Du siehst die Dinge vermutlich auch aus einer ganz anderen Warte, denn erstens wirst Du - im Unterricht - wohl immer nur Stücke gelernt haben, die mit Deinen technischen Möglichkeiten "gut" machbar waren (wobei sich die technischen Möglichkeiten so natürlich jedesmal etwas erweitern).
Zweitens, befindest Du Dich technisch bereits auf einem sehr hohen Level - vielleicht verliert man da auch die Erinnerung daran, wie es war, als man noch nicht so spielen konnte (?)
Das sehe ich nicht so. Der Klavierunterricht zu dieser Zeit war sehr sporadisch (alle 3-5 Wochen) und ich hatte das Gefühl, dass meine Klavierlehrerin meinen technischen Horizont konsequent etwas überschätzt hat. Möglicherweise hat sie das aber auch mit Absicht getan, weil sie mich fordern wollte. Und das mit dem technisch sehr hohen Level mag sein, ich will es nicht beurteilen, aber letztlich hat man immer Herausforderungen auf seinem Level und das ändert nichts an den Methoden.
Ein Profi-Marathonläufer vergisst ja auch nicht wie anstrengend es war, als Amateur-Marathonläufer zu trainieren (im Gegenteil, der Amateur kann sich wahrscheinlich nur ansatzweise vorstellen, wie anstrengend das Training des Profis ist).
Die beidhändigen Sprünge habe ich mit allen möglichen Varianten geübt. Einzeln, zusammen, schnell, langsam (wobei mit langsam keine gemütlichen Lagewechsel gemeint sind, sondern Sprünge, die aber zumindest so langsam ausgeführt werden, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit die Töne trifft), punktiert, umgekehrt punktiert, Rechte Hand nur Oberstimme + Links komplett, etc. pp. Und alles in allen Varianten kombiniert. Ich halte es für sehr wichtig, Stellen in unterschiedlichen Tempi zu üben (langsam und kontrolliert, so schnell wie man es gerade noch gut kann, so schnell dass man es gerade nicht mehr kann, etc.). Nur linear das Tempo schrittweise zu steigern halte ich nicht wirklich für Gewinnbringend.
Noch ein Vergleich aus dem Ausdauersport: Wer immer nur Kilometer sammelt wird irgendwann fit, aber wer wirklich eine starke Leistung erzielen will, muss sein Training
variieren: Tempoläufe, Intervalltraining, langsame Dauerläufe etc. Im übertragenen Sinne finde ich das vergleichbar.
Ich übe z. B. immer wieder 8-taktike Etüden von Czerny, welche man laut seiner Angabe 8 mal hintereinander durchspielen soll. Dabei mach ich meist eine Art pyramidenförmige Tempo Entwicklung: 2 mal langsam, 2 mal etwas zügiger, 2 mal im angestrebten Endtempo oder etwas schneller, und dann noch 2 mal etwas langsamer als das angestrebte Endtempo. Dabei variiere ich dann auch manchmal noch andere Parameter (piano, forte, legato, portato, etc.)