russische Klavierschule -- was soll das werden?

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Sechstasten

Guest
hömma, in der russischen Klavierschule sind ja hübsche Stücke, keine Frage. Aber lesetechnisch ist das bis auf die pillepalle-Lieder am Anfang eine völlige Überforderung für Anfänger. Man muss also so vorgehen, daß man die Stücke mögl. schnell auswendig lernt und dann übt, wie man es mit "richtiger Literatur" ja auch meistens macht. Was soll das? Für wen sind die gedruckten Noten? Für den Lehrer oder dessen Schwester oder für den Schüler? Und was soll der Hinweis am Anfang, daß man die ersten Stücke nach Gehör lernen soll -- warum sind sie dann in Noten abgedruckt? Und warum soll man nach Hänschen Klein mit dem Hören aufhören?

Hat die R. Kl-Sch. ein Konzept oder kann die weg?
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Die RK ist ausdrücklich für den durch einen Klavierlehrer angeleiteten Unterricht gedacht. Dann kommt man auch nicht in die Verlegenheit, sich völlig überfordert zu fühlen.
Im Alleingang als blutiger Anfänger wird das also eher nix.
Allenfalls als Wiedereinsteiger, der geistig noch einigermaßen an seine aktive Zeit anknüpfen kann, kann es als Einzelkämpfer damit versuchen. In dem Fall ist aber definitiv die Edition mit den CDs zu empfehlen, um eine Referenz zu haben, wie die Stücke klingen sollten.

Ich habe die RK gerade nicht vorliegen; wo genau steht denn, dass man nach dem "kleinen Hans" mit dem Hören aufhören soll? :konfus:
Und was verstehst Du unter "richtiger Literatur":denken:
 
Hat die R. Kl-Sch. ein Konzept oder kann die weg?
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Lieber Sechstasten,

Klavierschulen sind grundsätzlich als Material zu betrachten, mit dem sowohl der Lehrer als auch der Schüler kreativ und nach den individuellen Bedürfnissen umgehen sollte. Eine Klavierschule von vorn nach hinten durchzuackern und sie sozusagen "wörtlich" zu nehmen, ist in der Regel eine Katastrophe.

Ich arbeite aus dem Grunde eher wenig mit Klavierschulen, finde aber, dass die RK eine der besseren ist. Sie bleibt nicht in den statischen Lagen anderer Schulen, sondern erfordert von Anfang an einen flexiblen Umgang mit dem musikalischen Material, der auch Armführung etc. notwendig macht. Die Stücke machen Spaß und klingen gut, das Gehör erlebt nicht nur die Töne c,d,e,f,g. :-DTatsächlich ist sie durchaus anspruchsvoll und nicht für jeden geeignet. Das kann aber keine Klavierschule leisten.

Im Vorwort wird betont, wie wichtig das Transponieren, das Vertonen von Sprachspielen und Reimen ist u.v.a.. Das geht aus dem Notentext nicht hervor, sondern der Lehrer bzw. Schüler soll nach den methodischen Hinweisen des Vorworts den Unterricht mit vielem anderen ergänzen und bereichern.

Dazu gehört auch das Notenlesen, dass in der RK methodisch nicht angeleitet wird. Zunächst sollte der Schüler ohne Schule und ohne Noten beginnen (kann sein, dass das im Vorwort so nicht steht, aber man hat als Lehrer ja sein Gehirn zum Denken :-D). Der Schüler wird in einem guten Klavierunterricht zunächst bekannte Lieder nach Gehör spielen, Begleitungen erfinden, improvisieren, das Pedal und die gesamte Klaviatur nutzen, die Funktionsweise des Klaviers und das Tastengelände kennen lernen, in spielerischer Weise (je nach Alter) technische Grundlagen erfahren, dann über grafische Notation unser Notationssystem kennen lernen und die bereits gespielten Lieder aufschreiben.

Erst dann kommt, wenn überhaupt, eine Schule zum Einsatz. Bis dahin hat man als Lehrer den Schüler schon ganz gut kennen gelernt und kann einschätzen, welche methodische Herangehensweise sinnvoll ist (Schule oder nicht, welche Stücke....). Dann kann man die RK durchaus gut gebrauchen, wenn man sie als Material benutzt, mit dem man je nach Unterrichtssituation auswählt.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Die Stücke selbst kann man natürlich auf ganz verschiedene Weise einführen! Also nicht "du kriegst jetzt das Stück auf", sondern auditiv angehen. Kleine Motive daraus vorher vorspielen, der Schüler spielt sie nach Gehör nach, transponiert, experimentiert damit... . Da gibt es viele Möglichkeiten!
 
hömma, in der russischen Klavierschule sind ja hübsche Stücke, keine Frage. Aber lesetechnisch ist das bis auf die pillepalle-Lieder am Anfang eine völlige Überforderung für Anfänger (...)
@Sechstasten nicht nur das! Sie kostet auch mehr als 2.-€ und erweist sich dadurch als Herrschaftsinstrument der privilegierten, der Bourgeoisie. Aus diesem Grund sollte sie gemieden, ja boykottiert werden. (und da sie sich auch noch als russisch zu erkennen gibt, kriegt gewiss der Putin was vom Gewinn!...)

Nein Nein, Finger weg, und aufs Panier die ewigen Donnerworte von Majakowski:
"iss' Ananas, Bourgeois,
Dein letzter Tag bricht heran!"
 
