Oberdämpfer Vor(ur)teile

Ein zu Rate gezogener örtlicher Händler hatte vorher geurteilt, das Klavier sei nicht zu retten, man möge ein neues kaufen, weil eine Reparatur zu teuer und aufwendig sei.
Nach der Notmaßnahme hat sich der Stimmer nach dem Mittel erkundigt.
 
Ich muss sagen, irgendwie gefällt mir der Nachhall bzw. Klang bei Oberdämpfern teilweise sehr. Natürlich gibt es auch viele Stücke wo das eher nicht so toll ist. Da ich mich eh für historische Bauweisen interessiere (Ich hätte auch gerne ein Tischklavier), würde ich mir gerne irgendwann einen Oberdämpfer kaufen wollen, der gut erhalten ist. Natürlich neben einem moderneren Klavier (oder einem Flügel).
 
Dauert noch ein bisschen, aber an diese Marken hab ich auch schon gedacht, scheinbar sind das auch so ziemlich die einzigen Marken wo Oberdämpfer heutzutage noch geschätzt sind. Ich wollte als Anfänger mal ein Ibach kaufen, das war wirklich riesengroß, und auch ein Oberdämpfer. Klang für mich besser als die meisten jüngeren Unterdämpfer die ich angespielt habe. Leider ist es am ende doch was anderes geworden...
 
Guten Abend an alle! Ich habe mich hier angemeldet, da ich Informationen zu einem Oberdämpfer Piano gesucht habe.
Ich bin Nichtmusikerin, habe also keine Ahnung von irgendwas. Meine Tochter spielt seit Längerem Klavier u. Orgel und liebt den Klang älterer Instrumente sehr. Sie "muss" aus finanziellen Gründen auch auf einem Petrof-Flügel mit Wr. Mechanik üben (damals gekauft beim Klavierbaumeister B.B. in Wien). Nun würden wir einen alten Schwechten Oberdämpfer (Opus Nr. 32959, Baujahr 1901/02) geschenkt bekommen. Fotos habe ich, die wurden mir geschickt. Wenn es erlaubt ist, kann ich die Bilder einstellen (sind wie gesagt nicht meine Fotos und eher von schlechter Qualität). Das Instrument hat einen Gußrahmen vor dem Stimmstock. Die Besitzerin ist Hobbypianistin, hat das Klavier als Kind bekommen und hat über 40 Jahre darauf gespielt. Vor einem Jahr war der Klavierstimmer bei ihr und hat das Instrument durchgestimmt, allerdings einen Halbton tiefer. Zu dem Zustand des Stimmstockes konnte sie mir keine Auskunft geben, da sie das den Klavierstimmer nie gefragt hat. Sie hat ihn einfach machen lassen. Ich weiß, dass die Oberdämpfermechanik als veraltet gilt und fürchte nun, dass wir keinen Klavierstimmer finden werden, weil ich bis dato so viel Negatives über OD gelesen habe. Meine Tochter würde den Schwechten auch nur als Zusatzinstrument nutzen. Meine Frage ist nun: Macht es Sinn, das Piano zu übernehmen, da ja die Schwechten nicht so übel sein dürften, oder sollen wir ablehnen. Ich bedanke mich im Voraus für eure Antworten! Liebe Grüße!
 
Servus @Kaja.M , Fotos auch vom Innenleben wären durchaus interessant.

Das es Kollegen gibt welche sich weigern Oberdämpfer zu stimmen, ist richtig.

Ich selbst hab da überhaupt keine Probleme mit - allerdings ist mein Sitz in München, wennst mehr im Norden wohnst, denke ich mal daß @Klavierretter eher zum stimmen kommen könnte...soweit ich informiert bin, graust auch ihm nicht vor Oberdämpfungsmechaniken.
 
