Unterrichtsüberlegungen: Klavier verbessern, oder Streichinstrument neu?

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chopinfan

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Hallo zusammen,

momentan stehe ich vor der Überlegung, ob ich den Klavierunterricht (45 Min. alle zwei Wochen) für ein weiteres Schuljahr verlängern soll, oder ob ich auf ein Streichinstrument wechsle. Beim Streichinstrument schwanke ich zwischen Geige und Cello.

Kurz der Hintergrund:
- Der Klavierunterricht läuft seit diesem Schuljahr und war der erste nach über 30 Jahren Unterrichts- und Klavierpause. Ich wollte damit wieder ins Spielen auf einem (kürzlich erworbenen) akustischen Instrument hineinkommen, lockerer werden und einfach besser spielen lernen.

Das ist geglückt. Längere Unterrichtspausen (z.B. in den Schulferien) merke ich dadurch, dass ich wieder zielloser herumspiele und dadurch ein bisschen weniger Spaß am Spielen habe. Insgesamt mag ich das Klavier sehr gerne und werde sicher bis an mein Lebensende Klavier spielen :-). Der Unterricht läuft alle zwei Wochen 45 Minuten. Die 45 Minuten empfinde ich als zu kurz, da allein schon durch Small Talk einiges an Zeit verloren geht und dann gerade noch Zeit ist, um durch ein oder zwei Stücke durchzuhetzen.

- Mein Wunsch ist es auch, irgendwann in einem Laienorchester mitzuspielen. Mit dem Klavier geht das leider nicht. Während meiner Schulzeit habe ich im Schulorchester Cello (und Cembalo und Klavier) gespielt, was mir viel Spaß gemacht hat. Das Celloüben weniger, aber das Spielen im Orchester schon.

- Vor einigen Wochen habe ich mein altes Cello wieder ausgepackt und angestrichen. Nach kurzer Zeit bin ich wieder ganz gut reingekommen. Viel kann ich nicht, aber einfache Stücke kriege ich einigermaßen hin. Das Streichen macht Spaß, man kann die Töne dabei anschwellen lassen, was auf dem Klavier nicht geht. Die Schwingungen des Instruments spürt man direkt körperlich.
Ich hatte als Teenager kurz Cellounterricht an meiner damaligen Schule, das müssten ca. zwei Jahre gewesen sein. Damals war ich sehr übefaul.

- Die Zeit vergesse ich beim Cellospielen nicht, beim Klavierspielen schon. Wenn ich mich an einem freien Tag ans Klavier setze, dann kann es schon mal sein, dass plötzlich drei Stunden vergangen sind und ich nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergeht.

- Wirklich vorspielreif werde ich Stücke am Klavier wohl nicht hinbekommen, weil ich lebenstechnisch zu wenig Zeit investieren kann und will. Abgesehen davon, dass mir derzeit keine Vorspielmöglichkeiten einfallen. Das stellt für mich den Sinn von Klavierunterricht etwas in Frage, da es dabei gerade ums Ausfeilen von irgendwelchen Stücken und Techniken geht.

- Der Cellopart im Orchester ist oft relativ leicht zu spielen, deutlich leichter als der Geigenpart. Das spricht für das Cello.

- Ich werde nicht jünger. Wenn ich noch ein Orchesterinstrument einigermaßen passabel lernen will, dann sollte ich besser jetzt damit anfangen.

- Mir gefällt eigentlich der Ton der Geige besser, weil er heller ist. Die Geige ist für mich fröhlich, quirlig. Vielleicht würde die Geige daher besser zu mir passen als das Cello. Eine Freundin, die von Geige auf Cello gewechselt hat, meinte, dass man den Wechsel zwischen den Streichinstrumenten gut und relativ schnell schaffen kann. In Kürze habe ich eine Schnupperstunde bei einem Geigenlehrer...

Nun ist guter Rat teuer:
- Klavierunterricht weiter nehmen, ab und an privat eine Cellostunde dazu? Oder Geige einfach mal ausprobieren?
- Oder nächstes Schuljahr Klavierunterricht weglassen und nur noch Geige/Cello machen?
- Oder die Musikschule ganz canceln und ab und an in beiden Instrumenten flexibel Privatstunden nehmen, auch wenn ich dafür relativ weit fahren muss?