Das ist gewissermaßen ein zusätzlicher Pluspunkt der RK: dass sie offenbar irgendwelche Honks, die meinen, sie könnten auf eigene Faust mit Hilfe einer Klavierschule Klavier lernen, von vornherein davon abschreckt...
 
irgendwelche Honks ... auf eigene Faust ... Klavier lernen...
Da hat wohl ein kleiner Klavierlehrer Angst um seine Pfründe... ;-)
Warum sollte ein Honk nicht auf eigene Faust Klavier lernen?

Es stellt sich nur die Frage, warum sich das dann "Schule" nennt. Wenn die gesamte Verantwortung beim Lehrer liegt, braucht keiner eine "Schule". Daß mich keiner hier mißversteht: mein Lehrer hat nie eine Schule benutzt, sondern immer nur richtige Musik und das finde ich auch gut so. Aber die RK tut einerseits so, als sei sie für den Schüler gemacht, z.B. mit genauesten (meistens übrigens guten) Fingersätzen, einer Auflistung der Töne und Tasten (*räusper*), Erläuterung der Notenwerte etc. und andererseits mit Stücken, in denen wild gesprungen werden muss. Diese Stücke sind für einen Anfänger wesentlich leichter anders zu lernen, als nach Noten. Und mit derartiger Überforderung lernt man eben auch nicht das Noten lesen. Man fängt in der Grundschule ja auch nicht mit Nietzsche an, die Buchstaben zu lernen. Mir erscheint das irgendwie konzeptlos, zumindest aber inkonsequent.
 
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"...ich hätte da mal ein Stöckchen für Euch."
Ihr könnt von mir aus mt der RK glücklich werden. Nix Stöckchen. Dachte nur, daß andere sich auch gelegentlich mal Gedanken machen und so ein "Konzept" hinterfragen. Mich wundert nämlich etwas der heilige Nimbus, der die RK umgibt. Nun habe ich sie zum ersten Mal in die Finger bekommen und sehe nix als eine Sammlung - zugegeben netter - Stücke. All die Eigenarbeit, die vom Lehrer hier gefordert wird, kann er mit jeder x-beliebigen Literatur machen. Unter einer "Schule" stelle ich mir was Systematisches vor.

Es ist wohl, wie chiarina sagt, schlicht eine Materialsammlung. Ja Gott, davon jibbet viele. Kein Grund, vor Verzückung gleich in Ohnmacht zu fallen. Ich hätte die Bezeichnung "Schule" nicht ernst nehmen sollen.
 
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Diese Sammlung wurde in Russland NIE als Schule bezeichnet … diejenige die Russisch können, erkennen, das es schlicht «Piano Buch» (phonetisch: Fortepianija Kniga) heisst.

Die Bezeichnung als Schule wurde durch irgendwelchen Deutschen Verlag erfunden. Dass dieses Buch in den Schulen verwendet wird ist richtig …. jedoch dies entspricht eher einem Lesebuch wie in einer Sprachschule, also ein Begleitbuch zu einer Theorie … mehr ist es nicht. @rolf, die Nebenpetarden betreffend Putins Beteiligung und Preis …. hm, werden die genialen Heumannsche Werke mit A. Merkel Beteiligung auch herausgegeben? Preislich liegen sie nicht so weit auseinander.

P.S. auch Heumann gibt ähnliche Begleithefte aus …. nur mit dem Unterschied, dass er die Kompositionen total verunstaltet (=vereinfacht). Auch die hier gelobte Terzibaschitsch gibt mit ihrer "Tastenträume" was ähnliches heraus ….und diese bezeichnet sie frech auch als Klavierschule. Wo ist dann das Problem?
 
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Diese Sammlung wurde in Russland NIE als Schule bezeichnet …
Sehr interessant, zu wissen. Also reines Marketinggeschwätz des Verlags -- ebenso die Verweise auf Heinrich Neuhaus u.a. im Vorwort. Es soll lediglich zu Verkaufszwecken suggeriert werden, daß man mit diesem Heft eine russische Zuchtausbildung erhält. Damit relativiert sich doch so einiges und ich kann wieder ruhig schlafen.
 

Das sollte auch mal in die Forums-FAQ:

NEIN, Ausnahmetalente, die ohne Lehrer supergut wurden, die ohne Noten weltberühmt wurden, die mit merkwürdiger Glenn-Gould-Technik 1a spielen oder die ohne Theorie geil komponieren oder improvisieren konnten, bedeuten NICHT, dass das für Dich Durchschnitts-Knallcharge ein zweckmäßiger Weg ist.
 
@Steinbock44 : nix "kniga"! "Igra" steht da.
Einleitend und erklärend ist da schon recht viel enthalten, mehr als in einer bloßen Literatursammlung.
 
neuhausens genrich, lenni b. und udo j. haben ganz gut ohne kl spielen gelernt, erst später zum klav-prof , unverhofft kommt gelegentlich oft;-)
Ich hatte einmal ein Gespräch mit meiner Lehrerin über Leute die ohne KL Klavier spielen lernen und da packte sie eine kleine Anektode aus:
Jemand aus ihrem Bekanntenkreis hatte über drei Jahre im Selbststudium Klavier lernen gelernt,
unter anderem mittels einer Software wie Flowkey. Nach drei Jahren hörte sie ihn zum ersten Mal spielen. Technisch war alles gut, aber klanglich eine katastrophe. Das ganze hörte sich nach Mathematik und nicht wie Musik an. Sie meinte, eine Maschine würde die Noten einfach nur herunternuddeln, keine Emotionen, keine Musik.
Das muss jetzt nicht verallgemeinert werden, es kann super gut herauskommen, kann aber auch in die Hosen gehen.

Auch meine Lehrerin schwört auf die russische KS, wie auch die Lehrerin meiner Tochter, deren Schüler schon manche Preise gewonnen haben.
 

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