Profis vs Amateure

  • Ersteller des Themas Romantikfreak98
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Wenn ich das hier so lese, bin ich froh, dass ich nicht so professionelle Ohren und auch an andere nicht so einen professionellen Anspruch habe bzw. deren Musik analysiere. Auf der anderen Seite kann ich es aber auch nachvollziehen, dass sich das ändern kann, wenn man selbst ein gewisses Niveau erreicht hat oder Profi ist oder auch professioneller Amateur oder wie auch, jedenfalls einen gewissen Anspruch hat.
Mein Niveau ist weit entfernt von jeglicher Perfektion und der Genuß, sowohl beim selbst Musizieren als auch beim Zuhören hat oberste Priorität, da bin ich dann im Umgang mit Fehlern oder Unvollkommenem großzügig eingestellt.
 
Die genannten Pianisten sind sicher Ausnahmen, sie leisten auch sicher Groszartiges. Ich haette natuerlich auch gern eine Mozartsonate oder Beethovensonate gehoert, da werden naemlich kleine Defizite viel schneller hoerbar, Liszt, Rachmaninov "verzeihen" mehr. Darum geht es aber gar nicht, es liegt mir fern deren hoechsten Respekt verdienende Leistungen zu schmaelern.
Zum Thema des Threads: Ich kenne Profimusiker, die zwar sehr tolerant sind, die Toleranz hat aber schnell ein Ende, wenn sie z.B. (in privatem Rahmen) von mir begleitet werden sollen. Das kam einmal vor, und ich muss sagen, lieber nie wieder...das war eine Qual fuer den Musiker und fuer mich. Es kam fast zu unschoenen Szenen (ich musste allerdings Cello spielen, was ich nur "nebenbei" mache, aber Klavier ist ein wesentlich weniger musikalisches Instrument, also ist es da vielleicht auch schlimm).
Leider ist man natuerlich bei Stuecken, die man selbst spielt oder gespielt hat, sehr auf Einzelheiten fixiert und tut sich schwer, sie im Konzert zu genieszen. Insgesamt aber gilt fuer mich, dasz es eben Konzerte mit magischen Momenten gibt, andere bleiben nicht in Erinnerung. Das Entstehen der magischen Momente kommt aber auch durch eine entsprechende Disposition beim Hoerer zustande, die nicht immer aktiv beeinflusst werden kann: Einmal ging ich in ein Konzert mit dem 4. Beethovenklavierkonzert, nach der Pause die Symphonie fantastique. Auf das Beethovenkonzert freute ich mich besonders, da ich es unglaublich liebe und die Pianistin auch zu den besten gehoert. Es war schoen, aber eben nicht magisch. Von der Symphonie fantastique erwartete ich weniger, aber ich war hingerissen, das Konzert ist mir heute noch in Erinnerung (ist schon 26 Jahre her).
Manche Interpreten erreichen bei mehr Leuten und oefter "magische Momente", das sind dann die "ganz Groszen", andere weniger (gutes "Standardspiel"). Auch Amateure moegen gerade wegen der oft besonderen Auftrittssituation "magische Momente" erreichen, selbst wenn die Realisierung nicht perfekt ist. Dann ist aber das Ziel trotzdem erreicht. Deswegen hat Horowitz recht, wenn er sagt "I don't want perfection" oder warum Rachmaninov manchmal ungluecklich war und nach dem Konzert gemurmelt haben soll: 'Ich habe am Punkt vorbeigespielt'.
Also: Leider ist es manchmal schwierig, wenn man das Stueck selbst spielt, sich auf die Interpretation eines anderen einzulassen. Das heiszt aber nicht, dasz der andere "schlechter" spielt, aber Berufsmusiker leider gerade unter diesem Phaenomen besonders und sind deshalb scheinbar intolerant oder geben sich falsch groszzuegig tolerant.
Jannis
 
Zum Thema des Threads: Ich kenne Profimusiker, die zwar sehr tolerant sind, die Toleranz hat aber schnell ein Ende, wenn sie z.B. (in privatem Rahmen) von mir begleitet werden sollen. Das kam einmal vor, und ich muss sagen, lieber nie wieder...das war eine Qual fuer den Musiker und fuer mich. Es kam fast zu unschoenen Szenen (ich musste allerdings Cello spielen, was ich nur "nebenbei" mache, aber Klavier ist ein wesentlich weniger musikalisches Instrument, also ist es da vielleicht auch schlimm).

