Hallo Rosi,
bei mir lief es vor einigen Jahren so: ich habe zuerst einmal (ohne Verhandlungen) bei einem der beiden örtlichen großen Klavierhändler ein Clavinova gemietet um festzustellen, ob das Klavierspiel überhaupt etwas für mich ist. Drei Monate später habe ich mich endgültig fürs Klavierspiel und ein akustisches Instrument entschieden, brauchte aber unbedingt eins mit Silent. Da gabs dann Yamaha, was meiner Preis-, aber nicht meiner Klangvorstellung entsprach und ein Schimmel, das meiner Klang-, aber eben nicht (mehr) meiner Preisvorstellung entsprach. Dazu muss man sagen, es gibt hier einen zweiten Händler am Ort, der Klaviere zu Dumpingpreisen verkauft und zumindest mit Werbung die ganze Stadt dominiert. Es hätte also theoretische eine Händlerwahl gegeben.
Ich habe bei meinem Händler aber nicht gehandelt, sondern einfach erstmal nur traurig mit den Zähnen geknirscht, dass ich nicht so viel Geld kalkuliert hatte für ein Klavier. Da hat mir der Händler von sich aus angeboten, auf den Wert der Mehrwertsteuer zu verzichten (trotzdem mit Rechnung, also nicht schwarz!), was eben knapp 20% des Listenpreises ausmachte. Stimmung und Transport gibt es da sowieso bei einem Neuinstrument immer als Service, das schreiben sie auch auf der Webseite, das muss man nicht raushandeln. Und als ich sagte, ich habe keinen Hocker, gabs den auch noch. Ohne, dass ich mit der Konkurrenz "gedroht" habe (hätte ich auch nie, ich hätte dann einfach erstmal einfach kein Klavier gekauft und weiter mit mir gehadert, ob ich mir das leisten kann/will). Und letztlich hat der Händler selbst bei diesen Dreingaben sicher noch ein Geschäft gemacht. Denn ich fühlte mich da gut aufgehoben, habe letztlich doch viel mehr Geld ausgegeben, als ich wollte (und später da noch ein zweites Instrument gekauft).
Im Übrigen hat dieser Händler bei allen Instrumenten explizit auf der Webseite stehen: "Listenpreis. Fragen Sie nach unserem Hauspreis." Das heißt, er rechnet damit, dass man über den Preis ins Gespräch kommt. Er sagt aber auch, dass er mit den Dumpingpreisen seines "Mitbewerbers" nicht mithalten kann und auch nicht will. Das heißt also, die Leute mit der "Geiz ist geil"-Mentalität gehen zum Mitbewerber, die, denen es auf Fairness und dann auch auf Service ankommt, kommen zu ihm. Und so ist doch allen gedient und alle fühlen sich dabei gut.
Ich finde auch, dass Handeln vom Händler abhängt. Wenn ich irgendwo ein neues Instrument kaufe, weiss ich, dass das Spiel drin ist (Listenpreis). Wenn ich bei Michael ein restauriertes Instrument kaufe, ist das etwas ganz anderes. Ich finde also nicht, dass man handeln (oder mit sich handeln lassen) grundsätzlich verdammen sollte, es kommt darauf an, wie, um wieviel und mit wem.
Beim Klavierhaus meines ersten Kaufs bin ich immer noch treuer und zufriedener Kunde und empfehle die bei Anfragen in höchsten Tönen weiter.
lavendel