sollte er hier nochmal auftauchen
Ja woah, was soll ich sagen. Bin sprachlos. Habe echt nicht erwartet, so schnell so viele (gute and hilfreiche) Antworten zu bekommen. Von anderen Online-Foren bin ich eher gewohnt, 1 Woche warten zu müssen bis sich was tut. Daher großes Lob an euch und dieses Forum.
das "oder" ist nicht gerechtfertigt - es ist beides wichtig
Die Idee hinter dem "oder" war, dass ich mich diesmal nur auf Eines konzentrieren und diese Sachen dann möglichst gut und intensiv üben wollte. Also anstatt z.B. "1 Stunde etwas auswendig lernen und 1 Stunde das Blattspiel üben" eben "2 Stunden nur auswendig lernen" oder "2 Stunden die Blattspiel-Fähigkeiten verbessern".
hätte der KL Dich zwingen sollen, täglich vom Blatt zu spielen?
Ja, warum denn nicht? Das mit dem hier angerannt kommen und sich beschweren ist völliger Unsinn. Während meiner Zeit als Klavierschüler hab' ich mich nie über irgendetwas beschwert. Ich hab' immer das "geschluckt", was man mir an Noten vor die Nase gelegt hat. Woher soll denn ein Schüler wissen, was besser für ihn ist? Deshalb ist er ja auch der Schüler.
Und sehr wichtig ist auch, nicht dauernd nur neue Stücke vom Blatt zu spielen, sondern die gleichen immer wieder aufzugreifen, so dass das Gehirn etwas zum Wiedererkennen und Speichern hat.
Diesen Tipp habe ich in der Form noch nie gehört, aber ich finde ihn interessant. Meine Klavierlehrerin hat immer darauf behaart, dass man das Blattspiel nur durch
einmaliges Spielen von neuen, unbekannten Stücken erlernt.
Außerdem möchte ich noch betonen dass, zumindest für mich, die Verbesserung der Blattspielfähigkeiten ... auf jeden Fall beim schnellen lernen von Repetoire {geholfen hat}
Meiner Meinung nach, gilt das nur in die eine Richtung. Es ist richtig, dass man durch Verbesserung der Blattspiel-Fähigkeiten auch um einiges schneller Stücke auswendig erlernen kann. Andererseits kann man noch so viele Stücke auswendig lernen und man wird nur marginal besser beim Blattspielen.
Ist vom Blatt spielen denn etwas, das man in 10 Jahren Klavierlehrer hätte lernen müssen? Ist es ein Versäumnis?
Meiner Meinung nach definitiv ein Versäumnis. Ich finde es wesentlich beeindruckender, wenn jemand etwas unbekanntes einfach runterspielen kann als wenn jemand etwas vorträgt, was lange einstudiert wurde.
Außerdem ist das so, als ob du nach 10 Jahren Deutschunterricht nie richtig lesen gelernt hättest, sondern am Ende einfach nur Texte/Gedichte (nach langem, mühseligem Einprägen) auswendig vortragen kannst. Wenn man vielleicht in den USA geboren wurde und einfach nur seine Kumpels mit dem bisschen Deutsch beeindrucken will, war's vielleicht nicht völlig umsonst, aber wenn man täglich damit zutun haben will ist das mehr oder minder nicht zu gebrauchen.
Also für mich ist das flüssige "Vom-Blatt-Spiel" (NICHT Prima-Vista) eines Stücks Vorrausetzung für das anschliessende Auswendigspielen. Auch auswendig gelernte Stücke werden meistens noch mit Notenblatt(-Blick) gespielt.
Für mich bedeutet allgemeines "Vom-Blatt-Spiel" das Spielen mit Unterstützung der Notenschrift die (praktisch) permanent beim Spiel verfolgt wird.
Also gemeint war, wenn man ein Stück, das einem unbekannt ist, zum allerersten mal durchspielt.
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Nun zum Schluss, quasi als kleine Zusammenfassung, wäre es denn OK das Ganze wie folgt auf den Punkt zu bringen?
- Je nach dem, was man mit dem Klavierspielen erreichen will, muss man das Prima-Vista-Spiel unterschiedlich gut beherrschen
- Profis wie Korrepetitoren und Solisten müssen sowohl ein umfangreiches Repertoire haben (wie z.B. Rheinkultur aufgelistet hat), als auch das Vom-Blatt-Spiel beherrschen
- Amateure sollten zumindest Stücke in vertretbarer Zeit erarbeiten können (laut fisherman). Das Prima-Vista-Spiel ist nicht unbedingt erforderlich (nach Henry).
Kann man das so unterschreiben?