Wagner-Analyse

was ich noch anfügen muss.
- vom erwähnten Breig gibt es noch den sehr guten Aufsatz "Die Todesverkündigung"
- die Notenbeispiele im vorigen Beitrag sind glücklicherweise leicht spielbar
- in Ernst Kurths Buch wird diese Szene auch behandelt
- das Notenbeispiel von @Demian hat die Todverkündung-Akkordik mit c-#d-g (hörbar als c-Moll) was nach H7 "aufgelöst" wird
 
Zuletzt bearbeitet:
@rolf
Auch wenn ich lügen müsste, um zu behaupten, dass ich alles verstehe.
Ich habe selten einen so langen Beitrag gelesen, der so gefesselt hat.

Ich würde gerne mitdiskutieren, befürchte aber, dass "meine Ahnung von Wagner" da einfach nicht reicht.
Also bleibe ich vorerst beim Mitlesen, Staunen und Lernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank @rolf für deine ausführliche und sehr aufschlussreiche Analyse!
 
@rolf : Vielen Dank für diese ausführlichen Erläuterungen. Mit dieser Materialfülle kommt zu Pfingsten jedenfalls keine Langeweile auf. Will ich nur hoffen, daß der Hl. Geist mir wenigstens so viel Erleuchtung beschert, daß ich Deinen Ausführungen auch zu folgen vermag.
 
der meidet solche heidnischen Gaukeleien (Walküren, Walhall, Wotan etc) und fühlt sich eher für den Evangelimann zuständig ;-)
Ganz am Ende des chorlosen Monstrums* wird das Motiv a---#g-h------ dann eine ganz andere Harmonisierung erhalten: die macht in ihrer Wirkung als "Schlusskadenz" aber nur Sinn, weil man sozusagen stundenlang an was anderes gewöhnt wurde. Das hat sich der Wagner extra für diesen Schluß aufgehoben.

________
*) über vier Stunden Spielzeit... ohne Ballett, ohne Chöre, keine Massenszenen
 
- ...ein Dominantseptakkord als Auflösung einer dissonanten Akkordprogression? Aber das ist doch erst im Tristan so ---- offenbar nicht. Die Tristanharmonik taucht erstmals in dieser Szene, in diesem Motivzusammenhang auf, und das beinahe "wörtlich":
Den Anhang 56304 betrachten
die letzten drei Akkorde: "Tristanakkord" - quintalterierte Doppeldominante - Dominantseptakkord (als Auflösung)
also hier "Tristanakkord" - "DD7b5" - "D7"
im Tristan "Tristanakkord" - "DD7b5" - "D7b5" - "D7"**
(es ist unnötig, an dieser Stelle auf die vielen Deutungen der Tristanakkorde hinzuweisen oder gar eine Diskussion darüber zu beginnen: ich habe der Einfachheit halber diese hier verwendet, weil sich damit am ehesten nachvollziehbar Todverkündung-Tristanakkord zeigen lässt)
Ein wenig OT, aber kennst Du dieses Stück, das auf demselben kompositorischen Material basiert?:



Gegen Deinen analytischen Ansatz habe ich nichts einzuwenden. Alles gut beobachtet und plausibel auf den Punkt gebracht. Das verlinkte Stück ist insofern von Interesse, als es die orchestralen Farben des wagner'schen Orchesterapparats aufgreift und kompositorisch weiterentwickelt.

Was hier hinzukommt und dem Klavierauszug nicht zu entnehmen ist: der fahle Klang - @mick kann die Orchestrierung der Todverkündung besser als ich beschreiben.
Die obige Aufnahme bietet immerhin die Möglichkeit, diese Orchesterfarben hörend zu erfassen - wenngleich die Palette um einige Nuancen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erweitert wurde.

LG von Rheinkultur
 
Was spricht gegen eine einfache chromatische Quint-Alteration, dominantisch gedeutet?
 

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@joe die Stimmführung im Klavierauszug (in #1) zeigt deine rot markierten Quintparallelen nicht. Wenn ich mich richtig erinnere, weist die Partitur solche an dieser Stelle auch nicht auf.
 
Was hier hinzukommt und dem Klavierauszug nicht zu entnehmen ist: der fahle Klang - @mick kann die Orchestrierung der Todverkündung besser als ich beschreiben.
Das ist eigentlich recht offensichtlich. Das Schicksalsmotiv wird allein von einem vollständigen Tubensatz gespielt (das gab es bis dahin nicht!), und zwar in enger Lage, was für Blechbläser sehr untypisch ist. In der Todesklage spielen dann eine E-Trompete in sehr tiefer Lage und eine Basstrompete (bis dahin ebenfalls ein sehr unübliches Instrument) über einem Posaunensatz, ebenfalls in enger Lage.

Wagner verstößt hier absichtlich gegen alle bis dahin gelehrten Instrumentationsregeln und macht das genaue Gegenteil davon - das erklärt den unheimlichen, erschreckenden Klang dieser Musik.

Eine weitere Neuerung der Walküre (allerdings nicht in dieser Szene) ist die häufige solistische Verwendung der Bassklarinette. Im Tristan und später im Parsifal hat Wagner dieses Instrument noch exponierter eingesetzt, da ist die Bassklarinette fast wichtiger als die erste Klarinette. Zum Leidwesen der Dirigenten wird es in kleineren Orchestern meist nur vom 3. Klarinettisten (für den solistisches Spiel nicht unbedingt das tägliche Brot ist) als Nebeninstrument bedient, was der Bedeutung dieser Partien nicht immer gerecht wird...
 

Ob einzeln oder zusammengehörig - da ist weit und breit keine alterierte Quinte zu sehen.
 
Ich mein die parallelen, chromatisch aufwärts geführten Quinten.
EDIT: Ich deute das, wie gesagt, im Prinzip auf einen Akkord (Dominante), deshalb habe ich den Begriff Alteration verwendet. Genauer gesagt werden dann Grundton und Quinte hoch alteriert - ich hatte mich einfach nur auf das Intervall Quinte beschränkt.
 
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Ich mein die parallelen, chromatisch aufwärts geführten Quinten, meine Güte
EDIT: Ich deute das, wie gesagt, im Prinzip auf einen Akkord (Dominante), deshalb habe ich den Begriff Alteration verwendet. Genauer gesagt werden dann Grundton und Quinte hoch alteriert - ich hatte mich einfach nur auf das Intervall Quinte beschränkt.
Chromatisch ist allerdings etwas ganz anderes als alteriert. :blöd:

Davon abgesehen geht das fis' (1. Klarinette) auch gar nicht zum g', sondern über g' (auf ZZ. 3 des 1. Taktes) zum dis' (das bereits in der 2. Klarinette liegt und hier verdoppelt wird). Im Klavierauszug sieht man das vielleicht nicht auf Anhieb; aber spätestens die Melodieführung der Oboe lässt keinen Zweifel, dass es sich bei dem g' um einen Vorhalt handelt.
 
Ich kanns nicht abschließend sagen. Vom „Gefühl“ her würde ich in der Ecke alterierter verm. Septakkord bleiben.
 

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