mich", oder? Du würdest das nicht sagen.

Vielleicht würdest du dich aber auch nicht ärgern und dann wäre das Gefühl ja auch falsch. Als Alternative hatte ich sowieso "ich bin überrascht/verwundert" geschrieben.

Es ist aber wichtig, authentisch zu sein. Ein Schüler merkt, wenn der Lehrer verärgert ist und es ist besser, das auszusprechen als wenn der Ärger "hintenraus" kommt (Körpersprache, Tonfall....). Es kommt auch darauf an, wie ich das sage und welche Beziehung ich zu dem Schüler habe. Wenn die Beziehung idealerweise von Verständnis, Aufmerksamkeit und Wertschätzung geprägt ist, ist es überhaupt kein Problem, Ärger auszudrücken.

Ein Baby, ein Kindergarten- oder Grundschulkind hat in seinem Leben schon viele Frustrationen und Ärger erfahren. Jeder, der Familie hat, weiß um die täglichen Konflikte, die im Zusammenleben von Familienmitgliedern durch die unterschiedlichen Bedürfnisse entstehen.

Gefühle wie Angst, Trauer, Ärger, Frust etc. sind völlig normal und sie schaden nur, wenn auf ihnen herumgetrampelt wird und man nicht drüber spricht. Wobei Ärger und Wut sog. Zweitgefühle sind, hinter denen sich oft Erstgefühle wie Scham, Angst und Trauer verbergen.

Wenn ich mit einem Siebenjährigen nun in einem Gespräch in wertschätzender Weise über meinen Ärger spreche, versteht er mich besser. Das ist viel besser, als wenn ich ihn wütend anschaue oder anfahre, wenn ich meine Stimme erhebe. Nun könnte man der Meinung sein, ein Lehrer dürfe eben nicht ärgerlich sein oder frustriert oder gelangweilt. Ich sage dann, dass das sehr inhuman gegenüber einem Lehrer wäre, denn er ist auch nur ein Mensch.

Ich bin deswegen so glücklich mit der humanistischen Psychologie, weil es dort keine Gewinner und Verlierer gibt, weil jeder so sein kann, wie er ist und auch so angenommen wird. Wenn ich als Lehrerin mir selbst einen Maulkorb verpassen würde, weil ich eine Rolle spiele (die des Pädagogen), wäre ich m.E. der Verlierer. Das ist nicht mein Verständnis einer Lehrer-Schüler-Beziehung. Gleichzeitig gestehe ich das dem Schüler ebenso zu und es entsteht eine fruchtbare Beziehung, in der Konflikte schnell gelöst werden und Klavier gespielt werden kann.

Übrigens: ob ich tatsächlich ärgerlich würde, weiß ich nicht. Ich werde selten ärgerlich, weil ich meist schon vorher handle. Aber WENN ich ärgerlich wäre, würde ich das auch einem Dreijährigen sagen - ganz sicher! :D

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina

…ja, dann hatte ich das tatsächlich falsch verstanden.

Zu deiner Frage:

Ärger und Wut zu empfinden, finde ich nicht schlimm und auch Lehrer dürfen solche Gefühle haben und erleben und auch auf angemessene Art zeigen und rückmelden. Damit habe ich kein Problem.

Nur bei Kindern sehe ich das in diesem speziellen Kontext (Schüler-Lehrerverhältnis, mehrmals unvorbereitet kommen) etwas anders. Durch ihr noch etwas egozentrisch geprägtes Bild hätte ich persönlich Sorge, sie würden die Wut „auf sich beziehen“, es nicht trennen können, sich unnötig Druck machen, vielleicht sogar die Schuld bei sich suchen.

Im familiären Kontext sehe ich das etwas anders, ich würde das aber nicht 1:1 auf das Schüler-Lehrerverhältnis übertragen, sondern dahingehend schon Unterschiede machen.

Und: ich finde es ebenfalls wichtg, authentisch zu sein, transparent und ehrlich. Und ich wollte mit meinem Beitrag auch nicht den Eindruck erwecken, eine Lehrperson dürfe Gefühle nur bedingt zeigen oder sich verstellen. Wie du auch schon richtig gesagt hast: Lehrer sind auch nur Menschen.

