@Piano.Pianissimo
Der Beitrag von @chiarina den @Klimperline weiter oben zitiert, enthält das Destillat der Antwort auf deine Frage. Wenn du den ganzen Zaubertrank möchtest, kann ich dir u.a. das Buch "Klavier spielen - Früh-Instrumentalunterricht" von Peter Heilbut ans Herz legen, in dem das, was Chiarina so straff zusammengefasst wird, auf 350 Seiten sehr genau (und zudem noch äußerst unterhaltsam und kurzweilig!) beschrieben wird.
Es geht nicht nur darum, Stücke einzuüben. Natürlich macht das einen großen Teil des Unterrichts aus, je älter und fortgeschrittener, desto mehr. Alles dreht sich um die Musik, aber der Kreis ist groß - man kann sich der Musik von so vielen Seiten nähern! Über das Lauschen, über aktives Hören, über Bewegung, über Rhythmus, über Notenlesen und -schreiben, über Improvisation, Komponieren, Blattspiel, Vierhändigspiel, Noten zerschneiden und wieder zusammenkleben...
Fürs Improvisieren mag ich sehr gerne das "Impro-Mosaik" von Karen Schlimp und Peter Jarchow.
Äußerst wichtig ist auch die Kommunikation im Unterricht. Wer spricht wann und wie viel, wer stellt Fragen und antwortet darauf, wie kleinschrittig wird der Schüler geführt und losgelassen?
Dazu hat Anselm Ernst in seinem Buch (dessen restlichen Inhalt ich vergessen habe, *hüstl*) "Lernen und Lehren im Instrumentalunterricht" einen echten Goldgriff getan. Er benennt für alle Kommunikationsformen der Lehre eine Kategorie. Das ist deshalb so hilfreich, weil man als "unreflektierter" Lehrer (was nicht unbedingt ein unreflektierter Mensch serin muss!) oft an ein oder zwei Kommunikationsmethoden hängen bleibt (meist die "Erarbeitende Methode" oder die "Aufgebende Methode"), was sehr ermüdend ist.
Die Methoden sind:
- Erarbeitende Methode (kleinschrittige Anleitung des Lehrers, während der Schüler es tut - schnell und effektiv)
- Dialog-Methode (S und L unterhalten sich über etwas - findet in manchem Unterricht nie statt!)
- Darstellende Methode (L erklärt, S hört zu - gut geeignet für manche Sachverhalte)
- Modell-Methode (L macht etwas vor, ohne zu sprechen, z.B. Rhythmus Klatschen, Vorspielen,... - enorm wichtig, machst du schon)
- Aufgebende Methode (S erhält einen klar benannten Arbeitsauftrag und führt ihn alleine aus, z.B. "Spiele das Stück durch und höre dabei auf x und y - wichtig, damit man sieht, wie der Schüler zu Hause arbeitet)
- Entdeckenlassende Methode (S soll selbst etwas herausfinden - die Lösung ist noch nicht gefunden, z.B. "Probier verschiedene Dynamiken für diese Stelle aus. Welche klingt gut, welche gefällt dir? Was steht in den Noten?"... - hier geht es um Kreativität, Spaß, Neugier)
In einem spannenden und nicht ermüdenden Unterricht wechseln die Methoden automatisch und ständig ab, ohne dass der Lehrer dauernd darüber nachsinnen muss.
Wenn du wirklich, wirklich weiterkommen möchtest, empfiehlt es sich, einen fähigen Kollegen um eine Unterrichtsbeobachtung und Rückmeldung zu bitten (wobei auch hier die Frage ist, ob der fähige Kollege weiß, was er tut, oder ob er es nur zufällig "richtig" macht und nicht abstrahiert erklären kann, wie es geht). Alternativ kannst du dich auch einige Stunden lang filmen und dir das selbst ansehen. Tut weh, ist aber heilsam.