Toccata & Fuga in d-Moll

  • Ersteller des Themas altermann
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Ich halte es für höchst fragwürdig, ein Stück Musik, das wohl von jemandem im Dienste an Gott komponiert worden ist (ich bin Agnostiker, habe davor aber dennoch Respekt), mit solch einem Titel abzustempeln. Das ist übergriffig gegenüber dem Komponisten und ganz besonders auch gegenüber den Hörern, denen in diesem Fall gar keine Chance gegeben wird, beim Hören eigene Assoziationen zu entwickeln. Das kann man mit eigener Musik ja gerne machen, aber hier ist es fehl am Platze. Und auf mich wirkt das außerdem wie ein Anbiederungsversuch bei einer bestimmten Hörerschaft, die man für Likes auch noch gerne mitnehmen möchte.

@MichaelPianoOrgan
Verstehe das bitte nicht als Angriff, sondern als einen Teil einer kritischen Auseinandersetzung.
Das ist ohne Zweifel ein guter Punkt, den ich sehr gut verstehen kann. Ich frage mich dann, ob die Regisseure mit der Verwendung der Toccata in einem weltlichen Kontext Bach schon Unrecht getan haben. Das wirft dann die Frage auf, in wie fern wir Musik von der ursprünglichen Intention des Komponisten und dessen Charakters verwenden dürfen.
Dass ich mit dem Wort "terrifying" der Zuhörerschaft schon vermittle, was sie denken oder fühlen soll und somit entmündige, stimmt.
 
Bei der Wahl des Titels habe ich mir überlegt, wie ich es schaffen könnte, auch ein Publikum zu erreichen, dass sich nicht so sehr mit klassischer Musik auseinandersetzt.

Also, wenn mir jemand zu einem Thema, mit dem ich mich bisher nicht befasst habe, als "Versucherle" etwas im Stile einer schlechten Gruselgeschichte präsentiert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich darauf schon gleich keine Lust habe.
Oder beginnen Videos zum Reifenwechsel am Auto auch mit "die furcherregendste Art und Weise, Radmuttern zu lösen" und dann kommt ein ausgeschlagener Druckluftschrauber daher? (Ich muss gleich mal nach Reifenwechselvideos schauen.)

Wenn es schon "pädagogisch" sein soll, wäre es doch viel spannender, anhand einiger Takte zu erklären, warum das Stück so wirken könnte oder wie man durch Verwendung ganz unterschiedlicher Register vielleicht auch zu anderen Assoziationen kommen könnte.

Oder man spielt es halt ganz ohne Kommentar und effektheischenden Titel ein.
 
auch in ein paar Tatort- und Derrickfolgen - ob das erfreulich ist, sei dahingestellt.
hihi, da habe ich auch meine Zweifel, da Derrick bestimmt keine jugendliche Kundschaft anlockt.
Grundsätzlich kann ich es nachvollziehen, wenn in einem Zeitalter nur das angesagt ist, was irgendwie schwungvoll englisch augedrückt wird, dass man diese Locksprache und die momentan fast zwanghafte Überemotionalisierung (kleines Beispiel: Unsere "seriöse" Tageszeitung schrieb unlängst: "Zu Ostern droht wechselhaftes Wetter") benutzt, um Menschen aufmerksam zu machen auf dieses herrliche Stück Musik.
Auch wenn es jeder Akkordeonist vor den Einkaufsmärkten spielt, seine Schönheit verliert es dadurch nicht.
Ich finde es auch frisch gespielt. Über die Registrierung kann man reden, aber auch das ist ja persönlich.
 
Der Klickbeißer

Im Vernehmungsraum der junge JSB, verklärten Gesichtsausdrucks, im Geiste komponierend.
Derrick und der Staatsanwalt betrachten ihn im Nebenzimmer durch den obligatorischen Einwegspiegel.

"Er sagt, er war's nicht", seufzt Derrick resigniert.
"Das würd ich in so'm Fall auch behaupten", grunzt der Staatsanwalt. "Hatt er 'n Alibi für die fragliche Zeit?"
"Ja. Er war auf'm Buxtehude-Konzert und kann sich noch an jede Note erinnern..."
"Mensch, Stephan! Tu was! Wenn wir bis morgen nix finden, muß ich ihn auf freien Fuß setzen..."

Derrick betritt den Vernehmungsraum und setzt sich JSB gegenüber.
"Mensch, Johnny, Du willst doch hier nicht ewig abhängen. Gib zu, daß Dakotas Fuge von Dir ist, und wir lassen Dich frei."
"Es heißt Toccata und Fuge! Aber so'n Murks lass ich mir nicht anhängen!", schimpfte Bach und donnerte mit der Faust auf den Tisch. "Das ist eine Violinétüde. Sieht jedes Kind an den satztechnischen Details."
"Na und?", fragte Derrick. "Ist doch für Dich keine Mühe, so'n Geigenkram satztechnisch für Orgel umzutrimmen. Also?"
"Also nix", murrte Bach. "Lassen Sie mich zurück in meine Zelle..."

Fortsetzung folgt​
 

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