Ich glaube, obwohl meiner Erfahrung nach etliche hochmusikalische Menschen leidenschaftliche Nichttänzer sind, das Nichttanzenkönnen also kein Ausschlusskriterium ist, dass die mit dem Tanzen und die damit einherhehende Körper- und Tiefenempfindung durchaus zur musikalischen Gestaltungskraft beitragen kann. Wieviel von unserer Musik kommt von den verschiedenen Typen des Tanzes her?
Ich habe vor etlichen Jahren einmal einen Kurs bei der großartigen Halina Czerny Stefanska mitgemacht. Als die Sprache und das Spielen auf Chopins Mazurken kam, hat sie uns die verschiedenen Tanzschritte der unterschiedlichsten Mazurkentypen vorgemacht und konnte sie selbstverständlich den einzelnen Chopin-Stücken zuordnen.
Das war ein sehr erhellendes Erlebnis. Ich konnte die Tanzschritte weder nachmachen ( s. oben leidenschaftlicher...), geschweige denn mir merken. Schade eigentlich.
Und was hat es andererseits zu bedeuten, wenn in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als
die amerikanischen Bebop- Musiker allmählich dem Swing den Garaus machten, dass vor der Bühne mitunter Schrifttafeln standen mit der Aufschrift " No Dancing Please" ? Wollten die Jazzer die Verkunstung und entsprechende Anerkennung ihrer Musik befördern, oder haben sie sich durch das Gehopse schlicht gestört gefühlt? ( Wobei ich es mir etwas diffizil vorstelle, bei 200 bpm. und mehr zu tanzen...)