Workshop: Schumanns Melodie - Analyse

Oje, ich hab meinen vorigen Beitrag geändert. - Tschuldigung, werd ich nicht mehr machen, sonst wird das ja noch verwirrender hier.
 
OK, falsch geschaut. Zweites Viertel f und e, also keine Septime. Die ist beim dritten Viertel. Leider weiß ich immer noch nicht was damit gemeint ist „Tonika mit Sekund“?

Zweites Viertel:

upload_2016-6-17_11-14-6.png

In der Melodie steht das d auf dem zweiten Viertel zwischen e auf dem ersten Viertel und c auf dem dritten Viertel. Das zweite Viertel ist eine unbetonte Zählzeit. Durchgangsnoten stehen auf unbetonten Zählzeiten und verbinden Akkordtöne (C-Dur c-e-g) miteinander. Was ist also das d in der Melodie und das f im Bass ausgehend vom Grundton c?

ich weiß ja nicht ob das Absicht ist von dir,

Durchaus.

@Peter: Siehe Beitrag 18
 
Die Deutung wäre Schritt zwei.
 
Da steht:
Wenn man einen Septakkord mit großer Septime auf der Tonika hat ist es legitim, per Quintfall aufzulösen und das h nach a gehen zu lassen, wenn es sich melodisch um eine melodisch absteigende Sequenz (e-d-c-h-a) handelt.
So weit so gut. Aber warum wird hier überhaupt der Septakkord eingesetzt (wenn es überhaupt als solcher gedacht ist)? Ich spiele gerade die ersten beiden Takte immer wieder mit diversen Akkorden und C-E-H ist für meine Ohren so ziemlich das "am wenigsten Passende".

Btw, Danke an @Troubadix , dass er hier mitmacht!!!!
 
An der Antwort kau ich ne Weile... da fällt mir ein, ich hab ganz auf die Sekunden auf der Uhr vergessen! Mahlzeit!:bye:
 
Geht mir wie @bamse. Vielleicht hab ich am Wochenende Zeit, heute leider noch nicht...

LG,
Barbara
 
Also erst mal keine Panik :-)

Was ich gemacht habe, war der Versuch einer Funktionsanalyse. Bei dieser Art der Betrachtungsweise können die Noten einer Funktion zugeordnet werden.

Eine davon ist die Tonika. Sie ist das tonale Zentrum und kann als Ruhepunkt angesehen werden. Sie besteht aus dem Dur/Moll - Akkord auf dem Grundton.
Subdominante und Dominante sind Quintverwandte Akkorde. Davon kann es nur 2 geben, ein Mal die Quinte abwärts (in C-Dur wäre das F-Dur) und das andere Mal die Quinte aufwärts (das wäre in C-Dur G-Dur).
Die Dominante gilt mit dem Leitton als Spannung zum Zentrum, die Subdominante als spannungsarme Entfernung vom tonalen Zentrum weg.
Es gibt noch weitere Funktionen, aber diese 3 reichen erst mal.

Mit der Funktionsanalyse gibt es eine uralte Streitfrage: Ab wann kann man von einen Funktionswechsel sprechen?

Beispiel Takt 1: Wir haben als erstes Viertel ganz klar C-Dur, also die Tonika. Problem ist aber das zweite Viertel: Wir haben als Grundton ein F gegeben, es folgt ein G und im Sopran steht ein D.
Jetzt könnte man sagen: "Aber das ist doch ein Dominantseptakkord mit der Sept im "Bass"."
Aber das ginge meiner Meinung nach an dem Vorbei, was man hört. Man nimmt diese Töne nicht klar als Dissonanz auf (wie sie beim Dominantseptakkord durch die Septspannung und den Tritonus entsteht) sondern einfach als harmoniefremde Töne, die die Tonika harmonisch bereichern (ähnlich ist es auch in Takt 3, 2. Viertel zu sehen) - und im Abstand vom Grundton C ist das D eine Sekunde und das F eine Quarte.

