Niedrige Honorare an Musikschulen

OK, Klaviermacher und Rolf.

Dann erzählt mir doch mal bitte, warum so viele Leute in schlechten Arbeitsverhältnissen leben.
ach wie schade... du meinst das mit dem freien Willen ja gar nicht philosophisch, sondern nur auf das unterkommen am Arbeitsmarkt bezogen - - - wie sieht das mit den so genannten Ausbildungen aus? ...irgendwas raunt mir zu, dass diese nicht ganz unerheblich sind...

schon klar, was du meinst: dass viele in Jobs unterkommen müssen, die ihnen weder sonderlich gefallen noch sonderlich hohe Einkünfte bieten - aber das hat mit plakativen Sprüchen wie
Zitat von Hasenbein:
"Freier Wille" bedeutet die Unterstellung, jemand hätte sich frei anders entscheiden können als er sich dann tatsächlich entschieden hat. Dies ist aber Humbug.
eigentlich nichts zu tun - Überlegungen zum freien Willen, zur Entscheidungsfreiheit etc. gehören nicht so ganz in solche Arbeitsmarktprobleme
 
Wenn "so viele" schlecht Klavier spielen, dann hat es bei jedem einen anderen Grund und Du wirst keine Antwort als allumfassende Lösung geben können. Eine generelle Antwort gibt es dafür einfach nicht - auch nicht auf die Frage:

Dann erzählt mir doch mal bitte, warum so viele Leute in schlechten Arbeitsverhältnissen leben.
Wie gesagt, man müsste jedes einzelne Schicksal differenziert betrachten, untersuchen, auswerten und bestimmt findet man Lösungen die nichts mit "Politik" oder "Klassenkampf" zu tun haben. Als Ergebnis erhältst Du dann:
Der Mann ist in keinster Weise mit irgendwas unzufrieden. Er lebt nicht in Armut und ist in seinem Dorf ein angesehenes Mitglied der Gemeinde.
Niemand sagt etwas von "zu dumm" und doch schreibst Du es...
Sind die, da sie sich ja offenbar frei dafür entschieden haben, also zu dumm?
Die Antwort stand schon da...
Du kannst natürlich warten, bis ein neuer Claydermann daher kommt, oder
Du "erzeugst" die Nachfrage nach Deinem Produkt, denn was gibt es schöneres als in seiner Freizeit Klavier zu spielen.
Und Nein, ich glaube nicht, dass "sie" zu faul oder träge sind..
Oder sind sie zu faul / träge, da man sich ja Euch zufolge nur mal ein bißchen was einfallen lassen und die Ärmel hochkrempeln muß, dann läuft die Chose schon?
Es kann ja auch sein, dass "sie" ein völliges Wissensloch haben was Eigenvermarktung angeht..und ja, wenn es jemand will, kann er etwas tun, denn
Ich habe einen möglichen Weg aufgezeigt!
Willst Du Aufstand! Revolution? Druck auf Politiker ausüben? Den totalen Krieg? :shock:
 
Klaviermacher, du vergisst beim Erwähnen der Nischen nur ein kleines, aber letztlich entscheidendes Detail. Nischen heißen nicht umsonst so, und wie der Name bereits sagt, können sie nur funktionieren, solange sie Nischen bleiben.
Wenn also plötzlich die breite Masse in diese von so vielen beschworenen und bejubelten Nischen drängen würde, wäre es rasch aus mit dem Geschäft.

Sie sind also bestenfalls Individuallösungen für eine verhältnismäßig sehr kleine Anzahl von Leuten.

Ein ähnliches Problem ergibt sich mit dem ebenfalls immer gepredigten "Selbstmarketing". Wenn jeder plötzlich anfangen würde, sich bestmöglich selbst zu vermarkten und die Klaviatur des Eigenmarketings rauf und runter spielt, gehen alle Aktivitäten in der Bedeutungslosigkeit unter. Und wiederum bleiben nur die wenigen übrig, die dann doch noch eine ungewöhnliche und geniale Idee finden.

Beispiele für das "Sich selbst aus den Haaren aus dem Sumpf ziehen" gibt es immer wieder. Manche real, manche einfach nur Arbeitsmarktservicemärchen. So wie mein Lieblingsmärchen vom arbeitslosen Maurer, der nach einem Computerkurs beim AMS (in D: Agentur für Arbeit...) einen Internetshop programmiert und irgendwelche Dinge verkauft hat. Und natürlich binnen kürzester Zeit stinkreich geworden ist :D
Jedoch selbst die realen Beispiele lassen sich nicht erfolgreich auf die Masse anwenden. Nicht weil die Menschen allgemein zu faul (mag welche geben), zu bequem (gibt es ebenfalls) oder zu dumm (soll vorkommen) sind. Der Platz für so viele Selbständige und erfolgreiche Eigenvermarkter ist in unserem Wirtschaftssystem einfach nicht da.

