Steigerung der Konzentrationsfähigkeit durch Klavierüben?

Interessanter Faden :super:

Aber fällt manchen von euch das konzentrierte üben so schwer das euch schon ein Smartphone ablenken kann?
Ich würde beim üben jetzt niemand anschreiben, weil ich schon lieber die Zeit komplett am Klavier verbringen will, aber wenn mir jemand schreibt oder mich anruft, dann antworte ich bzw geh ans Telefon.
Entweder ich schreibe und übe nur eine Hand oder ich leg die KH weg, Klemm das Telefon zwischen Ohr und Schulter und spiele beim schwätzen einfach weiter.
Ich hab auch kein Problem, kurz mit Klavier spielen sein zu lassen, und dann direkt wieder weiter zu üben.
Das wäre ja auch sonst so als würde ich im Unterricht schweigend am Flügel sitzen und könnte nicht mit meinem Lehrer quatschen oder streiten:-D
Deswegen bin ich echt überrascht das manchen ein Handy bimmeln voll raus bringt. :-)
 
Deswegen bin ich echt überrascht das manchen ein Handy bimmeln voll raus bringt.

Das Klingeln des Telefons (oder der Haustürklingel) hat etwas Imperatives an sich. Irgendjemand will was. Es ist interessant zu beobachten, dass diese Geräusche bei den allermeisten Leuten ein unwiderstehliches Aktionspotenzial mobilisieren. Gespräche brechen augenblicklich ab, Muskelgruppen stehen sofort unter Strom, eine Art von Stress durchflutet den Organismus.

Menschen fallen Treppen runter, rutschen aus o.ä., nur um "rechtzeitig" ans Telefon zu gelangen oder zur Haustür.

Ich bin sicher, dahinter steckt eine Konditionierung. Reiz => Reaktion. Ohne Umweg übers Bewusstsein.

Übel wird es, wenn auch der Eingang von Nachrichten den gleichen imperativen Reflex auslöst. Je nach Einstellung des Smartphones wird jede SMS, WhatsApp-Nachricht oder Email "gemeldet", darüber hinaus noch Breaking News der abonnierten Nachrichtenseiten. :angst: Entweder
  • man lernt, das alles zu überhören
  • oder wird irre
  • oder man aktiviert den Flugmodus
  • oder stellt das Ding auf "lautlos".
Ich habe meine erste "feste" Stelle gekündigt wegen des dauernd klingelnden Telefons. Im Job kann man das Ding nicht immer lautlos stellen. :007:
 
Wenn ich irgendwas wirklich wichtiges mache, stell ich das Telefon für Nachrichten auf lautlos. Nachts auch. Beim Klavierspielen nicht, aber ich bekomm auch nicht so viele Nachrichten, dass ich da regelmäßig unterbrochen würde. Wenn, dann ist aber die Neugier, was los sein könnte so groß, dass die Konzentration auf das üben erst einmal dahin ist, da guck ich lieber schnell nach. Aber in der Regel liegt das Handy eh irgendwo in der Ecke und wird überhört, wenn es nicht gerade für einen Anruf klingelt.
 
Ich bin sicher, dahinter steckt eine Konditionierung. Reiz => Reaktion. Ohne Umweg übers Bewusstsein.
Das könnte es echt sein:denken:
Allerdings bin ich beruflich fast den ganzen Tag am telefonieren und der Gerät schläft nie :-D

Vielleicht ist das dann bei mir eine Überversorgung so das ich telefonieren hasse und weil ich Dienstleister bin und dadurch mit "Kunden" umgehen muss, könnte das dafür sorgen das ich lieber allein bin und meine ruhe hab:konfus: :-D

Dennoch, mich lenkt das gar nicht ab und ich kann mit links auf ne Nachricht antworten, und mit rechts ne stelle im stück üben, muss wohl ein (toller) fehler in meiner DNA sein, oder ich bin Multitasking fähig und in Wirklichkeit eine Frau :idee: :konfus:
 
mit links auf ne Nachricht antworten, und mit rechts ne stelle im stück üben

keine gute Idee - dann lieber aufhören zu üben, denn das Schreiben einer Nachricht erfordert mit Sicherheit die Aufmerksamkeit des Großhirns, so dass ein Üben nebenbei rein mechanischer Natur ist, und gerade das wollen wir ja vermeiden. (es ist dann auch nicht wirklich Üben, sondern eher Zeit- und Energieverschwendung...)

