Was ist wichtiger: Vom Blatt spielen können oder auswendig spielen?

Ist es wichtiger vom Blatt spielen zu können oder ein Repertoire zu haben?

  • Vom Blatt spielen

    Stimmen: 6 31,6%
  • Ein Repertoire haben

    Stimmen: 13 68,4%

  • Umfrageteilnehmer
    19
S

scrat721

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18. Sep. 2016
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So peinlich das auch ist, aber nach 10 Jahren Klavierspielen bin ich immer noch die absolute Niete, wenn's darum geht, etwas vom Blatt zu spielen. Die Klavierlehrer waren halt immer zufrieden, wenn ich die Stücke flüssig spielen konnte, und das ging bei mir eben immer nur durch's Auswendig lernen. Dass ich nie gelernt habe, vom Blatt zu lesen, hat keinen meiner Klavierlehrer jemals gejuckt.

Jetzt, wo ich nur noch alleine spiele, stelle ich mir gerade die Frage, was ich eher machen sollte:
- Vom Blatt spielen (indem ich dutzende leichte, aber langweilige Stücke jeweils einmal von vorne bis hinten spiele).
- Oder mir ein Repertoire an schwierigen Stücken beibringen (indem ich sie komplett auswendig lerne).

Ich frage das, weil die zweite Option sicherlich mehr Spaß machen würde, da man sich einfach hinsetzen und etwas Schönes runterspielen könnte. Anderseits regt es mich total auf, dass man mir nach 10 Jahren Klavierspiel nicht das Vom-Blatt-Lesen beigebracht hat.
 
Ich würde das vom Blattspielen mit schwierigen Stücken lernen, da sie nicht so schnell zum Auswendiglernen verleiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke auch das "oder" ist nicht gerechtfertigt - es ist beides wichtig. Ich hab dennnoch für Repertoire gestimmt, da ich es auch für die persönliche Entwicklung wichtig finde, anderen Menschen vorspielen zu können (nicht aus Hybris, sondern Selbstüberwindung :-). Das fällt mir mit dem auswendig gelernten Repertoire leichter, zudem muss man nicht ständig die Noten dabeihaben :-)
 
Zweige doch einfach einen angemessenen Teil der Übezeit dafür ab, dein Vomblattspiel zu verbessern, wenn dir etwas daran liegt. Was für dich wichtiger ist, kannst nur du entscheiden, es seie denn du kommst in eine Situation wo Vomblattspiel auf einmal doch in gewissem Umfang erforderlich ist, etwa wenn du jemanden spontan begleiten sollst.

Aus eigener Erfahrung und auch aus der Beobachtung bei vielen anderen Hobby-Spielern ohne professionellen Ambitionen ist es meistens so, dass Vomblattspiel unbekannter Stücke im Originaltempo, ohne Fehler und mit vorspielreifem Ausdruck und Klang nur bei ganz einfachen Stücken funktioniert. Das ändert sich natürlich, wenn man die Gelegenheit hat, das Stück oder schwierige Stellen mehrmals spielen zu können.
 
So peinlich das auch ist, aber nach 10 Jahren Klavierspielen bin ich immer noch die absolute Niete, wenn's darum geht, etwas vom Blatt zu spielen. .

Mei, wennst ned gerade "Werksirenen" mit unbekannten Stücken begleiten mußt, halte ich das Primavistaspiel jetzt nicht für erforderlich. Sofern man in der Lage ist sich die Noten irgendwie einzuüben (so sie denn für ein Stück von Nöten sind) , paßt des schon.

LG
Henry
 
Scrat, die Sache ist doch ganz einfach.

Statt den Klavierlehrern die Schuld zuzuschieben, dass Du nicht vom Blatt spielen kannst, frage Dich einfach:

- Hat Dich Blattspielen jemals wirklich interessiert, wolltest Du das lernen?
- Hast Du jemals in ernstzunehmendem Maße, in ernstzunehmender Regelmäßigkeit, Sachen vom Blatt gespielt? Wenn nein, warum nicht?

Jeder hier weiß, dass ich stets in vorderster Front dabei bin, wenn es darum geht, auf die mangelnde Qualität vieler KL hinzuweisen.
Aber mir geht echt der Hut hoch, wenn irgendwelche Schüler ankommen und die Verantwortung für alles abgeben: "Wäääh, man hat mir das in 10 Jahren nicht beigebracht! Buhuhu!"
Entweder Du wolltest es schon lange lernen, dann hättest Du es - durch Lehrerwechsel oder auf eigene Faust - schon lange machen können.
Oder Du wolltest es eigentlich gar nicht (weil Deine bisherige Stückelern-Methode für Dich am besten funktionierte und Dir keinen "zusätzlichen Stress" aufbürdete) - hätte der KL Dich zwingen sollen, täglich vom Blatt zu spielen? Dann wärst Du wahrscheinlich hier angekommen und hättest Dich beschwert, dass Dein KL immer so doofe Sachen mit Dir macht, die man doch als Amateur gar nicht braucht oder so.

