Unterrichtsüberlegungen: Klavier verbessern, oder Streichinstrument neu?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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dürfte Bratsche tatsächlich etwas leichter sein, weil die Abstände auf den Saiten nicht so winzig sind. Und die Griffe müssten ja mit dem Cello übereinstimmen
Glaube ich nicht: bei 69 cm Saitenlänge des Cellos kommt man schnell an die Grenze der Spreizfähigkeit der Hände - die weite erste Lage ist unangenehm. Die Saitenlänge der Bratsche ist erheblich kürzer, womit sich Griffe, die auf dem Cello schwer fallen, leichter spielen lassen. Aber: es werden Griffe mit weiterem Tonumfang möglich, die auf dem Cello selbst mit Rachmaninoff-Pfoten nicht machbar sind.
Welche Töne greift man bei einer Bratsche in der ersten Lage auf der A-Saite?
Auf dem Cello sind es H.C,Cis,D - auf der Geige H-Cis-D-E (? ich bin mir da nicht sicher).
 
Auf der Geige von B bis E, je nach Fingerstellung
 
Ich meine, @mick hat aus diesem Grund mal Bratsche gelernt.
Bratsche ist an sich nicht leichter; aber in der Literatur (zumindest vor der Spätromantik) wird von den Bratschen spieltechnisch deutlich weniger verlangt als von den (ersten) Geigen. Das liegt aber mehr daran, dass es halt Mittelstimmen sind. Ich habe Bratsche vor allem deshalb gelernt, weil Geige und Cello schon meine Geschwister gespielt haben. Da es aber immer mein Zweitinstrument war, spiele ich Bratsche leider nicht auf professionellem Niveau.

Ich spiele weger Bratsche noch Geige, und Cello sehr schlecht. Aber ich vermute, dass es auch auf die Handgröße ankommt - bei größeren Händen dürfte Bratsche tatsächlich etwas leichter sein, weil die Abstände auf den Saiten nicht so winzig sind.
Hast du mal die Pranken von Itzhak Perlman gesehen? Da wäre Rachmaninow vor Neid erblasst. :angst:

Bratsche ist in erster Linie ein sehr unbequemes und haltungsmäßig anstrengendes Instrument, wenn man nicht allzu groß gewachsen ist. Man kann zwar auf kleinere Instrumente ausweichen, aber die klingen nicht so gut. Rein physikalisch müsste ein Bratschenkorpus sogar 54 cm lang sein (gemessen am Frequenzverhältnis 2:3 zur Geige). Eine solche Riesenbratsche wäre völlig unspielbar; meine (relativ große) Bratsche hat 42,5 cm. Auch hier gilt: Size matters! :-D
 
Bei ihm frage ich mich wirklich, wie der es schafft mit solchen Fingern gerade in den höheren Lagen sauber zu spielen. Absolut genial der Mann.
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Update: Heute hatte ich meine erste Cello-Schnupperstunde.



Es wird immer komplizierter.

Laut Lehrer ist meine Haltung am Cello gut, Bogenstrich gut, Vibrato brauchbar, ich könne die ersten vier Lagen schon (war mir gar nicht so bewusst) und könnte aufhören, in Lagen zu denken. Die Daumenlagen hat er mir heute beigebracht. Ich sei entgegen seinen Erwartungen definitiv kein Anfänger mehr. Er würde mit mir gleich mit Literatur starten, d. h. Bach usw.

Er wüsste auf Anhieb zwei Orchester, die dringend Celli suchen. Da könnte ich sofort anfangen.

Ganz anders die Klavierstunden: Da hagelt es Verbesserungsvorschläge und Kritik und ich habe oft das Gefühl, dass ich im Grunde gar nichts wirklich begriffen habe oder kann.

Und jetzt kommt’s: Aus den Klavierstunden (auch aus den schlecht gelaufenen, Insider wissen, was ich meine) gehe ich im Grunde selig raus, voller Endorphine. Das hatte ich nach dieser Cellostunde nicht. Ich habe mich danach wie ein unglücklicher Teenager gefühlt. Nicht wie eine glückliche Pianistin.

