Niedrige Honorare an Musikschulen

Beim Selbständigen zählt die Zeit ab dann, wenn er das Haus verlässt
Bis er wieder heimkommt? So hab' ich das nie gezählt. Hm, lass mich mal nachrechnen, ... . Da käme ich für das letzte halbe Jahr auf ca. 110h/Woche, ... . Und da ist die Stunde am Wochenende, wo ich mich um so einen Mist wie die Steuererklärung kümmer' noch nicht drin.


Beim Selbständigen zählt die Zeit ab dann, wenn er das Haus verlässt und ein Essen am Abend mit Mandanten/Geschäftsfreunden, das oft mehr Freizeitcharakter hat

Ach so, verrätst Du mir noch die Branche, damit ich mich entsprechend ausrichten kann? Ich suche nämlich für demnächst noch Tätigkeitsfelder.

Geändert von Bassplayer (Heute um 22:02 Uhr) Grund: Hoe Hue hat mich so zitiert, als hätte ich eine Regel aufgestellt, was ich aber nicht wollte.
Das klingt, als hätte ich da irgendwie falsch zitiert, was nicht stimmt. Das stand da wirklich so, wie ich's zitiert habe.

Ich halte es ohnehin für müßig, hier Vergleiche anzustellen, etwa um daraus einen "gerechten Lohn" abzuleiten oder die Ungerechtigkeit des Status Quo anzuprangern. Ich halte das für Unfug, weil es dafür wohl nie eine objektive Definition geben kann.

Das schöne an der Marktwirtschaft ist doch: Niemand braucht festzulegen, welche Entlohnung für welches Arbeitspensum bei welcher Qualifikation jetzt gerecht ist. Es reicht, wenn sie fair ist. Und das ist sie definitionsgemäß dann der Fall, wenn beide Seiten damit einverstanden sind. Wenn nicht, lässt man's halt und macht was anderes.
 
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@HoeHue: Du hast mich missverstanden. Ich meinte nicht, dass das bei Selbständigen so gezählt werden muss; ich kenne nur aus Thekengesprächen genug Selbständige, die so zählen und dann in ihrer z. B. 60-Std.Woche berufliche Zeiten reinrechnen, die sie beim Arbeitnehmer mit 40 Stunden unberücksichtigt lassen und fälschlicherweise annehmen, sie seien in der Woche 20 Stunden mehr beruflich unterwegs als der Arbeitnehmer. Wenn der Arbeitnehmer täglich noch 2 Stunden mit Fahrzeit verbringt, hat er halt auch weniger Freizeit zur Entspannung.
 
Du weißt genau, daß jedem Unterrichtserfahrenen klar ist, daß man mit einer 37-Stunden-Unterrichtswoche keine gute Unterrichtsvorbereitung und keine wirkliche Fortbildung / Weiterentwicklung machen kann.
Das dachte und behauptete ich früher, mit 10 Schülern, auch. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es geht. Wenn DU es also Dir nicht vorstellen kannst oder die Erfahrung gemacht hast, dass DU es nicht schaffst, heißt es noch lange nicht, dass es nicht auch anders geht.

Also mach mal halblang und sei ehrlich, so wie Du es in Deinem vorigen Posting eigentlich auch schon warst.
Bin ich. Habe ja geschrieben, dass ich mich nicht als einen Stern auf dem KL-Himmel betrachte. Aber für Dich ist alles, was nicht spitzemäßig ist, gleich Schrott (sorry, dass nun meinerseits eine Behauptung kam - liest sich aber aus Deinen Beiträgen so).

Ich bin auch stets ehrlich, und ich plustere mich keinesfalls als leuchtendes Vorbild auf, sondern sage lediglich objektive Tatsachen über mich: daß mein Unterricht definitiv heute wesentlich besser ist als vor Jahren
meiner auch, allein schon durch reichhaltige Erfahrung... wer nicht dazu lernt, kann wirklich einpacken.