Hast du vorher die Stücke vorher mal mit dem Profi mal durchgespielt? Habt ihr vorher überhaupt schon mal miteinander musiziert? Mein Blockflötenlehrer sagte mir mal, dass das Zusammenspiel nicht immer mit jedem funktioniert. Selbst bei Profis nicht. Da ich doch recht frustriert war, dass das Zusammenspiel mit einer Bekannten (auch Blockflöte) nicht klappte. Vielleicht hat es bei euch auch einfach nicht gepasst.

Ich könnte mir vorstellen, wenn jemand keine bzw. wenig Erfahrung mit dem Zusammenspiel mit anderen hat, und (fast) nur alleine spielt, ist es ungewohnt sich auf andere einzustellen. Bei ProfisängerInnen habe ich mal erlebt, als sie ein Stück zusammensangen, sie kein Chor darstellten, sondern Solo-SängerInnen, die zusammen singen.

Viele Grüße
Musicanne
 
...wie steht es denn bei dem geistreichen Theme Profis vs Amateure in anderen Berufsbereichen?
Gibt es Hobby-Anwälte, die spektakuläre Bossiprozesse gewinnen?
Gibt es Herztransplantationswettbewerbe für Hobby-Kardiologen?
Jagen Hobby-Kernphysiker Teilchen durch Hobby-Cerns?
Ich fände Hobby-Operationen sehr dankenswert, denn daran kann sich die Krankenkasse nicht mästen... und der Hobby-Anwalt ist gewiß günstiger als der Profiparagraphenmann...
;-);-);-)
 
Hast du vorher die Stücke vorher mal mit dem Profi mal durchgespielt? Habt ihr vorher überhaupt schon mal miteinander musiziert? Mein Blockflötenlehrer sagte mir mal, dass das Zusammenspiel nicht immer mit jedem funktioniert. Selbst bei Profis nicht. Da ich doch recht frustriert war, dass das Zusammenspiel mit einer Bekannten (auch Blockflöte) nicht klappte. Vielleicht hat es bei euch auch einfach nicht gepasst.

Ich könnte mir vorstellen, wenn jemand keine bzw. wenig Erfahrung mit dem Zusammenspiel mit anderen hat, und (fast) nur alleine spielt, ist es ungewohnt sich auf andere einzustellen. Bei ProfisängerInnen habe ich mal erlebt, als sie ein Stück zusammensangen, sie kein Chor darstellten, sondern Solo-SängerInnen, die zusammen singen.

Viele Grüße
Musicanne

Nein, das lag schon an mir... Leider habe ich die Tonqualitaet und die Phrasierung nicht so gut hingebracht. Ich wuszte genau, wo die Defizite sind, aber so einfach man sie nicht weghusten. Auch wenn man es hoert.
Jannis
 
Gibt es Herztransplantationswettbewerbe für Hobby-Kardiologen?
Großartige Vorstellung, wenn auch vielleicht etwas gefährlich.... Ich denke, in solchen Bereichen wird das zwangsläufig eher selten der Fall sein. In den Geisteswissenschaften schon eher.... Nicht umsonst haben sie den Ruf der "Laberfächer". (Ich darf das sagen, ich hab auch sowas studiert.) Jeder Laie denkt, er könnte bei allem mitquatschen. Manche erkennen nicht an, dass ein Studium solcher Fächer eben doch noch etwas anderes ist, als mal in einem Magazin einen Artikel über ein historisches/philosophisches/kultur-oder sprachwissenschaftliches Thema gelesen zu haben. Oder eine Doku im TV gesehen zu haben. Ich freu mich trotzdem über jeden, der ein ehrliches Interesse an gewissen Themen hat, und von mir aus darf auch gern jeder seinen Senf dazugeben. Wie die Profimusiker angesichts des Amateurgeklimpers denke aber auch ich in meinem Bereich mir dann halt manchmal meinen Teil.... ;-)
 