Simples Beispiel: Die Leute wachen auf, bilden sich fort und entwickeln enorme Eigeninitiative. Sodann gibt es nur mehr Dachdeckermeister. Diese finden allerdings keine Gehilfen mehr. Bestenfalls Lehrlinge und Gesellen, die sich aber auch bestmöglich verkaufen in der kurzen Zeit, die sie zwangsläufig beim Meister verbringen. Ein neues Dach würde dadurch eine Investition, die mindestens zwei Generationen halten muss. Weil plötzlich so unglaublich teuer!

Es stimmt schon, nicht alles ist einfach vom Schicksal quasi vorgegeben. Dass das Schicksal bei der Verteilung der Gaben ungerecht in Perfektion ist, das stimmt leider ebenfalls. Hätten alle Menschen die selben Grundvoraussetzungen im Zugang zum Arbeitsmarkt, könnte man so eine Debatte führen. Leider ist dem nicht so.

Mit gerechter Entlohnung hat das meines Erachtens bestenfalls am Rande zu tun. Das ist eine ganz andere Baustelle. Und zwar eine höchst politische!
 
Alles, was geschieht, ist Folge einer unendlich komplexen Ursachenverkettung; man mußte sich also so entscheiden, wie man es getan hat. Schuldgefühle wegen einer falschen Entscheidung sind daher Unsinn.
Sich in Opfermentalität abseits jeglicher wirklicher Handlungsmöglichkeiten zu sehen versetzt einen mit Sicherheit in eine Situation, in der das tatsächlich gelten mag. Obwohl, dann hat man sich ja auch irgendwann dafür entschieden... Na sowas...

p.s. für o.g. Notsiutationen (Hungersnöte etc.) gilt das natürlich nicht - aber es war hier ja die Rede von "so entscheiden, wie man es getan hat".
 
Hallo Hanss,

Ich vergesse nichts, glaub mir. Der Grund, warum manche immer reicher werden und die große Mehrheit immer ärmer, hat mit der Tatsache zu tun, dass sich der Einzelne verkaufen lässt und es nicht selbst in die Hand nimmt. Er wird dann sozusagen ferngesteuert und der Oberboss erhöht sein Bankkonto. Es entstehen Massenbetriebe (Ketten) usw. guck mal in so Fussgängerzonen in der ein einzelner "Filialleiter" nichts mehr zu sagen hat. Kaum noch selbständige Familienbetriebe. Natürlich hat das in gewisser Weise mit dem Bildungssystem zu tun. Das heißt aber nicht, dass ich dieses System umschmeißen muss sondern man kann eigeninitiativ dieses System erweitern, um so mehreren Leuten zu ermöglichen selbstvermarktend zu denken. Ich bin kein Werbefuzzi, aber das fehlt heute!

Wenn man alles über jede Tonart und jeden Rhythmus lernt und darüber Profi ist, bestens Klavierspielen kann und wirklich kein Manko diesbezüglich aufweist, jede Prüfung mit 1 bestanden hat, dann sollte man nach Adam Riese gut verdienen. Fakt ist, dass diese Leute nicht gelernt haben müssen, mit Geld umzugehen. Das steht nicht am Stundenplan! Sie könnten sich maßlos verschulden und niemand versteht so recht warum... Genauso wenig haben sie gelernt sich persönlich zu vermarkten. Genau 0 !

Er kann nur etwas an seiner Missere tun wenn er dazu aufgefordert wird. Genau das passiert bei Mangel an Selbstvermarktung.

Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich heute Stellenangebote lese oder selbst eine Stellenanzeige aufgebe. Selbe Größenordnung wäre: Jemand will sein Klavier verkaufen und sucht in der Zeitung, wer ein Klavier braucht. Er macht das seit einer geraumen Zeit und kommt zum Schluss, dass es nur zwei Leute gibt, die ein Klavier suchen. Beide zahlen wenig bis nichts.

Ich staune immer wieder, dass manch sehr guter Klavierspieler nichts mit der verschwindend geringen Zeit anfangen kann, die während des Applauses nach dem Auftritt zu tun hat. Sie fragen manchmal: "Wie soll ich mich verbeugen?" und "mache ich das richtig so". Sie wissen gar nichts darüber, wie sie sich präsentieren können abseits der Arbeit aber in Abhängigkeit zur ihrer Arbeit. Ich weiß es nicht, aber anscheinend wird im Unterricht dafür nur dann Zeit eingeräumt, wenn sich der Lehrer mit solchen Fragen konfrontiert sieht.

