Hi Olli,
naja, das würde ich jetzt nicht machen ehrlich gesagt. Das ist leider ein oft vorkommendes Phänomen, das Leute bei Musik erst dann verstummen, wenn die Musik hochgradig virtuos, laut und "vordergründing" wird. Das finde ich sehr schade, sind es doch oftmals gerad die leisen, zarten Stücke, hinter deren Fassade viel mehr Lauert als man zunächst denkt.
So habe ich in meiner Familie auch schon Stücke wie (das äußerst einfache) Improptu op. 5 no. 1 von Sibelius, oder die Gnossiennes von Satie vorgespielt, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt "Reißer" wie Rachmannninov op. 23 no. 5, Waldstein, etc. geübt habe. Und warum? Weil es, wie ich finde, gerade die leisen Stücke sind, an denen weniger Klassikaffine Zeitgenossen die mehrschichtigkeit solcher Stücke erfahren könnnen. Außerdem möchte ich nicht zeigen, was für ein toller Knilch ich bin, da ich doch ffffff Appreggien vor Kinderlein kommet spielen kann, sonderen eher, dass musikalisches Spiel mehr wert ist, als technisches Brillieren.
LG,
Daniel
Einen Augenblick, Daniel
Zunächst ist das hier ein relativ wichtiges "Ding", denn es beinhaltet viel mehr menschliche Aspekte, als man auf den Ersten Blick glauben mag.
Spielt man vor einer Gruppe ( da hast Du in Deinem Punkt und bzgl. DEINER Familie evtl. Recht bzw. Deine Aussage "ich spiele ja auch Gnossiennes vor meiner vernünftigen Familie, die nicht dazwischenlabert " stimmt eventuell bei Dir - bei anderen aber evtl. nicht ) , also wenn man vor einer Gruppe spielt, die man KENNT, dann kennt man auch seine "Pappenheimer", und da gibts mit absoluter Sicherheit oftmals welche, die es NICHT gut finden, wenn ihre "Wichtigkeit" - auch für kurze Zeitspannen - von jemandem anderes "überdeckt" wird. Diese Leute reden dann EXTRA intensiv weiter, und bei solchen Leuten gewinnste mit Deinen Gnossiennes keinen Blumentopf.
Zumindest nicht zu Beginn. Der Beginn muss daher, wenn anzunehmen ist, dass sich solche "Leute" im Publikum befinden, so GRANATENMÄßIG einschlagen, dass jeder Zweifel, woRAUF man als Zuhörergruppenmitglied jetzt seine Aufmerksamkeit zu richten hat, wegfallen MUSS.
So ist zu agieren - und nicht anders. In nem kleinen Zirkel von schweigsamen, vernünftigen und musikinteressierten Leuten geht auch ne Nocturne im ppp, aber bei robusten, bauernschlauen, und "selbstwichtigen" Leuten sowie Profilneurotikern im Publikum MUSS DER HAMMERSCHLAG kommen, zumindest zu Beginn und am Ende, damit man ganz klar aufzeigt, WER im Moment das Sagen hat: Nämlich der Klavierspieler.
Damit ist nicht gesagt, dass man nur und ausschließlich 30-Seiten - Hämmer spielen sollte, bevor "Ihr Kinderlein kommet" die Jungfrau Maria auch heute noch im Himmel betört.
ABER man könnte mal für 20 - 30 Sekunden zum Beispiel...einige schnelle Oktaven, oder einen Teil aus dem trillerbehafteten Waldstein-Schlusssatz spielen ( "zum Aufwärmen" ), oder volle Pulle ein paar Takte aus der A-Dur Polonaise.
Wie gesagt: Leises und sanftes ist für profilneurotische Handwerker- und Bauernohren nicht zuträglich. Da muss die grobe Kelle kommen...ob man es nun so macht, oder nicht. Die AUFMERKSAMKEIT muss unbedingt der Spieler auf sich richten. Denn sonst wäre es Zeitverschwendung und zu schade, diesen Leuten überhaupt etwas zu zeigen.
LG, Olli !