Vielen Dank für deine schnelle Antwort @Henry! Ich hänge mal die Fotos an. Leider sieht man nicht so viel vom Innenleben. Ich lebe leider viel zu weit weg, im nördlichen Niederösterreich..und zudem mitten in der Pampa. Ob ich da jemanden finde..
Also zunächst einmal die Fotos....
 
Fotos:
 

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@Kaja.M Von den Fotos her macht das Instrument jetzt keinen so schlechten Eindruck - gut, ob da jetzt irgendwas an der Gußplatte ist, läßt sich hier erst mal nicht erkennen.

Zu diesem Zweck könnt man mal die Oktaven anspielen, ob diese arge Differenzen haben (was oft für einen Plattenbruch spricht)

In Niederösterreich bist Du beheimatet? Nun, wir fahren des öfteren zum Urlaub in die Wachau, da könnt scho mal was möglich sein.
 
@Henry, vielen Dank für deine Antwort! Ich musste jetzt mal schnell meine Tochter fragen, was "Oktaven anspielen" bedeutet, obwohl ich mir ständig theoretisches Wissen anzulesen versuche, stand ich auf der Leitung. 🤦
Okay, ich bitte die Besitzerin, das zu tun. Sie hat ja am Telefon geduldig meine Fragen beantwortet und hatte irgendwie noch weniger Ahnung als ich. Sie hat sogar MICH gefragt, weshalb der Stimmer einen Halbton tiefer gestimmt hat. Sie das Klavier auch kurz angespielt, aber über's Telefon konnte ich nix hören- außer, dass es im Diskant leicht (?) verstimmt ist. Letzte Stimmung vor einem Jahr. Der Klang war irgendwie singend, obertonreich (ich glaube zumindest, es so gehört zu haben), aber über's Telefon wie gesagt nicht wirklich zu beurteilen. Die Fotos fand ich jetzt auch nicht hilfreich, aber es ist gut, dass du es grob einschätzen kannst! Auf wieviel Hz wäre die Stimmung ausgelegt, vorausgesetzt es hat keinen Plattenbruch? Denn einen Halbton zu tief wäre jetzt doch weniger als die alte Stimmung von 435 Hz.
Übrigens- falls wir das Klavier adoptieren- wäre es genial, wenn du es dir im Urlaub mal ansehen könntest! Danke! 👍
 
@Kaja.M , also einen Halbton tiefer finde ich schon arg.

Es ist jetzt nur eine Mutmaßung, aber es könnte sein daß der Kollege Furcht da vor hatte, daß Saiten reißen könnten - dies kann natürlich durchaus passieren beim höher stimmen, jedoch wenn die Saite reißt, ist sie ohnehin verzeitet und gehört erneuert.

Wenn Saiten - Silvesterböllern gleich- scharenweise wegknallen, ist es am sinnvollsten daß Instrument neu zu beziehen......aber ich will hier jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, so häufig kommt das nicht vor.

Wenn es möglich ist, sollte man ein Instrument diesen Alters so zwischen 432 und Obergrenze 435 Hz stimmen.

Eine gefensterte Gußplatte wie bei dem Schwechten, ist nicht auf 440 Hz oder gar noch höher ausgelegt und auch der Steg würde bei einer so hohen Spannung den Resonanzboden derart unter Druck setzen, daß er nicht mehr so recht ausschwingen kann.
 
