Gott möge gnädig sein, sodass Dir irgendwann mal die Messa da Requiem oder Falstaf oder Don Carlo zu Gehör kommt, und Gottes Gnade möge sich dabei auch auf Deine musikalische Wahrnehmung erstrecken...
..Verdi als Schrummelmusik... nein, da wird mir übel, wenn ich sowas lese...
Lieber rolf,
Deine besagten Stücke habe ich mir zu Gemüte geführt und von der Messa da Requiem war ich teilweise sogar beeindruckt, sodass ich das Wort Schrummelmusik zumindstens für sein Gesamtwerk für inadequat halte. :p
Es ist nicht so, dass ich mich nie mit Verdi beschäftigt habe, zwar nie intensiv, aber doch hier und da, letztens hab ich auf 3sat (oder Arte) erst eine interessante Doku über La Traviata gesehen. Aber ich finde den (konsumerischen) Zugang zu Verdi nicht (zu Mozart zum Beispiel übrigens auch nicht).
Und ich bin irgendwie auch nicht der große Fan des Kunstgesangs und der Oper. Wie Hans Liberg so schön sagte:
Oper ist, wenn jemand mit einem Messer gestochen wird, dass er dann anfängt zu singen, anstatt die Polizei zu rufen.
:D
*Ganz viel Text, klick Beitrag*
Ganz genau! Ich finde, es ist ebenfalls ein Hochgefühl, sich so intensiv mit einem Stück zu beschäftigen. Man kennt es in- und auswendig und beim Hören stellt sich bei mir ein Klicken ein, als hätte ich Dreh heraus, wohl wissend, dass ich ihn nie voll heraus haben werde und gleichermaßen bewundere ich die Ausgeklügeltheit der Komposition.
Nichtsdestotrotz gibt es viele Sachen, die ich sehr schätze, aber trotzdem nicht höre. Nehmen wir obiges Beispiel: Verdi. Ich hab mich freizeitlich und schulisch mit einigen Stücken etwas näher befasst, zum Beispiel La Traviata. Und ich erkenne welch Genius Verdi ins einem Gebiet war, was er alles geschafft hat. Aber das ist alles auf der rationalen Ebene. In der, für mich beim Konsumieren wichtigen, emotionalen Ebene, finde ich Verdi meistens, salopp gesagt, langweilig, unspannend...Schrummelmusik. ;) Und nein, das ist überhaupt kein Qualitätsurteil, wer meinen vorigen Beitrag gelesen hat, der weiß, dass ich über Musik nicht versuche, objektivierend zu urteilen. Es ist einfach meine Wahrnehmung, die ich habe.
@ VPP & ubik:
Ich bin sicher nicht der erste, der dich drauf hinweist, aber ich find's grade bei solch einem Thema schwer, von U-Musik und E-Musik zu sprechen. Begrifflich sowieso (Warum darf mich E-Musik nicht unterhalten und U-Musik nicht ernst sein?), aber auch inhaltlich in Zeiten, wo sich Künstler über solche Grenzen hinwegsetzen (John Zorn).
Lieder formal mit einem Satz zu beschreiben ist unmöglich. ;) Es gibt sicherlich Lieder, die formal nicht in Refrain und Strophe aufgebaut sind, ebenso gibt's Lieder die aus vier musikalisch identischen Strophen bestehen (die man natürlich immer noch unterschiedlich interpretieren kann.)
Und um mal von den Liedern wegzukommen (Die Hälfte an "U-Musik", die ich höre ist instrumental.)...abseits vom Radio gibt es so viele verschiedene Musik, die als Popularmusik klassifiziert wird und mit dem Strophe-Refrain-Gedudel nicht viel zu tun hat. Um mal 4 Beispiele zu nehmen:
http://www.youtube.com/watch?v=AAZEcg8NLtM
http://www.youtube.com/watch?v=g8Yo3FJDrbc
http://www.dailymotion.com/video/x36hoy_ulver-eos
http://www.youtube.com/watch?v=kGNb-YT5ECA&
Wie gesagt, Musik lässt sich für mich nicht qualitativ durch irgendwelche Kriterien bestimmen.
Und zum Abschluss lass ich mal Debussy sprechen, der sicher polarisiert, aber der es treffender nicht ausdrücken kann.
"... Die Musik ... ist eine Summe unterschiedlicher Kräfte. Man macht daraus ein spekulatives Geschwätz! Mir sind die paar Noten lieber, die ein ägyptischer Hirte auf seiner Flöte bläst - er ist eins mit der Landschaft und hört Harmonien, von denen sich eure Schulweisheit nichts träumen lässt ... Die Musiker hören nur die Musik, die von geschulten Händen geschrieben wurde, die der Natur eingeschriebene hören sie nie. Den Sonnenaufgang betrachten ist viel nützlicher, als die Pastoralsymphonie hören. Was nützt denn eure kaum verständliche Kunst? Solltet ihr nicht all die schmarotzerischen Kompliziertheiten ausmerzen, die an den raffinierten Mechanismus eines Geldschrankschlosses gemahnen? ... Man muss die Zucht in der Freiheit suchen und nicht in den Formeln einer morschen Philosophie, die nur mehr für Schwächlinge taugt. Hören Sie auf keines Menschen Rat, sondern auf den Wind, der vorüberweht und uns die Geschichte der Welt erzählt.
Alles Liebe