Du hast selber geschrieben, daß Dein Unterrichtssstil sich nicht von früher unterscheidet (also logischerweise kaum Weiterentwicklung stattgefunden hat!) und daß Du manchmal nicht mehr weißt, was in der letzten Stunde los war bzw. wo der Schüler steht.
Genau das meinte ich mit Worte verdrehen.:D und wusste, dass das kommt.
Natürlich hat sich mein Unterricht weiterentwickelt. Heute würde ich viele Unterrichtssituationen von früher ganz anders angehen, ich bringe ständig neue Inhalte und Methoden in meine Arbeitsweise hinein und suche immer nach noch besseren Wegen, Schülern das zu vermitteln, was aus meiner Sicht wichtig ist. (Bevor jetzt wieder sowas kommt - nein, ich bin kein Diktator. Aus meiner Sicht wichtig - bedeutet, für den betreffenden Schüler in der jeweiligen Situation wichtig)

Nicht verändert hat sich mein Engagement für die Musik, für die Vermittlung ihrer Schonheit, usw. Weißt Du, wer selber einen so tollen Unterricht von lauter super engagierten Lehrern erleben durfte, wie ich, die dieses Glück hatte, kann einfach nicht einen 08/15 Unterricht geben, man wird nicht glücklich damit.

Du, Hasenbein, behauptest, stets ehrlich zu sein. Dabei verdrehst Du mir meine Worte und machst aus der Bemerkung, dass ich fast immer weiß, wo wir standen, eine Schlussfolgerung, dass ich es manchmal nicht weiß. Schön und gut. Weißt DU das denn IMMER, auch nach mehreren Wochen, wenn mal eine längere Pause war? Wenn Du jetzt JA sagst, dann muss ich an Deiner Ehrlichkeit zweifeln. Oder annehmen, dass ich mit einem Übermenschen zu tun habe.
Wahrscheinlich kommst Du jetzt mit "Nachbereitung und Notizen machen". Wer macht sie denn nicht, wenn erforderlich. Aber weißt Du es auch so, aus dem Kopf, weil Dir der Unterricht wichtig ist und Dich auch nach Arbeitsschluss emotionell beschäftigt?

Genauso kannst Du ja über jeden behaupten, der hier erwähnt hat, mal Fehler gemacht zu haben, dass der nichts taugt, da er ja Fehler macht: "Um Gottes Willen, nimm keinen Unterricht bei X, er macht ja schließlich Fehler! Ganz schlecht, der KL!"

Also sei bitte nicht realitätsfremd.

Andererseits gibt es hier Leute, die vielleicht einen Klavierlehrer suchen und die wissen sollten, daß eine überlastete Lehrkraft aller Wahrscheinlichkeit nicht zu empfehlen ist, wenn man Wert auf Qualität legt.
Das war ja auch mein Anliegen, Dir hier zu antworten. Nicht, um mich selber besser zu präsentieren.
Denn Du scherst alle über einen Kamm, und das ist vielen gestandenen Kollegen gegenüber nicht fair.
An einer anderen Stelle hast Du geschrieben, dass guter Unterricht nur mit viel Energie möglich ist und bei Überbelastung nicht funktioniert. Gebe ich Dir völlig recht. Überbelastet fühle ich mich selten. Ich könnte auch 50 Schüler haben (kenne auch solche Kollegen - und sagte früher auch, wie ist das möglich! Heute bin ich reifer und kann mir alles vorstellen, auch dass jemand so viel Enrgie hat, dass er nicht mal bei dieser Auslastung schlechten Unterricht macht), aber das tue ich mir nicht an.
Ich schöpfe meine Energie aus meiner Liebe zu der Sache, die ich mache, und aus dem Echo, das von den Schülern zurück kommt. Wie ich schon erwähnte, bleiben bei mir leider oft andere Sachen auf der Strecke. Für sie habe ich dann wirklich keine Energie mehr.