Wenn ich am Flügel sitze, dann gehört mir gefühlt die ganze Welt, und am Cello nur ein millimeterbreiter Streifen der Welt.

Am Schluss hat er mich noch erstaunt gefragt, wie ich am Klavier Rachmaninoff spielen könnte, mit meinen kleinen Händen.



Vielleicht ist das Cello doch nicht mein Instrument? Oder kann das noch werden? Vielleicht liegt es an den dunklen Tönen des Cellos, dass die mich unterschwellig traurig machen? Dass mir die Akkorde fehlen? Das Pedal, das Rauschen, der Klang?

Oder sind das jetzt nur Anfängerschmerzen?

Kann es wirklich sein, dass man für ein bestimmtes Instrument „gemacht“ ist, und andere Instrumente einfach nicht so gut zu einem bestimmten Menschen passen? Oder ist es einfach nur Gewohnheit?



(Nächste Woche teste ich die Geige.)
 
Manchmal hat man ein falsches Selbstbild. Ich habe im Tennis jahrelang an einer beidhändigen Rückhand rumgebastelt, weil ich Björn Borg toll fand. Dann hatte jemand die Idee, es einhändig zu probieren. Seitdem mein Lieblingsschlag.
Fazit: Eine gesunde Skepsis sich selbst gegenüber kann nicht schaden.
 

Ich bin absolut überzeugt davon, dass ich auf der Gitarre eine Niete wäre - und übrigens vermutlich auf allen Saiteninstrumenten, weil ich mir die Griffe nicht gut merken kann / will (!). Und ja, der große Ambitus, die Bässe und die Akkorde (Harmonien und Harmoniefolgen) am Klavier faszinieren mich auch wirklich ganz besonders.
Gesangsunterricht könnte übrigens noch eine Option sein...? Nur geht's damit nicht ins Orchester. Dafür aber in einen Chor!
 
Und ja, der große Ambitus, die Bässe und die Akkorde (Harmonien und Harmoniefolgen) am Klavier faszinieren mich auch wirklich ganz besonders.
Danke ....!! Du verstehst mich. Ich hätte nie gedacht, dass mich das Cello so runterzieht. Vielleicht ist es auch nur ein Tagesformproblem gewesen. Wir saßen uns da gegenüber, jeder hatte nur eine Stimme, es war so still im Raum.

Dagegen so eine rauschende Rachmaninoff-Etüde, wow, was für ein Gegensatz.
 
Dagegen so eine rauschende Rachmaninoff-Etüde, wow, was für ein Gegensatz.

Da können natürlich die Suiten eines mitteldeutschen Barockkomponisten, besonders deren langsame Sätze, nicht mithalten.

Der katalanische Cellist Pau Casals meinte zwar, "sie sind die Quintessenz von B.s Schaffen, und B. ist die Quintessenz aller Musik". Das war aber die Einzelmeinung eines vor über 50 Jahren im Alter von 96 Jahren gestorbenen alten weißen Mannes.
 
Update: Heute hatte ich meine erste Cello-Schnupperstunde.



Es wird immer komplizierter.

Laut Lehrer ist meine Haltung am Cello gut, Bogenstrich gut, Vibrato brauchbar, ich könne die ersten vier Lagen schon (war mir gar nicht so bewusst) und könnte aufhören, in Lagen zu denken. Die Daumenlagen hat er mir heute beigebracht. Ich sei entgegen seinen Erwartungen definitiv kein Anfänger mehr. Er würde mit mir gleich mit Literatur starten, d. h. Bach usw.

Er wüsste auf Anhieb zwei Orchester, die dringend Celli suchen. Da könnte ich sofort anfangen.

Ganz anders die Klavierstunden: Da hagelt es Verbesserungsvorschläge und Kritik und ich habe oft das Gefühl, dass ich im Grunde gar nichts wirklich begriffen habe oder kann.

