Niedrige Honorare an Musikschulen


Tjahaaaa - sozusagen die Miele-Maschine des Forums :D :D

Aber jetzt mal ohne Scheiß - daß Du Dich um eine klare Aussage, wie es bei Dir mit der Erfahrung im Viel-Unterrichten genau steht, so herumdrückst, sondern immer nur so wolkig entgegnest, sagt doch schon alles. Da es hier welche gibt, die Dich persönlich kennen, kannst Du halt nicht einfach irgendwas erfinden, also sagst Du lieber nichts. :D
 
Tjahaaaa - sozusagen die Miele-Maschine des Forums :D :D

Aber jetzt mal ohne Scheiß - daß Du Dich um eine klare Aussage, wie es bei Dir mit der Erfahrung im Viel-Unterrichten genau steht, so herumdrückst, sondern immer nur so wolkig entgegnest, sagt doch schon alles. Da es hier welche gibt, die Dich persönlich kennen, kannst Du halt nicht einfach irgendwas erfinden, also sagst Du lieber nichts. :D

Klar gibts hier Leute, die mich persönlich kennen - was sollte ich
erfinden wollen? Was soll dieses hinterfotzige Geschwafel?
 
Dann erzähl doch einfach: Wie viel Erfahrung hast Du genau mit längerfristigem Unterrichten sehr vieler Schüler?

Dann hör ich auch auf.
 
Wenn ein Pianist ein Konzert gibt (beispielsweise mit anspruchsvollen Klassikwerken), IST das sehr anstrengend, Peng, aus.
Und zwar unabhängig davon, daß es ihm gleichzeitig sehr viel Spaß macht und sehr viel gibt etc.

Deswegen ist "anstrengend" keinesfalls ein "unglückseliger Begriff", sondern einer, der hier sehr genau reinpaßt.
Ich hätte da mal 'ne Frage: Wann ist eigentlich der Mythos entstanden, dass eine Arbeit erst als etwas Ernstzunehmendes anerkannt wird, wenn man die Anstrengung beim Ausführenden spüren kann? Wenn also ein Pianist NICHT mit schmerzvollem Gesichtsausdruck am Instrument sitzt, ist seine Arbeit dann weniger wert? Irgendwie geistert bei vielen der Glaubenssatz herum, dass Arbeit grundsätzlich keinen Spaß machen darf, stets mit Leiden und Qualen verbunden ist - und dass die Musiker ohnehin alle ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, deshalb sollen diese sich glücklich schätzen, dafür überhaupt bezahlt zu werden...!

So gesehen sitzt der Berufsmusiker in der Falle: Sieht man ihm seine Freude beim Musizieren an, zweifelt man an der Seriosität des Berufsbildes - Arbeit darf keine Freude machen. Sitzt er mit leidendem Gesichtsausdruck am Instrument, schneidet er schmerzerfüllte Grimassen, will das auch keiner sehen. Was also tun?

Wahrscheinlich ist es gar nicht möglich, mit objektiven Kriterien das schwierigste oder das leichteste Berufsfeld ausfindig zu machen. Sicherlich empfindet jemand, der vorrangig aus Sachzwängen heraus beim Unterrichten gelandet ist, seinen Berufsalltag als stressiger als jemand, der aus eigenem Wunsch stets den Lehrberuf angestrebt hat. Dann spielt natürlich die Diskrepanz zwischen ursprünglichen Idealen und der rauhen Wirklichkeit eine Rolle. Was sicherlich dem Berufsmusiker in der Konsequenz zu schaffen macht, ist die weitverbreitete Einstellung, dass Kunst und Kultur dekoratives Beiwerk einer Gesellschaft für gute Zeiten ist - in Notzeiten wird zuerst dort gekürzt. Dass dies in der Praxis nicht stimmt, zeigen die Nachkriegsjahre im kriegszerstörten Deutschland: Gerade in diesen Jahren war man viel ausgehungerter nach Kultur als man vermuten würde. Offensichtlich ist an dem Wort aus dem Matthäus-Evangelium (Kap. 4, Vers 4) doch etwas dran, wonach der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt. Für die weniger Bibeltreuen ergänzte Woody Allen: Nach einer Weile braucht man auch einen Drink. Der Politik wird nicht nur seitens der Kulturschaffenden immer wieder vorgehalten, vorrangig bei Kultur und Bildung Einsparungen vorzunehmen. Andererseits wird verschiedenen Bevölkerungsteilen immer wieder die Frage gestellt, in welchen Bereichen vorrangig gespart werden sollte - und auch hier landet Kultur und Bildung auf den Wunschzetteln ganz oben. Kunst sei schön, mache aber viel Arbeit, soll Karl Valentin einst geäußert haben. Man könnte ergänzen: ...und sie soll möglichst wenig kosten! Dass das nicht funktionieren kann, liegt auf der Hand. Was aber mit Sicherheit nicht weiter hilft, ist das wechselseitige Ausspielen der Berufsbilder gegeneinander, da ja alle davon überzeugt sind, es schwerer zu haben als alle anderen. Objektiv meßbare Kriterien wie Ausbildungsdauer, Fortbildungserfordernisse, Qualifizierungsniveaus sind nun mal nur ein Teil des Ganzen. Dazu kommen die Tätigkeitsbereiche, die relativ bemessen sind: Probendienste werden bezahlt, das individuelle Üben hingegen nicht. Fazit: Auch wenn dieser Faden so lang wie die UFG werden sollte, werden wir kein allgemeingültiges Berufsbild vorliegen haben - wie denn auch?