Das Klingeln des Telefons (oder der Haustürklingel) hat etwas Imperatives an sich

Das stimmt. Man kann es wiederholbar überprüfen, indem man persönlich bei irgendwem vorspricht, und dann dessen Telefon klingelt. Komischerweise ist da in den meisten Fällen ein Anrufer wichtiger und mehr wert als eine natürlich Person, die vor ihm steht...

Der Hartmut
 
Wenn ich persönlich klingle, habe ich wiederum Vorrang vor dem Anrufer, der schon in der Leitung ist. Die Störung hat immer Priorität. Sie muss sich in die bestehenden Abläufe erst noch einsortieren, dazu muss sie bewertet werden und dazu muss sie erst einmal angenommen werden. Will man sich dem entziehen, muss man Störungen vermeiden, sprich das Handy ausstellen. Und so ist genau das eine wichtige Regel für Gruppenveranstaltungen, Besprechungen etc. Wenn man als jugendlicher 100 Nachrichten in der Stunde empfängt, würde ich sehr empfehlen, das Handy dann einfach auch mal aus zu machen. Bei meinen 3 Nachrichten am Tag ist das eher egal.
 
Man kann es wiederholbar überprüfen, indem man persönlich bei irgendwem vorspricht, und dann dessen Telefon klingelt. Komischerweise ist da in den meisten Fällen ein Anrufer wichtiger und mehr wert als eine natürlich Person, die vor ihm steht...

Selbst wenn der Anruf in so einem Moment nicht angenommen wird – es "alarmiert" irgendwie = löst eine Stresskaskade aus. Auch das bewusste Ignorieren verursacht im biologischen Sinne "Stress".

:konfus:Umgekehrt löst es normalerweise überhaupt keinen Stress aus, wenn man das Telefon/die Haustürklingel deaktiviert, obwohl der Effekt für den Anrufenden/Klingelnden wäre exakt der Gleiche: Er bekommt keinen Kontakt (und wird sich deshalb nicht umbringen).

Gestern hatte ich ein wichtiges und ein bisschen heikles Gespräch mit einer Person. Dieser Person war das Gespräch wichtig, sie hatte also ihr Handy auf lautlos gestellt. Das Ding vibrierte mehrfach. Sie ging nicht dran, aber trotzdem habe ich das Summen als Störfaktor (= Stressor) empfunden ("Wird sie drangehen? Nein, tut sie nicht. Hört sie es vielleicht gar nicht? Sollte ich ihr sagen, dass sie einen Anruf hat und ruhig drangehen möge?" :denken:usw.)

Der Effekt erinnert mich an manche fiesen Tierversuche. Ein Signal ertönt, im Anschluss daran gibt es für die arme Ratte einen Stromschlag. Schon beim dritten Mal reicht das Signal aus, um den gleichen Stress zu verursachen wie der Stromschlag selbst.
Oder umgekehrt, als Methode in der differenzierten Tierdressur etabliert ("Clickertraining"): Signal ertönt ... und direkt danach gibt es eine "Belohnung". Innerhalb kurzer Zeit "steht" die Konditionierung = bereits das Clicken löst dieselbe Belohnungskaskade aus wie die (zuverlässig danach folgende) reale Belohnung.

