Steinway B, Seriennummer 60103 (1887)

Trotz Luftbefeuchter? Also nur einer.

Ich kenne Deinen Raum nicht, aber dann muss es eben ein größeres Gerät sein. In meinem großen Luftraum hat ein LW74 das umfangreiche Raumvolumen (die Wand unter dem First ist 7,4 m hoch) problemlos auf 52-53 % angehoben. In Köln standen damals drei LW 44 und 45, die je nach Außentemperatur (schlecht isoliertes Dachgeschoss) um die 47-50 % erreicht haben.

Hier "muss" gar nichts gemacht werden, es ist und bleibt eine Abwägungsfrage.

Ich halte es im Hinblick auf mögliche Risse im Boden wie der werte Herr Mozart, der dereinst schrieb: "Allein ich bin halt ein Liebhaber von Instrumenten, die den Spieler nicht ansetzen und die dauerhaft sind. Seine Claviere sind auch wirklich von Dauer. Er steht gut davor, daß der Resonanzboden nicht bricht und nicht springt. Wenn er einen Resonanzboden zu einem Clavier fertig hat, so stellt er ihn in die Luft, Regen, Schnee, Sonnenhitze und allen Teufel, damit er zerspringt, und dann legt er Span ein und leimt sie hinein, damit er recht stark und fest wird. Er ist völlig froh, wenn er springt; man ist halt hernach versichert, daß ihm nichts mehr geschieht. Er schneidet gar oft selbst hinein und leimt ihn wieder zu und befestiget ihn recht."

Das beschreibt meinen Boden ziemlich gut. Der hat schon alles mögliche durchgemacht, ist mehrfach gespant worden, teilweise an die Rippen verschraubt und mittlerweile unverwüstlich und unempflindlich gegenüber solchen Schwankungen. Der kleine Dyson ist zudem noch so platziert, dass die ausströmende Feuchtluft genau auf die Unterseite des Flügels zielt. Die Messung der relativen Luftfeuchtigkeit im gesamten Raum spiegelt also nicht das wieder, was tatsächlich am Resonanzboden an Klima herrscht.

Stände hier ein nagelneuer C 234, dann würde ich vermutlich Deiner Empfehlung folgen, aber meine Kiste ist 135 Jahre alt und hat mehr ideellen als monetären Wert. Und da fällt mir die Abwägung leicht, dem gegenüber einen lärmenden Luftbefeuchter zu betreiben. Sämtliche Neuanschaffungen elektrischer Geräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler, Kühlschrank sind mit wählerischem Blick auf die jeweilige Geräuschentwicklung getätigt worden. Da werde ich mit garantiert keinen Luftbefeuchter mitten ins Wohnzimmer stellen, der lauter ist als alle drei vorgenannten Geräte, no way, josé.
 
Das sieht rückblickend auf die bisherigen Maßnahmen nach Dauerbaustelle aus...

Damit muss ich und kann ich leben. Er stimmt sich jetzt gut und die Stimmung ist auch haltbar und da eh kein anderer mehr das Instrument stimmt als ich selbst, wäre der Aufwand für einen neuen Stimmstock viel zu groß für die zu erwartende Verbesserung gewesen.

Wäre es ein für den Wiederverkauf gedachtes Instrument, dann hätte man zusätzlich noch viele andere Sachen machen müssen. So ist es jetzt ein sehr akzeptabler Kompromiss geworden, der mir Freude bereitet.
 
Ich habe Deinen Beitrag so interpretiert, dass Du an dieser Situation etwas ändern möchtest.

Bei mir hat nichts gelärmt. Drei Ventas (weil ich deren Geräuschkulisse außer Stufe 1 nicht ertrage) liefen in Köln auf Stufe 1. Der LW74 hier im Haus lief während der kalten Jahreszeit ebenfalls auf Stufe 1 und daran habe ich mich schnell gewöhnt (weil der Geräuschpegel auf unterster Stufe sehr dezent ist).
 
Jap. Mozart hatte schon in Wien (für die damalige Zeit ...) gute Klaviere gehabt, aber was er in Augsburg vom Stein unter die Finger bekam, toppte das noch. Man muss mit einbeziehen, dass es der junge!! Mozart war, der das seinem Herrn Papa schrieb, als er um die knapp 20 Jahre alt war. Mozart ist 1793 im Alter von 35 Jahren von uns gegangen, also war das in der Zeit vor 1780, als noch kaum wer überhaupt Claviere baute, und gerade erst in London der Riesen-Hype um Stoddards, Wornums etc. ("die sieben Apostel", weitenteils SIlbermanns Lehrlinge) günstig zu bauende Tafelklaviere anhob. In Wien allerdings baute auch schon der eine oder andere mit der Prell-Mechanik was.