...wie steht es denn bei dem geistreichen Theme Profis vs Amateure in anderen Berufsbereichen?
Gibt es Hobby-Anwälte, die spektakuläre Bossiprozesse gewinnen?
Gibt es Herztransplantationswettbewerbe für Hobby-Kardiologen?
Jagen Hobby-Kernphysiker Teilchen durch Hobby-Cerns?
Ich fände Hobby-Operationen sehr dankenswert, denn daran kann sich die Krankenkasse nicht mästen... und der Hobby-Anwalt ist gewiß günstiger als der Profiparagraphenmann...
;-);-);-)
Naja, in der Wissenschaft gibt es durchaus "Ueberlaeufer" aus anderen Fachgebieten, die dann vielleicht auch eigentlich nicht in dem Gebiet ausgebildet wurden. Z.B. in mathematische/theoretischer Physik. In Medizin oder der Juristerei geht dies natuerlich nicht (rechtliche Konsequenzen). An einem schlechten Klavierabend ist bisher meines Wissens noch niemand gestorben, nicht einmal der Pianist...
Jannis
 
In Medizin oder der Juristerei geht dies natuerlich nicht (rechtliche Konsequenzen).
das finde ich bedauerlich (wieso schotten sich Mediziner und Juristen gegen Amateure ab? ist das demokratisch?) ;-):-D
also Anatomie und so Zeugs kann man doch privat lernen und wenn man so richtig gut ist, dann kann man auch operieren und so - nieder mit den Göttern in weiß!
und das trockene Paragrafenzeugs kann man sich auch privat reinpfeifen, alles eine Frage des Willens und des Talents, also "studieren" und so muss man das sicher nicht - ergo keine falsche Ehrfurcht vor den Winkeladvokaten! Klaro kann ein Hobbyanwalt ein super Plädoyer hinlegen, kommt vielleicht nicht oft vor, aber trotzdem.

ganz bestimmt gibt es ein paar wenige brillante Autodidaktenjuristen und Autodidaktenoperateurs!!!

(@jannis du weißt, was Humor ist?)
 
...wie steht es denn bei dem geistreichen Theme Profis vs Amateure in anderen Berufsbereichen?
Gibt es Hobby-Anwälte, die spektakuläre Bossiprozesse gewinnen?
Gibt es Herztransplantationswettbewerbe für Hobby-Kardiologen?
Jagen Hobby-Kernphysiker Teilchen durch Hobby-Cerns?
Ich fände Hobby-Operationen sehr dankenswert, denn daran kann sich die Krankenkasse nicht mästen... und der Hobby-Anwalt ist gewiß günstiger als der Profiparagraphenmann...
;-);-);-)
Ich finde Deine Vergleiche hinken etwas. Immerhin geht es hier um Kunst und nicht um reines Handwerk (edit: betreffend die hiesige Diskussion um Amateur- vs. Profimusiker).
Und was den Vergleich zu den Geisteswissenschaften betrifft: Z.B würde sich ein Jurist seriöserweise wohl nicht hinstellen und behaupten, dass es immer nur ein richtiges Ergebnis gibt, sondern häufig kommt es eben drauf an oder es gibt viele mögliche Argumentationslinien. Das gilt doch für die meisten Berufe oder Betätigungen. Der hier postulierte Perfektheitsanspruch scheint mir daher etwas überzogen. Vor allem wenn man sich dadurch die Freude am passiven Musikkonsum verdirbt. Möglicherweise schadet es nicht, egal ob Profi oder Amateur, sich im Leben eine gewisse Offenheit und Interesse an neuem oder andersartigen zu erhalten.
 
