ziemlich romantische Vorstellungen hier!
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Und wenn ich ein findiger chinesischer Investor wäre, würde die gesamte Seilerproduktionsstätte in drei Monaten fernöstliche Seeluft schnuppern.......wenn man das dann richtig aufzieht, handwerklich geschickte Arbeiter richtig ausbildet, ihnen auch die nötige Zeit gibt um in der Produktion qualitätsorientiert zu arbeiten und den Klavieren einen zugkräftigen amerikanischen Namen gibt könnte es für die letzten Oberklasseproduzenten recht eng werden.......;)
Hallo!
Das ist gut gemeint, doch es ist ein Schlag ins Gesicht der bisherigen Seiler-Mitarbeiter.
Also: Der Markt für Klaviere ist (zumindest in D) eit Jahren tendenziell rückläufig. Erstens: Es gibt mehr und mehr Leute, die sich ein Digi kaufen, weil ein Klavier einfach zu laut für eine Plattenbauwohnung ist.
Zweitens: Es befinden sich Millionen von alten Klavieren bei den Leuten. Diese Klaviere sind schlicht unverkäuflich und kein Händler nimmt ein 100-jähriges Klavier in Zahlung. DIES IST EIN FEHLER.
Wer ein Hemd im Schrank hängen hat, kauft sich womöglich noch ein zweites etc. Doch wer schon ein Klavier hat, wird sich keines kaufen und stellen können, solange der alte Kasten (sorry jetzt an alle Antik-Liebhaber - ich habe auch so ein betagtes Teil) noch in der Wohnung steht.
Der Klaviermarkt ist regelrecht verstopft, weil einfach keine Klaviere aus dem Verkehr gezogen werden. Was würde VW tun, wenn alle Käfer noch prima fahren würden? Pleite machen, aber noch schneller als Seiler!
Das heißt, es fehlt seit Jahrzehnten eine Art Rücknahmesystem, bei dem der Neu-Käufer ein gutes Gefühl hat und der Umsatz angekurbelt wird!
Am Geld dürfte es kaum fehlen, wenn man sieht was in Digis, Cameras, Handys, Reisen etc. investiert wird.
Die andere Frage ist, was die Seilers wohl falsch gemacht haben.
Die meisten Unternehmen wursteln in der sich ändernden Welt einfach mal weiter, sparen hier ein wenig und organisieren dort ein wenig um. Es kommt ein neuer Vertriebler, neue Software etc. etc.
Doch die wenigsten Fragen sich, wie es in 10 oder 20 Jahren aussehen wird. Und da stellt sich die Frage: Was leisten "Billig-Klavier" (die ich natürlich vom Herzen her ablehne) und was leistet mein Produkt Made in Germany? Wie rechtfertige ich, dass das Klavier 2 oder 3 mal soviel kostet?
Wenn ich als Unternehmen da keine Antwort habe, werde ich bald Probleme bekommen.
Steinway hat sich als Antwort selber Billig-Marken zugelegt und macht so auf allen Sparten Umsatz.
Yamaha setzte sowieso stark auf Elektronik und hat auch verschiedene Qualitätsstufen (nicht Längenstufen, sondern Qualitätsklassen) im Angebot.
Da ist der Billigflügel genauso dabei wie ein großer, der ggf. richtig gut spielt und sich im Einzelfall nicht hinter den Steinways verstecken muss.
Und Bösendorfer wurstelt wohl mit Hochdruck an dem CEUS, einem elektronischen Stage-Piano. Mal sehen, doch es tut sich was.
Vor einigen Jahren wurde in Deutschland eine Filzrolle erfunden, die in eine Flügelmechanik eingebaut werden kann und einen exterm feinfühligen Anschlag ermöglicht. Jahrelang gab es aber keine Firma, die das mal richtig in ihr Programm aufgenommen hätte.
Steingräber hatte das mal im Angebot, doch z. B. auf den Internetseiten- kein Sterbenswörtchen.
Ich selbst habe so einen Rollen-Flügel schon gespielt. Das billige Äußere dieses Steingräber-Flügels (Eiche in Dünnbrett!) hat mich jedoch vom Kauf abgehalten.
Tja, und dann hat noch so ein Ami ein System entwickelt, mit dem die Stimmung des Klaviers elektrisch eingestellt werden kann. (Die Saiten werden etwas höher gestimmt und dann elektronisch kontrolliert aufgeheizt, so dass sich dann die Tonhöhe über den Heizstrom einstellen läst.
(Es handelt sich sicherlich nicht um einen Piano-Grill, sondern jede Seite wird vielleicht um 1 K erwärmt, mehr braucht man da nicht.
Also: Bei allem Respekt vor den deutschen Firmen, mit Hinwarten wird es nicht besser.
Bemerkung noch am Rande: Die Insolvenzmasse kommt den Endverbrauchern zu und nicht den Händlern - so oder so ähnlich steht es recht weit vorne.
Es ist so, dass der Insolvenzverwalter alles, was in der Fabrik noch ist, verkauft. Wem er es verkauft ist ihm wurscht, wenn der Preis stimmt bzw. er der Meinung ist, dass er auf absehbare Zeit nicht mehr von einem anderen erhalten kann.
Dieses Geld kommt auf ein Konto und wir erst einmal gegengerechnet mit den Schulden der Unternehmens. Eingekaufte Ware (Hölzer etc.), Miete etc. gehört dazu.
Und ein Unternehmen geht nicht Pleite weil es kein Geld hat, sondern weil es SCHULDEN hat.
Meist langt die Kohle aus dem Insolvenzverkauf nicht aus, dass überhaupt die Schuldner ihre Kohle voll und ganz bekommen.
Für den Fortgang des Unternehmens bewirkt ein jetzt einsetzender Kauf-Rausch kaum etwas. Der Geschäftsführer ist jetzt ohnehin der Insolvenzverwalter und der sucht nach einem Investor oder er löst die Firma auf.
Nutzen haben von jetzigen Verkäufen allenfalls die Zulieferer und die Gläubiger.
So long