Den größten Stress verursacht das "ambivalente Signal". Das Signal bedeutet: Es kommt etwas, aber was kommen wird ist ungewiss. Das Signal kann Vorbote des Stromstoßes ODER der Belohnung sein. Und manchmal ertönt das Signal und es passiert gar nichts. Es gibt kein verlässliches Muster. Der Proband wird, falls er nicht fliehen kann, entweder wahnsinnig oder stumpfsinnig.

Ein Telefonsignal könnte als "ambivalentes Signal" wirken. Man weiß, irgendetwas erwartet einen, Positives ODER Negatives ODER etwas Belangloses, zugespitzt:

  • "Stromschlag" ("Hallo, hier ist der Wachdienst, in Ihre Wohnung wurde gerade eingebrochen" / "Hier ist das Klinikum X, Ihr Angehöriger Y hatte einen schweren Unfall und liegt bei uns auf der Intensiv" / "Ich weiß, es ist spät und es schneit wie verrückt - würdest Du mich bitte abholen?" / "Haben Sie das Schreiben schon rausgeschickt?" / "Wir haben ein Problem, könnten Sie bitte sofort [...]!" / "Du hast schon wieder [...] - ist es nicht möglich, dass Du das endlich korrekt ausführst?") oder
  • "Belohnung" ("Wir hatten ja über ABC gesprochen – ja, das klappt" / "Ich bin heil angekommen trotz Wahnsinnsverkehr" / "Schatz, ich hatte das Bedürfnis, Deine Stimme zu hören"), oder
  • ein belangloses "Hallo Schwesterherz, ich wollte nur mal spontan anrufen – bleibt es bei unserer Verabredung am Wochenende?"
 
Auf dem Handy habe ich für verschiedene Gruppen unterschiedliche Klingeltöne, damit erfolgt schon mal eine Vorauswahl, ob mir ein Anruf wichtig ist oder nicht.

Ich bin oft am Handy, weil ich fast alles damit mache und nur bei umfangreicheren oder wichtigen Sachen gehe ich an mein Notebook, aber wenn ich am Klavierüben, im Chor oder mit anderen zusammen bin, dann bleibt das Ding in der Tasche.

Ich verstehe nicht wirklich wo das Problem ist. Sowohl das Handy als auch das Festnetz klingeln bei mir zum Glück selten. Mir ist es lieber, wenn mich die Leutchen via WhatsApp kontaktieren und so habe ich die meisten auch inzwischen erzogen. :lol:

Kommt aber doch mal ein Anruf oder es klingelt an der Tür gehe ich ran, aber nicht hektisch, aber es stört mich absolut nicht in meiner Konzentration, ich kann danach wieder völlig "entspannt " (für meine Verhältnisse entspannt ;-)) da weiter machen, wo ich war.
 

Ich habe seit einigen Jahren in meinem Unterrichtsraum einen Festnetzanschluss. Selten mal klingelt es auch während des Unterrichts. Ich gehe selbstverständlich nicht ran.
In der Anfangszeit habe ich noch kurz reagiert: kurz aufgeblickt oder ein kurzes Stocken im Sprechen. Mittlerweile löst das Telefonklingeln aber keinerlei körperlichen Reaktionen mehr aus.

Ich habe es schon immer als latent unhöflich empfunden, dass andere mitten im Gespräch mit mir an das Handy gehen oder einen Festnetzanruf annehmen. Dafür gibt es doch Anrufbeantworter. Und im Notfall kann man das auch mal ankündigen: „Ich erwarte einen wichtigen Anruf. Entschuldige bitte, wenn ich den dann annehme.“
Am schlimmsten war mal ein Gast, der bei uns zu Mittag aß und einen Handyanruf eines Freundes annahm. Er telefonierte 10 Minuten über Belanglosigkeiten. Lautstark, so dass mein Mann und ich uns nicht mal alleine unterhalten konnten ohne zu brüllen. Also blieben wir still, schauten uns gelegentlich irritiert an und warteten ab, dass unser Gast sich wieder uns zuwandte.:015:
 
Besonders bei Gesprächen, die volle Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern mag ich es überhaupt nicht, wenn ein Dritter dazukommt, unterbricht und den Gedankenfluss stört ("wo waren wir stehengeblieben???" - heißt es danach). Genauso verfluche ich Telefonanrufe, die ins Gespräch platzen.
Um so mehr beim Üben. Ich lasse mich da höchst ungern unterbrechen. Motto: Entweder - oder!