Nur in diesem speziellen Fall: siebenjähriges Kind, mehrmals unvorbereitet… hätte ich meinen Ärger, meine Frustration an die Eltern (!) weitergeleitet und rückgemeldet und nicht an das Kind. Also das, was du geschrieben hast, hätte ich im Lehrer-Elterngespräch zum Ausruck gebracht.

Aber da es hier ja um Schüler im Allgemeinen geht und ich deinen Beitrag deshalb falsch verstanden bzw. auf ein siebenjähriges Kind bezogen habe, erübrigt sich das ja jetzt eh. Wollte aber zum Rest doch noch was rückmelden :-)

Lg,
devasya
 
Es sind lustigerweise oft dieselben Eltern, die sonst bei allem, was das Kind so macht, sich einmischen: es wird zur Schule gebracht (sonst zu gefährlich...), die Hausaufgaben werden "gemeinsam" gemacht (das Blag MUSS schließlich unbedingt das Gymnasium schaffen) usw.usf.Nur beim Klavierspielen heißt es dann plötzlich: "Das Kind soll ja SPASS haben", das heißt, man hält sich raus, und der KL soll gefälligst mal zusehen, dass er den Unterricht so gestaltet, dass das Kind von sich aus Lust hat, zu Hause zu spielen (natürlich nicht zu üben, denn das ist ja so un-kindgerechter 50er-Jahre-Muffkram). Funktioniert natürlich in aller Regel nicht.
 
Bin kein Klavierlehrer, aber meine Tochter hat mit 8 angefangen Klavier zu spielen und dann wieder aufgehört...

Mit 8 Jahren hat ein Kind Zeit ohne Ende, die Zeit, die die Schule in Anspruch nimmt, ist noch relativ klein. Da kann man also schwer davon ausgehen, dass alles eine Frage der Motivation ist. Wenn das insgesamt fleißig übende Kind mal einen Monat ein Problem hat, wird ein KL das merken und die Ursache erforschen können, ob mit dem Kind oder mit den Eltern. Wenn ein Kind insgesamt nicht oder kaum übt, dann muß man wohl den Sinn des ganzen insgesamt in Frage stellen. Entweder die Eltern sind da nicht genug hinterher oder das Kind hat schlicht so gar keine Lust. - Letzteres war bei uns der Fall, was allerdings der KL auch mit verbockt hat. Das muß man dann nicht zum Frust aller Beteiligten endlos fortsetzen.

Als jemand, der das Klavier als Hobby begreift - einen Beruf habe ich schon, gestehe ich übrigens auch meinen Kindern zu, neben dem "Beruf" Schüler ihre Hobbies nach dem Kriterium "macht Spaß" auszuwählen. Wenn das Hobby Klavier mitsamt üben Spass macht, gut, wenn nicht, lässt man das. Dass das ohne Üben nichts wird und man als Eltern für nicht üben keine teure Klavierstunde zahlt, kann man einem Kind durchaus begreiflich machen.

Was @hasenbein beschreibt, dem Kind das nicht üben durchgehen zu lassen und dann vom KL zu erwarten, dass er das trotzdem durchzieht, halte ich in der Tat auch für Blödsinn. Aber das kann mitunter auch eine Weile dauern, bis man da die Konsequenzen zieht. Ich hab meiner Tochter abverlangt, dass sie das mindestens das halbe Jahr mal probiert, mit der Hoffnung, dass erste Erfolge da motivierend wirken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt zwei Hauptgruppen von Lehrern. Die eine Gruppe kann sich nicht leisten, einen Schüler oder eine Schülerin abzulehnen oder nach Hause zu schicken und leidet weiter unter der fehlenden Motivation und Begabung des von den Eltern für talentiert gehaltenen Kindes.
Aber immerhin wird pünktlich gezahlt.
Die andere Gruppe hat ihr Auskommen durch reichlich Mucken und eine Festanstellung z. B. bei einer Kirche (oder so). ;)
 
