Steigerung der Konzentrationsfähigkeit durch Klavierüben?

Wenn man sich mal kurz überlegt, wie viel Zeit ein Amateur mit dem Üben und wie viel Zeit er mit Vorspielen verbringt, dann sollte das Üben nicht gerade unangenehm und widerwärtig sein.
Wie zielorientiert und ergebnisorientiert (oder eher meditativ) dieses dann ausfällt ist vom Ermessen des Übenden und der Geduld des Lehrenden abhängig!
 
Interessante Entwicklung der Diskussion. Kann man sein Hobby "verfehlen"? Warum machen Leute eigentlich Sachen, die sie nicht machen müssten? Warum schaffen sich Leute einen Hund an? Muss ja was haben, aber eben nicht nur Spaß, wenn man mal dran denkt, was man alles tun muss bzw. nicht mehr so einfach tun kann.

"Spaß" ist tatsächlich nur eine sehr oberflächliche Beschreibung von dem, was eine Tätigkeit bringt, der man aus echter Neigung nachgeht. Denn meist besteht der überwiegende Teil eines ernsthaft betriebenen Hobbys aus Arbeit und Kosten. Unkraut zupfen, Rasen mähen, Laub rechen, Hecke schneiden: Was um aller Welt macht "Spaß" an einem Garten?

Dachte ich gestern noch, als ich so vor mich hin buddelte und dachte, herrje, die Ernte ist aber dünn dieses Jahr, wahrscheinlich habe ich eben doch keinen grünen Daumen, warum lass ich das nicht einfach. Ein paar Minunten später stieß ich auf längst verloren geglaubte Kartoffeln, die reichten für 3 Mahlzeiten. Tiefpunkt überwunden, ich mache weiter.

So ist das beim Klavierspielen auch. Manchmal denke ich, wozu mache ich das überhaupt. Einige Stellen wollen einfach nicht klappen, an manchen Stücken sitze ich Jahre, aus mir wird doch nix mehr.

Und irgendwann funzt es dann doch wieder. Und ich merke, es hat sich gelohnt zu üben.

Möglicherweise muss man an seiner Frustrationstoleranz arbeiten, einfach nicht darüber nachdenken, ob das gerade Spaß macht oder nicht. Wenn das nicht gelingt, dann ist vielleicht die Neigung doch nicht so groß. Warum sollte man etwas tun, was man nicht tun muss und das auch niemand anderem etwas bringt?
 
Meine gestrige Erfahrung: Mit der Aussicht auf eine Woche instrumentenlosen Urlaub sind sogar sonntägliche Hanon Übungen am Digi attraktiv...;-)
 
Wenn man sich mal kurz überlegt, wie viel Zeit ein Amateur mit dem Üben und wie viel Zeit er mit Vorspielen verbringt, dann sollte das Üben nicht gerade unangenehm und widerwärtig sein.
Wie zielorientiert und ergebnisorientiert (oder eher meditativ) dieses dann ausfällt ist vom Ermessen des Übenden und der Geduld des Lehrenden abhängig!
Es geht nicht um Üben vs. Vorspielen, sondern um die Entscheidung, ob man jetzt ÜBT (also systematisch erarbeitend/trainierend tätig ist) oder einfach SPIELT.

Jede Klaviersitzung eines Amateurs sollte teilweise aus Üben, teilweise aus Spielen bestehen, und man sollte sich zu jedem Zeitpunkt im Klaren sein, was von beidem man gerade tut bzw. vorhat.
 
Ich glaube, sich zu konzentrieren kann man lernen und üben. Das geht mit der Schule los. Manche Leute behaupten, die Schule diene primär dem Zweck, zu lernen, später im Berufsleben 8 Stunden still zu sitzen. Tatsächlich ist die Umstellung von Kindergarten zu Schule immens, das 45minütige still sitzen und aufpassen ist ungewohnt.

Ich hab studiert, wochenlang für Klausuren gelernt und habe einen Job, wo ich auch oft lange Phasen konzentriert sein muss. Vielleicht ist das der Grund, warum es mir relativ leicht fällt, auch mal zwei Stunden am Klavier zu üben ohne dass die Gedanken abwandern.

Sich zu konzentrieren heißt bei mir primär, andere Gedanken abzuschalten. Das kann auch bedeuten, dass ich merke, dass mich etwas anderes beschäftigt, was ich dann erst einmal "zu Ende denke", bevor ich mich dem widme, was meine Konzentration fordert. Passiert mir z.B. beim lesen von Sachtexten, dass ich merke, dass meine Gedanken gerade woanders sind. Dann forsche ich nach, was das ist und warum mich das gerade so beschäftigt.