(Andere Möglichkeit bei Viel-Unterrichtenden ist natürlich, daß diese Lehrkraft sich einfach einen ruhigen Schuh macht und routiniert nach Schema F unterrichtet; dann kann man natürlich auch 37 Stunden ganz gut überstehen... so eine ist aber natürlich genauso wenig bzw. sogar noch weniger zu empfehlen...)
Einverstanden. Völlig. Aber eben "andere Möglichkeit". Wie es sicherlich noch weitere andere Möglichkeiten gibt. Man sollte gelegentlich über den eigenen Horizont hinausblicken können.

LG Anna
 
Du weißt genau, daß jedem Unterrichtserfahrenen klar ist, daß man mit einer 37-Stunden-Unterrichtswoche keine gute Unterrichtsvorbereitung und keine wirkliche Fortbildung / Weiterentwicklung machen kann.


Das ist natürlich kompletter Humbug - bei Dir wunder ich mich über
gar nix mehr, und so auch nicht darüber, woher Du Deine steilen Thesen
immer wieder nimmst.

Erstens bleiben pro Woche bei 37 Stunden noch ebensoviel weitere, in denen
man tun und lassen kann, was man möchte.

Zwotens sind diese 37 Stunden, werden sie richtig gemacht, eine
permanente Fort- und Weiterbildung.

So what?
 
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Das ist natürlich kompletter Humbug - bei Dir wunder ich mich über
gar nix mehr, und so auch nicht darüber, woher Du Deine steilen Thesen
immer wieder nimmst.

Erstens bleiben pro Woche bei 37 Stunden noch ebensoviel weitere, in denen
man tun und lassen kann, was man möchte.

Zwotens sind diese 37 Stunden, werden sie richtig gemacht, eine
permanente Fort- und Weiterbildung.

So what?

So viel ist schon mal klar: DU hast noch nie annähernd so viel unterrichtet, sonst würdest Du nicht so reden.

37 Stunden unterrichten ist was völlig anderes als 37 Stunden "normale" Arbeit, weil man während des Unterrichts die ganze Zeit "voll da" sein muß.

LG,
Hasenbein
 
Au ja da hat er Recht! Als Handwerker bin ich immer völlig neben mir, überhaupt nicht da. Die 37-60 Stunden merke ich gar nicht. Die Arbeit geht wie von alleine...ist wie Urlaub.
Gott bin ich froh, kein Lehrer geworden zu sein (war mal ein Berufswunsch von mir). :D
 
Wenn ich meine Sicht formuliere, stimme ich in allem außer der Beurteilung des Unterrichts von Musikanna, musix und viel unterrichtenden Kollegen hasenbein zu. Den Unterricht von z.B. Musikanna kann man m.E. auf keinen Fall nur durch die vielen Schüler beurteilen. Auf jeden Fall wirkt sie kein bisschen überlastet :) - im Gegenteil - und darauf kommt es an. Sie hat offensichtlich einen Weg gefunden, mit der Situation umzugehen und das Beste draus zu machen. Man kann die Qualität eines Unterrichts nie anhand nur eines Ausschnitts beurteilen. Es gibt oft Faktoren, die ungünstig sind (schlechtes Unterrichtsinstrument an Musikschulen, zu kleine Räume .......) - man kann trotzdem guten Unterricht geben.

Ansonsten aber spricht mir hasenbein aus der Seele. Ich kann schon verstehen, dass andere Selbständige sich augenreibend wundern, was denn an 31 Vollstunden in der Woche so viel und anstrengend sein soll, aber Unterrichten ist etwas völlig (!) anderes als andere Tätigkeiten, die natürlich auch anstrengend sein können bzw. sind. Mein Mann ist Kreditberater und sagt immer, dass Kundengespräche etwas ganz anderes sind als die anderen erforderlichen Arbeiten.

Wenn man so unterrichtet, dass man immer aus der eigenen Perspektive heraus unterrichtet, eine feste Vorstellung von der Stunde hat, von der nicht abgerückt wird und also selbst den Plan gestalten kann im Unterricht, ist Unterrichten tatsächlich nicht anstrengend. Weil man selber der "Macher" ist. Man sagt dem Schüler, wie er's machen soll und fertig.