Im konfliktfreien Raum sind die Bedürfnisse im Klavierunterricht völlig klar: beide wollen am Klavierspiel arbeiten.
...ich dachte immer, "der normale konfliktfreie Raum" des Klavierunterrichts hat zwei sehr verschiedene Beteiligte: der eine kann schon Klavierspielen und kann es vermitteln, der andere will es lernen und bringt die dafür nötigen Bedingungen (Interesse und Arbeitswillen) mit. Dass zwei so verschiedene Beteiligte das Bedürfnis haben, am Klavierspiel gemeinsam zu arbeiten kommt mir etwas verschroben vor...
...bei tatsächlichem "gemeinsamen Arbeiten" ist es doch voll fies, wenn einer mehr als der andere kann, wenn sogar - Achtung! Ungerechtigkeitsgefahr!! - einer Chef*) und der andere Lehrling ist. Wie kann es beim Bäcker Brötchen geben, wenn an derselben gemeinsamen Arbeit (Brötchen backen) ein Bäcker, zwei Gesellen und fünf Lehrlinge beteiligt sind??
_________
*) ...und dieser Unmensch - how dare you! - ist auch noch berechtigt, den anderen vorzuschreiben, was sie tun sollen...
 
Interessant finde ich, dass hier immer von dem Gordon-Modell die Rede ist. Ein Modell ist keine Verordnung, sondern ein in der Vorstellung existentes Ideal. Ein Modell ist auch etwas, das in Reinform in natura nie vorkommt. Vielleicht kann man sagen: Gordon-Modell + Modifikationen aufgrund Authentizität = gelungene (Unterrichts-) Kommunikation.

Lieber Demian,

du hast völlig Recht, dass das Modell keine Verordnung ist! Deswegen stimmt auch der Begriff "Regeln" überhaupt nicht.

Das Modell bietet eine sehr große Auswahl an Handlungsmöglichkeiten an und man wählt danach aus, was man in dem Moment für richtig hält, was authentisch ist und passt. Man kann sich auch entscheiden, dass Modell gar nicht zu verwenden. Ich habe es auch hier beschrieben:

Meine Reaktion hängt also sehr davon ab, wie ich die Situation einschätze, wie die Körpersprache des Schülers ist, was er sagt und wie ich seine verbalen und nonverbalen Äußerungen empfinde. (...)

Wenn ich allerdings ein Problem habe und das Gefühl, dass beim Schüler irgendetwas nicht stimmt, werde ich ein Gespräch führen. Wie ich das führe, hängt von der Gesamtsituation ab: habe ich mit dem Schüler schon einmal so ein Gespräch geführt, habe ich insgesamt den Eindruck, dass der Schüler nicht wirklich motiviert ist, Klavier zu spielen oder ist das momentane Nicht-Üben eine Phase, habe ich schon einmal mit ihm Abmachungen getroffen, wie sind die Eltern miteinbezogen ..... . Die Art des Gesprächs hängt auch davon ab, was ICH empfinde: bin ich verwundert oder schon verärgert, habe ICH vorrangig ein Problem oder sehe ich das Problem eher beim Schüler und will rauskriegen, was mit ihm los ist ..... .

Ich-Botschaft meinerseits: Ich spüre das und ich fühle mich unbehaglich dabei. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, beckmesserisch aufzutreten oder eine Debatte zu führen (Du kennst den Unterschied zwischen Debatte und Diskussion).

Herzlichen Dank, liebe Barratt! Und keine Sorge - ich schätze unsere Diskussionen!

Es muss von heranwachsenden Menschen gelernt werden, akzidentielle Bedürfnisse zu unterdrücken, um das grundlegende Bedürfnis (Leben und Sicherheit) gewährleistet zu bekommen.

Das Problem dabei ist meistens, dass heranwachsende Menschen nicht gefragt werden, welche Bedürfnisse sie überhaupt haben (auch in diesem Faden wird das z.T. deutlich) und das zum zweiten ihnen gesagt wird, welche Bedürfnisse sie unterdrücken sollen. Sie werden an Entscheidungen nicht oder zuwenig beteiligt - ich bin der Meinung, dass Teenager oft sehr unterschätzt werden, gern mit einem abfälligen "Kein Wunder, der ist ja in der Pubertät."

dass dir die Formulierung "nicht auf Augenhöhe" missbehagt, du stattdessen erstmal Bedürfnis-Blabla einschiebst, und dann inhaltlich genau das bringst, was "nicht auf Augenhöhe" aussagt, ist schon - - - eigenwillig ;-):-D

Lieber rolf,

die Formulierung, die ich nicht mag, lautet "auf Augenhöhe" und nicht "nicht auf Augenhöhe".