Ich bin übrigens inzwischen auch Smartphone Junkie und ja, das Ding ist ein Teufelswerk, ein Zeitfresser und Konzentrationskiller. Ich glaube, was fehlt ist ein Lehrer, der einem den richtigen Umgang mit dem Smartphone zeigt. Das Ding ist ja nicht per se schlecht. Aber man kann sich für das Ding bewusst 30min Zeit nehmen und es dann genauso bewusst beiseite legen. Wer versucht zu üben, während das Smartphone auf dem Klavier liegt und eine eingehende Nachricht per blinkender LED anzeigt, der scheitert.

Und ich glaube, dass Spaß an der Sache ein wesentlicher Faktor ist. Klar macht das Üben nicht immer nur Spaß, aber ich hoffe doch, dass alle in dem Forum hier Klavier spielen, weil sie das gerne tun. Ich hab in meiner Kindheit mal Gitarre zu lernen versucht, hat mir keinen Spaß gemacht. Ich hab aufgehört, weil die Fortschritte mangels üben natürlich auch nicht gekommen sind. Zum üben hatte ich keine Lust. War absolut nicht mein Instrument. Mit der Querflöte sah das anders aus. Und heut spiel ich Klavier, es macht mir Spaß und oh Wunder, ich übe ständig, regemäßig und ohne dass es mich Überwindung kostet.
 
Mir ist akutell etwas aufgefallen, was zur Zeit meine Konzentrationsfähigkeit hemmt: Verspannungen.
 
Ich bin übrigens inzwischen auch Smartphone Junkie und ja, das Ding ist ein Teufelswerk, ein Zeitfresser und Konzentrationskiller.

Es ist ganz allein deine Entscheidung, dich dem Ding zu unterwerfen.

Ich glaube, was fehlt ist ein Lehrer, der einem den richtigen Umgang mit dem Smartphone zeigt.

Gibt es schon. Nennt sich: Eltern.
 
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Ich glaube, was fehlt ist ein Lehrer, der einem den richtigen Umgang mit dem Smartphone zeigt. Das Ding ist ja nicht per se schlecht. Aber man kann sich für das Ding bewusst 30min Zeit nehmen und es dann genauso bewusst beiseite legen.

Wieso denn ein Lehrer? :denken: Das muss man doch nicht für teuer Geld beigebracht bekommen. :konfus:Es gibt einen bestimmten Knopf (OFF) oder man geht in den Flugmodus.

Wenn jemand was Dringendes will, soll er auf dem Festnetz anrufen. :022:
 

Früher(TM) hieß es immer: Wer erreichbar ist, ist nicht wichtig. :-)

Mein Handy (kein Samrtphone) ist primär für drinende Fälle oder Notfälle gedacht. Mitunter benutze ich es zwei Wochen oder länger nicht. Deswegen gebe i.A. auch bei Nachfrage diese Nummer nicht weiter. Meine Autowerkstatt z.B. hat auch nur meine Festnetznummer.

Ständige Erreichbarkeit ... den Stress wil ich mir nicht antun. Meine I/O-Bandbreite ist begrenzt (Aspie-Tendenzen). Das ist auch der Grund, warum ich Werbung so abgrundtief hasse: Mit Scheiß, der mich nicht interessiert, wird meine Bandbreite aufgefressen.

Grüße
Häretiker
 
Was n' Blödsinn. Die Menschen, die aktuell Eltern werden, sind bereits mit der Krankheit "Smartphone" aufgewachsen. Es wird jetzt bereits in die Schulen transportiert und gefordert den Unterricht digitaler zu machen. Als ob dadurch etwas besser wird - ganz im Gegenteil, solche Dinger haben dort nichts verloren, außer in einem speziellen Unterrichtsfach "Informatik und moderne Medien".

Also auch die "Eltern" sind bereits von diesen Dingern abhängig. Ja auch die Großeltern haben heutzutage so ein Gerät. Aber anstatt sich um die Erziehung zu kümmern, daddeln auch die "Eltern" lieber vorm Smartphone oder geben es dem Kind, damit es endlich ruhig ist. Das sehe ich immer und immer wieder.

Das ist ein gesemtgesellschaftliches Problem. Mir rennen regelmäßig sog. "Smombies" fast vors Fahrrad oder stehen ewig an der grünen Ampel, da deren Fokus eben wo anders liegt - vermutlich bei den aktuellen Essensfotos von Facebook.

Und da das Problem einen Großteil der Leute betrifft ist die Frage: Wer soll die "Elternrolle" übernehmen?