LG
Michael
 
Hallo Hanss,

Ich vergesse nichts, glaub mir. Der Grund, warum manche immer reicher werden und die große Mehrheit immer ärmer, hat mit der Tatsache zu tun, dass sich der Einzelne verkaufen lässt und es nicht selbst in die Hand nimmt. Er wird dann sozusagen ferngesteuert und der Oberboss erhöht sein Bankkonto. Es entstehen Massenbetriebe (Ketten) usw. guck mal in so Fussgängerzonen in der ein einzelner "Filialleiter" nichts mehr zu sagen hat. Kaum noch selbständige Familienbetriebe. Natürlich hat das in gewisser Weise mit dem Bildungssystem zu tun. Das heißt aber nicht, dass ich dieses System umschmeißen muss sondern man kann eigeninitiativ dieses System erweitern, um so mehreren Leuten zu ermöglichen selbstvermarktend zu denken. Ich bin kein Werbefuzzi, aber das fehlt heute!

Wenn man alles über jede Tonart und jeden Rhythmus lernt und darüber Profi ist, bestens Klavierspielen kann und wirklich kein Manko diesbezüglich aufweist, jede Prüfung mit 1 bestanden hat, dann sollte man nach Adam Riese gut verdienen. Fakt ist, dass diese Leute nicht gelernt haben müssen, mit Geld umzugehen. Das steht nicht am Stundenplan! Sie könnten sich maßlos verschulden und niemand versteht so recht warum... Genauso wenig haben sie gelernt sich persönlich zu vermarkten. Genau 0 !

Er kann nur etwas an seiner Missere tun wenn er dazu aufgefordert wird. Genau das passiert bei Mangel an Selbstvermarktung.

Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich heute Stellenangebote lese oder selbst eine Stellenanzeige aufgebe. Selbe Größenordnung wäre: Jemand will sein Klavier verkaufen und sucht in der Zeitung, wer ein Klavier braucht. Er macht das seit einer geraumen Zeit und kommt zum Schluss, dass es nur zwei Leute gibt, die ein Klavier suchen. Beide zahlen wenig bis nichts.

Ich staune immer wieder, dass manch sehr guter Klavierspieler nichts mit der verschwindend geringen Zeit anfangen kann, die während des Applauses nach dem Auftritt zu tun hat. Sie fragen manchmal: "Wie soll ich mich verbeugen?" und "mache ich das richtig so". Sie wissen gar nichts darüber, wie sie sich präsentieren können abseits der Arbeit aber in Abhängigkeit zur ihrer Arbeit. Ich weiß es nicht, aber anscheinend wird im Unterricht dafür nur dann Zeit eingeräumt, wenn sich der Lehrer mit solchen Fragen konfrontiert sieht.

LG
Michael

es darf auch mal darauf hingewiessen werden, dass die Meisten grossen Violinen wie zB. Guarneri, Stradivari, Stainer usw. über die hochbewunderten Geiger verkauft werden, den grössten Teil ihre Vermögens haben sie mit Handel verdient, auch David Garret profitiert von seinem Vater der ein ein bekannter Händler ist.
Bei den Pianisten vorallem in Österreich findet man ebenfalls so clevere Händler die auf einem Schlag durch den Verkauf von alten Flügel Multimillionäre wurden.
Clever wache Leute, die aus jeder Situation was daraus machen können :D:D:D

Cordialement
Destenay
 
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Hallo Hanss,

Ich vergesse nichts, glaub mir.
Lieber Michael,
das mag theoretisch laut aktueller Gehirnforschung theoretisch richtig sein, denn angeblich vergisst man wirklich nichts. Aber in der Praxis kann ich das nicht so ganz glauben :D

Ich bleibe dabei, wenn plötzlich alle sich selbst vermarkten würden, wäre das eine gewaltige Revolution, die in unserer Gesellschaft so ziemlich alles umkrempeln würde.
Es wird nicht passieren, weil so etwas von den lenkenden Kräften niemals zugelassen wird. Die letzte Notfallmaßnahme wäre dann halt ein Krieg, der bekanntlich alle Regeln außer Kraft setzt.
Und es würde auch nicht funktionieren. Weil das Übermaß an Eigenmarketing nichts anderes als ein weißes Werberauschen erzeugt, in dem einzelne Aktionen komplett untergehen.
Für wenige kann es funktionieren, aber niemals für alle.