Da ich nun endgültig meinen Tagesrhythmus dahingehend verschoben habe, dass ich morgens VOR dem Job ca. 60 Min üben kann, ist diese Zeit in äußerst konzentrierte kurze Abschnitte (i.d.R. 5 -10 Min) unterteilt. Die Probleme sind dann in entsprechend verarbeitbare Happen zugeschnitten. Ausnahme: Durchspielen und Bestandsaufnahme eines ganzen Stückes.

Am Abend geht es leger zu. Ich brauche auch länger, bis ich "reinkomme". Die ersten 15 Min sind kritisch - man ist nach dem Arbeitstag eher gedankenfaul. Nach diesen 15-20 Min vergesse ich die Zeit und es geht ähnlich konzentriert wie am Morgen zu.

Wenn es um einzelne Passagen geht, mische ich die Stücke in schneller Folge. Der "Neuigkeitseffekt" hält das Gehirn wachsam.

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Zur Debatte über "Spaß" weiter oben: Nein Spaß macht es nicht, das Üben. Aber oft verspürt man tiefe Freude, ja Frieden, wenn die Stücke anfangen zu klingen. Wie nichtig ist dagegen die Handy-Nachricht Nr. 786, die da gerade eintrudelt.
 
Da ich nun endgültig meinen Tagesrhythmus dahingehend verschoben habe, dass ich morgens VOR dem Job ca. 60 Min üben kann
Ich bewundere ehrlich immer alle Leute, die es schaffen, die empfohlenen 60 Minuten (oder gar mehr) täglich zu üben. In meiner Jugend waren das eher in der Woche 2 x 20 Minuten. Dementsprechend lahm bin ich damals vorangekommen (nach 5 Jahren Unterricht: Clementi Op. 36 Sonatinen :schweigen: - und mehr schlecht als recht gespielt, wenn ich mich recht erinnere)
Zur Debatte über "Spaß" weiter oben: Nein Spaß macht es nicht, das Üben.
Mir eigentlich immer. Selbst das eher stupide Wiederholen von immer den gleichen Passagen, die dann aber täglich besser werden.
Aber oft verspürt man tiefe Freude, ja Frieden, wenn die Stücke anfangen zu klingen.
Oh ja...! (allerdings eher Freude als Frieden). Ist mir gerade vorhin auch wieder heftig passiert.
 
Das mechanistische Bild aus der Zeit Czernys und Hanons entlarvt sich am meisten in der Empfehlung, man könne / solle während des Übens Zeitung lesen, als könne man den Bewegungsapparat „programmieren“, ohne das Gehirn zu beteiligen. Wenn jemand so etwas 8h lang fertigbrachte, dann galt er als „fleißig“, tatsächlich war es wenig effektiv und vollkommen ineffizient. Dabei will ich nichts Schlechtes über Czerny und Hanon sagen. Aber wer sich über das WARUM und WIE keine Gedanken macht, der wird weder bei Czerny noch Hanon noch Chopin Erfolg haben, noch eine Tonleiter flüssig hinkriegen.
Damit dürfte sich die Diskussion über Konzentration oder Übedauer erübrigen. Wenn ich mich nicht konzentrieren kann, den Job zu erledigen, dann habe ich schlicht ein Problem, egal ob ich Taxifahrer, Gehirnchirurg oder Pianist bin.
 
