Du weißt genau, daß jedem Unterrichtserfahrenen klar ist, daß man mit einer 37-Stunden-Unterrichtswoche keine gute Unterrichtsvorbereitung und keine wirkliche Fortbildung / Weiterentwicklung machen kann.
Das dachte und behauptete ich früher, mit 10 Schülern, auch. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es geht. Wenn DU es also Dir nicht vorstellen kannst oder die Erfahrung gemacht hast, dass DU es nicht schaffst, heißt es noch lange nicht, dass es nicht auch anders geht.
Also mach mal halblang und sei ehrlich, so wie Du es in Deinem vorigen Posting eigentlich auch schon warst.
Bin ich. Habe ja geschrieben, dass ich mich nicht als einen Stern auf dem KL-Himmel betrachte. Aber für Dich ist alles, was nicht spitzemäßig ist, gleich Schrott (sorry, dass nun meinerseits eine Behauptung kam - liest sich aber aus Deinen Beiträgen so).
Ich bin auch stets ehrlich, und ich plustere mich keinesfalls als leuchtendes Vorbild auf, sondern sage lediglich objektive Tatsachen über mich: daß mein Unterricht definitiv heute wesentlich besser ist als vor Jahren
meiner auch, allein schon durch reichhaltige Erfahrung... wer nicht dazu lernt, kann wirklich einpacken.
Du hast selber geschrieben, daß Dein Unterrichtssstil sich nicht von früher unterscheidet (also logischerweise kaum Weiterentwicklung stattgefunden hat!) und daß Du manchmal nicht mehr weißt, was in der letzten Stunde los war bzw. wo der Schüler steht.
Genau das meinte ich mit Worte verdrehen.:D und wusste, dass das kommt.
Natürlich hat sich mein Unterricht weiterentwickelt. Heute würde ich viele Unterrichtssituationen von früher ganz anders angehen, ich bringe ständig neue Inhalte und Methoden in meine Arbeitsweise hinein und suche immer nach noch besseren Wegen, Schülern das zu vermitteln, was aus meiner Sicht wichtig ist. (Bevor jetzt wieder sowas kommt - nein, ich bin kein Diktator. Aus meiner Sicht wichtig - bedeutet, für den betreffenden Schüler in der jeweiligen Situation wichtig)
Nicht verändert hat sich mein Engagement für die Musik, für die Vermittlung ihrer Schonheit, usw. Weißt Du, wer selber einen so tollen Unterricht von lauter super engagierten Lehrern erleben durfte, wie ich, die dieses Glück hatte, kann einfach nicht einen 08/15 Unterricht geben, man wird nicht glücklich damit.
Du, Hasenbein, behauptest, stets ehrlich zu sein. Dabei verdrehst Du mir meine Worte und machst aus der Bemerkung, dass ich fast immer weiß, wo wir standen, eine Schlussfolgerung, dass ich es manchmal nicht weiß. Schön und gut. Weißt DU das denn IMMER, auch nach mehreren Wochen, wenn mal eine längere Pause war? Wenn Du jetzt JA sagst, dann muss ich an Deiner Ehrlichkeit zweifeln. Oder annehmen, dass ich mit einem Übermenschen zu tun habe.
Wahrscheinlich kommst Du jetzt mit "Nachbereitung und Notizen machen". Wer macht sie denn nicht, wenn erforderlich. Aber weißt Du es auch so, aus dem Kopf, weil Dir der Unterricht wichtig ist und Dich auch nach Arbeitsschluss emotionell beschäftigt?
Genauso kannst Du ja über jeden behaupten, der hier erwähnt hat, mal Fehler gemacht zu haben, dass der nichts taugt, da er ja Fehler macht: "Um Gottes Willen, nimm keinen Unterricht bei X, er macht ja schließlich Fehler! Ganz schlecht, der KL!"
Also sei bitte nicht realitätsfremd.
Andererseits gibt es hier Leute, die vielleicht einen Klavierlehrer suchen und die wissen sollten, daß eine überlastete Lehrkraft aller Wahrscheinlichkeit nicht zu empfehlen ist, wenn man Wert auf Qualität legt.
Das war ja auch mein Anliegen, Dir hier zu antworten. Nicht, um mich selber besser zu präsentieren.
Denn Du scherst alle über einen Kamm, und das ist vielen gestandenen Kollegen gegenüber nicht fair.
An einer anderen Stelle hast Du geschrieben, dass guter Unterricht nur mit viel Energie möglich ist und bei Überbelastung nicht funktioniert. Gebe ich Dir völlig recht. Überbelastet fühle ich mich selten. Ich könnte auch 50 Schüler haben (kenne auch solche Kollegen - und sagte früher auch, wie ist das möglich! Heute bin ich reifer und kann mir alles vorstellen, auch dass jemand so viel Enrgie hat, dass er nicht mal bei dieser Auslastung schlechten Unterricht macht), aber das tue ich mir nicht an.
Ich schöpfe meine Energie aus meiner Liebe zu der Sache, die ich mache, und aus dem Echo, das von den Schülern zurück kommt. Wie ich schon erwähnte, bleiben bei mir leider oft andere Sachen auf der Strecke. Für sie habe ich dann wirklich keine Energie mehr.
(Andere Möglichkeit bei Viel-Unterrichtenden ist natürlich, daß diese Lehrkraft sich einfach einen ruhigen Schuh macht und routiniert nach Schema F unterrichtet; dann kann man natürlich auch 37 Stunden ganz gut überstehen... so eine ist aber natürlich genauso wenig bzw. sogar noch weniger zu empfehlen...)
Einverstanden. Völlig. Aber eben "andere Möglichkeit". Wie es sicherlich noch weitere andere Möglichkeiten gibt. Man sollte gelegentlich über den eigenen Horizont hinausblicken können.
LG Anna