Und jetzt kommt’s: Aus den Klavierstunden (auch aus den schlecht gelaufenen, Insider wissen, was ich meine) gehe ich im Grunde selig raus, voller Endorphine. Das hatte ich nach dieser Cellostunde nicht. Ich habe mich danach wie ein unglücklicher Teenager gefühlt. Nicht wie eine glückliche Pianistin.

Wenn ich am Flügel sitze, dann gehört mir gefühlt die ganze Welt, und am Cello nur ein millimeterbreiter Streifen der Welt.

Am Schluss hat er mich noch erstaunt gefragt, wie ich am Klavier Rachmaninoff spielen könnte, mit meinen kleinen Händen.



Vielleicht ist das Cello doch nicht mein Instrument? Oder kann das noch werden? Vielleicht liegt es an den dunklen Tönen des Cellos, dass die mich unterschwellig traurig machen? Dass mir die Akkorde fehlen? Das Pedal, das Rauschen, der Klang?

Oder sind das jetzt nur Anfängerschmerzen?

Kann es wirklich sein, dass man für ein bestimmtes Instrument „gemacht“ ist, und andere Instrumente einfach nicht so gut zu einem bestimmten Menschen passen? Oder ist es einfach nur Gewohnheit?



(Nächste Woche teste ich die Geige.)
Wenn dich das Klavier so glücklich macht, ists wohl das Klavier. Vielleicht ist aber der Lehrer nicht der oder die richtige. Meiner Meinung nach muss Unterricht auch motivierend sein. Meine Lehrerin hebt immer auch heraus, was ich schon gut hinbekomme. Und Kritik prasselt nie wie ein Hagelsturm auf mich nieder, obwohl wir (bei 45min Unterricht) den Großteil darauf verwenden, meine Schwächen im jeweiligen Stück auszubügeln. Und teilweise ackern wir dabei an 1-2 Takten, bis ich die vernünftig hinbekomme. Aber dennoch habe ich nie das Gefühl, nichts zu können, wie du das beschreibst. Es ist einfach eine gute Form des Feedbacks, die ich erhalte. "Xy kannst du schon gut" oder "yz hat mir schon toll gefallen". Und dann zeigt sie auf, wo wir noch nachbessern können. Aber so, wie du es bei deinem Lehrer beschreibst, klingt die Arbeit im Unterricht total demotivierend bzw. die Kritik nicht so recht konstruktiv. Klar geht man in den Unterricht, um schlauer wieder herauszukommen und nicht, um sich da nur beweihräuchern zu lassen. Aber das WIE ist schon entscheidend.
 
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Da können natürlich die Suiten eines mitteldeutschen Barockkomponisten, besonders deren langsame Sätze, nicht mithalten.
Wobei mir gerade diese Suiten wirklich gut gefallen.

Laut einem Test bin ich ein extremer Grundtonhörer, was vielleicht erklärt, warum etwas für mich fehlt, wenn die Töne eines Instruments nicht (auch) hoch und glockenhell sind. Dadurch entsteht bei mir eine Anspannung und Traurigkeit, die nach einer Auflösung strebt, die beim Cello nicht kommt (zumindest bei meinem derzeitigen Spielstand, ich kann noch fast nichts).

Der Cellolehrer hat mir heute gezeigt, welche Obertöne bei bestimmten Grundtönen mitschwingen. Ich musste schon ganz genau hinhören, um das überhaupt zu erkennen. Er hingegen fand es total offensichtlich. Sehr spannend.

Hier ist der Test: https://www.klangwahrnehmung.de/welches-instrument-passt/klawa-kurztest.html
 
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Eine Frage an die "fortgeschritteneren" Spieler hier: Wie oft habt ihr denn Klavierunterricht? Und: Kommt ihr dazwischen immer ausreichend zum Üben?

