Repetitionsmechanik und Bluetooth bei Bechstein

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Anton

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Hallo, ich bin Klavierlehrer und ein Schüler hat auf meine Empfehlung hin ein neues Bechstein-Klavier gekauft. Ich hatte dem Schüler gesagt, dass meiner Meinung nach Bechstein oder Bösendorfer ihm am besten gefallen würden und er hat sich für ein Bechstein 'Residence'-Klavier entschieden.
Ich hatte dem Schüler auch empfohlen auf Midi oder andere elektronische Erweiterungen zu verzichten. Einige wenige Male habe ich auf solchen Instrumenten gespielt und mir fiel auf, dass es bei diesen Instrumenten nicht möglich war einen Ton an den selben zu binden (durch erneute Auslösung der Taste, bevor diese die Ausgangsposition wieder erreicht hat), was ja eine wichtige Eigenschaft der Repetitionsmechanik ist.
Ich habe nun diesen Schüler besucht, um mir das neue Instrument anzusehen, und war erstaunt, dass das Klavier Bluestooth eingebaut hat. Und tatsächlich: es ist nicht möglich einen Ton an den selben zu binden.
Mir hat vor Einger Zeit mal entweder ein Klavierstimmer oder ein Kollege gesagt, aus technischen Gründen hätten alle Klavier und Flügel mit Elektronik unter den Tasten dieses Problem!
Meine Frage nun: stimmt das wirklich? Ich habe ein paar Bekannte gefragt (Pianisten und Klavierlehrer) und mir konnte bisher niemand eine Antwort geben.
Ich war übrigens einigermaßen entsetzt auf der Internetseite von Bechstein zu lesen, dass ab letztem Jahr alle Bechstein-Instrumente Bluetooth eingebaut haben!
Mein Schüler hat mit dem Klavierladen Kontakt aufgenommen: dort haben sie seine Frage nach dem Einfluss des Bluetooth auf die Mechanik nicht wirklich begriffen, aber generell verneint, dass es irgend ein Nachteil habe könne, Bluetooth im Klavier zu haben.
Mein Schüler ist unzufrieden und es ist undeutlich wie es weiter geht. Eventuell gibt er das Instrument zurück. Aber weiß jemand ob ein Herausnehmen des Bluetooth dazu führt, dass die Technik wie gewünscht funktioniert?
Ich habe übrigens im Internet nicht zu diesem Thema/Problem gefunden!
Viele Grüße und Danke für eventuelle Antworten,
Anton
 
Man muss unterscheiden zwischen Stummschaltung und MIDI-Ausgabe.

Klaviere mit "Silent-Funktion" haben beides: Das Klavier wird stummgeschaltet und die Klaviatur wird elektronisch gemessen und das Spiel in MIDI-Signale umgewandelt. Diese können dann an ein Software-Instrument gesendet und somit das Klavierspiel auf Kopfhörer ausgegeben werden. Einfluss auf das Spielgefühl hat hier nur die Stummschaltung.

Die neuen Bechstein-Klaviere habem serienmäßig nur MIDI-Ausgabe, also keine Stummschaltung. Das Vermessen der Tasten erfolgt rein optisch und hat keinen Einfluss auf die Mechanik oder Spielbarkeit. Es dient eher dazu sein Spiel aufnehmen zu können, um z.B. das gespielte anschließend als MIDI-Daten am Computer weiterverarbeiten zu können.

Ich persönlich finde diese Funktion klasse und denke, dass Bechstein hiermit eine gute Entscheidung getroffen hat.

Sollte die Mechanik an dem neuen Klavier nicht wie erwartet repetieren, dann liegt es jedenfalls nicht an der Bluetooth-MIDI-Funktion.
 
Danke für Deine Antwort! Das Klavier meines Schülers hat keine Stummschaltung. Aber es kann doch eigentlich nicht sein, dass ein neues Bechstein-Klavier nicht richtig repetiert? Merkwürdig!
 
Das stimmt natürlich. Wenn die Repetition nicht korrekt funktioniert, dann ist entweder die Mechanik nicht richtig reguliert oder es ist irgendetwas "kaputt". In jedem Fall sollte der Händler in der Lage sein das zu korrigieren wenn man ihm das Problem erklärt und vorführt. Die Bluetooth-Funktion ist hier aber eine falsche Fährte.
 
… ich auf solchen Instrumenten gespielt und mir fiel auf, dass es bei diesen Instrumenten nicht möglich war einen Ton an den selben zu binden (durch erneute Auslösung der Taste, bevor diese die Ausgangsposition wieder erreicht hat), was ja eine wichtige Eigenschaft der Repetitionsmechanik ist.
Ist das nicht eine allgemeine Eigenschaft aller Pianinos und einer der wesentlichen Unterschiede zum Flügel?

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke auf einem gut regulierten Klavier mit vernünftiger Mechanik sollte Repetition schon funktionieren. Vielleicht nicht so leicht wie auf einem vergleichbaren Flügel, wo man mehr "Spielraum" beim Regulieren hat bevor die Repetition verloren geht -- aber ein neues Bechstein Residence das 'garnicht' repetiert klingt nicht normal.
 
Bei Klavieren ist das normal, dass die Taste erst wieder fast ganz in die Ruhelage/Ausgangsposition gebracht werden muss, bevor ein erneuter Anschlag möglich ist. Beim Flügel hingegen kann man immer erneut anschlagen.

