Niedrige Honorare an Musikschulen

Hallo hasenbein,
Du schreibst:

diese Stunden müssen schonmal abgezogen werden, denn ich hoffe ja mal nicht, daß Du einen Auftritt für lau machst. Das wird ja extra bezahlt. Und dann noch jeden Tag 2 Stunden üben. Hm, das ist doch reichlich übertrieben in meinen Augen. Viele Schüler sind doch auch im Anfängerbereich und für diese Schüler muß man doch nicht extra üben, das schüttelt doch der Lehrer aus dem Handgelenk.

Und dann das Argument der permanenten Konzentration. Wo lebst Du? In der freien Wirtschaft müssen Angestellte sich auch permanent konzentrieren und die Arbeitgeber haben genug Möglichkeiten, das auch zu kontrollieren. Nene, das ist für mich kein Argument. Es ist nämlich viel anstrengender, langweilige, gleichförmige Arbeit zu verrichten.

Ich habe auch schon in "normalen" Berufen 8 Std. pro Tag gearbeitet, kann also durchaus mitreden. Du, Peter, weißt aber überhaupt nicht, wie es ist, ein Lehrer zu sein, und bekommst nur Deinen netten, aufmerksamen Lehrer mit und denkst: "Na, so anstrengend kann das ja nicht sein, so nett und aufmerksam, wie der mich unterrichtet..." Das ist für den wie für Krankenschwestern, Hotelmitarbeiter etc.: Der MUSS so sein, der kann sich das nicht leisten, mal einen Tag grummelig zu sein (wie z.B. ein Klempner, Bauarbeiter, Softwareentwickler...), sondern MUSS sich anstrengen, sich zugewandt zu verhalten, auch wenn ihm mal gar nicht danach ist!

Ok, das kann ich unterschreiben. Ständig auf andere einzugehn, ist SEHR anstrenged. Aber ist das wirklich so extrem bei Musiklehrern? Solche empathischen Musiklehrer habe ich noch nie kennengelernt.
LG
Leonie
 
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Vollste Zustimmung! Klavierlehrer sollten besser bezahlt werden.
Das gilt aber leider auch für unzählige andere Berufe. Nahezu jeder Arbeitende wird aus seiner Sicht gute und nachvollziehbare Gründe dafür finden, warum gerade er im Vergleich zu anderen besser bezahlt werden müsste. Der eine hat ungemütliche Arbeitsbedingungen, der andere trägt viel Verantwortung, der nächste investiert viel Zeit...
Und man muss nicht Klavierlehrer sein, um z.B bis zu 16 Stunden ohne jegliche Pause arbeiten zu müssen und dabei mit unzähligen Menschen umzugehen und laufend z.T schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Aber zum Glück ist man ja in der Berufswahl frei und sucht sich das aus, was einem Spass macht...

LG
Bechsteinfreund
 
Hasenbein, wenn Dich die Lehrtätigkeit so dolle schlaucht, machst Du was falsch. :) Ich sorge mich um Dich! :p

((Und/oder Du hast wirklich wenig Ahnung von dem, was in vielen anderen (anspruchsvollen)Berufen geleistet werden muss...))
 
Hallo Chiarina,

habe heute mal wieder von hinten nach vorne gelesen :)

Das hier
P.S.: Vielleicht noch als Ergänzung: bei 10 Schüler hintereinander müsste ich mich also in der oben beschriebenen Weise 10 Mal auf einen anderen Menschen ..... einstellen. Das finde ich sehr anstrengend. Noch viel anstrengender wäre es, wenn diese 10 Schüler nur 30 min. Unterricht bei mir hätten. Und da sieht man, dass man die reine Unterrichtszeit nicht als Maßstab herhalten kann, denn danach müssten 10 Schüler a 45 min. wesentlich mehr "Arbeit" sein als 10 Schüler a 30 min. Genau umgekehrt ist es und der Grund, wieso ich nach 5 Monaten bei der Musikschule wieder gekündigt habe, war, dass ich 11 Schüler a 30 min. hintereinander unterrichten musste. Es ist unmöglich, da guten Unterricht zu machen.