Ja, auch ich habe so ein Smartphone. WO es liegt weiß ich gerade nicht, ich vermute angeschaltet in einer Schublade im Schrank. Wenn ich weg gehe nehme ich es in der Regel auch nicht mit. Nutzen tu ich es nur, bei einem konkreten Anliegen wie: Paketschein erstellen, wird es gleich regnen weil ich mit dem Rad einkaufen fahre, Ebay-Kleinanzeigen Nachricht erhalten, etc. etc. Ich habe nichtmal mobiles Internet und es gibt auch wichtigere Dinge, als die Digitalisierung der Haushalte.

Wer mich erzogen hat? Womöglich ich selber.

Es ist ganz allein deine Entscheidung, dich dem Ding zu unterwerfen.
Auch falsch. Erzähle das mal einem Heroin oder Glückspielabhängigen. Ja, das kann man sehr wohl vergleichen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wie und wieviel man ein Handy nutzt, hängt sehr von den individuellen Lebensumständen ab. Ich bin absolut begeistert von den Möglichkeiten, die ein Handy bietet und möchte hier mal einen Kontrapunkt setzen. :006:

Es war nie so einfach, sich schnell miteinander auszutauschen und diese Nutzung des Handys ist einfach wunderbar. Über WhatsApp bin ich mit fast allen Schülern verknüpft und wenn man viele Kontakte und eine große Familie hat, bekommt man auf diese Weise (Familiengruppen etc.) das Wichtigste mit. Telefonate etc. kommen trotzdem nicht zu kurz.

Und wie ich in Rufbereitschaft bin, kann ich doch stets selbst bestimmen so wie ich auch den Umfang meiner Handynutzung selbst bestimmen kann (Süchtige ausgenommen). Ich kann das Handy ausstellen, sowieso kommt nach einigen Klingeltönen mein Anrufbeantworter dran, ich kann Nachrichten dann beantworten, wann ich es will.

Erfreulicherweise sehen das alle meine Kontakte auch so. Niemand schickt mir irgendwelche Bilder mit dem neuesten Essen drauf oder irgendwelche Videos. Alle nutzen das Handy als Möglichkeit, schnell Notwendiges zu kommunizieren.

Dass das Handy auch seine Gefahren hat, ist völlig klar. Aber es hat auch gewaltige Vorteile und die kommen hier meiner Meinung nach gerade zu kurz. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Es war nie so einfach, sich schnell miteinander auszutauschen und diese Nutzung des Handys ist einfach wunderbar. Über WhatsApp bin ich mit fast allen Schülern verknüpft und wenn man viele Kontakte und eine große Familie hat, bekommt man auf diese Weise (Familiengruppen etc.) das Wichtigste mit. Telefonate etc. kommen trotzdem nicht zu kurz.

Keine Frage, so nutze ich es auch. Aber nicht an Ampeln oder um die Kinder ruhig zu stellen. Auch umfassen diese Nachrichten keine 10.000 Wörter pro Tag, sondern eine handvoll Nachrichten pro Tag. Die sind so schnell getippt - die fallen gar nicht auf. Viele sind aber ohne Unterbrechung am tippen oder daddeln Spiele oder sind auf Fazebook.

Darf ich fragen, was du für eine Rufbereitschaft hast? :005:
 
Dass das Handy auch seine Gefahren hat, ist völlig klar. Aber es hat auch gewaltige Vorteile und die kommen hier meiner Meinung nach gerade zu kurz. :)

"Ich habe gehört/gelesen" (Spitzer? man nagele mich bitte nicht fest), dass die Generation aus dem analogen Zeitalter von der neuen Welt vor allem profitiert, weil sie auch noch anders können. Für sie sei das Smartgedöns (das Navi zählt auch dazu) keine Verblödungsmaschinerie, sondern eine wertvolle Ergänzung und Erleichterung.

Dem Gesetz der lebeweslichen Trägheit folgend (minimaler Ressourceneinsatz), verlockt diese niedrigschwellige und dank Mitnehmfähigkeit omnipräsente Art der Zerstreuung zu vollständiger Zerstreutheit (im Wortsinne, die Aufmerksamkeit wird zu weit gestreut, auch auf restlos unwichtige Dinge).

Diese Technik ist ein Segen und kann zum Fluch werden, wenn man sich nicht abgrenzt.

Wer mich erzogen hat? Womöglich ich selber.