Dein Beispiel mit den aussterbenden Familienbetrieben ist ein schönes Beispiel für das Nichtfunktionieren der Masse.
Denn nicht nur die bösen Bosse sind schuld, dass wir keine kleinen Elektroläden mehr in den meisten Orten haben - wiederum nur als wahlloses Beispiel. Schuld sind die Kunden, welche das billigere Angebot willig annehmen. Sie hätten es in der Hand die kleinen Läden zu retten. Wenn niemand beim "Ich bin doch Doofmann" einkauft, ist er in vier Wochen pleite. Und fertig.
Ebenso schuld sind bzw. waren aber auch die kleinen Händler selbst. In meiner Jugend gehörten die Kaufmänner noch zu den Honoratioren des Ortes. Entsprechend haben sie sich großteils benommen und die Nase über die Arbeiter gerümpft. Und so haben jene ohne jegliche Gewissensbisse die neuen Einkaufsmöglichkeiten sobald vorhanden liebend gern genutzt. Spieß umgedreht und aus mit Nase rümpfen. Und verlorene Kunden zurück zu gewinnen, ist bekanntlich eine der schwersten Übungen.

Heute ist es nun auch in der breiten Bevölkerung Usus das Aussterben der Innenstädte zu bejammern. Und trotzdem sind die Innenstädte am Samstag leer und die Einkaufszentren am Stadtrand zum Erbrechen voll.
Ebenso wie jeder Politiker heute weiß, welch giftige Kröte man sich mit diesen Tempeln ins Nest setzt und was die Auswirkungen sein werden. Trotzdem will auch noch der Bürgermeister von Oberunterhintervordergurgl SEIN Einkaufszentrum auf der grünen Wiese haben.

Sein Schicksal selbst in die Hand nehmen ... schon richtig und wünschenswert. Sich selbst besser verkaufen ... auch gut. Aber erklär das einem Lastwagenfahrer oder einem Maurer. Sprich einen Polizisten oder eine Krankenschwester darauf an.
Klar, der Lastwagenfahrer könnte sich selbst einen LKW kaufen und sich selbständig machen. Wenn er denn jemand findet, der ihm den LKW finanziert.
Auch der Maurer kann eine eigene Baufirma gründen, wenn er denn ... eh schon wissen. Oder er bietet seine Dienste als Einzelunternehmer an, macht kleine Reparaturen oder Aufträge ... öhm, leider versuchen das bereits viele andere, der Bedarf ist aber nicht hoch genug. Also doch wieder zurück zum Big Boss und der wird kaum mit sich handeln lassen. Warum soll er auch?
Der Polizist könnte sich weiterbilden und Kriminalkommissar werden. Dummerweise werden aber viele einfache Polizisten und nur sehr wenig Kommissare gebraucht.
Die Krankenschwester könnte sich auf Hauskrankenpflege oder sowas spezialisieren. Doch halt, von dem Gehalt, das man in dem Bereich Leuten aus dem ehemaligen Ostblock oder Asien bezahlt, wird sie nicht leben können.
Und so weiter.

Aber zurück zur Musik und den Musiklehrern. Hier greife ich nur das Beispiel mit dem Vorspielen (o.ä.) an Schulen heraus. Für Einzelpersonen eine sehr gute Idee. Was aber, wenn nun jeder Klavier-, Waldhorn-, Gitarre-, Blockflöten-, Klarinetten-, Trompeten- und noch viel mehr Instrumentenlehrer bei den Schulen anklopft? Urplötzlich wird das an sich gute und vernünftige Vorhaben ein völlig unmögliches.

Generell: Die Lösung kann nicht sein, von allen Leuten zu fordern sich auf die Füße zu stellen. Denn damit macht man unterschwellig genau das, was den lenkenden Kräften in die Hände spielt. Man unterstellt Menschen, die von ihrem Gehalt nur notdürftig leben können, selbst daran schuld zu sein. Zu faul, zu bequem, zu dumm, zu wenig Eigeninitiative, was auch immer.
Und der Big Boss kann sich beruhigt zurücklehnen. Er ist schließlich nicht daran schuld, dass er zu wenig zahlt und selbst immer reicher wird, während ein großer Teil der Bevölkerung real ärmer wird. Die Leute sind selbst daran schuld, er hat es doch immer schon gewusst :cool:

Die Grundaufgabe eines Staates und seiner Politiker ist für ein menschenwürdiges Dasein der Bewohner zu sorgen. Aber gut, Banker, Investoren und Großindustrielle sind auch Bewohner. Man könnte also nicht sagen, dass diese Aufgabe nicht zumindest teilweise zufriedenstellend erfüllt wird :-P

LG Hans
 
Ich bleibe dabei, wenn plötzlich alle sich selbst vermarkten würden, wäre das eine gewaltige Revolution, die in unserer Gesellschaft so ziemlich alles umkrempeln würde.
Es wird nicht passieren, weil so etwas von den lenkenden Kräften niemals zugelassen wird. Die letzte Notfallmaßnahme wäre dann halt ein Krieg, der bekanntlich alle Regeln außer Kraft setzt.