Man stelle sich bitte vor, dass diese Klaviere nach beinahe Cembalo-Charakter hatten, etwas stärker im Schallkasten ausgerüstet waren, bisschen mehr ziehen musste man an den Saiten i.V. zum Cembalo, sonst kommt da nix..., aber noch keinerlei Eisen drin..., erst um 1800 baute Broadwood in London die ersten metallenen Klammern zur Längsverstärkung des Gehäuses als Brücke über den Hammerschacht....

Und dass der Schallkasten des jeweils einen Glücklichen, der sich solch ein Teilchen bereits leisten konnte (oder bei seinem Kammerdienstherrn "entleihen" durfte...) oft abends noch allabendlich mit in die Kneipe ging, woraufhin dorten die Herren Musikusse beim Einarmigen Reißen in der Halbliterklasse sich ihre Tages-Kompositionen wechselseitig vorführten. Tief in der Nacht, oder beim Hahnenschrei, ging es dann wieder heim in die Federn, das Clavier von max. 35 Kilo (und fünfeinhalb oder knapp sechs Oktaven) unterm Arm. Wenn man es nicht besoffenen Koppes in der Kneipe vergessen hatte...

All das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen - daher schreibe ich das mal hin. Ich möchte vielleicht zeitreisend sehr gern mal Mozart etc. spielen gehört haben, aber leben. ... in dieser Zeit... möchte ich eigentlich nicht.

Da sind mir so kleine Steinways schon erheblich lieber. Die gab es aber erst 80 Jahre später - welch ein technischer Fortschritt.
 
Kein richtiges Update, aber da nicht alle im Forum zu Aufnahmetechnik mitlesen, hier mal eine Kurzinfo zum aktuellen Quick and Dirty meiner Aufnahmen:


Und da manch einer Probleme in der Videowiedergabe von einem Google Drive hat, hier das ganze noch als Youtube-Video:



Ja, ich weiß, es ist mal wieder an der Zeit, den Chefintoneur zu bemühen; er ist bereits informiert. Und wehe, jemand meckert über die Stimmung: Siehe Kommentare zu den klimatischen Bedingungen in meinem Wohnzimmer.
 
Ups. Schon eine neue aufgezogen?
 

Ja, gerade eben fertig geworden.

Ich beeile mich auch hinzuzufügen, dass ich es nicht war, der die Saite zum Reißen gebracht hat, sondern das im Rahmen der Dauerbaustelle "mal wieder Furnier nachfüttern" passiert ist. Wobei Dauerbaustelle auch nicht ganz richtig ist. Das betraf Wirbel, die schon von Anfang an nicht gut saßen, aber beim ersten Baustellenbesuch nicht genug Furnier vorhanden war und das jetzt Nachzuholendes war.

Ich bin also in Sachen gerissene Saiten immer noch offiziell Jungfrau.
 

Kurze Momentaufnahme von gestern Abend (nach einem schönen Glas Muskateller) und wenn nichts dazwischen kommt, dann wird sich heute mein geliebter Techniker wieder einmal an die üblichen Routinearbeiten machen: Machanik nachregulieren, Hämmer leicht abziehen, Scheitel an Saiten anpassen, vorsichtiges Nachtinonieren, Anpassen der Mechanik auf den Stuhlboden, Quietschen des linken Pedals beseitigen, einige Dämpfer nachregulieren.

Notwendiges-Nachregulieren.jpg

 
Ein traumhaft schön klingendes Instrument ist Dein Flügel geworden. Und Du verstehst es auch, ihn zum Klingen zu bringen. Der Brahms gefällt mir ausgesprochen gut.
 
Und so hört er sich nun an, nach einem Tag mit dem Meister, der die notwendige 100.000 km Inspektion durchgeführt hat.

  • Hämmer abgezogen, auf Saiten eingepasst und intoniert
  • Einige Dämpfer nachreguliert
  • Mechanik komplett durchreguliert
  • Schrauben an den Kapseln und Hebegliedern nachgezogen
  • Piloten wieder auf Gleich gerichtet
  • Piloten poliert
  • Vorderstifte poliert
  • Una Corda nachintoniert
  • Mechanik auf Stuhlboden feinabgestimmt
  • Achsen und Röllchen gleichgängig gemacht
Also mal wieder das Signaturstück, mein Leib- und Magen-Brahms:

 
Zuletzt bearbeitet:
Kleines Update nach einem halben Tag Regulieren und Intonieren:



Hier ist übrigens ein Vortrag meines Technikers zum Thema Vorbereitung eines Konzertflügels. Leider nicht so toll; ich hätte mir eher gewünscht, dass er die letzten 5 Minuten des Vortrags und die dazugehörigen Slides auf einen zweitätigen Workshop expandiert hätte.



Mein Kommentar zum Video auf YT spiegelt wieder, warum.

Dennoch, isser nicht schön geworden, der olle 136 Jahre alte B?
 

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