Eben, so ist es doch. Jeder kann selbst bestimmen, wie viel Raum er einem technischen Gerät lässt. :022:

Eine Textnachricht wird irgendwann ausgelesen und eventuell beantwortet (ich habe gelernt, das sei höflich – reine Kenntnisnahme gilt nicht). Früher (TM) galt auch, Emails können keine wichtige Ad-hoc-Mitteilungsfunktion haben. Wer direkt etwas Wichtiges mitzuteilen hat, muss es persönlich (z. B. Anruf) tun, um sicher gehen zu können, dass die Botschaft zum gewünschten Zeitpunkt ankommt. "Ich habe Ihnen doch gerade eine Email geschickt, wieso antworten Sie nicht?" - Äh, weil ich nicht dauernd in meinen Emailaccount schaue???

Man soll nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld erziehen. :005:

Ich bemerke, dass mein Umfeld (Mutter/Ehemann) zunehmend davon ausgehen, dass Textnachrichten umgehend zur Kenntnis genommen werden. Nö. Nicht mit mir. Mögen sie ruhig beleidigt sein.
 
Ich glaube, die meisten Erwachsenen sind noch in der Lage sich selber zu erziehen, vor allem dank der Tatsache, dass wir das Leben ohne Smartphone noch kennen. Den souveränen Umgang, die Fähigkeit, das Ding auch mal weg zu legen, vermisse ich allerdings bei manchen Leuten, darunter durchaus auch Erwachsene. Jugendliche sowieso. Da gibt es Parties, wo keiner mit dem anderen redet, weil alle am Smartphone sitzen. Traurig. Ja, wir Erwachsenen leben das teilweise auch vor, um so mehr sind Eltern in der Verantwortung, auch das Gegenteil mal vorzuleben: Soziale Kontakte pflegen, wo das Handy nicht allzeit griffbereit auf dem Tisch liegt.

Meine Eltern profitieren davon, am Leben der Enkelkinder teilzunehmen, wenn man z.B. aus dem Urlaub ein paar Fotos schickt. Ich profitiere davon, im mir fremden Städten mit dem Mietwagen ohne Probleme mein Ziel zu finden.

Meine Kinder werden vielleicht den Nachteil erleben, nicht mehr zu lernen, wie man eine Landkarte liest und Orientierung sowie einen groben Eindruck von der Umgebung insgesamt gewinnt. Aber das kann man durchaus ja auch beibringen. Sich zu konzentrieren, das Handy aus zu lassen, solange die Hausaufgaben noch nicht fertig sind, sich anders zu beschäftigen, wenn man drei Tage in der Woche alle Bildschirme aus bleiben, das kann man den Kindern durchaus anerziehen.
 
Es geht nicht um Üben vs. Vorspielen, sondern um die Entscheidung, ob man jetzt ÜBT (also systematisch erarbeitend/trainierend tätig ist) oder einfach SPIELT.

Jede Klaviersitzung eines Amateurs sollte teilweise aus Üben, teilweise aus Spielen bestehen, und man sollte sich zu jedem Zeitpunkt im Klaren sein, was von beidem man gerade tut bzw. vorhat.

Das ist doch wohl nicht wirklich strittig, oder? Anders würde ich gar nicht voran kommen. Das betrifft auch alle anderen Lebenslagen. Wenn ich nicht weiss was ich mache ... usw. :-)
 
Das ist doch wohl nicht wirklich strittig, oder?

Viele sind sich darüber nicht im Klaren ... und selbst, wer meint zu üben, macht das nicht zangsläufig zeilführend, wenn überhaupt.

Kenne ich von meinem Saxophnlehrer. Schüler hat *Problem*. Lerher bastelt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der man sukzessive den gewünschten Zielzustand erreichen kann. Auf die Frage, ob der Schüler bei ähnlichen problemen auch so vorgeht, wie erfolgreich in der Stunde gezeigt: Nö. Da wird herumgewurschtelt und die Stelle ist dann halt "schwer". Wenn die mal einen Teil der Anregungen zuhause umsetzen würden ....

Gilt nicht für alle Schüler, aber leider für die meisten.

Grüße
Häretiker
 
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So was zu befolgen wäre ja nicht "Spaß", sondern Gott bewahre, man müsste sich mal richtig konzentrieren und nachdenken und arbeiten... das muss man doch schon in der Schule oder auf der Arbeit, und Klavier macht man doch zum SPASS und will kein Konzertpianist werden!

Also befolgt man es nicht.

Dass man dadurch de facto deutlich WENIGER Vergnügen am Musizieren hat, geht den wenigsten auf. Und zwar denen, die bereits die Erfahrung gemacht haben, sich mal konzentriert und systematisch durchzubeißen, und die Früchte davon geerntet haben.
 

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