Ja es ist wie „richtiges Lesen“ und Fahrradfahren - wenn es mal Klick gemacht hat, kann man es. Je öfter man übt, desto schneller kommt man voran. Ich persönlich finde auch das das „relative Notenlesen“ sehr wichtig, also z.B. eine Abfolge c-e-c-H-A nicht mehr so zu lesen, sondern als c-2rauf-zurück-1runter-1runter. Dann ist es nämlich egal, welche Note die Startnote ist (also ob da c-e-c-H-A steht oder g-h-g-f-e). Ich hoffe du verstehst, was ich meine - also auch Muster zu erkennen.
Ich halte das für absolut richtig was du hier zum relativen Notenlesen und Muster erkennen schreibst. Aber der Vollständigkeit halber würde ich auch noch erwähnen, dass das Erkennen solcher Muster auch nur dann wirklich zuverlässig/fehlerfrei funktioniert, wenn man auch sämtliche Tonarten (bzw. zumindest die Tonart des betreffenden Stücks) und den zugehörigen Tonvorrat schon klar verinnerlicht hat und darüber nicht mehr nachdenken muss.
Was meine ich damit konkret?
Dein Beispiel c-e-c-H-A im Vergleich mit g-h-g-f-e sieht in einem a-moll-Stück auf dem Notenpapier tatsächlich ganz identisch aus (zwei rauf, zwei runter, eins runter, noch eins runter), obwohl die Intervalle in den Tonfolgen verschieden sind (c-e-c-H-A um eine Quinte nach oben transponiert entspräche g-h-g-
fis-e). Tauchen diese beiden Motivfetzen jetzt aber in einem Stück in G-Dur auf anstatt in a-moll, dann sieht man beiden Mustern auch den Unterschied in den Noten an (aha, einmal ist da beim optischen Erfassen des Musters ein Auflösungszeichen vor einer der Noten, was im anderen Fall nicht auftaucht!).
Soll heißen: Was auf einen Blick genau gleich aussieht, muss nicht zwingend genau gleich sein. Wenn man die Tonarten aber verinnerlicht hat, ist einem das beim Erfassen der Noten total egal, man wird trotzdem beide Motive korrekt erfassen, als eng miteinander verwandt erkennen und auch sofort vom Blatt korrekt spielen können, ohne dass man über einzelne Intervalle nachdenken muss und ohne dass man dabei bewusst abgleicht, ob da eventuell unterschiedliche Halbtonschritte drinstecken oder nicht.