Das mechanistische Bild aus der Zeit Czernys und Hanons entlarvt sich am meisten in der Empfehlung, man könne / solle während des Übens Zeitung lesen, als könne man den Bewegungsapparat „programmieren“, ohne das Gehirn zu beteiligen.

Lieber Debösi,

wobei tatsächlich Czerny eine alles andere als mechanistische Sicht auf das Klavierspiel hatte. Czerny hat durch die mechanistische Auffassung vieler Pädagogen etc. einen zu Unrecht schlechten Ruf.

Er war z.B. der Meinung, dass man Übungen zur Verbesserung der Technik im sog. Sätzchenspiel selbst kreieren sollte, um gleichzeitig etwas über Musik, Sätze und Strukturen zu lernen. Er wollte seine erfunden Übungen eigentlich nicht aufschreiben, hat das aber auf Drängen der Verleger getan. Er wäre entsetzt gewesen, was später mit seinen Übungen passiert ist und wie sie angewendet wurden.

Selbst Hanon hat gefordert, dass seine Übungen in alle Tonarten transponiert werden, um einer mechanistischen Auffassung entgegenzuwirken.

Du hast aber völlig Recht, dass es dieses mechanistische Bild gab und leider immer noch gibt!

Liebe Grüße

chiarina
 
als könne man den Bewegungsapparat „programmieren“, ohne das Gehirn zu beteiligen.
Das ist in der Tat unmöglich. Am schnellsten kommt man beim Klavierspielen voran, wenn man sich (bzw. dem Gehirn) immer Aufgaben stellt, die es gerade noch so gut bewältigen kann.

Sich an diesem "optimalen Punkt motorischen Lernens" aufzuhalten und zu bewegen, erfordert aber immer recht hohe Konzentration und Aufmerksamkeit. Vielleicht habe ich mich da ungünstig ausgedrückt.

"Stupide" ist das Wiederholen einer Passage in dem Sinn, dass nicht besonders viel Neues dabei passiert (ausser, dass nützlicherweise die Neuronenverbindungen entstehen, die einem das ermöglichen, was meistens das Ziel beim Üben ist: schnell, klangschön und sicher zu werden bei einer Passage).

"Stumpfsinnig mechanisch" etwas zu üben (und gar zu hoffen, dass man dadurch die Kunst des Klavierspiels erlernt) hab' ich nie gemacht.
Aber wer sich über das WARUM und WIE keine Gedanken macht, der wird (...) keine Tonleiter flüssig hinkriegen.
Das kannst Du laut sagen. Flüssige, klangschöne und schnelle Skalen erfordern erstaunlich viel Üben und auch mitdenken (wie finde ich jetzt eine Fingerstellung/Handstellung/Bewegungsgruppe/Bewegungsmuster, dass dieses eine kurze Hakeln jetzt verschwindet, jene andere kurz eintretende Verspannung oder Unregelmäßigkeit im Anschlag usw.)... da arbeite ich auch mit großem Erfolg seit einem Monat dran, und es macht einen Heidenspaß.

Schnelle, saubere, und klangschöne Skalen sind irgendwie der Inbegriff guten Klavierspiels...
 
Ich habe es schon immer als latent unhöflich empfunden, dass andere mitten im Gespräch mit mir an das Handy gehen oder einen Festnetzanruf annehmen.

Schlimmer: "Andere" unterbrechen sich alarmiert mitten im Satz, weil mein verd*** Telefon klingelt, obwohl ich ruhig bleibe und keinerlei Anstalten mache dranzugehen. Die verstummen nur wegen des Sch***klingelns (meines Telefons, meiner Haustürklingel!), werden nervös (obwohl ich signalisiere, dass ich das Geschelle jetzt nicht als wichtig erachte), sie stottern rum, völlig aus dem Gedankenfluss, und bitten, ich solle das Gespräch annehmen. Das ist irre! :008:

Debatte über "Spaß" weiter oben: Nein Spaß macht es nicht, das Üben

Ich kann mit dem Begriff "Spaß" sowieso nichts anfangen. Jedesmal wenn ich ihn lese, verursacht er mir Missbehagen. Ebenso wie "Genuss / genießen" oder auch "Entspannung". Ganz instinktiv schrecke ich zurück. Diese Begriffe sind (bei mir) sehr negativ konnotiert.