Ganz ehrlich, diese Blattspielklage von Amateuren, die gerade nur so viel üben, dass sie ihre 1-2 aktuellen Stücke in mehrwöchiger Arbeit einigermaßen hinkriegen, kann ich nicht mehr hören.
Da ist SO viel unrealistische Erwartungshaltung drin.

LG,
Hasenbein
 
@hasenbein ,
ich hatte sehr lange Unterricht wo man mir das Blattspielen regelrecht einzubläuen versuchte, natürlich mit Stücken welche derart atonal sind, daß man es ohnehin ned auswendig reinbekommt. Die Ansicht des damaligen KL; "nur wer regelmäßig vom Blatt übt, wird Blatt spielen können" ....ich kann es bis heut nicht. :rauchen:

LG
Henry
 
In meiner Jugend habe ich an einem Flügel geübt, konnte nie besonders gut vom Blatt spielen und alle Stücke, die fertig wurden, konnte ich auswendig. Jetzt bin ich doppelt so alt, spiele fast nur noch am Klavier, d. h. am Pianino, und meistens vom Blatt. Entweder liegt es am Alter, dass mein Gedächtnis schlechter und mein Blattlesevermögen besser geworden ist, oder die Noten sind jetzt näher an den Tasten, weshalb man die Noten und Hände gleichzeitig im Blick haben kann und man die Lernweise entsprechend anpasst.
 
Vomblattspielen durch "atonale" Stücke (mit Sicherheit waren die nicht atonal, lediglich harmonisch für Dich undurchdringlich...) ist ein Riesenschwachsinn.

Denn Vomblattspielen lernt man ja, indem man mit der Zeit "Chunks" abspeichert, die man beim Blick aufs neue Blatt unmittelbar wiedererkennt und nicht einzeln entziffern muss.

Das geht nur mit Stücken, deren Elemente für den Lernenden eingängig und analysierbar sind.

Und sehr wichtig ist auch, nicht dauernd nur neue Stücke vom Blatt zu spielen, sondern die gleichen immer wieder aufzugreifen, so dass das Gehirn etwas zum Wiedererkennen und Speichern hat.
 
Vomblattspielen durch "atonale" Stücke (mit Sicherheit waren die nicht atonal, lediglich harmonisch für Dich undurchdringlich...) ist ein Riesenschwachsinn.

Denn Vomblattspielen lernt man ja, indem man mit der Zeit "Chunks" abspeichert, die man beim Blick aufs neue Blatt unmittelbar wiedererkennt und nicht einzeln entziffern muss.

Das geht nur mit Stücken, deren Elemente für den Lernenden eingängig und analysierbar sind.

Und sehr wichtig ist auch, nicht dauernd nur neue Stücke vom Blatt zu spielen, sondern die gleichen immer wieder aufzugreifen, so dass das Gehirn etwas zum Wiedererkennen und Speichern hat.


Nenne wegen meiner "für mich atonale Stücke" "für mich undurchdringlich".....wenn es für mich ned paßt, ist es für mich einfach atonal, so wie auch ne Bratwurst mit Honig für mich persönlich ungenießbar ist (auch wenn andere vielleicht so etwas gern mögen). Für mich ist eben ein Stück atonal was aus großen Septimen, verminderten Quinten usw. besteht. Hier versagt das Gedächtnis, ich kann mir die Melodie einfach nicht merken und kann sie auch nicht entsprechend auswendig reproduzieren.

LG
Henry
 

Der Begriff "atonal" ist genau definiert, da kann man nicht einfach mit einer selbstgebastelten Bedeutung daherkommen.

Benutze in Zukunft einfach Ausdrücke wie "schräg" o.ä. Danke!
 