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...wie steht es denn bei dem geistreichen Theme Profis vs Amateure in anderen Berufsbereichen?
Gibt es Hobby-Anwälte, die spektakuläre Bossiprozesse gewinnen?
Gibt es Herztransplantationswettbewerbe für Hobby-Kardiologen?
Jagen Hobby-Kernphysiker Teilchen durch Hobby-Cerns?
Ich fände Hobby-Operationen sehr dankenswert, denn daran kann sich die Krankenkasse nicht mästen... und der Hobby-Anwalt ist gewiß günstiger als der Profiparagraphenmann...
;-);-);-)

Der Anwalt ist ein geschützter Beruf, die Zulassung bedarf zweier harter Staatsexamina ;) ich liebe es ja wenn Mandanten erstmal selber herum werkeln und Bossi hat auch nur mit Wasser gekocht. Aber er war in den Medien und konnte horrende Honorare verlangen, unter 15.000 DM Cash kam man gar nicht zu ihm rein! Ein Bekannter war mal mit einem Kunden bei ihm, hat mir das erzählt, das Problem hätte ich auch in zwei Tagen gelöst gehabt...
 

die Zulassung bedarf zweier harter Staatsexamina ;) ich liebe es ja wenn Mandanten erstmal selber herum werkeln
ach komm ;-) das Wissen für die paar Examina kann man sich doch sicherlich neben dem Brotberuf (z.B. wenn man als Musikant, Optiker oder Prokurist unterwegs ist) locker erwerben, etwa indem man Privatunterricht bei großen Meistern (Bossi und so :-D) nimmt - ja und dann kann man genauso gut glänzende Plädoyers hinlegen, voller Sprachwitz, Eloquenz und Eleganz :-D:-D:-D
 
Wenn es so einfach wäre... :konfus: Aber den ein oder anderen Spruch bei Gericht habe ich auch schon gebracht :-D
 
Nun ja, > 90 % der Arbeit von Juristen besteht allerdings nicht aus flammenden Plädoyers, sondern aus Papierkrieg.
 
ah ja - sag, sind demzufolge Kardiologen und Juristen Handwerker? (mit Innung und Zunft und so?) :-D
Also wenn Du mich so fragst:
Der Jurist ist ganz klar Handwerker, da er Gesetze anwendet, daher ja auch die Anwaltszuenfte und die erforderlich Lehr- und Wanderjahre. Der Herzchirurg ist Künstler, indem er seine Patienten zu neuen Erkenntnis- und Seinsstufen hinführt und die Konzertpianisten wird man wohl wegen der vielen Laberei hier den Geisteswissenschaften zuordnen müssen.
:idee::-D
 
Zum Eingangspost: Ich bin zwar nicht gefragt, da kein Profi, aber mir ist es völlig wurst, ob da nun ein Amateur oder Profi spielt. Entscheidend ist, was hinten rauskommt - sagte ja schon der Herr Altkanzler.

Eingedenk des legendären Würzburg-Konzertes bin ich sicher, dass eine "Blind-Verkostung" zu überraschenden Ergebnissen geführt hätte!!

Allerdings ist diese Dikussion, in die der Faden (völlig absehbar) abbog, sehr deutsch. Wir haben halt das Berufsprinzip mit der Muttermilch aufgesogen, deshalb tun wir uns mitunter schwer, etwas Gutes anzuerkennen, das nicht die von Amts wegen vorgesehene (Aufnahme-) und Abschlussprüfung absolviert hat. Zertifikate haben hierzulande eine fast schon unheimliche Leuchtkraft. Brüssel steuert (milde) dagegen und propagiert die Anerkennung non-formal erworbener Kompetenzen.

LG, Sesam
 

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