Wäre für Eure Anregungen dankbar. Was sagt Euer Bauchgefühl?
 
Spontan:
abwechselnd alle zwei Wochen Klavier bzw. Cello, jeweils 45 Minuten.

Ich spiele selbst weder Cello noch Geige, habe aber jede Menge Leute in der Familie, die das eine oder andere spielen.
Ich stelle mir einen Späteinstieg mit Geige relativ schwierig vor, ich vermute, dass Cello eher geht, vor allem, wenn Du schon Vorkenntnisse hast.
 
Wenn Du beim Klavierspielen das Zeitgefühl verlierst, solltest Du auch den Klavierunterricht aufstocken - zumindest alle zwei Wochen auf 90 Minuten. Und zusätzlich (!): Cello alle zwei Wochen. Geige ist sicherlich anspruchsvoller. Ich weiß aber auch von älteren Geigern, daß ihnen die hohen Lagen zunehmend unangenehm in den Ohren klingen. Eine weitere Überlegung wäre die Bratsche. In der Kombination „Klavier / Bratsche“ bist Du ein begehrter Kammermusikpartner - universell einsetzbar im Klaviertrio und Streichquartett.
 
Probier es doch einfach aus mit zwei Instrumenten! Das einzige "Risiko" besteht in der Investition für zusätzlichen Unterricht.
Musst Du für ein ganzes Schuljahr buchen? (bei uns ist es immer ein halbes Jahr)

Wenn Du sowieso schon ein Cello hast, würde es ja nicht allzu teuer werden. Und für Bratsche bzw. Geige gibt es vielleicht auch ein Leihinstrument. (An unserer Musikschule bekommen Erwachsene im Rahmen der Möglichkeiten auch ein Leihinstrument. Wenn es knapp ist, haben Kinder natürlich Vorrang.)
 
Wie kommt man denn jetzt auf Bratsche? "Ich will mich entscheiden zwischen Saxophon und Klarinette." "Dann nimm die Oboe!"
:015:
 
Die Bratsche liegt klanglich und dem Register nach zwischen Geige und Cello und spielt eine Oktave höher als das Cello. Außerdem gibt es im Orchester häufig zu viele Geigen und oft auch zu viele Celli, während Bratschen evtl. gerne genommen werden. Ich meine, @mick hat aus diesem Grund mal Bratsche gelernt.
Außerdem ist die Bratsche leichter... Haha.
 
Hi Chopinfan,
ich kann Dich sehr gut verstehen, das Zusammenspielen mit anderen ist wirklich toll. Aber auch beim Klavier hättest Du doch die Möglichkeit mit anderen zu spielen, vor allem bei Deinem Niveau. Wenn Du Dich da mal ran tasten willst kann ich Dir die Musica Viva Kurse empfehlen.
Ich habe vor 3,5 Jahren mit Klavier und vor gut 2 Jahren mit Geige angefangen und habe wöchentlich 45 min Klavierunterricht und ca. alle 2 Wochen 1h Geigenunterricht. Bei mir hat ganz klar das Klavier Priorität aber in einem Orchester würde ich auch sehr gerne spielen. In meiner Gegend gibt es nur leider keine Laienorchester, in denen ich zum jetzigen Stand mit der Geige mitspielen könnte. Das wäre vielleicht nochmal ein Punkt für Dich zu prüfen, ob Du da überhaupt irgendwo andocken könntest.
Ich hatte auch die Überlegung, auf Bratsche umzusteigen - die E Saite kann in der Tat ganz schön aufdringlich sein und ich dachte, dass es da einfacher ist, in ein Orchester rein zu kommen. Aber nach einem Chorleben als Alt will ich auch mal die Melodie :-D

Mein Rat an Dich: mach Klavier weiter und schau, ob Du irgendwo Gelegenheit hast in einem Kammerorchester Klavier zu spielen. Darf ich fragen, aus welcher Gegend Du kommst? Vielleicht hat hier ja jemand einen Tip.
Parallel probier Geige und Bratsche ein paar Stunden mit einem Lehrer aus und lass Dein eigenes Bauchgefühl entscheiden.
Und was Du auch bedenken solltest: ein so reges Forum wie Clavio für Streicher kenne ich nicht (zumindest nicht auf deutsch). ;-)
 
Das einzige "Risiko" besteht in der Investition für zusätzlichen Unterricht.
Musst Du für ein ganzes Schuljahr buchen? (bei uns ist es immer ein halbes Jahr)
Ja, genau, bei uns muss man immer gleich ein ganzes Jahr buchen.