trifft den Nagel auf den Kopf. Und wenn man das so nachrechnet, sagen wir mal 8 Schüler am Tag x 5 Tage die Woche, sind wir bei 40 Schülern. Das geht natürlich auch schwer, weil man Kinder ja erst ab Nachmittags unterrichten kann. also schafft man schwer 40 Schüler.
Letzendlich muß man also an einer Stellschraube drehn:

Verdienst geringer, mit wenig Geld auskommen

Verdienst weniger, finanzkräftigen Partner suchen :D

Mehr Erwachsene Vormittags unterrichten

Unterrichtsgebühren anheben, 14 tägig unterrichten, aber 60 min.

Ich weiß auch nicht, es dreht sich irgendwann im Kreis.

LG
Leonie
 
Ja was denn nun? Auch anstrengend, oder eben doch nicht?

Oh je, genau so eine Diskussion wollte ich nicht anzetteln. Schwuppdiwupp ist man dann nämlich bei der Frage gelandet, wer die bessere Arbeit leistet, wer sich mehr anstrengt, wer der Bessere ist.

Darum geht es mir überhaupt nicht!

Mir ging es darum, zu begründen, warum ein Vollzeit-Lehrer 28 Stunden unterrichtet (arbeiten tut er ja viel mehr) und warum Unterrichten etwas anderes ist als eine Tätigkeit, bei der man sich ganz auf sich selbst konzentrieren kann (wobei das z.B. in vielen Unternehmen der Wirtschaft auch nicht mehr der Fall ist und m.E. die Arbeitskraft massiv darunter leidet). Ihr hattet euch ja massiv darüber gewundert.

Lehrer ist absolut ein schwieriger Beruf, weil man u.a. nicht vorne A hineingeben kann und am Ende A wieder herauskommt. Und man hat eben nicht eine Stunde Zeit, um sich auf einen Schüler einzustellen, sondern eben gar keine (nach einem Schüler folgt der nächste, abgesehen von einer Pause, die man auch mal zwischendurch braucht). Deshalb ist für mich eine Nach- und Vorbereitung nötig. Es geht darum, das möglichst Beste für die Entwicklung des Schülers in pianistischer, aber auch persönlicher Entwicklung zu finden und zu tun. Da sollte man sich aus meiner Sicht Gedanken machen, letztlich geht das aber nur mit dem Schüler selbst, der nämlich eine Menge darüber weiß, was das Beste für ihn ist, und deshalb ist jede Unterrichtsstunde ein neues, spannendes Abenteuer.

Ich habe noch zwei Kinder, ein Haus, einen großen Garten. Ich weiß, was andere Tätigkeiten bedeuten und für Anforderungen stellen. Sie stellen unterschiedliche Anforderungen an Konzentration und Aufmerksamkeit. Das ist nun mal so. Putzen, Kochen, Gartenarbeit etc.sind alles Tätigkeiten, die nicht im entferntesten eine Konzentration wie beim Unterrichten benötigen. Ich mag in dem Zusammenhang das Wort "anstrengend" nicht. Es ist nur deshalb in die Diskussion eingeflossen, weil ich es tatsächlich als höchst anstrengend empfinden würde, 10 Schüler hintereinander zu unterrichten. Das heißt aber nicht, dass ich meinen Beruf als anstrengend empfinde. Ich unterrichte ja eben nicht so, dass ich es als anstrengend empfinde. Im Gegenteil ist er erfüllend und bedeutet mir viel. Mit anderen Menschen, Kindern, Schülern zu arbeiten, ist wunderbar. Es macht Spaß und wir lachen viel. Mit Wärme und Herz zu unterrichten ist selbstverständlich. Das heißt aber nicht, dass es leicht wäre. Es kommt immer auf die Ansprüche an, die man an sich stellt.