Ich möchte dazu auch noch gern eine Sache sagen. Es ist ja nicht so, dass "vom Blatt lesen" und "Repetoire haben" zwei völlig unkorrellierte Kenngrößen sind. Weiter ist es so, dass "vom Blatt lesen" noch mit vielen weiteren Kenngrößen korreliert. Die Beobachtung in meinem Bekanntenkreis und auch an mir selber (wie einige hier wissen versuche ich seit fast nem 3/4 Jahr nun meine Blattleseskills zu verbessern) hat gezeigt, dass "vom Blatt lesen" keine isolierte Kompetenz ist sondern sehr stark mit:
- intuitivem musikalischen Verständnis
- Gehörbildung
- musiktheoretischen Kenntnissen
- "Analysegeschwindigkeit"
- der Fähigkeit Blind zu spielen
- ...
korreliert. All diese Fähigkeiten sind natürlich auch förderlich beim erlernen von Repetoire. Man lernt einfach viel schneller, es fällt einem mehr auf, man hat mehr Verständnis, etc. . Es ist völlig sinnfrei diese beiden Dinge getrennt zu betrachten.

Außerdem möchte ich noch betonen dass, zumindest für mich, die Verbesserung der Blattspielfähigkeiten = Gehörbildung, Musiktheorie, Blindes Spiel, Analyse, Hasenbein'sche "Chunks", ... einen unglaublichen Aufwand mit hoher Frustration darstellt. Ich habe nun nach fast einem 3/4 Jahr durchaus Erfolgserlebnisse, aber die sind noch nicht hörbar für andere, sondern nur spürbar für mich (Ich habe das Gefühl Musik viel besser zu verstehen,. Aber helfen mir auf jeden Fall beim schnellen lernen von Repetoire (den ersten Satz von op. 110 habe ich ich in 5 Tagen gelernt und bereits am ersten Tag durchgespielt, das wäre früher undenkbar gewesen ).

Also zusammengefasst: Es ist kein entweder-oder, es ist ein beides folgt aus viel mehr :P
 
Mal so eine ganz blöde Frage:

Ist vom Blatt spielen denn etwas, das man in 10 Jahren Klavierlehrer hätte lernen müssen oder ist es nur eine von vielen möglichen Facetten des Klavierspiels an der man auch "vorbeilaufen" kann? Anders ausgedrückt: Ist es ein Versäumnis?
 
Wer Noten lesen kann, kann auch vom Blatt spielen. Einzige Bedingung: Das Stück muss leicht genug sein.

Ein schwieriges Stück, für das man lange braucht, spielt niemand vom Blatt.

CW
 
Okay. Ich hätte schreiben sollen: ein schwieriges Stück, für dessen Erlernen man lange braucht, spielt niemand vom Blatt.

CW
 
@alibiphysiker,
Vom Blattspielen hat mit irgendwelchen Analysen, was Verstehen etc. nichts zu tun, sondern mit Fähigkeit bekannten Muster schnell erfassen und in die Finger und Motorik umsetzen. Für irgendwas anders hat man schlicht keine Zeit. Es ist eine gewisse Fähigkeit, die man nur bedingt eintrainieren kann …. Leute die sich zum Beispiel schwer Gesichter merken können, werden auch kaum gute Blattspieler.

Hier eine Anekdote: Wisst ihr den Unterschied zwischen Mathematiker und Praktiker die eine Suppe am Lagerfeuer kochen möchten? Eben der Mathematiker nimmt den Kochtopf mit Wasser zuerst auf die linke Seite und dann legt ihn von links nach rechts über das Feuer. Der Praktiker, nimmt den Topf und legt es direkt über Feuer. Warum ist es so bei den Mathematikern, da sie zuerst die Konstanten und Variablen links und rechts isolieren und den Lösungsweg nur von links nach rechts kennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So habe ich gelernt, vom Blatt zu spielen: nie üben und dem KL in der Stunde vorgaukeln wollen, dass man das Stück schon - wie aufgegeben - weiter gelernt hätte. Da musste man dann "vorausschauend fahren" und eben schnell Chunks (?) erkennen. ("Oh, wow zum Glück, die Stelle ist fast wie zu Beginn, das geht easy. Bloß nicht schneller spielen, sonst fällt es auf.") Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Plan in jeglicher Hinsicht nicht aufging und der KL sehr wohl erkannte, dass ich nicht geübt habe.
Fazit: Heute kann ich kaum etwas auswendig spielen.

Edit: Ich habe damals wie heute immer sehr gerne gespielt, auch wenn es sich vielleicht nicht so anhört.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, die Fragestellung ist "falsch".
Echte "VomBlatt-Spieler" (prima vista) brauchen neben Fleiß auch ein Talent, das eben nicht jeder hat.
(Jackyjoker hat z.B. diese Gabe anscheinend).
Wohin man als normaler Amateur kommen sollte: Stücke in vertretbarer Zeit (das ist eine individuelle Maßeinheit) erarbeiten zu können - ob das dann nachher "vom Blatt" oder auswendig gespielt wird, dürfte individuell verschieden sein - selbst bei Starpianisten gibt es beides.
 

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