Bechsteinfreund, es ist einfach so wie mit anderen Dingen, für die man andere Menschen bezahlt.
Früher (so 70er, 80er Jahre), als alle noch im Mittelstands-Wohlstands-Paradies Westdeutschland lebten, war die allgemeine Parole, daß jedermanns Arbeit was wert ist und angemessen bzw. immer besser bezahlt gehört - sich der allgemeinen Entwicklung anpassend. Dazu gehörte auch der erfolgreiche Kampf für Arbeitszeitverkürzung, der heute nahezu vergessen scheint.
Heute, da überall Schulden überhand nehmen und Wirtschaftsunternehmen unfaßbar "auf Kante gestrickt" sein müssen, um klarzukommen, versucht man hingegen, jedem nur so viel zu bezahlen, daß er nicht meutert oder die gewünschte Dienstleistung unterläßt.
Das bedeutet jedoch nicht, daß die Dienstleistung deshalb weniger gefragt wäre - es hat sich lediglich die Vorstellung extrem durchgesetzt, daß man "schön blöd" wäre, wenn man auch nur einen Cent zu viel bezahlte bzw. nicht versuchen würde, den Preis zu drücken.
Anderes Beispiel, das mir gerade einfällt: In den 90er Jahren konnte ich zu Musikschüler-Eltern sagen: "Nächste Woche kann ich Mittwoch nicht. Wann würde es Ihnen als Ersatztermin passen?", und es war gar nicht so selten, daß die dann antworteten: "Naja, ist schwierig; aber ist schon ok, kein Problem, dann fällt das halt mal aus." (Natürlich habe ich die Stunde ein andermal dennoch nachgegeben.)
Das wäre heutzutage absolut undenkbar, daß Eltern so antworten. Anderen wird NICHTS geschenkt, selbst wenn genug Kohle da ist.
Und das Musikschulsekretariat muss SEHR oft Eltern, auch wohlhabenden, Wochen und Monate hinterherrennen und mahnen, weil die ihre Gebühren nicht bezahlt haben. Unglaublich, was für Geschichten man da hört und was unter der scheinbar gutbürgerlichen Fassade so abgeht.
LG,
Hasenbein