Die große Sept ist eine klangliche Bereicherung der Tonika. Diese Art von Akkorde klingen meiner Meinung nach nicht schief oder schräg, sondern angenehm dissonant. Hier hört man die Sept wohl tendenziell auch als unbetonten Durchgang, ich finde aber, sie fällt auf, und sollte deswegen als Abweichung von der Tonika erwähnt werden.

Einen klaren Funktionswechsel hat man im 2. Takt. Dies stützt auch die Intention des Komponisten, ein 2. Motiv vom ersten abzugrenzen.
Jetzt beziehen sich die Angaben nicht mehr auf den Grundton der Tonika, sondern auf den der Subdominante.
Ich persönlich höre das 2. Viertel im 2. Takt aber nicht mehr als Subdominante sondern schon wieder als Dominante - geschickt ist hier, das die schwere Zeit (also das 3. Viertel) als Grundton auf dem E beginnt, also der Terz der Tonika und das 4. Viertel auf dem G - Man hat dadurch nicht den Eindruck, als würde das Stück aufhören oder zu Ende sein, wie es nach einer Kadenz wie hier der Fall wäre.
Dadurch kommt die Sequenz des 1. Motivs im 3. Takt nicht überraschend. Hier betrachte ich das 2. Viertel wieder als Durchgang.
In Takt 4 weicht Schumann über C-G-D (doppelter Quintfall) nach G-Dur aus. Ich spreche hier bewusst von Ausweichung und auch von Doppeldominante, weil sich der Takt 4 meiner Meinung nach noch ganz klar auf die Tonika bezieht.
Eine Modulation mit Festigung der Tonart wäre in sofern schlecht, da eine Wiederholung in C-Dur folgt. Das F als Durchgang würde so unangenehm auffallen.

Mal meine Gedanken dazu :-)
Ludwig
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber warum wird hier überhaupt der Septakkord eingesetzt (wenn es überhaupt als solcher gedacht ist)?

Ich bin kompositorisch viel zu unbewandert, um darauf wirklich kompetent antworten zu können und laufe Gefahr, hier selber falsche Sachen zu schreiben, wenn es um das "Warum?" geht. Für mich stellt sich das ganz einfach so dar, dass Schumann die Melodielinie e-d-c-h-a harmonisch so darstellen möchte, dass er in Takt 2 auf dem Sextakkord der Subdominante landet und dabei den Harmonie-Wechsel auf dem vierten Viertel des ersten Taktes und damit auf einer schwachen Zählzeit vermeidet, er möchte also von C-Dur nach F-Dur. Mit dieser Zielsetzen finde ich seine Vorgehensweise einwandfrei und nachvollziehbar, viele andere hier könnte solche Sachen aber mit Sicherheit kompetenter beantworten.

Viele Grüße!
 
Ich will nicht in eure Arbeit hineinpfuschen, aber eine detaillierte melodisch-harmonische Analyse ist normalerweise der zweite Schritt, den man unternimmt. Der erste Schritt wäre die Untersuchung der Satzform. Daraus ergibt sich fast von selbst, warum und wohin die einzelnen Abschnitte modulieren.
 
Dieser Faden ist Clavio at its Best.
Grosses Lob an die Fragende ob ihrer Ehrlichkeit und die Antwortenden für ihr Einfühlungsvermögen.
 