LG von Rheinkultur

P.S.: "Man schimpft nur solange auf die Arbeit, bis man keine mehr hat.", Zitat: Sinclair Lewis (1885-1951), amerik. Romancier u. Gesellschaftskritiker
 
Es steht doch außer Frage, dass viele Musiklehrer -gerade an Musikschulen- unter schlechten Bedingungen arbeiten und schlecht bezahlt werden. Ich glaube auch, dass guter Unterricht sehr anstrengend sein kann und im Vergleich zu anderen Jobs vielleicht mehr Pausen erfordern würde, aber es gibt schon noch unzählige Jobs, die ähnliche oder größere Anforderungen an den Ausübenden stellen. Das muss aber doch hier jetzt nicht ernsthaft diskutiert werden. Natürlich hat jeder den schlimmsten und zumindest im Vergleich zu anderen schlecht bezahlten Job!
Leider spiegelt die Vergütung nicht wirklich das Mass an Anspruch der Tätigkeit wider, sonder in der Regel bestimmt die Nachfrage, der Markt den Preis.
Und da sehe ich das Problem. Ich würde für guten Klavierunterricht auch mehr zahlen ( wenn ich müsste ), als ich es tue. Viele wollen aber mehr in z.B. Unterhaltungselektronik, Sport und Reisen.. investieren, als in Musikunterricht.
Bekanntlich regelt die Nachfrage den Preis und man muss sich daher eher besorgt fragen, warum die Bedeutung von Kunst und Kultur in breiten Kreisen der Bevölkerung stetig abnimmt.

LG
Bechsteinfreund
 
Rheinkultur, ich für meinen Teil wollte doch gerade herausstellen, daß unabhängig davon, ob man beim Ausführenden / Unterrichtenden die Anstrengung spürt / sieht oder nicht, bestimmte Tätigkeiten wie Konzertieren oder Unterrichten nun mal anstrengend SIND.

Das merkt man vielleicht in dem Moment nicht so, weil man gerade voll "drin" ist, aber spätestens bei Feierabend oder am Wochenende.

Es geht doch kein bißchen darum, Mühsal zu glorifizieren; im Gegenteil, ich versuche zu verdeutlichen, daß bei Tätigkeiten wie Konzertieren oder Unterrichten hohe Qualität nur dann entstehen kann, wenn eben der Mühsal-Anteil (oder "Tretmühlen-Anteil", wie z.B. im Fall des 5 Tage die Woche lauter 30-Min.-Schüler Unterrichtenden) ein bestimmtes Maß nicht überschreitet.

LG,
Hasenbein
 
Letzlich paßt das Bild einer ungefähren Glockenkurve (die aus der Statistik) ganz gut:
gauss1.png


x- Achse: Unterrichtsmenge; y-Achse: Qualität des Unterrichts.

Wo der Maximalwert der Kurve ist, ist bei jedem unterschiedlich; daß aber der Maximalwert ausgerechnet bei 37 Unterrichtsstunden pro Woche liegen soll, und das noch bei Unterbezahlung (was nun mal ein Motivationsfaktor IST!), ist kaum vorstellbar.

Selbst wenn man es weit weniger drastisch ausdrückt als ich, ist es ein "safe bet", zu sagen, daß Musikanna und musix61 durch ihre Arbeitsbelastung / Arbeitsbedingungen ein gutes Stück unter der Unterrichtsqualität bleiben, die sie bei weniger Stunden pro Woche (plus möglichst noch mehr Geld pro Stunde) zu bieten imstande wären.

Und daher sage ich halt, daß ihr Unterricht mit großer Wahrscheinlichkeit suboptimal ist und ich z.B. mein Kind da nicht hinschicken würde.

LG,
Hasenbein
 

Ich würde für guten Klavierunterricht auch mehr zahlen ( wenn ich müsste ), als ich es tue. Viele wollen aber mehr in z.B. Unterhaltungselektronik, Sport und Reisen.. investieren, als in Musikunterricht.
Bekanntlich regelt die Nachfrage den Preis und man muss sich daher eher besorgt fragen, warum die Bedeutung von Kunst und Kultur in breiten Kreisen der Bevölkerung stetig abnimmt.