Aber verschiedene Klaviere unterscheiden sich in dem Ausmaß, wie weit die Taste wieder zur Ausgangsposition zurückgebracht werden muss. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu realisieren. Manchmal wird mit zusätzlichen oder stärkeren Federn gearbeitet, oder gar mit Röllchen auf Federn. Man kann auch den Fang viel enger einstellen. Aber all das hat meist auch Nebenwirkungen. Manchmal repetieren Klaviere einfach besser als andere, ohne dass man auf den ersten Blick erkennen kann, warum das so ist. Z.B. bei dem Modell 122 Traditio von Johannes Seiler. Da kann man erneut anschlagen, wenn die Taste noch sehr weit unten ist. Aber der Fang ist normal eingestellt und auch die Stoßzungenfedern sind nicht auffällig stark. Und auch die gesamte Spielart wirkt nicht zu schwer. Ich habe bisher noch nicht herausgefunden warum.

Ein guter Spieler lernt aber, die Schwächen seines Instrumentes zu erkennen und damit umzugehen. Aber bei Virtuosentum ist ein Flügel natürlich im Vorteil. Wobei Virtuosen aber auch auf guten Klavieren klar kommen. Es bedarf höchstens einer kleinen Eingewöhnung.
 
Manche Hersteller integrieren auch Magnete in den Auslösungsmechanischmus zur Unterstützung der Repetition, bei Steingraeber zB das System "SFM", bei Seiler das System "SMR". Das soll eine spürbare Verbesserung ohne die Nachteile von Federkraft bringen.
 
Manche Hersteller integrieren auch Magnete in den Auslösungsmechanischmus zur Unterstützung der Repetition, bei Steingraeber zB das System "SFM", bei Seiler das System "SMR". Das soll eine spürbare Verbesserung ohne die Nachteile von Federkraft bringen.
Da wird seit Jahrzehnten rumexperimentiert und nichts von dem Magnet-/Röllchen-/ zuätzliche Feder-Zeugs funktioniert auf Dauer sondern macht im Gegenteil regelmäßig Ärger.
Das Bluetooth-Dingens beim Bechstein hat wohl keinen Einfluß auf die Spielart, eher die Mechanik aus nicht identifizierbarer Herkunft.
 
In älteren Beiträgen hier wird das von dir (noch?) nicht so kritisch gesehen.

Persönlich denke ich auch, dass das für 95% der Spieler der Unterschied vernachlässigbar ist. Vielleicht zählt der fragende Klavierlehrer dazu.
 
Einige wenige Male habe ich auf solchen Instrumenten gespielt und mir fiel auf, dass es bei diesen Instrumenten nicht möglich war einen Ton an den selben zu binden (durch erneute Auslösung der Taste, bevor diese die Ausgangsposition wieder erreicht hat), was ja eine wichtige Eigenschaft der Repetitionsmechanik ist.

Hast Du überhaupt schon einmal auf einem Klavier, nicht Flügel, eine Repetitionsmechanik vorgefunden?
 

Wie ist das eigentlich mit Midi via Bluetooth: gibt es da Probleme mit Latenzzeiten? Hat hier jemand ein aktuelles Bechstein?
 
Wie ist das eigentlich mit Midi via Bluetooth: gibt es da Probleme mit Latenzzeiten? Hat hier jemand ein aktuelles Bechstein?
Da das kein Silentinstrument ist, ist der MIDI-Ausgang vermutlich nur für die Aufnahmefunktion gedacht und da ist die Latenz egal. Zumindest fällt mir keine andere sinnvolle Anwendung ein, wenn man das Instrument nicht stummschalten kann.
 
Bei Klavieren ist das normal, dass die Taste erst wieder fast ganz in die Ruhelage/Ausgangsposition gebracht werden muss, bevor ein erneuter Anschlag möglich ist. Beim Flügel hingegen kann man immer erneut anschlagen.
Wir haben zwar ein noch recht neues, dafür aber ganz ordinäres Yamaha YUS5.

Bei diesem Instrument muss man die Tasten circa bis zum halben möglichen Weg mit entsprechendem Tempo drücken, damit man einen Ton produzieren kann. Um wieder einen Ton auslösen zu können ist es nötig, die Taste um mindestens die Hälfte dieses Weges, also rund ein Viertel des Gesamthubes, zu heben.

Meine Frau hat sich darüber noch nie beklagt. :chr02:

Und dies, obwohl es ein Silent-Instrument (TA3) ist! :007: :026:

Es ist also — zumindest auf akzeptablem Niveau — ohne technischen Schnickschnack möglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie ist das eigentlich mit Midi via Bluetooth: gibt es da Probleme mit Latenzzeiten? Hat hier jemand ein aktuelles Bechstein?
Ja, ich hab eins.

Da das kein Silentinstrument ist, ist der MIDI-Ausgang vermutlich nur für die Aufnahmefunktion gedacht und da ist die Latenz egal.
Meins ist kein Silentinstrument. Es ist richtig, dass beim reinen Recording die Latenz keine Rolle spielt. Es gibt auch eine simple App von Bechstein für diesen Zweck. Die hab ich mal auf meinem Android Phone installiert, und das funktioniert sehr gut. Man hat auch eine visuelle Kontrolle für eingehende Note-Events, und kann die auch hörbar machen. Da merkt man schon eine störende Latenz, aber das liegt wohl am Android. Es gibt eine App (MIDI BLE Connect), mit der bekommt man unter Android praktisch latenzfreie Verbindungen hin (ich nutze das mit CME WIDI Bud Dongles), habe aber keine Lust das mit dem Bechstein weiter auszutesten. Mir fehlt die Anwendung dazu.
 

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