...wenn sich eine Käseverkäuferin in Bremen bestmöglich vermarktet, werden deswegen kaum Käuferscharen aus dem Süden nach Bremen pilgern; ebenso werden weder große Bosse davon Notiz nehmen, noch wird ein Krieg deswegen ausbrechen...
:):):)
 
Lieber Hanss,

Dein Beispiel mit den aussterbenden Familienbetrieben ist ein schönes Beispiel für das Nichtfunktionieren der Masse.
Natürlich funktioniert Masse nicht, deshalb sage ich ja die ganze Zeit, der Einzelne kann ausbrechen. Es herrscht derzeit ein Ungleichgewicht, welches mehr Armut hervor bringt.

Du beschreibst es weiter auch sehr schön, weil der Ladenbesitzer in gewisser Weise überheblich wurde... Hans, wir befinden uns in einer Phase, wo ein Einzelner sogar leichter daran was tun kann, weil eben dieses Ungleichgewicht besteht und der Wunsch nach Richtungswechsel von anderen Menschen mit getragen wird.

Man kann durch einen Wald gehen und nur Bäume sehen. Oder man geht durch einen Wald und findet Pilze. Die Bäume sind in der Überzahl, keine Frage. Sie sind mächtig und groß. Und man kann und wird nie Pilze finden! Und ich sage: Derjenige, der in den Wald geht und Pilze finden will, wird alsbald mit einem ganzen Sack voll heraus kommen.
---​
Ich gebe an dieser Stelle nochmals ein Beispiel für Selbstvermarktung:

Zwei Freunde gehen tanzen. Kurt hat viele Pickel im Gesicht, ist bummelig und trägt ein Brille. Franz ist schlank, gut gebräunt und fesch.

Jetzt das Kuriosum: Warum bekommt Kurt alsbald eine Tanzpartnerin und Franz nicht?

Kurt geht umher und fordert ein Mädchen zum tanzen auf. Diese lehnt ab und Kurt schert sich nicht weiter darum. Er geht zur nächsten und fragt jene, ob sie tanzen wolle, dann zur nächsten und weiter. Die zehnte sagt nicht nein, und innerhalb von 5 Minuten hat Kurt eine tolle Tanzpartnerin gefunden.

Franz geht umher und guckt auch nach einem Mädchen. Er geht hin, fragt ob sie mit ihm tanzen wolle. Er bekommt einen Korb. Er ist enttäuscht und setzt sich wieder an seinem Platz und die nächsten 2 Stunden denkt er darüber nach was er anders hätte machen sollen, oder ob die Politik versagt hat. Er hat für den Abend keine Tanzpartnerin...
---​
Du willst doch nicht sagen, das es besser wäre weiter herum zu kriechen, wenn Du schreibst "Die Lösung kann nicht sein, von allen Leuten zu fordern sich auf die Füße zu stellen." Es werden ja gar nicht alle tun, und es würde reichen damit mal anzufangen!
Ich behaupte ja auch nicht dass sich alle Maurer und Lastwagenfahrer selbständig machen müssten...

Wenn es für die Lösung des Problems unterentwickelter Wertschätzung, und sei es die Eigene, also Wertschätzung auf sich selbst bezogen, Politiker bräuchte, so müssen die Menschen wohl noch lange warten bis etwas passiert.

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...wenn sich eine Käseverkäuferin in Bremen bestmöglich vermarktet, werden deswegen kaum Käuferscharen aus dem Süden nach Bremen pilgern; ebenso werden weder große Bosse davon Notiz nehmen, noch wird ein Krieg deswegen ausbrechen...
:)

ich würde kommen mit einem LKW wunderbaren Französischen Käse zu einem sensationellem Einkaufspreis, dazu 100 Flaschen Bordeaux superieur alls Kunden Geschenk, der neue Kunde wird mir sicher sein :D:D:D

Cordialement
Destenay
 

Mir dünkt wir reden ein wenig aneinander vorbei :)

Selbstverständlich gibt es für Einzelne immer wieder Schlupflöcher und grandiose Entwicklungsmöglichkeiten. Das stelle ich auch nicht in Frage.