  • Like
Reaktionen: Wil

Der erste Schritt wäre die Untersuchung der Satzform. Daraus ergibt sich fast von selbst, warum und wohin die einzelnen Abschnitte modulieren.
So ist es - so geht auch der tonsetzerisch versierte Mensch an die Aufgabe heran, ein harmonisch schlüssiges Satzgefüge auszuarbeiten: Er erkennt zunächst, auf welchen harmonischen Bezugspunkt ein Abschnitt zuläuft und ordnet dann den einzelnen Motiven innerhalb des Gefüges (respektive den einzelnen Melodietönen) eine dazu passende Harmonisierung zu. Auf das vorliegende Schumann-Stück bedeutet das, Abschnitte von vier Takten zu überblicken, die Schlusswendung zu kennen und dann innerhalb des "Viertakters" taktweise (Motivik) und schließlich punktuell auf den Einzelton bezogen zu harmonisieren oder eben in diesem Sinne zu analysieren. Wer sich von Einzelton zu Einzelton vorarbeitet und erst am Ende absehen kann, wo er eigentlich harmonisch "hin will", geht genau umgekehrt vor und dann droht mehr Verwirrung als Klarheit. Gute Komponisten denken immer in Zusammenhängen und reihen nicht einfach Ereignis an Ereignis - wer im gleichen Sinne analysiert, begreift das von Schumann Gemeinte recht schnell. Frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur
 
Okay, ich versuch mich jetzt einfach mal an Takt 3 und 4:
Takt 3 ist in der Tonika (viele Töne c-e-g), und das f rechts und das d links sind Durchgangstöne, denn das f rechts verbindet g und e, und das d links e und c.
Takt 4 beginnt mit der Dominante (g-d-h) und dann kommt mit der zweiten Viertel die Sept (aber den Akkord kann ich nicht benennen), und dann nochmal die Dominante?

Ludwig hat das vorne schon, muss mal vergleichen...
 
Ich will nicht in eure Arbeit hineinpfuschen, aber eine detaillierte melodisch-harmonische Analyse ist normalerweise der zweite Schritt, den man unternimmt. Der erste Schritt wäre die Untersuchung der Satzform. Daraus ergibt sich fast von selbst, warum und wohin die einzelnen Abschnitte modulieren.
Für mich wirkt das ganze wie die klassische Periode in einer Liedform verpackt (daher ist auch der Halbschluss nur logisch). Hab mir jetzt aber den Rest noch nicht genau angeguckt :-)
 
Bei mir ist gerade der Groschen gefallen, glaub ich... (Thema Halbschluss und @Peters T12 und T20).
 
Für mich wirkt das ganze wie die klassische Periode in einer Liedform verpackt (daher ist auch der Halbschluss nur logisch). Hab mir jetzt aber den Rest noch nicht genau angeguckt :-)

Es würde sich lohnen, den Rest anzuschauen: Eine dreiteilige Liedform A-B-A' wird wohl jeder in den ersten 12 Takten wiedererkennen.

Wenn man jetzt aber noch die Anordnung der Wiederholungen beachtet und feststellt, dass B gar kein kontrastierender Abschnitt ist, sondern aus Abspaltungen von A besteht (ein bewährtes Mittel in Durchführungen), dann könnte man auf die Idee kommen, dass dieses kleine Stück eigentlich ein großes Stück im Miniaturformat ist...
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man jetzt aber noch die Anordnung der Wiederholungen beachtet und feststellt, dass B gar kein kontrastierender Abschnitt ist, sondern aus Abspaltungen von A besteht (ein bewährtes Mittel in Durchführungen), dann könnte man auf die Idee kommen, dass dieses kleine Stück eigentlich ein großes Stück im Miniaturformat ist...
Ich sehe darin einen typischen Dur-Melodietypen - was nach Titel eigentlich auch logisch ist. Insofern sind sowohl die Wiederholungen als auch das Ergebnis der ersten 4 Takte und der nachfolgenden - wie Du schon erwähnt hast - zwangsläufig.
 
Die Bogenform A B A' ist in Volksliedern häufig zu finden und wirkt deshalb sehr natürlich. Schumann hat daraus |: A :||: B A' :| gemacht (was man bei Liedern auch noch manchmal findet, aber deutlich seltener).

Nun kommt noch hinzu, dass A auf der Dominante endet, A' auf der Tonika und dass B' thematisch nichts Neues bringt, sondern das Material von A verarbeitet. Vielleicht fällt dir ja noch eine Form ein, in der genau sowas regelmäßig passiert.

;-)
 

Zurück
Top Bottom