Selbstkritisch wie ich bin, analysiere ich meine Reaktion – warum fühle ich mich dabei automatisch so unwohl? Ich vermute, es ist die lebenslang prägende Herkunftskultur bzw. die Grundhaltung im familiären Umfeld.

  • "Spaß" = Gaudi = sinnloses Vergnügen ohne Wert = ´em Häggott* die Zeit stehlen = bäh, pfui, liederlich!
  • "Genuss / genießen" = passiver Profit = Diebstahl = Pflichtvergessenheit. Und überleg mal was das kostet! Wofür? Was bringt Dir das?
  • "Entspannung" = Faulheit = suspekt. Wie viel Arbeit könnte in dieser Zeit erledigt werden?!? Wie, die Arbeit ist komplett erledigt? Unsinn, irgendwas ist immer noch zu tun! Und falls wider Erwarten doch nicht: Kind, Du musst länne, länne, länne**!

Lustig, nicht wahr? :005: Es wirkt fort und fort...

* Übers.: "Dem Herrgott"
* "Lernen, lernen, lernen"

Es ist gut möglich, dass es sich lediglich um ein rein semantisches Missverständnis handelt. Vielleicht aber auch nicht. :004:
 
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Jeder definiert sich den Sinn seiner Vokabeln selbst, so entstehen dann auch all die Interessanten Missverständnisse. Mir macht das Üben Spaß, allerdings nicht in der Form, dass ich kichernd und lachend an den Tasten sitze. Spaß = sinnloses Vergnügen? Warum muss Spaß immer sinnlos sein? Oder anders rum: warum darf man an sinnvollen Sachen keinen Spaß haben? Wenn ich beim Klavier Spielen keinen Spaß hätte, würde ich es schlicht lassen. Es ist ein Hobby.

Schlimmer: "Andere" unterbrechen sich alarmiert mitten im Satz, weil mein verd*** Telefon klingelt, obwohl ich ruhig bleibe und keinerlei Anstalten mache dranzugehen. Die verstummen nur wegen des Sch***klingelns (meines Telefons, meiner Haustürklingel!), werden nervös (obwohl ich signalisiere, dass ich das Geschelle jetzt nicht als wichtig erachte), sie stottern rum, völlig aus dem Gedankenfluss, und bitten, ich solle das Gespräch annehmen. Das ist irre! :008:
Das ist nicht irre, die Leute sind so konditioniert. Die meisten gehen sofort an ihr klingelndes Handy, also stellt man sich drauf ein und erwartet das entsprechende Verhalten. Man kann sich das abtrainieren. Wenn ich einen Termin im Büro habe z.B. Ich rede stur weiter, wenn bei jemand anderem das Telefon klingelt. Ich habe den Termin, die Zeit ist für beide geblockt. Wer sich da erdreistet, länger zu telefonieren, als es dauert zu sagen, man wäre beschäftigt, bekommt "Ärger". Meine Zeit ist mir zu kostbar, um anderen beim Telefonieren zuzuhören.

Das dreisteste, was ich mal erlebt habe, war im Büro. Wir hatten eine Ringschaltung, wo Anrufe für andere angezeigt wurden, wenn die länger nicht dran gingen, damit man sich vertreten konnte. Ein anderer Kollege war bei mir im Büro, es klingelt bei ihm, nach 5x piepst das dann einmal bei allen. Der Kollege guckt auf mein Display, sieht, das ist für ihn und geht ran. Und telefoniert dann 10min - an MEINEM Arbeitsplatz. Das gab dann hinterher auch einen etwas angefressenen Kommentar.
 
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