Michael, du redest offensichtlich von Problemlösungen für Einzelpersonen, wenn ich das nun richtig verstanden habe.
Ich rede davon, dass eben diese Lösungen nur funktionieren, wenn es wenig genug Leute versuchen. Sobald Franz das Verhalten von Kurt übernimmt, wird es für Kurt noch lange nicht eng. Er hat halt dann als Zweiter und nicht als Erster eine Tanzpartnerin. Wenn aber alle Burschen auf die Idee kommen und Kurt der einzig pummelige Pickelbursche ist, wird es für Kurt vermutlich eng.

Das gilt auch für den Einwand von Rolf. Natürlich ist eine einzelne Käseverkäuferin völlig wurscht. Wenn sich aber alle Käseverkäuferinnen, Schuhverkäuferinnen, Lagerarbeiter, Altenpfleger, Klavierlehrer und Kellner auf die Füße stellen und sagen "So nicht, entweder anständige Bezahlung oder ich mach mich mit meiner tollen Idee selbständig" wird das unweigerlich unser Wirtschaftsgefüge durcheinander bringen.
Und da unsere Wirtschaft ja nicht darauf basiert, dass alle möglichst gut leben können, sondern wenige möglichst viel Geld verdienen, werden letztere sich auch auf die Füße stellen.

Wie gesagt, wenn die Diskussion um die Möglichkeiten für Einzelne geht - keine Einwände.
Wenn es darum geht, dass dieser Einzelne jede beliebige Person sein kann und alle diese Möglichkeiten haben - Einspruch!

Und der Einzelne ist eben kein Anfang für irgendwelche Änderungen. Er ist und bleibt die Ausnahme, das Vorzeigeobjekt. Für die große Lüge in unserem System, dass es ja sowieso alle schaffen könnten, wenn sie nur wollten. Genau das darf nämlich in unserem Wirtschaftssystem nicht passieren.

"Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe."
Ein schönes Sprichwort, mehr aber auch nicht. Ein beliebiges Szenario dazu:
Eine alleinerziehende Kellnerin will sich auf die Füße stellen und sucht nach Wegen. Da sie aber mit ihrem Geld kaum über die Runden kommt, kann sie sich keine längere Auszeit leisten. Es muss bei einer Veränderung sofort wieder Geld ins Haus. Abendkurse zur Weiterbildung fallen aus, wegen ihrer Arbeitszeiten. Untertags brauchen die Kinder Betreuung, da es keine Ganztagsbetreuung in der näheren Umgebung gibt. Der Weg führt somit erstmal zur Agentur für Arbeit. Diese bieten eine Umschulung zur Altenbetreuerin an. Sie schnuppert zwei Tage in einer Einrichtung und muss erkennen, dass sie für diesen Job zu emotional ist und den nötigen Abstand zu den Klienten nicht wahren kann. Das kann so nichts werden.
Sie gibt nicht auf und spielt mit der Idee der Selbständigkeit. Gemeinsam mit einer Kollegin plant sie ein Kaffeehaus aufzumachen. Die Nachfrage in ihrer Umgebung wäre da. Fehlt nur das Geld für die Gewerbeprüfung und für das Lokal. Die Agentur für Arbeit winkt gleich mal ab, denn sie ist nicht arbeitslos und damit nicht förderungswürdig. Arbeitslosigkeit kann sie sich aber nicht leisten. Und wenig überraschend ist keine Bank in erreichbarer Umgebung bereit, ihr auch nur das Geld für die Gewerbeprüfung zu leihen. Sie hört viele Male, dass es eine gute Idee sei, aber ohne Besicherung und bei der derzeitigen finanziellen Lage mit ständiger Kontoüberziehung am Monatsende ... tut uns wirklich sehr leid, haben sie niemand, der ihnen privat das Geld borgen könnte?
Sie überlegt nun, in eine größere Stadt mit besseren Arbeitsmöglichkeiten zu ziehen. Als sie sich über die Mietpreise schlau macht, fällt der Plan recht schnell ins Wasser. Keine Chance.
Sie überlegt und überlegt, hält sich immer wieder dieses Sprichwort vor Augen. Nur will sich einfach kein Weg finden.
Ist sie nun zu dumm, zu faul, zu wenig energisch? Hätte sie dem einen Bankfilialleiter, der ihr gleich schöne Augen gemacht hat, doch etwas näher kommen sollen? Oder ist das Sprichwort einfach nur Quatsch? :cool:
 
Hallo Hanss,

Ich sehe auch, dass wir aneinander vorbei reden.
Wenn jemand dieses Thema öffnet und darin sucht, will er dann bestätigt sein in seiner Annahme, dass man da nichts tun kann und nur Gleichgesinnte finden die sich gegenseitig bejammern?
Und jetzt könnte ich noch die Prognose abgeben, dass es schlimmer wird mit der Schuldenkrise...