Das ist nicht meine Vorstellung eines guten Unterrichts. Durch die Vorbereitung und Nachbereitung des Unterrichts gehe ich aber natürlich schon mit einem oder mehreren didaktischen Zielen, die genau auf den Stand des Schülers zugeschnitten ist, in den Unterricht. Zu diesem Ziel habe ich mir mehrere mögliche Methoden überlegt, die sich wiederum nach den Bedürfnissen, Vorlieben und Fähigkeiten des Schülers richten. Was bei einem Schüler wunderbar funktioniert, funktioniert bei dem anderen überhaupt nicht, die Unterschiede sind riesig und jeder neue Schüler bedeutet neue Erfahrungen und auch neue Wege. Das macht das Lehren so interessant und erfüllend und das ist u.a. der Grund, wieso es keine Methode gibt, die auch nur für einen Großteil der Schüler erfolgversprechend ist.

Bei den eigenen Überlegungen zu Unterrichtszielen und - methoden, zu möglichen Problemsituationen im Unterricht kommen einem immer wieder neue Ideen, und um die zu kriegen, braucht man Ruhe. Man muss Zeit haben, über Dinge nachzudenken, sich weiter zu bilden. Vor allem brauche ich Zeit, über die Schüler nachzudenken. Man muss das nicht, aber für mich geht es nur so.

Wenn man also nun entsprechend vorbereitet in den Unterricht geht, ist es keinesfalls so, dass man jetzt Unterricht "nach Plan" macht. Dann wären wir ja wieder bei dem einfachen Unterricht, den ich oben beschrieben habe. Nein, im Gegenteil, hat man alle vorhandenen Antennen ausgefahren, denn das was ich für richtig finde, ist keineswegs immer gerade in diesem Moment, in dieser Unterrichtsstunde für den Schüler richtig und sinnvoll. Er ist nicht der Gleiche wie vor einer Woche und gerade bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen muss man spüren, was IST. Man schaut, wie ein Schüler reagiert, welche Körpersprache er hat, was er äußert und trifft immer wieder so die Entscheidungen über die Lehrinhalte. Der Abgleich zwischen dem inneren didaktischen Ziel des Lehrers und dem, was der Schüler gerade braucht und was für ihn am besten ist, erfordert höchste Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Ich treffe also als Lehrer immer wieder in Bruchteil von Sekunden Entscheidungen, die auf den Überlegungen zum Unterricht (Nach- und Vorbereitung), meinem pädagogischen und pianistischen Können, Instinkt, Intuition und meiner Einschätzung der Situation des Schülers beruhen. Gleichzeitig ist das Ganze auch von Humor, Lust und Freude am Klavierspielen bestimmt. In guter Atmosphäre lernt und lehrt es sich erheblich besser und so ist auch die Schaffung einer entsprechenden Unterrichtsatmosphäre sehr wichtig.

Ich kann nur sagen, dass ich so einen Unterricht nicht leisten könnte, wenn ich so viel unterrichten müsste. Es ist für mich sogar wichtig, welche Schüler hintereinander kommen. Abwechslung ist wichtig und vier Anfänger hintereinander ungünstig. Da hilft dann eine Pause nach zwei Schülern, um den Kopf wieder für die nächsten zwei Schüler frei zu haben.

