Nur bleibt bei der hohen Auslastung natürlich zwangsläufig die Qualität des Unterrichts auf der Strecke. Wer 36 Stunden die Woche unterrichtet, KANN nicht gut unterrichten, das geht gar nicht. Es MUSS zu einer zu routinierten und "abfertigenden" Arbeitsweise kommen.
LG,
Hasenbein
Leider kann ich zu der eigentlichen Fragestellung von musix61 nichts beitragen, da ich mich mit dem Musikschulbetrieb überhaupt nicht auskenne.
Aber zu der zitierten - wieder mal sehr pauschalen - Behauptung von Hasebein, dessen Beiträge ich im übrigen sehr gerne lese und dessen Meinung ich ganz hoch schätze, möchte ich doch meinen Senf dazu geben. Und da von Hasenbein wohl gleich die Bemerkung kommen wird "na klar, da fühlt sich ja jemand angesprochen!", sage ich gleich: ja, ich fühle mich und viele Kollegen angesprochen, reden kann ich natürlich nur von mir selbst. Vielleicht trifft es aber auch auf andere, die durch diese obige Aussage ungerecht ins schlechte Licht geschubst werden.
Hasenbein, ich (wie natürlich viele andere KL auch) muss meinen Lebensunterhalt durch Klavierunterricht verdienen. Da ich noch im Studium von den Zuständen an Musikschulen gehört hatte, entschied ich mich gleich, selbständig zu arbeiten. Was ich bis heute nicht bereut habe. Aber ich arbeite nun mal Vollzeit, obwohl meine Preise nicht im unteren Segment liegen; sagen wir eher, in ganz gutem Durchschnitt hier in Hamburg.
Zur Zeit sind es bei mir (habe gerade den Stundenplan überflogen) 37-38 Unterrichte pro Woche, die meisten - bis auf 2-3 30-Min-Einheiten - sind 45-Min. Ich behaupte von mir nicht, eine Spitzen-KL zu sein, mit deinen Kriterien bin ich vielleicht nicht mal eine gute. Aber falls ich keine gute KL bin, bin ich es auch früher nicht gewesen, als ich noch 10 Schüler hatte. Denn mein Unterrichtsstil hat sich nicht geändert durch die höhere Belastung. Ich versuche jeden Unterricht so gut zu gestalten, wie ich es eben kann. Klar, dass es nicht immer gelingt, aber darüber hat man bereits in anderen Threads viel gelesen: jeder hat mal auch einen nicht so tollen Tag erwischt und bringt dann nicht die 100% Leistung.
Routine wie du sie ansprichst kenne ich nicht. Mein Unterricht ist individuell und jedes Mal absolut auf den jeweiligen Schüler eingestellt. Ich weiß auch fast immer, auch ohne Notizen, was in der letzten Stunde gemacht und erreicht wurde und was ansteht. Die hohe Auslastung muss sich nicht zwangsläufig in der sinkenden Qualität niederschlagen (obwohl man auch genug Gegenbeispiele kennt). Bitte dies nicht als Versuch meinerseits verstehen, sich selber hier besser zu stellen, ich bin sicher, dass deine pauschale Aussage auf viele trifft. Aber auf viele auch nicht! Und für diejenigen wollte ich es klar stellen.
Aber du hast absolut recht, wenn du meinst, dass hohe Belastungen auf Kosten von anderen Sachen gehen. Bei mir sind es die persönlichen Belange. Ich komme viel weniger dazu, meinen eigenen Kram zu erledigen, als es eigentlich erforderlich wäre (sei es Haushalt, Papierberge oder Freizeit). Wenn ich Kinder hätte, müsste ich mich sicherlich arbeitsmäßig etwas zurückziehen. Aber so geht es noch. Und sogar diesen langen Beitrag konnte ich nach dem heutigen 10-Schüler-Tag (eigentlich sollten es 11 sein, eine ist aber krank) schreiben, obwohl ich ein sehr schreibfaules Wesen bin
In diesem Sinne liebe Grüße,
Anna