Liebe Community
Schon länger hatte ich den Wunsch, Klavier zu spielen. Früher als Kind habe ich einige Jahre Querflöte gespielt, auf ganz passablem Niveau. Doch dann kam die 1. Ausbildung, Wohnung, Freundin, Ferien etc. man kennt es ja.
In diesem Jahr wurde ich 44 Jahre alt und habe mir noch gerade vor Corona ein kleines Klavier angeschafft. Eigentlich hätte es nur ein E-Piano werden sollen, damit ich auch abends noch üben kann, ohne die Nachbarn zu stören. Doch der Verkäufer meinte, es gäbe echte Klaviere mit Silentfunktion. Da spielte er nun auf diesem kleinen schwarzen Schimmel 109 von 1989. Welch schöner warmklingender Ton. Der Preis war nur leicht über einem guten E-Piano also schlug ich zu. Und habe mich umgehend zum Klavierunterricht angemeldet. Meine KL ist toll, sie lässt mir extrem viel Freiraum - d.h. ich kann Stücke schon selber wählen, und sie unterstützt mich jederzeit bei schwierigen Stellen. Früher bei der Querflöte hatte ich einen sehr altmodischen Lehrer und musste tonnenweise technische Übungen machen - nicht so bei meiner KL. Das finde ich super. Wenn mir ein Stück gefällt, habe ich auch die Motivation und den Ehrgeiz, es zu lernen und gut zu spielen. Natürlich noch auf einem sehr bescheidenen Niveau, das ist klar.
Nun bin ich ein gutes halbes Jahr dabei und die Fortschritte sind sehr gut, das hätte ich nie gedacht. Nur habe ich ein Problem und weiss nicht, ob es anderen Anfängern auch so geht. Ich bin offenbar der Lerntyp, der sich Melodien und Muster sehr rasch merken kann. D.h. die Noten benötige ich nicht sehr lange und kann ein Stück sehr rasch auswendig. Mein Taktgefühl ist auch sehr gut, da ich auch einige Jahre Schlagzeugunterricht hatte. Ich sehe und fühle die Melodie quasi auf der Tastatur und weiss welcher Akkord jetzt kommt und merke mir dabei immer nur eine Taste oder eben ein Muster. Amelie kann ich z.B. auch im Dunkeln spielen.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich mit dem zu raschen auswendig lernen meinen Fortschritt schlussendlich doch behindere, weil ich bei jedem neuen Stück natürlich zu Beginn wieder mehr Zeit benötige die Noten zu lesen als jemand, der per se nur nach Noten spielt. Ihr seht mein Problem. Oder ist es gar keins? Wie sind eure Erfahrungen damit? Ein anderes Problem dabei ist auch, dass ich ja nicht unendlich Stücke speichern kann sondern das immer wieder üben muss/darf. Das wäre dann auch meine nächste Frage an die geübten Pianisten: könnt ihr mehr als 10-20 Stücke auswendig spielen? Klar, das kommt auf die Komplexität der Stücke an...
Witzig in dem Zusammenhang ist auch, dass sowohl meine Mutter als auch meine Schwester beide sehr gut Klavier spielen können (die hatten beide viele Jahre Unterricht) und im Gegensatz zu mir ausschliesslich nach Noten spielen.