So zu unterrichten kostet einfach Kraft, so erfüllend es ist, und lässt sich nicht mit Tätigkeiten vergleichen, in denen man sich ganz auf sich selbst konzentrieren kann (bitte das nicht als Abwertung verstehen, so ist das KEINESFALLS gemeint!!!). Aber das ist der Grund, wieso Lehrer an Schulen 28 Wochenstunden geben als Vollzeitkraft. Ich zumindest kenne keine Routine beim Unterrichten.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Vielleicht noch als Ergänzung: bei 10 Schüler hintereinander müsste ich mich also in der oben beschriebenen Weise 10 Mal auf einen anderen Menschen ..... einstellen. Das finde ich sehr anstrengend. Noch viel anstrengender wäre es, wenn diese 10 Schüler nur 30 min. Unterricht bei mir hätten. Und da sieht man, dass man die reine Unterrichtszeit nicht als Maßstab herhalten kann, denn danach müssten 10 Schüler a 45 min. wesentlich mehr "Arbeit" sein als 10 Schüler a 30 min. Genau umgekehrt ist es und der Grund, wieso ich nach 5 Monaten bei der Musikschule wieder gekündigt habe, war, dass ich 11 Schüler a 30 min. hintereinander unterrichten musste. Es ist unmöglich, da guten Unterricht zu machen.
 
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Viiiiiiiielen Dank, Chiarina!

Ich wollte gerade gewaltig losschimpfen über diesen unsäglichen Quatsch, der hier über Instrumental- und Schulunterricht verbreitet wird, aber Du hast es exzellent zusammengefaßt!

Nur Ahnungslose können sagen: "Aha, Du unterrichtest 37 Stunden die Woche, also arbeitest Du nur 27,75 Stunden die Woche".

Erstens kann man mal die tatsächlichen Arbeitszeiten ermitteln:

27,75 Unterrichten (das sind übrigens nur die tatsächlichen Unterrichtseinheiten; Pausen, die mindestens 1x an einem langen Unterrichtsnachmittag erforderlich sind, werden NICHT mitbezahlt, im Gegensatz zu normalen Angestelltenjobs!)
14 Üben, Komponieren, Arrangieren (2 Stunden pro Tag auch am Wochenende, ein Musiker MUSS AUCH ÜBEN! Sonst ist er auch kein richtig guter Lehrer, man kann nicht nur unterrichten, ohne selber Spieler zu sein!)
5 Unterrichtsvorbereitung
5 Organisation, Administration, Zusatzveranstaltungen
8 1x Auftritt pro Woche

(nur mal so ein Beispiel, die tatsächlichen Zeiten können noch eine Ecke darüber liegen, z.B. wenn mehr Auftritte vorhanden sind oder Vorspiele / Konferenzen)
-> roundabout 60 Stunden!

Zweitens kommt das, was Chiarina und ich bereits sagten, hinzu: Beim Unterrichten ist eine derartige permanente Konzentration erforderlich, daß das nicht mit "gewöhnlicher" Arbeit vergleichbar ist.

Offenbar sind hier tatsächlich welche der Meinung (und da wundert mich gar nichts mehr, auch im Hinblick auf die Entwicklung, daß Musikern immer weniger Geld zugestanden wird), daß die "geringe" Anzahl von Stunden, die zu einer Musikschul- oder auch Regelschul- Vollzeitstelle gehört, ein Luxus-Zugeständnis sei. Nein, verdammte Kiste! Es ist, weil das eine angemessene, noch schaffbare Höchststundenzahl ist!

Sie hat offensichtlich einen Weg gefunden, mit der Situation umzugehen und das Beste draus zu machen. Man kann die Qualität eines Unterrichts nie anhand nur eines Ausschnitts beurteilen. Es gibt oft Faktoren, die ungünstig sind (schlechtes Unterrichtsinstrument an Musikschulen, zu kleine Räume .......) - man kann trotzdem guten Unterricht geben.

Klar, theoretisch kann man das. Aber, come on: Die Wahrscheinlichkeit ist nun wirklich SEHR gering, daß musix61 so ein selbstloses Wundertier ist, das für niedrigste Honorare so viel arbeitet und dabei noch wirklich gut unterrichtet.

"Das Beste draus machen" heißt ja noch lange nicht "gut unterrichten" (d.h. so, daß unsereins sein Kind da hinschicken würde).