LG
Bechsteinfreund


Hallo Bechsteinfreund. Genau hier liegt doch das Problem. Ich zahle für meinen - nach meinem Empfinden sehr kompetenten - Klavierunterricht etwas über 130€ im Monat bei 45 min Unterricht die Woche. Ich habe mir den Großteil des Studiums durch eigene Arbeit (heißt kein BAföG und kein Unterhalt) finanziert. Ich habe dabei meine Priorität auf den Klavierunterricht gelegt und auf andere Dinge verzichtet. Mehr geht aber auch nicht. Bei einer Doppelbelastung von 30h Arbeiten und 40 h Examensvorbereitung ist einfach mehr nicht drin. Heißt: Wäre mein Unterricht teurer, dann müsste ich darauf verzichten. Nicht weil meine Klavierlehrerin nicht mehr Geld verdient hätte, sondern weil bei einer 70h Woche (ohne An-/abreise zur Uni und zum Job) einfach kein Puffer mehr da ist.
 
Bekanntlich regelt die Nachfrage den Preis und man muss sich daher eher besorgt fragen, warum die Bedeutung von Kunst und Kultur in breiten Kreisen der Bevölkerung stetig abnimmt.

Das ist nicht richtig.

In der Unterschicht stimmt das; da findet das statt, was z.B. im Film "Idiocracy" satirisch dargestellt wird.

In der Mittel- und Oberschicht ist das Interesse an Kultur ungebrochen; man hat nur keinen Bock mehr, dafür zu bezahlen! (Während für fette Autos, Urlaube, dauernd auswärts essen und trinken etc. stets genug Kohle da ist.)
 
Was sicherlich dem Berufsmusiker in der Konsequenz zu schaffen macht, ist die weitverbreitete Einstellung, dass Kunst und Kultur dekoratives Beiwerk einer Gesellschaft für gute Zeiten ist - in Notzeiten wird zuerst dort gekürzt.
Ich glaube nicht, dass staatliche Subvention die beste Lösung ist. Jedenfalls lese ich diese Zeile von dir als Kritik an staatlichen Kürzungen der Kulturausgaben.

Meine Kritik würde früher ansetzen: An der Schere was Bildungsausgaben angeht. Mit idiotischen Ideen wie Studiengebühren oder mit absurder Auswahl des Schultyps für Kinder, so dass Kinder von Nichtakademikern oft auf die Haupt- oder Realschulschiene kommen. Bildung gilt in jenen Schichten als erforderliches Übel um überhaupt mal eine Arbeit zu bekommen. Wir brauchen eine Einstellung, dass nur Bildung ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Und dass Dinge, die man für einen Job nicht braucht, als geistige Anregung uns eine Existenz als Menschen ermöglichen (im Vergleich zu einem Arbeitspferd.)

Wir züchten uns eine Reihe an Leuten, die weniger gebildet sind als erforderlich. Kulturanbieter, die von ihrer Kunst leben wollen, brauchen ein möglichst breites Publikum und setzen daher auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. So ist Dieter Bohlen erfolgreich während ein Musiker mit Anspruch nur Insidern bekannt ist.


Wir brauchen an Schulen auch ein ordentliches Kunst-Schulfach. Es wäre mir egal, ob Schüler nun etwas schnitzen, töpfern, malen, oder ob sie musizieren. Hauptsache, sie lernen, sich auszudrücken.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und was soll dann bitte diese absolute Blödsinnsfrage, die nur dazu dient, mir unsachlich an den Karren zu fahren?
 
Das ist nicht richtig.

In der Unterschicht stimmt das; da findet das statt, was z.B. im Film "Idiocracy" satirisch dargestellt wird.

In der Mittel- und Oberschicht ist das Interesse an Kultur ungebrochen; man hat nur keinen Bock mehr, dafür zu bezahlen! (Während für fette Autos, Urlaube, dauernd auswärts essen und trinken etc. stets genug Kohle da ist.)

Dann gibt die Oberschicht das Geld also für etwas aus, dass ihr wichtiger ist ? Da zeigt doch nun wirklich kein grosses Interesse an Musik, oder?? Oder die Oberschicht ist so arm, dass sie Prioritäten setzen muss und lieber Essen kauft...

Aber, liebe Cathain, es ist klar, dass natürlich auch nicht so vermögenden Menschen Zugang zur Musik geschaffen werden muss. Das wird jetzt langsam sehr komplex und sprengt den Rahmen. Das fällt eher unter "Kulturförderung", würde jedoch im Falle von Subventionen schließlich den Musiklehrern gut tun....

LG
Bechsteinfreund
 

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