Ich hatte im betreffenden Beitrag erklärt, warum ich diese Formulierung nicht mag und bezog mich dabei auf hasenbein:

Es handelt sich NICHT um eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der zwei "sich ihre Bedürfnisse mitteilen", sondern um MEIN (des KL) Setting.

Ich antwortete, dass ich diesen Begriff nicht mag, weil er unklar ist. Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist deutlich komplexer. Man ist, was die Bedürfnisse angeht, auf Augenhöhe, aber im Unterricht hat natürlich der Lehrer den Wissensvorsprung und die Autorität, führt den Unterricht und leitet/lehrt den Schüler an. Dabei kann es keine Augenhöhe geben.

Trotzdem ist es im Unterricht wichtig, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu haben und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Manche nennen auch das "auf Augenhöhe" sein. Der Begriff müsste erst mal klar definiert sein und es müssten die Bereiche des Lehren und Lernens differenziert werden, bei denen man "auf Augenhöhe" sein sollte oder nicht.

Liebe Grüße

chiarina
 
(1) Man ist, was die Bedürfnisse angeht, auf Augenhöhe, (2) aber im Unterricht hat natürlich der Lehrer den Wissensvorsprung und die Autorität, führt den Unterricht und leitet/lehrt den Schüler an. Dabei kann es keine Augenhöhe geben.
...pardon, aber du eierst um die Wörter herum, die dir nicht behagen, die aber unumgänglich sind (so als wolltest du verschleiern, dass sich die Schüler eben nicht auf Augenhöhe mit den Lehrern befinden)

(1) mag sein - aber sind irgendwelche mehr oder weniger temporären Bedürfnisse Lehr- und Lerninhalte, womöglich am Klavier?
(2) exakt das bedeutet: Schüler und Lehrer sind nicht auf Augenhöhe - das kann man doch ganz einfach sagen/schreiben, anstatt den verschleiernden unterstrichenen Satz zu bringen.
 

Obschon ich aus einer der ganz klassischen Fastnachtshochburgen stamme :party: bitte ich um einen Schlenker zurück zur Frage, die als Überschrift dieses Threads gewählt wurde: Es ging ja um "Langsame Schüler".

Nicht: "faule", nicht "konfliktbeladene", "renitente", "uninteressierte" sondern: Langsame.

Es wurde im Folgenden suggeriert (entsprechend den Fallbeispielen von @Anna_ ), dass langsame Fortschritte durch im weitesten Sinne didaktisch-technische Methoden beschleunigt oder ggf. abgebrochen werden (die Palette reichte von "rausschmeißen" bis "wir reden mal in Ruhe").

Auch langsame Fortschritte sind Fortschritte. Habt Ihr einen inneren Schnelligkeitsmesser, der Euch sagt, was "zu langsam" ist? Unterstellt, Ihr spürt, der/die/das zu Beschulende gibt sich redlich Mühe, übt fleißig, setzt konsequent (im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten) Eure Übetipps um, kommt aber gleichwohl langsamer voran als Ihr es durchschnittlich gewöhnt seid – ist das für Euch eine Konfliktsituation, die einer Lösung bedarf (Stichworte "Rausschmiss vs. Konfliktgespräch")?

:-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird Euch überraschen, aber mir ist es in der täglichen Unterrichtspraxis für gewöhnlich nicht sehr wichtig, ob ein Schüler nun langsam oder schnell vorankommt. Entgegen dem Bild, das hier einige von mir offensichtlich haben, bin ich gar nicht der strenge, geradezu russenhafte Zuchtmeister. Normalerweise darf bei mir jeder nach seinen Möglichkeiten vorankommen oder auch nicht so.

JEDOCH (bevor jetzt evtl. das Geschrei los geht, das sei ja nun wiederum eine Larifari-Haltung):

WENN jemand sagt, er habe weitergehende Ambitionen (z.B. Studium) oder WENN jemand eigentlich klar talentiert ist, dann sehe ich meine Verpflichtung darin, deutlich auf die Tube zu drücken, also den Studienwilligen ggf. auf mangelhafte Arbeitshaltung aufmerksam zu machen und den Talentierten a) weitestgehend zu fördern und b) ihm immer wieder klar zu machen, was er eigentlich schon können könnte oder erreichen könnte, wenn er mal mehr und besser üben würde.

