Das halte ich für eine sehr gewagte These. Ich kann mir zwar denken, was Du meinst, halte diese Aussage so aber nicht für zutreffend. Das sage ich als jemand, der ca. 35 Jahre mit der deutschen Wirtschaft zu tun hat, zwar nicht als Ingenieur, doch auch sehr häufig mit Qualität, Qualitätssicherung, entsprechenden Abläufen, Mängeln, deren Ursachen etc.
Wenn Du meinen solltest, dass uns nicht selten hinter vermeintlichen Innovationen schnöde (durchaus auch mit Qualitätsverlust verbundene) Einsparungen verkauft werden, wäre ich bei Dir. Das trifft aber v.a. auf bestimmte Branchen zu. In anderen ist seit Jahren ein deutlicher Innovationsdruck auf die Hersteller zu spüren, der ohne adäquate Qualität gar nicht zu bewältigen wäre, bei Strafe des Untergangs.
OK, das ist jetzt wieder sehr off-topic. Ich bin Inbetriebsetzungsingenieur. Wohin auch immer meine Firma eine Anlage in meinem Tätigkeitsbereich verkauft, da reise ich hin (ein Stagepiano im Koffer) und prüfe das Teil bis es übergeben werden kann. Ich sitze also nicht in Büros sondern etwa 9 Monate im Jahr irgendwo auf der Welt und gare nach, was leider vorher nicht lange genug gekocht worden ist. Es geht um Anlagenbau der elektrischen Energieversorgung und Infrastruktur und Kunden sind kleine und große Energieversorger überall auf der Welt.
Aber ich sehe einen grundlegenden Verlust in der Fähigkeit, komplexe Projekte abzuwickeln (organisatorische Qualität), weil mal regionalisieren möchte, Erfahrung vor Ort abbaut, dann feststellt, dass es anderswo nicht geht, weil da noch keine Erfahrung ist und dann - wenn man zurückrudern will - stellt man fest, dass die Erfahrungsträger von vorgestern nun nicht mehr da sind sondern neue Aufgaben gefunden haben.
Ich stelle auch fest, dass die technische Qualität gerade von Serienprodukten abnimmt. Qualitätskontrolle wird vom Werk auf die Baustelle verlagert, wo ich, als Inbetriebsetzungsingenieur es dann nachholen muss. (Auf die Klavierwelt übertragen: Steinway verkauft einem Kunden einen teuren B, C, D- Flügel, macht aber vor Auslieferung allenfalls noch eine grobe Vorregulierung der Mechanik und erwartet, dass der Vertragshändler die Regulierung dann beim Kunden macht. Und natürlich schnell und günstig).
Und ich sehe, dass auch die Qualität von Montagefirmen abnimmt, das heißt ihre Fähigkeit, termingerecht etwas abzuliefern. Dafür können Sie nur indirekt was, denn auf Grund des tatsächlich mittlerweile eingetroffenen Fachkräftemangels haben sie nun mal nicht immer die Anzahl Mitarbeiter (hauptsächlich Elektriker), die sie benötigen. Sie hätten den Auftrag eigentlich ablehnen müssen, aber das können sie sich halt auch nicht leisten und so sinkt dort dann eben auch die Qualtät.
Da meine Firma ein riesiger Konzern ist und auch unsere Kunden es meistens sind, sehe ich die Welt natürlich durch eine Konzernbrille. Aber Yamaha, Steinway, Pearl River Piano sind halt auch Konzerne. Mir ist absolut klar, dass es überall in Deutschland noch die kleinen Firmen gibt, die inhabergeführten KMUs, wo noch wirklich Innovation herrscht, wo man hinter seinem PRodukt steht und es vertritt aber auch verteidigt und wo man sagt: „Wir können über alles reden aber nicht über die Qualität, denn das ist das einzige, was wir wirklich anzubieten haben.“ Das sind auf die Klavierwelt übertragen die Steingraebers, Försters und Sauters (von Sauter hört man übrigens viel zu wenig, spielte letztens eine Sauter 185 an und man, war der gut für seine Größe, ich fand ihn definitiv besser als den Förster 190 daneben - natürlich eine Momentaufnahme zwischen zwei Klavieren, aber dennoch, geniales Teil, der 185).
In meinem Berufsleben sehe ich diese kleinen, hochwertigen, innovativen Firmen leider kaum. Und da auch unsere Kunden eher größere Institutionen sind, sehe ich, dass es bei denen eigentlich auch nicht besser läuft. Tatsächlich bin ich damit sogar sehr zufrieden, den ich bin am Ende der, der es rausreißen darf und der Abends heimgeht und zufrieden sagen kann, dass er heute wieder was geleistet hat. Ich bin also nicht prinzipiell unglücklich mit der Situation.
Aber wie xoernix weiter vorne nach einer kleinen, billigen #metoo Situation schon sagte: „Well, that escalated quickly“ und um den Thread nun nicht vollends zu kapern, die Thread-Starterin hat sich schon gar nicht mehr zu Wort gemeldet, würde ich, sollte es wirklich was zum Thema zu besprechen geben, eine PN bevorzugen oder einen entsprechenden Thread im Board für Allgemeinen Unfug und gemeingefährlichen Meinungsaustausch, hier geht es um gute Flügel mit Silentsystem zum günstigen Preis
*geht rückwärts davon, dabei leise und mantramässig
„C2X, GX2, C2X, GX2 ,C2.......“ flüsternd*