@Henry, Danke für deine ausführlichen Antworten und deine Geduld mit mir! Mich beschäftigt dieser alte Schwechten sehr, denn irgendwie habe ich das Gefühl, er könnte eine Bereicherung für meine Tochter sein- vorausgesetzt er ist altersentsprechend noch zu bespielen. Zuerst dachte ich, vielleicht ist der Stimmstock hinüber. Aber dann hätte ihn der Stimmer wahrscheinlich nicht durchgestimmt. War zumindest meine Erfahrung bei einem anderen Piano, UD. Steht jetzt hier seit x-Jahren als Deko, weil meine Tochter es auf keinen Fall auf dem Schrottplatz vergammeln lassen will. Bei dem Piano hat der Klavierstimmer damals nichts mehr gemacht. Ich hoffe mal, beim Schwechten liegt es daran, dass der Stimmer Angst vorm Saitenriss hatte. Ich werde die Besitzerin nochmals kontaktieren, bezüglich der Oktaven anspielen. Nach gefühlten 1000 Seiten auf Google habe ich das auf einer Seite gefunden, die auch OD nicht ablehnen:
"Oberdämpfer klingen etwas länger nach und geben so ein authentisches Abbild des singenden kathedralen Klangbildes das die alten Meister und Komponisten im Ohr hatten. Um dies beim einem Unterdämpfer erreichen zu wollen, müsste das rechte Tonhaltepedal permanent ganz leicht getreten werden."
Das meinte ich mit Bereicherung, denn meine Tochter spielt kaum moderne Stücke. Sie fühlt sich sichtlich in die alte Literatur ein, schwärmt von "der alten Zeit". Wäre ein Oberdämpfer dahingehend sinnvoll? Oder tue ich ihr damit nichts Gutes? Sie übt nämlich sehr ernsthaft und ich möchte nichts Kontraproduktives für sie. Und noch ein Dekoklavier- da wird der Platz dann langsam eng. Ein Pedalharmonium steht nebst den Klavieren nämlich auch noch da.
 
Ich mag gern auf Oberdämpfern spielen - sie sind im Anschlag einfach mal dem Flügel näher, was den kathedralen Klang anbelangt....ja, seh ich genau so:

 
@Henry , Genial! Klingt in meinen Ohren wirklich mächtig! Danke für das Video! Wenn der Schwechten nun keine finalen Schäden hat, gönne ich ihr diesen OD. Wir haben ohnehin noch bis Ende Februar Zeit, die Frau möchte ihn nicht unbedingt mitübersiedeln und kauft sich in der neuen Wohnung ein Gebrauchtklavier mit Rennermechanik, weil ihr zu diesem Mechaniktyp geraten wurde. Meine Tochter hat eh schon Erfahrung mit alten Instrumenten, der Petrof-Flügel mit der Wr. Mechanik ist ja auch nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem sie ständig auf dem alten Teil übt hat, sie ihren ersten Klavierwettbewerb voriges Jahr mit einem 1. Platz absolviert. So ganz schädlich wird's wohl nicht sein, wenn man auf veralteten Mechaniken übt. Vielen tausend Dank für deine Hilfe! Ich halte dich auf dem Laufenden! Und: Freut mich, dass ich nun einen kompetenten OD-Berater gefunden habe 👍
 
@Kaja.M unser geschätzter Klaviermacher Seelig aus Dornbirn hätte sich sicherlich auch liebevoll dem guten Stück angenommen.

Leider hat er vor 5 Jahren das Zeitliche gesegnet aber uns zahlreiche wertvolle Videos hinterlassen.

Hier mal ein Film nachdem er einen Oberdämpfer der Marke Luner
von 1898 wieder fachmännisch daher richtete:

 
@Henry Danke! Diese Videos von dem OD Luner haben wir schon auf YT sehr bewundert! Das hat mich wieder motiviert, dass man aus diesen alten Pianos doch noch was rausholen kann. Ich wusste allerdings nicht, dass dieser Klaviermacher bereits verstorben ist, das ist sehr traurig! Ich habe mir auch im Zuge meiner Recherchen kurz die Seite vom Pianohaus Dornbirn angesehen.
Jedenfalls tendieren wir momentan stark zu dem Schwechten. Wenn er wirklich nicht komplett im Eimer ist, lass ich ihn zu uns liefern. Ein bisschen Zeit haben wir noch, um mehr Infos von der Besitzerin zu erfragen.
 
Schwechten hatte einen hervorragenden Ruf bei Klavieren. Ein guter OD spielt sich auch prima!
 

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