Ich kann in dieser Hinsicht Hasenbein und Rolf vollkommen recht geben.
Dieser seltsame Sonderstatus, der scheinbar nur der Musik attestiert wird, dass dort nichts schlecht sein kann, weil alles jemandem gefallen könnte, verwundert mich immer wieder.
Dann wollen wir nicht von "schlecht", sondern "minderwertig", oder etwas milder: "ausgedünnt" reden. Oder wie soll man es sonst bezeichnen, wenn ein Musikstück sich mit banalsten Floskeln versucht über Wasser zu halten.
Unbestreitbar ist sicherlich, dass auch banales einen schönen klanglichen Effekt haben kann. Innerhalb einer Komposition kann derartiges sogar eine tiefere Aussage besitzen. In der überwiegenden Popkultur ist dies aber bereits die gesamte Komposition und weiter nichts. Ein nebenbei etwas lustiges Beispiel, was es das "ausdünnen", oder doch eher schamloses kopieren betrifft kann man sich hier anhören. Whtiney Houston meets Rachmaninov. (Nebenbei gemerkt, gibt es einen Unterschied, anderen Komponisten eine Ehre zu erweisen und ein Thema von ihnen zu zitieren, oder aber ohne jegliche Erwähnung dieses für sein eigenes Lied auszuschlachten)
http://www.youtube.com/watch?v=b54gIJ5lHAc
Zudem lässt sich heute ja der Trend beobachten, dass Musik eben nicht mehr geschrieben wird, um sich auszudrücken, oder alte Traditionen zu erneuern bzw. zu brechen, sondern hauptsächlich Zwecksgebunden. Werbung; Film; "Kundenorientiert". Sony Bmg und ähnliche fabrizieren ja im Rekordtempo tausende Bands für den jeweiligen Genre-Bereich, der bei den Jugendlichen gerade "in" ist.
Und Hasenbeins Vergleich mit der Religion fand ich nicht so abwegig. Er bezeugt doch davon, dass Menschen in ein gewisses Umfeld geboren werden. Die meisten Leute besitzen einen Fernseher und Jugendliche gehen dieser Beschäftigung auch gerne nach. Der erste Kontakt, den man sich zunächst nicht wirklich frei aussuchen kann, ist bei vielen eben jener mit den Charts bzw. gängigen Popgruppen.
Natürlich gibt es schöne und gute Ausnahmen. Wo der Name "Mathew Bellamy" fiel, musste ich auch spontan daran denken, dass er im Kindesalter Klavierunterricht genommen hatte, es aber dann sein lies und sich doch "neueren" Wegen widmete. Ist ja auch alles wunderbar, mir sagt die Musik die er macht sehr zu und er ist eindeutig ein begnadeter Musiker und Sänger. Zeigt aber, dass er sich mit viel anderer Musik schon sehr lange auseinandergesetzt hat. Mir scheint die einzigen Möglichkeiten der "Wiederverwertung" des Popgenres und auch anderer sind "feats" und "remixes" und Coverversionen, die möglichst "originell" klingen sollen.
Niemand wird also leugnen, dass es begnadete Talente gibt in diesen Genren die auch komplexere Musik machen. Aber im Vergleich zur Gesamtmaße sind sie eindeutig der kleinere Teil.
Insofern kann ich mir nur Chiarinas geäußertem Wunsch anschließen, dass Klassik viel mehr Leuten zugänglich gemacht wird. Wer wird schon irgendwelche Vorkenntnisse brauchen, um von der 5. Symphonie Beethovens Beispielsweise bis ins Mark erschüttert zu werden?
Schönen Gruß, Raskolnikow