Verzierungen z.B. bei Bach erfordern ein höheres Maß an präzisem Timing als Werke mit vielen Möglichkeiten zum Rubato-Spiel in späteren Epochen.
Hallo Flip,
diese Bewertung habe ich jetzt erst gesehen.
Wenn es um
längere Triller geht, so muss ich Dir widersprechen:
Beethoven Konzerte c-Moll & G-Dur, Sonaten op.53, 109, 111; Brahms Konzert d-Moll; Tschaikowski Konzert G-Dur; Ravel Konzert G-Dur; Skrjabin Sonate Nr.10 - - bei den längeren Trillern in diesen Werken gibt es kaum "Rubato-Möglichkeiten" (zumal die in den Konzerten ohnehin ausgeschlossen sind: da gilt das "Timing" des Dirigenten, was gemeinsam mit dem Solisten erarbeitet wird).
In den genannten Werken sind die zeitlichen Dimensionen ganz klar und eindeutig - und die Triller klingen dann am besten, wenn sie so frei und schnell wie möglich gespielt werden (was bei den Brahms´schen Oktavtrillern wahrlich nicht leicht ist)
Ich verstehe unter "Timing" die rhythmische Präzision des Taktmaßes, d.h. dass innerhalb eines Taktes nichts gedehnt oder gar verzerrt werden muss (was in Klavierkonzerten mehr oder weniger ausgeschlossen ist). Wie viele Trillertöne in einer den Takt betreffenden Zeiteinheit gespielt werden, hängt letztlich von der Fähigkeit des Spielers ab - bei "normalen" Trillern oder Trillerketten werden diese in aller Regel sehr schnell und frei gespielt (die Kadenzen in Beethovens G-Dur Konzert)
Ich verstehe aber, was Du mit dem Rubato bei anderen Epochen meinst: zum Beispiel in der genialen Kadenz im ersten Satz von Schumanns Klavierkonzert a-Moll gibt es einen Kettentriller - unterhalb von diesem deklamiert die linke Hand das Hauptthema. Dieses kann die linke Hand problemlos rubato gestalten - der Triller in seiner Freiheit und Gleichmäßigkeit ist davon völlig unberührt!
Die den Trommelwirbel parodierenden Doppeltriller in Chopins Militärpolonaise: hier sollte keinesfalls das Taktmaß mit Rubato verzerrt werden - und die Triller sind an dieser Stelle umso besser, umso schneller sie ausgeführt werden.
Mit anderen Worten (und bezogen auf
längere Triller, also solche, die einen halben Takt, einen ganzen oder noch länger dauern): wenn man trillern
kann, braucht man keine Überlegungen über die Anzahl der Töne des Trillers; auch nicht bei Bach.
Ich halte bei
längeren Trillern (s.o.) die Frage nach der Anzahl der Wechselnoten für eine Sackgasse. Meiner Ansicht nach sollte sichergestellt werden, dass man überhaupt Triller ganz selbstverständlich und automatisch frei und dicht spielen kann. Ist das hergestellt, ist das "Timing" kein Problem mehr, denn das Gekonnte wird dann lediglich an das Taktmaß angeglichen.
Ob die Triller im hier zur Debatte stehenden F-Dur Praeludium zu den "längeren" Trillern zählen oder nicht, mag jeder für sich selbst entscheiden - ich meine, dass man halbtaktige Triller durchaus als solche wahrnehmen kann.
Gruß, Rolf