...oder sucht er für sich einen Weg aus der Armutsfalle.

Zwei unterschiedliche Such-Möglichkeiten.

Jeder wird fündig :-)

LG
Michael
 
Sie überlegt und überlegt, hält sich immer wieder dieses Sprichwort vor Augen. Nur will sich einfach kein Weg finden.
Ist sie nun zu dumm, zu faul, zu wenig energisch? Hätte sie dem einen Bankfilialleiter, der ihr gleich schöne Augen gemacht hat, doch etwas näher kommen sollen? Oder ist das Sprichwort einfach nur Quatsch? :cool:

Lieber hanss,

in dem Fall hat deine Kellnerin ja vormittags frei. Das könnte sie nutzen. Sie könnte z.B. Tagesmutter werden und hätte dabei auch noch für ihre Kinder nachmittags Zeit. An deinem Beispiel sieht man auch, dass es wichtig ist, eine Ausbildung zu haben. Sonst wird es sehr schwer. Hätte sie eine, könnte sie vormittags arbeiten.

Es ist natürlich so, dass die Menschen sehr unterschiedlich sind und das ist auch gut so! Nicht jeder ist für die Selbständigkeit geeignet, manche sind lieber angestellt. Manche sind sehr glücklich mit einem Job, bei dem sie Strümpfe sortieren, andere brauchen mehr Herausforderung. Theoretisch könnte jeder seine Nische finden. In die Problematik, die auch hasenbein ansprach, kommt man, wenn es keine Arbeit gibt oder nur Arbeit zu sehr schlechten Bedingungen. Dann ist es wirklich schwierig. Aber auch dann hat man oft Handlungsmöglichkeiten, die zu überraschenden Veränderungen im Leben führen können.

Liebe Grüße

chiarina
 
Michael, du redest offensichtlich von Problemlösungen für Einzelpersonen, wenn ich das nun richtig verstanden habe.
Ich rede davon, dass eben diese Lösungen nur funktionieren, wenn es wenig genug Leute versuchen.
Das Problem, das Du siehst existiert _imho_ nur, wenn viele versuchen, das Gleiche zu tun. Es funktinoiert aber genau über individuelle Lösungen. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, von denen gibt's genug.
Es ist nämlich eben genau nicht so (wie manchmal getan wird), dass Arbeit eine begrenzte Resource ist, die man gerecht verteilen müsste. Je mehr in ihrer Nische erfolgreich sind, desto mehr Tätigkeitsfelder ergeben sich für Andere, entweder um denen, die bereits erfolgreich sind zuzuarbeiten oder um deren Konsumwünsche zu erfüllen.

In der Praxis sind die Möglichkeiten, die das Leben bietet in den allermeisten Fällen deutlich vielfältiger, als das oben in dem Beispiel mit der Kellnerin beschreiben konntest. Natürlich geht nihct immer alles, was man sich in den Kopf setzt genau so und sofort. Aber meistens geht irgendetwas um in der gewünschten Richtung weiterzukommen. Die Art der Darstellung oben klingt auf jeden Fall ganz stark nach "Gründe finden".
 
Ihr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt. Vieles von dem, was Ihr einwerft, ist ja erstmal durchaus nicht falsch - auf einer Mikro-bzw. Individualebene.

Betrachtet man es aber auf der Makro- bzw. Staats-/Gesellschaftsebene, sieht man ganz klar: Unser gesamtes System beruht darauf, daß viele Wenigverdiener da sind, die die meiste Arbeit machen, und wenige Vielverdiener. Es wäre überhaupt nicht möglich, daß plötzlich ganz viele Leute unheimlich selbstinitiativ werden und dadurch wesentlich besser verdienen.

Sieht man ja schon daran, daß von den Politikern "Lohnzurückhaltung" propagiert wird, um die "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands zu erhöhen.

Und unsere ganzen tollen günstigen Produkte, die wir zu Hause haben, sind zum Großteil im Ausland von extremen Niedriglöhnern hergestellt worden.

Ausnahme hiervon waren die sozialistischen Ostblockstaaten, wo es mehr Lohngerechtigkeit gab, dafür aber entscheidende andere Dinge voll Kacke waren.

Die Ungleichheit - mit vielen Armen oder gar Versklavten, die die Arbeit machen, und wenigen Reichen - ist die jahrtausendelang allerorten übliche Praxis, und es ist ein ganz großer Irrtum, anzunehmen, aufgrund der Verhältnisse in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten seien wir nun auf einmal in einer gerechten Mittelstandsgesellschaft angekommen. Die Ereignisse der letzten Jahre zeigen, daß die Herrschenden alles daran setzen, über die Ideologie des "freien Marktes" die alten Klassenverhältnisse wieder verstärkt aufleben zu lassen.