Übrigens: eine der "anstrengendsten" Tätigkeiten ist mit Sicherheit ein Klavierabend. Der ist in der Regel 1,5 Stunden lang, mit einer Pause dazwischen. Warum? Weil er u.a. höchste Konzentration einfordert.

Aber Coelho beschreibt noch etwas Anderes:

No Risk - No Fun

Lieber Stephan,

ohne das geht Unterrichten doch gar nicht! Wie gesagt ist jede Unterrichtssituation neu und da kann man oft nicht anders handeln. Es kommen dauernd Situationen vor, auf die man nicht vorbereitet ist/sein kann.

Liebe Grüße

chiarina
 
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@Gubu: Klar, andere schlaucht das nicht so dolle, weil sie nicht - wie z.B. Chiarina oder ich - mit dem Anspruch an die Arbeit herangehen, daß sie jederzeit 100% so gut wie möglich verrichtet werden soll. Man macht sich auch mal nen ruhigen Schuh, man unterrichtet "nach Klavierschule" bzw. nach Schema F etc.

Insofern mache ich vermutlich wirklich was falsch. Allerdings würde "es richtiger machen" in diesem Falle bedeuten: Unterricht geringerer Qualität. Und das geht nicht. Ich kriege die Krise, wenn ich das Gefühl bekomme, daß ich etwas - sei es Unterrichten oder Spielen - anfange, nicht mehr zu verbessern oder gar schlechter zu machen.

Solche empathischen Musiklehrer habe ich noch nie kennengelernt.

Wundert mich nicht - hast halt noch keinen richtig guten gehabt, sondern höchstens die übliche Durchschnittsware.

LG,
Hasenbein
 
Die Diskussion klingt so, als ob manche Berufe (z.B. Leher) höherwertig oder wertvoller oder gar wichtiger wären als andere (z.B. Dachdecker). Das ist meiner Meinung nach gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass man manche Berufe einfach nicht 40 Stunden die Woche sinnvoll ausüben kann (z.B. unterrichten oder Psychotherapie machen oder Bomben entschärfen oder als sensorischer Tester bei BMW Autos riechen oder als Fluglotse auf einen Bildschirm starren etc....).
 

Ich habe jetzt die Beiträge vor mir gelesen: ich wäre froh, wenn wir von dem unglückseligen Begriff "anstrengend" loskommen könnten. Anstrengung ist sowieso immer subjektiv und kein Qualitätsmerkmal.

Liebe Grüße

chiarina
 
Die Qualität, die primär ist, kann aber, von seltenen Ausnahmen besonders Talentierter, nur über Anstrengung erreicht werden.

Bei einem Konzertpianisten ist auch das hervorragende Klangergebnis entscheidend; dennoch spielt eine wesentliche Rolle, daß er jeden Tag ein paar Stunden zum Üben braucht und seine Tage nicht mit irgendwelchen anstrengenden Zweittätigkeiten ausgefüllt sein dürfen, wenn dieses Üben gut, effektiv und kreativ ausfallen soll.

Über einem bestimmten "Anstrengendheitsgrad" sind bestimmte Kreativtätigkeiten nicht mehr wirklich möglich, da das Hirn nicht mehr im erforderlichen "free-flowing"-Modus ist.

Natürlich ist es theoretisch möglich, daß jemand, der extrem viel und/oder anstrengend arbeitet, gleichzeitig auch sehr kreativ und sehr locker, offen usw. ist - aber das ist nun mal die große Ausnahme, und wie ich bereits sagte, ist es allzu optimistisch, anzunehmen, daß z.B. Musikanna oder musix61 solche Ausnahmen sind. Gerne lasse ich mich aber im konkreten Fall eines Besseren belehren.

LG,
Hasenbein
 
Im alten Griechenland lernten so die Meister:
indem ihre Schüler sie zu etwas befragten, über das sie zuvor nie
nachgedacht hatten, nun aber gezwungen waren, eine Antwort zu finden.