Und WENN jemand (meist ein Erwachsener) rumheult, dass er ja irgendwie nicht vorankomme ("bin sicherlich sowieso zu alt" etc.), gleichzeitig jedoch klar ist, dass derjenige zu wenig und/oder falsch übt, dann (genauso wie bei anderen Versuchen, mich zu bullshitten) gibt's Klartext von mir.
 
Auch langsame Fortschritte sind Fortschritte. Habt Ihr einen inneren Schnelligkeitsmesser, der Euch sagt, was "zu langsam" ist?

Das ist ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt. Da ich selbst als ziemlicher Langsamlerner - seit jeher und bis heute - auch dem Vorwurf der Faulheit ausgesetzt war, bin ich da sehr vorsichtig. Überhaupt ist die Debatte dann - wieder einmal! - abgeglitten in die Diskussion um demotivierte, nicht leistungsbereite, ... Schüler, die ja tatsächlich eine schwer zu erreichende Gruppe darstellt. Ich finde, es wurde ein ganz wichtiger Aspekt komplett ausgespart:
DER Schüler ist oft nicht per se faul, demotiviert und deshalb unerträglich bis zur Verhaltensauffälligkeit, sondern er ist es oft in einer gewissen Phase seines Lebens. Die recht große Gruppe der Wiedereinsteiger in diesem Forum, von denen etliche als Kinder und Jugendliche möglicherweise auch nicht die angenehmsten Schüler waren spricht da eine deutliche Sprache.
 
@hasenbein :super:

@Barratt
Und zwar geht es hier nicht unbedingt um langsame Schüler im Sinne von "zurückgebliebenen" oder dummen Schülern, sondern eher um welche, die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben und mit denen man in der dritten, vierten Stunde immer noch an dem gleichen, einfachen Stück sitzt.
Es ging der TE genau um die nicht (genug) übende Schüler.
Diejenigen, die trotz Fleißes, Interesses und Motivation nur langsam vorankommen, stellen normalerweise* kein Problem dar – im Gegenteil, man freut sich, wenn sie ihre kleinen Fortschritte machen.

* Manchmal kann der langsame Fortschritt darauf hindeuten, dass die Unterrichtsart dem Lerntyp nicht entspricht. Dann ist allerdings das Problem nicht beim Schüler zu suchen, sondern ich als KL muss noch viel mehr experimentieren und überlegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Musikanna

Mit Verlaub: Eben nicht. Du zitierst es selbst. Es werden "dumme / zurückgebliebene" von "nicht übenden/renitenten etc." unterschieden.

Ist doch klar, dass ich ein bisschen Eigenerfahrung in meine Frage einfließen ließ. Ich bin staatlich wie akademisch nachgewiesenermaßen weder dumm noch zurückgeblieben. Gleichwohl brauche ich am Klavier meine Zeit, länger jedenfalls als ich es von mir gewöhnt bin. Normalerweise lerne ich schneller.

mit denen man in der dritten, vierten Stunde immer noch an dem gleichen, einfachen Stück sitzt

Aktuelles Beispiel: Eine entzückende kleine Gigue. Ein "einfaches" Stück. Ich mag es, ich habe es analysiert, auswendig gelernt, fleißig geübt, es läuft stockungsfrei ... und trotzdem klingt es irgendwie noch nicht gut. Es fehlt das Gigue-Typische. Morgen gehe ich schon zum zweiten Mal damit in den Unterricht, also übe ich es sei 3 (!) Wochen (neben anderen Stücken natürlich). Ich weiß, dass es nicht meiner Nachlässigkeit geschuldet ist, wenn es nur "einigermaßen" laufen wird, sondern vielleicht einer Portion "Dummheit". Ichbotschaft: Ich habe ein Gefühl im Sinne von "Menschenskind, das müsstest Du doch eigentlich schneller lernen / besser können, du hast schon komplexere Stücke gemeistert".