Diesem Streben spielt jedoch eine "Jeder ist seines Glückes Schmied"-Einstellung, so zweckmäßig sie im Einzelfall ja sein mag, in gefährlicher und unsozialer Weise in die Hände.

LG,
Hasenbein
 
Diesem Streben spielt jedoch eine "Jeder ist seines Glückes Schmied"-Einstellung, so zweckmäßig sie im Einzelfall ja sein mag, in gefährlicher und unsozialer Weise in die Hände.
Das sehe ich ganz anders. Es ist vielmehr die Einstellung: "Du hast ja doch keine Chance, da raus zu kommen, wenn die da oben das nicht wollen. Du musst Dich mit dem abfinden, was Dein Arbeitgeber Dir vorwirft. Hoffe auf die Gewerkschaft, dass sie für Dich einen gescheiten Tarif aushandelt.", was die Menschen in Abhängigkeit hält.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Sieht man ja schon daran, daß von den Politikern "Lohnzurückhaltung" propagiert wird, um die "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands zu erhöhen.
... Weil die Schulden ins immense gehen, und die irgendwer bezahlen muss...

Daher sollte niemand darauf warten, dass es die Politik "richten" wird.

Der Kellnerin wüsste ich sofort zu helfen, aber die war ja sowieso fiktiv und ich mag jetzt gar nicht mehr von vorne anfangen....

Hasi sieht auch nur die Bäume im Wald, soviel hab ich nun heraus. :p

:D

LG
Michael
 
Ich komm noch mal auf die Kellnerin zurück: Hier leigt ein Denkfehler vor - da eine Verbesserung nur außerhalb des Kellnerdaseins gesehen wird. Man kann sich aber auch IM existierend Job deutlich verbessern - und dafür wäre in diesem Fall noch nicht mal ein Arbeitsplatzwechsel notwendig, solange die Kneipe/das Restaurant nicht von der allerschlimmsten Sorte ist. Der Kellnerin würde ich die Lektüre verschiedener populärwissenschaftlicher Psycho-Bücher empfehlen (oder eine entsprechende Internet-Recherche). Es gibt nämlich ERWIESENERMASSEN (tatsächlich den USA untersucht) eine Vielzahl von Faktoren, die das Trinkgeld nach oben katapultieren (Begrüssung mit Namen bringt schon mal signifikant mehr, Essensempfehlungen noch mal und so weiter.... Und dafür muss man sich nicht begrapschen lassen.

Ich habe Ende der 80er zwei Jahre gekellnert und kannte diese Faktoren nicht. Dennoch überstieg mein Trinkgeld mein reguläres "Gehalt" um 200%. Warum? Weil ich das WOLLTE! Die Location war eine Massenabfertigung in einem Ausflugslokal und ich war vermutlich der einzige von 10-20 Kellnern, der den Kunden das Gefühl gab, ein toller GAST zu sein. Ich war FÜR den Kunden da - nicht umgekehrt! Und so gaben selbst Studenten oftmals 20-30% Trinkgeld auf ihre (kleinen) Rechnungen ... (Am großzügigsten waren die Damenkränzchen - egal welchen Alters ;-))

Auch als LKW-Beifahrer habe ich mit ausgeliefert. Auch hier: Ordentliches Trinkgeld für ordentliche Arbeit!
Und als ich in einer regionalen Niederlassung eines Konzerns jobbte, hat der GF 50% aus eigener Tasche draufgelegt (Die Gehälter für Ferienjobber wurden von der Konzernleitung vorgeschrieben).

Mit guten bis herausragenden Leistungen kann man sich in JEDER Situation verbessern. Wer nur "Standard" oder darunter leisten will, der kanns eben nicht und muss sich den Gegebenheiten des Marktes anpassen).

Wer das allerdings nicht kann, sind Kranke, Gehandicapte, Alte usw. Diese brauchen SICHERE Hilfe und Unterstützung.

Auch die Käsefachverkäuferin kann ihr Bestes geben. Wenn es genug ist, werden zwar keine Bayern nach Bremen pilgern, aber immer mehr Kunden werden WEGEN Ihr dort einkaufen. Das stärkt Ihre Position bei Gehaltsverhandlungen oder bei der neuen Jobsuche - falls Ihr Chef zu doof ist. Wir haben längst einen Mangel an guten, willigen, fähigen Arbeitskräften und die Situation wird sich noch verschärfen.

Gute Zeiten für gute Leute! Und bald sogar auch bessere Zeiten für weniger gute Leute...
 

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