Wenn ich so länger darüber nachdenke, auch angeregt durch Eure Bauchgefühle (Danke Euch !!), dann geht es doch eher in Richtung Cello. Die Bratsche spricht mich irgendwie gar nicht an. Sie klingt gut, wirkt aber sehr unbequem, so riesig... und dann dieser Bratschenschlüssel...

Ich hoffe nur, dass mir wöchentlicher Unterricht im Wechsel nicht zu viel wird, vom Üben her gesehen.
Andererseits belebt mich beides sehr. Momentan übe ich kurz (ca. 10 Min.) auf dem Cello, bevor es an den ersehnten Flügel geht.

Es kommt wohl auf einen Versuch an.

Vielleicht mache ich kurzfristig vor der Musikschul-Anmeldung noch eine Stunde beim Cellolehrer meiner Freundin (der ist nicht an der Musikschule) und bitte ihn, ehrlich einzuschätzen, ob es überhaupt eine gewisse Perspektive für mich mit dem Cello gibt oder ob er mich für eher unbegabt hält.
 

Von der Erlernbarkeit oder dem Gewicht betrachtet? :005:
Ehrlich gesagt, wäre beides super. Ich dachte allerdings primär an die Erlernbarkeit. Da sehe ich, alleine schon von der Haltung her (Bogen und Instrument) das Cello klar auf der ergonomischeren Seite als Geige & Bratsche. Allerdings muss man mit der linken Hand schon ganz schön arbeiten, um die dicken Saiten runterzudrücken, besonders bei weiten Lagen, Doppelgriffen :008:usw., es geht aber.
 
Ernsthaft? Oder meintest Du das ironisch? Ich suche nämlich ein leichtes Instrument :-).

Gewichtsmäßig ist natürlich das Cello im Vergleich zur Bratsche und Geige das schwerste Instrument.
Bei der Bratsche kommt dann der Stress hinzu, wenn nach einem Monat Unterricht die ganzen Anfragen eintrudeln, ob man in einem Orchester spielen will oder wie es mit Kammermusik aussieht...
Ansonsten dürfte für Dich Cello das leichteste Instrument sein, wenn Du bereits damit etwas Erfahrung hast. Und wenn es ein Ziel gibt, macht vielleicht das Üben auch etwas mehr Spaß und man übt effizienter. Letzteres trifft jedenfalls auf mich zu.
 
Von der Erlernbarkeit oder dem Gewicht betrachtet? :005:
Die Interpretation überlasse ich dem Leser :004:

Ich spiele weger Bratsche noch Geige, und Cello sehr schlecht. Aber ich vermute, dass es auch auf die Handgröße ankommt - bei größeren Händen dürfte Bratsche tatsächlich etwas leichter sein, weil die Abstände auf den Saiten nicht so winzig sind. Und die Griffe müssten ja mit dem Cello übereinstimmen, sodass du auch in dieser Hinsicht einen Vorteil hast. Außerdem gibt es ja verschieden große Bratschen - aber da kenne ich mich nun wirklich nicht aus. Mach dich doch mal ein bisschen vertraut mit dem Klang der Bratsche und überleg, ob das was sein könnte. Du kannst auch den Geigenlehrer fragen, den du bald triffst. Manche spielen beides.
 
Aber ich vermute, dass es auch auf die Handgröße ankommt - bei größeren Händen dürfte Bratsche tatsächlich etwas leichter sein, weil die Abstände auf den Saiten nicht so winzig sind. Und die Griffe müssten ja mit dem Cello übereinstimmen, sodass du auch in dieser Hinsicht einen Vorteil hast.
Bleibt noch die Frage der "Supinationsfähigkeit".
 

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