Meine Erfahrungen bisher mit Unterricht alle zwei Wochen, außer in den Schulferien:
- Es ist blöd, wenn man ungeübt in einer Klavierstunde aufschlägt.
- Umgekehrt ist es blöd, wenn man gerade massenhaft übt (ab einem bestimmten Punkt etwas ziellos....) und die nächste Stunde noch in vier- oder achtwöchiger Entfernung liegt.
 
Ich habe keinen festen Unterrichtszyklus mit meiner Lehrerin und lege die nächsten ein oder zwei Unterrichtsstunden dann am Ende der Stunde fest. Im Durchschnitt etwa alle drei Wochen, wenn es neues Repertiore ist, das ich erst üben muss, dann eher ein größerer Zeitraum, bei anstehenden Konzerten eher kürzer. Der Grund sind genau die beiden Punkte, die Du angesprochen hast.
Ich kann allerdings im stillen Kämmerlein recht effizient mir einen Großteil der Stücke eigenständig aneignen und habe bei der Erarbeitung ein ganz gutes Gespür, welche Stellen Zeit brauchen (mit und ohne Klavierlehrer) und bei welchen Stellen Hinweise vom Klavierlehrer die Effizienz extrem beschleunigen.

In der Regel schreibe ich dann ein paar Tage im Voraus eine E-Mail, was ich in der nächsten Unterrichtsstunde spielen und besprechen möchte, so dass sie sich ggf. die Stellen anschauen kann, sofern sie dafür Vorbereitungszeit benötigen sollte. Beispiel aus der letzten Stunde vor einer Woche mit einem neuen Stück: Ich würde gerne hauptsächlich den ersten Satz einer Sonate spielen, aber im Finalsatz gerne die Takte x-y besprechen (die in ähnlicher Form dann an vielen anderen Abschnitten wieder auftreten), damit ich dort nicht auf der Stelle trete.

Ergebnis nach sieben Tagen: Strategie ist aufgegangen. Im ersten Satz, wo die Töne schon einigermaßen sitzen, habe ich etliche gestalterische Anregungen erhalten und noch einigen Übeeinheiten klingt es jetzt auch überzeugender. Im Finalsatz sind mir ein paar Bretter vor dem Kopf entfernt worden und ich habe zusätzlich einige gute Übehinweise bekommen, die dann auch in den Parallelstellen angewendet werden können. Zusätzlich sind ein paar Fingersätze geklärt worden, wo ich mir ein wenig unsicher war, ob die auch später im schnellen Endtempo funktionieren und die Stellen hätte ich nur sehr ungern wieder umgelernt.

Es ist auch schon vorgekommen, dass ich ein Stück außerhalb des Unterrichts mitgebracht habe und nur acht Takte daraus besprochen habe, bei denen ich überhaupt nicht zurecht gekommen bin.
 
Eine Frage an die "fortgeschritteneren" Spieler hier: Wie oft habt ihr denn Klavierunterricht? Und: Kommt ihr dazwischen immer ausreichend zum Üben?
Ich habe wöchentlich Unterricht und nein, ich habe leider nicht immer genügend Zeit zum Üben. Trotzdem bleibe ich bei diesem Rhythmus.
Meine Erfahrungen bisher mit Unterricht alle zwei Wochen, außer in den Schulferien:
- Es ist blöd, wenn man ungeübt in einer Klavierstunde aufschlägt.
Dann kündige ich das so zwei Tage davor an und meistens spielen wir (sehr) Einfaches vierhändig vom Blatt.
- Umgekehrt ist es blöd, wenn man gerade massenhaft übt (ab einem bestimmten Punkt etwas ziellos....) und die nächste Stunde noch in vier- oder achtwöchiger Entfernung liegt.
Manchmal kann meine KL eine Stunde auch in die Ferien verlegen, wenn sie aus organisatorischen Gründen den Unterricht nicht erteilen konnte. Das ist insbesondere im Sommer ganz gut, dann verkürzen sich die 8 Wochen ohne Unterricht ein wenig.
 

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