Und dann lese ich, dass es unter Klavierlehrern offenbar ein Indiz für Nichtüben oder Nichtgenugüben ist, wenn ein Stück mehrfach aufgerufen werden muss. :020: Ich lass mir lieber Dummheit nachsagen als mangelnden Fleiß. :cry2:


Hach, ganz viele Ichbotschaften, @chiarina wird begeistert sein. :-)
 
sondern eher um welche, die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben

Tatsächlich geht es mir nicht in erster Linie um kleine Kinder. Ich habe z.B. einen erwachsenen Schüler, der definitiv motiviert ist, aber beruflich auch sehr eingespannt. Zudem hat er ein kleines Kind. Dementsprechend dauert es einige Wochen, bis wir ein kurzes Stück einigermaßen durch haben.

Das Thema war ursprünglich „Wie geht man vor trotz mangelnden Übens“. Daraus entwickelte es sich in Richtung Motivation.

Aber das neue, von Dir @Barratt eingebrachte Thema „Langsam trotz guten Übens und Fleißes“ ist auch sehr wichtig und interessant!
 
@Musikanna

Mit Verlaub: Eben nicht. Du zitierst es selbst. Es werden "dumme / zurückgebliebene" von "nicht übenden/renitenten etc." unterschieden.

Ist doch klar, dass ich ein bisschen Eigenerfahrung in meine Frage einfließen ließ. Ich bin staatlich wie akademisch nachgewiesenermaßen weder dumm noch zurückgeblieben. Gleichwohl brauche ich am Klavier meine Zeit, länger jedenfalls als ich es von mir gewöhnt bin. Normalerweise lerne ich schneller.



Aktuelles Beispiel: Eine entzückende kleine Gigue. Ein "einfaches" Stück. Ich mag es, ich habe es analysiert, auswendig gelernt, fleißig geübt, es läuft stockungsfrei ... und trotzdem klingt es irgendwie noch nicht gut. Es fehlt das Gigue-Typische. Morgen gehe ich schon zum zweiten Mal damit in den Unterricht, also übe ich es sei 3 (!) Wochen (neben anderen Stücken natürlich). Ich weiß, dass es nicht meiner Nachlässigkeit geschuldet ist, wenn es nur "einigermaßen" laufen wird, sondern vielleicht einer Portion "Dummheit". Ichbotschaft: Ich habe ein Gefühl im Sinne von "Menschenskind, das müsstest Du doch eigentlich schneller lernen / besser können, du hast schon komplexere Stücke gemeistert".

Und dann lese ich, dass es unter Klavierlehrern offenbar ein Indiz für Nichtüben oder Nichtgenugüben ist, wenn ein Stück mehrfach aufgerufen werden muss. :020: Ich lass mir lieber Dummheit nachsagen als mangelnden Fleiß. :cry2:


Hach, ganz viele Ichbotschaften, @chiarina wird begeistert sein. :-)

Achtung, nicht missverstehen ! Dass ein Schüler, der ein Stück immer noch nicht beherrscht, nicht genug geübt hat, würde ich so nie sagen. Ganz ursprünglich ging es in diesem Faden darum, was man 45 Minuten mit dem Schüler machen soll, wenn an dem Stück schon alles geklärt wurde und man zu keinen neuen Erkenntnissen mehr kommen würde, man aber auch kein neues Stück einstudieren könnte, weil der Schüler dann wiederrum noch mehr Arbeit zu Hause hätte. Es ging um einen Schüler, der zwar üben wollte, aber nicht konnte, weil beruflich eingespannt etc.

Dann ist das Ganze in Richtung Motivation und Üben usw gegangen und irgendwie eskaliert :zunge:

Unabängig davon bin ich in den letzten Wochen zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Erwartungshaltung den Schülern gegenüber vielleicht senken sollte. Ursprünglich war ich voller Elan dabei, den Schülern Stücke, Gehörbildung, leichte Theorie (zB. Unterschied und Bildung von Dur, Moll- Dreiklängen) usw beizubringen. Es wurden Stücke erst von mir vorgespielt und dann (ganz brav wie es im Studium gelernt wurde) ein wenig analysiert (welche Taktart, gibt es Wiederholungen, besondere Noten und Rhythmen, gibt es besondere Artikulation und Bögen...). Nun habe ich festgestellt, dass es der Theorie wohl zu viel ist und viele gerade jüngere Schüler die Motivation verlieren, wenn es nicht direkt ans Spielen geht.
Auch wenn ich mich abermals frage, wie man ein Stück denn spielen soll, ohne alle Parameter begriffen zu haben :denken: Vielleicht zu viel Perfektionismus meinerseits ?
 

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