Mittlerweile ist es wieder gut, nachdem es vor etwa 10 Jahren in der Werkstatt war, wo das Innenleben komplett rundumerneuert wurde. Davor war das Klavier lange Zeit ein Wirtshausklavier einer Dorfwirtschaft, in der es seit 1945 bis zu deren Schließung vor etwa 30 Jahren stand. Nach der Schließung des Wirtshauses landete das Klavier dann in der Garage meines Onkels (wie unschwer zu erkennen keine Musikerfamilie, bis vor kurzem, seit mein Cousin das Waldhornspielen angefangen hat). Dahin kam es, weil dessen Opa (also mein Uropa) der Wirt dieses Wirtshauses war und mit der Schließung wusste niemand, wohin mit dem Instrument. 1992 kam das Klavier dann zu uns - weil einfach in einer Ecke des Wohnzimmers ein schönes Möbelstück fehlte und sich da so ein altes Klavier doch ganz schön macht. Spielen konnte damit aber niemand - es war nur reine Deko. Als Kind kann man aber bekanntlich die Finger von nichts weglassen, und so begann ich schon recht bald auf dem "Möbelstück" herumzuklimpern und mir mühsamst "Ich gehe mit meiner Laterne" und "Oh du fröhliche" beizubringen. Nachdem ich diese beiden Stücke mit voller Begeisterung als Kind autodidaktisch gelernt hatte und bis ins Frühjahr hinein andauernd klimperte ohne die Freude daran zu verlieren, meldeten mich meine Eltern dann für den Klavierunterricht an, den ich 12 Jahre lang ohne Unterbrechung dann bei der gleichen Lehrerin hatte.
Das Klavier klang natürlich absolut grauenhaft (im Wirtshaus war es wohl nie oder so gut wie nie gestimmt worden und die Garage gab ihm den Rest. Als ich anfing voller Freude zu spielen, war das Klavier um einen Dreiviertelton zu tief. Und als man dann (als ich schon 2 Jahre auf dem verstimmten Ding spielte) endlich auf die Idee kam den Klavierstimmer mal zu holen, schlug der nur noch die Hände über dem Kopf zusammen und stimmte das Klavier so hoch es eben noch ging. Auf 440 Herz war es aber definitiv nicht mehr zu bringen. Aber wenigstens war es dann in sich wieder gestimmt. Als ich dann immer besser spielte, wurde ich selbst dann irgendwann anspruchsvoller, und so kam es dann, dass das komplette Innenleben des Klaviers eben irgendwann erneuert wurde. Seither ist das Klavier sehr angenehm bespielbar und mir ist der Klang ans Herz gewachsen (liegt wohl auch daran, dass ich mit diesem Instrument aufgewachsen bin). Ein schönes Möbelstück ist es bis heute geblieben, mit seinen schönen Schnitzereien und seinem dunkelbraunen Holz. Heutzutage würde sich sowas aber wohl dennoch niemand mehr kaufen.
Über die Vorgeschichte des Instruments vor es im Wirtshaus stand, weiß ich nichts. Nicht einmal das Baujahr kenne ich. Aber es dürfte so in etwa um 1920 liegen.