LG,
Hasenbein

P.S.: Bei Jazz-Rock-Pop-Lehrern erhöht sich die Stundenzahl zur Unterrichtsvorbereitung nochmal deutlich gegenüber "Klassik"-Lehrern, weil die nur die richtigen Noten aussuchen müssen und ein bißchen das methodische Vorgehen überlegen, wir hingegen dauernd noch arrangieren, aufnehmen usw.
 
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Bei den eigenen Überlegungen zu Unterrichtszielen und - methoden, zu möglichen Problemsituationen im Unterricht kommen einem immer wieder neue Ideen, und um die zu kriegen, braucht man Ruhe. Man muss Zeit haben, über Dinge nachzudenken, sich weiter zu bilden. Vor allem brauche ich Zeit, über die Schüler nachzudenken. Man muss das nicht, aber für mich geht es nur so.


Der Kopte sagte:

Ich bin ein gebildeter Mann, habe viele Jahre des Lebens damit
verbracht, Dinge aus vergangenen Jahrhunderten wiederherzustellen
und zu klassifizieren. Ich habe über Politik diskutiert, dennoch weiß
ich jetzt nicht genau, was ich sagen soll. Aber ich werde die göttliche
Kraft bitten, mein Herz zu läutern. Ihr stellt mir Fragen, und ich
werde antworten. Im alten Griechenland lernten so die Meister:
indem ihre Schüler sie zu etwas befragten, über das sie zuvor nie
nachgedacht hatten, nun aber gezwungen waren, eine Antwort zu finden.

Die Schriften von Accra - Paulo Coelho​
 

Ich kann schon verstehen, dass andere Selbständige sich augenreibend wundern, was denn an 31 Vollstunden in der Woche so viel und anstrengend sein soll, aber Unterrichten ist etwas völlig (!) anderes als andere Tätigkeiten, die natürlich auch anstrengend sein können bzw. sind.
Ja was denn nun? Auch anstrengend, oder eben doch nicht?

Meine Güte....
Nimm mal einen Klempner. Der hat bis zu 14 Kundentermine pro Tag. Reparatur ist auch hier reine Nebensache. Er muss Kundengespräche führen, irgend wie unbezahlte Pausen einschieben (wer kommt auf die blöde Idee, Pausen der Angestellten wären bezahlt?) und nach 18:00 setzt er sich hin und fängt an seine Zettel zu schreiben. Das Ganze für lumpige 8 Euro die Stunde.
Oder stellt Euch mal 8 Stunden am Tag an ein Fließband. Versucht mal, auf einem Ausflugsschiff zu kellnern. Tragt 1000 m² Dachsteine aus. Baut einen Dachstuhl, Entwickelt eine Software für Kreditunternehmen unter Zeitdruck, arbeitet einen Tag für DHL...

Jeder Beruf ist schwer und was ganz Spezielles. Eine gute Planung, System und Erfahrung bringen in jedem Beruf Erleichterung. Manche kommen gut damit klar und schaffen viel in kurzer Zeit, andere weniger. Genau das macht einen guten Arbeiter/Lehrer/was auch immer aus. Wer ne Stunde braucht, um sich auf eine neue Aufgabe/neuen Schüler einzustellen, ist eben kein so Guter und schafft nicht so viel.
Ich gebe gerne Recht, wenn es um zu niedrige Honorare von Lehrern geht, aber quakt nicht so rum, als wäre Lehrer nun der schwierigste Beruf schlecht hin. Am Ende macht er sogar Spaß...dann wäre er leicht.

... daß das nicht mit "gewöhnlicher" Arbeit vergleichbar ist.
Solche Sätze mag ich ganz besonders.
 