Lieber Stephan,

darauf braucht man sich nicht vorbereiten. Es genügt völlig, authentisch zu sein!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe jetzt die Beiträge vor mir gelesen: ich wäre froh, wenn wir von dem unglückseligen Begriff "anstrengend" loskommen könnten. Anstrengung ist sowieso immer subjektiv und kein Qualitätsmerkmal.

Wenn ein Pianist ein Konzert gibt (beispielsweise mit anspruchsvollen Klassikwerken), IST das sehr anstrengend, Peng, aus.
Und zwar unabhängig davon, daß es ihm gleichzeitig sehr viel Spaß macht und sehr viel gibt etc.

Deswegen ist "anstrengend" keinesfalls ein "unglückseliger Begriff", sondern einer, der hier sehr genau reinpaßt.

2 Std. Konzert geben ist VIEL weniger Arbeitszeit als 8 Stunden klempnern, und zudem macht es dem Pianisten auch noch vermutlich viel mehr Spaß als dem Klempner sein Klempnern. Dennoch ist das Konzert DEUTLICH anstrengender. Und diese Hochleistung (neben der primär wichtigen Qualität des Ergebnisses natürlich) wird dementsprechend honoriert. Peng. Aus.

Und Unterrichten liegt im Anstrengendheitsgrad halt irgendwo zwischen Klempner und Pianist; wo genau, ist je nachdem, wie engagiert der Lehrer ist, unterschiedlich.

LG,
Hasenbein
 
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Lieber Stephan,
darauf braucht man sich nicht vorbereiten. Es genügt völlig, authentisch zu sein!

ua. - The Elusive Obvious

: ich wäre froh, wenn wir von dem unglückseligen Begriff "anstrengend" loskommen könnten.

Und ich wäre froh, wenn diese blödsinnigen Unterstellungen ein Ende hätten:

Klar, andere schlaucht das nicht so dolle, weil sie nicht - wie z.B. Chiarina oder ich - mit dem Anspruch an die Arbeit herangehen, daß sie jederzeit 100% so gut wie möglich verrichtet werden soll.

Das ist lediglich eine der denkbaren Realitäten.
Es gibt allerdings auch Andere, die es eben genau deshalb gar nicht schlaucht -
ganz im Gegenteil.

Das Übrige hatte musix61 um 0.33 in einem leider verschwundenen
Beitrag bereits gesagt.
 
Es gibt allerdings auch Andere, die es eben genau deshalb gar nicht schlaucht -
ganz im Gegenteil.

Du, pppetc, hast noch nie einen 37-Stunden-Unterrichtsjob gehabt. Und Leute wie Feuchtwanger (weiß nicht, ob Du Dich gerade beispielsweise auf ihn beziehst) unterrichten auch nicht 37 Stunden die Woche.

Also bitte erstmal selber die Erfahrung machen (und zwar mit normalen Musikschülern und nicht hand-picked Privatschülern, bitte), und dann mal sehen, wie geil kreativ und mit Spaß Du dann noch unterrichtest, pppetc.

LG,
Hasenbein
 
Du, pppetc, hast noch nie einen 37-Stunden-Unterrichtsjob gehabt. Und Leute wie Feuchtwanger (weiß nicht, ob Du Dich gerade beispielsweise auf ihn beziehst) unterrichten auch nicht 37 Stunden die Woche.

Du weißt ne ganze Menge nicht.

Also bitte erstmal selber die Erfahrung machen (und zwar mit normalen Musikschülern und nicht hand-picked Privatschülern, bitte), und dann mal sehen, wie geil kreativ und mit Spaß Du dann noch unterrichtest, pppetc.

Laß es meine Sorge sein.
 

Doch klar, weiß ich. Weil Du, wie gesagt, sonst anders reden würdest.

Daß Du oder Feuchtwanger hin und wieder Tage haben, auch mal 2 oder mehr hintereinander, an denen sehr viele Stunden unterrichtet wird, kann ja alles sein. Aber das ist etwas völlig anderes, als über Monate oder Jahre fast täglich so viel zu unterrichten.
 

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