Hallo,
Dein Beitrag ist schon über eine Woche her.
Was Du beschreibst, ist m.M. nach so etwas wie Bühnenangst bzw. ein tiefer liegendes Selbstwertproblem.
Ich kenne das sehr gut aus meiner Jungendzeit-auch ich konnte die "einfachsten" Dinge nicht mehr spielen, kaum war der Klavierlehrer zugegen.
Ich weiss dass es niemals am Leher lag...der war einfach super, auch im Nachhinein bin ich ihm unendlich dankbar, da er einfach gepasst hat.
Ein wichtiger Teil des Trainings ist es,
seinen Körper zu kontrollieren. Es ist wie bei einem Angstpatienten, der lernt, wieder aus dem Haus zu gehen. Ich weiss z.B. dass mein Handgelenk versteift wenn ich nervös werde.
Ich weiss, dass ich aufhöre zu atmen.
All diese Reaktionen verhindern, dass ich noch gut spielen kann.
Auch die Gedanken kenne ich, die einen einholen, mitten beim Spielen: "Oh ob ich gleich rausfliege?" Zack, schon draussen... usw.
Was mir u.a. geholfen hat waren Seminare bei Rainer Flatischler-selbst ehemalig ein Hoffnungsträger am Klavier, Schüler von Friedrich Gulda, der den Druck aber nicht mehr aushielt, das Klavierspielen geschmissen hat, lange im Ausland war und nun nur noch Percussion macht und Kurse gibt.
Er lässt die Seminarteilnehmer den Moment des "in der Musik seins" erfahren-und er sagt: "Wenn du aus der Musik rausfliegst, musst du wieder reinfliegen!"
Ich denke es ist wichtig sich klar zu machen, dass dein Problem kein kleines ist, sondern DAS Problem für einige Künstler, und nicht wenige haben deshalb aufgehört oder treten so gut wie nicht mehr auf (Martha Argerich ist so ein Beispiel)
Wenn Du dem Problem angemessen begegnest und verstehst, dass es eine Lebensaufgabe ist, damit klar zu kommen, (die dich persönlich aber unglaublich weiter bringt) dann wirst du hoffentlich gnädiger mit dir selbst sein können und dich selbst mögen und dir Mitleid schenkst statt dich auch noch zusätzlich runter zu machen, wenn Du demnächst wieder in der Situation bist.
Lies alles zum Thema Lampenfieber, was du finden kannst. Beschäftige dich damit.
Du bist damit nicht allein, und es gibt Möglichkeiten, das Problem anzugehen.
Nur: Von alleine wird es sich leider nicht lösen. Du musst hart an dir und an deinen Zielen arbeiten und auch lernen, gnädiger zu dir selbst zu sein.
Und stets 110% vorbereitet sein im Klavierunterricht.
Versuche doppelt soviel zu üben wie bisher, und schau mal, ob es besser läuft im Unterricht.
Nimm dir ein kürzeres Stück vor, ein leichteres Stück. Lerne es auswendig, nehme es auf. Spiele es auch auswendig mit jeder Hand einzeln.
Spiele es in völlig unterschiedlchen Tempi, von extrem langsam bis schnell.
Spiele es mit geschlossenen Augen.
Lerne es so gut, dass du überall jederzeit einsteigen kannst, in jedem Takt, ohne dass du die Noten dazu brauchst.
Irgendwann kannst du es so gut, dass du deine Nervosität besiegst und es auch im Unterricht fehlerfrei kannst.
Viele Grüße und viel Erfolg!