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Zitieren kann ich mich auch:

Mit Intuition ist - im Gegensatz zum landläufigen Sprachgebrach - nicht etwas auch
bloß im Enferntesten Nebulöses bezeichnet, sondern etwas sehr Exactes.
Feldenkrais sagt es so:
Intuition kommt vor auf einem Gebiet, von dem einer schon große Erfahrung
hat und das für ihn von entscheidendem persönlichen Interesse ist.
- Moshe Feldenkrais Die Entdeckung des Selbstverständlichen - Insel/Frankfurt 1985, S.142
Im Englischen ist der Titel des Buches aber viel, viel schöner: The Elusive Obvious


Aber Coelho beschreibt noch etwas Anderes:

No Risk - No Fun


g+k

stephan
 
Der Klempner muß seine Arbeit OK schaffen. Das heißt, für die meisten Aufgabenstellungen entwickeln sich mit der Zeit Routinelösungen, die vonstatten gehen, ohne daß der Klempner hochkonzentriert oder hochaufmerksam sein muß oder total nachdenken muß. Ist dann halt über weite Strecken nicht viel anders als z.B. aufmerksames Autofahren.

Beim Lehrer hingegen ist ständige detaillierte, individuelle Aufmerksamkeit und "psychologisches Gespür" erforderlich; in den knappen Unterrichtseinheiten ist zudem, sollen sie ihr Geld wert sein, kein phasenweises Laissez-Faire möglich (z.B. locker plaudern, eine rauchen, Käffchen machen, telefonieren etc.).

Wie gesagt, wer schon mal regelmäßig viel unterrichtet hat, für den sind dies Binsenweisheiten.

Und ich fang lieber gar nicht erst an von den zahlreichen nachlässigen, schlechten Klempnern, die ich schon erlebt habe (nachdem sie mir dann mal nach vielen Tagen bis Wochen die Gnade erwiesen hatten, bei mir aufzukreuzen, meist ohne alle eigentlich klar erforderlichen Utensilien mitzuhaben, die sie dann entweder noch schnell holen fahren mußten, oder es wurde ein weiterer Termin ausgemacht...)

LG,
Hasenbein
 
Das heißt, für die meisten Aufgabenstellungen entwickeln sich mit der Zeit Routinelösungen, die vonstatten gehen, ohne daß der Klempner hochkonzentriert oder hochaufmerksam sein muß oder total nachdenken muß.
Du hast nicht oder nicht richtig und nicht alle Beispiele gelesen.
 
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Du hast nicht oder nicht richtig und nicht alle Beispiele gelesen.

Doch, habe ich.

Also nochmals: Die von Dir genannten Berufe / Tätigkeiten sind selbstverständlich oft sehr anstrengend und auslaugend.

Aber es reicht zu ihrer Erfüllung, die Tätigkeiten irgendwie OK zu Ende zu führen (Ausnahme: Softwareentwickler). Sie erfordern keine besondere Geistesleistung.

Für die zum Lehren erforderliche Geistesleistung muß aber ein ausreichender zeitlicher Freiraum vorhanden sein (Chiarina erklärte es weiter oben bereits), da Menschen, die die ganze Zeit wie blöde eine "Aufgabe" und einen "Termin" nach dem anderen abarbeiten, nicht so kreativ und hoch-wach sein können, wie es erforderlich ist. (Von manchen hyperaktiven Workaholics abgesehen, die das trotzdem hinkriegen - meist wartet nach Jahren der Burnout oder eine andere Erkrankung auf sie...)

Ich habe auch schon in "normalen" Berufen 8 Std. pro Tag gearbeitet, kann also durchaus mitreden. Du, Peter, weißt aber überhaupt nicht, wie es ist, ein Lehrer zu sein, und bekommst nur Deinen netten, aufmerksamen Lehrer mit und denkst: "Na, so anstrengend kann das ja nicht sein, so nett und aufmerksam, wie der mich unterrichtet..." Das ist für den wie für Krankenschwestern, Hotelmitarbeiter etc.: Der MUSS so sein, der kann sich das nicht leisten, mal einen Tag grummelig zu sein (wie z.B. ein Klempner, Bauarbeiter, Softwareentwickler...), sondern MUSS sich anstrengen, sich zugewandt zu verhalten, auch wenn ihm mal gar nicht danach ist!

LG,
Hasenbein
 
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