TASTATURVERGLEICH bei PORTABLEN DIGITALPIANOS
Ich war gestern in einem größeren Musikgeschäft und habe mich auf die Haptik und das Spielgefühl einiger Portable Digitalpianos und Masterkeyboards konzentriert, weil bei mir die Situation so ist, dass ich den Klang meines NORD PIANO 2 HP, das ich aufgrund des geringen Gewichts und der kompakten Abmessungen schwerpunktmäßig für Einsätze außer Haus angeschafft habe, zwar sehr mag. Die darin enthaltene FATAR TP/100LR Mechanik lässt bei mir aber für tägliches Üben zuhause aufgrund des eher schlechten Spielgefühls wegen der eingebauten Federn und der ungünstigen Hebelverhältnisse im hinteren Bereich der Tasten sowie der Klapper- und Klopfgeräusche den Wunsch nach einer besseren Tastatur aufkommen.
Natürlich sind meine Eindrücke subjektiv und abhängig von den Tastaturen, die ich bisher gewohnt bin (am häufigsten: Roland FP3 (verkauft), Seiler Klein-Klavier (verkauft), Grotrian 160 Flügel/eine Zeit lang eine Stunde pro Woche) und sagen natürlich noch nichts über die Qualität der eventuell eingebauten Klangerzeugung und die Kontrollierbarkeit von Software-Pianos aus.
Roland FP 30:
Die Tastatur (PHA-4 Standard Tastatur mit Druckpunktsimulation und Ivory Feel) ist eher leicht gewichtet und es stört mich hier der deutlich spürbare Druckpunkt, der im Verhältnis zur Gewichtung für mich zu dominant ist. Für eine deutliche Verbesserung reicht dies nicht aus, aber dieses DIGI liegt ja auch im untersten Bereich des Preisspektrums namhafter Hersteller und das Gerät ist ziemlich leicht. Es hat außerdem keine MIDI-Schnittstelle in Form einer 5-pol. DIN-Buchse; somit könnte ich mein NP 2 damit nicht direkt ansteuern; evtl. über USB in den PC und über MIDI out zum NP2 durchschleifen, aber das ist doch Murks.
Studiologic SL88 Studio:
Obwohl es eigentlich dieselbe Tastatur ist wie in meinem NP 2 HP (FATAR TP/100LR), unterscheidet sie sich dennoch sowohl in den technischen Daten, weil sie drei Sensoren und Aftertouch bietet, als auch im besseren Spielgefühl und besserem Geräuschverhalten. Ich vermute, dass hier auch die mechanische Kalibrierung wie auch der Einsatz von Filzen eine Rolle spielen.
Studiologic SL88 Grand:
Hier fühlt sich für mich schon alles sehr gut an (TP/40WOOD, Ivory Feel, Triple switch detection System, Aftertouch) wobei ich sie als sehr straff und direkt in der Bewegung empfinde. Erwähnt sei noch die Möglichkeit, die Velocity-Kurven bei beiden Studiologic-Geräten pro Taste selbst gestalten zu können, was bei der Ansteuerung externer Klangquellen wie SoftwarePianos sehr hilfreich sein kann.
Roland FA-08:
Die Tastatur dieser Synthesizer-Workstation (Ivory Feel-G Keyboard with Escapement) sagte mir nicht zu. Wenn ich darauf stumm Bachs erste Invention spielte, war mein Eindruck halt: "So sollte sich eine Piano-Tastatur nicht anfühlen".
Roland A-88:
In diesem Masterkeyboard fühlte sich die Ivory Fell-G komischerweise etwas besser an. Ich habe keine Erklärung dafür, aber bei nur 2 Sensoren und der Unterlegenheit gegenüber der SL88 Grand ist sie eh aus dem Rennen.
NORD PIANO 3
Nord gibt an, dass die Gewichtung erhöht wurde, ich finde die Gewichtung mittel. Die Tastenbewegung wirkte sehr gut. Es fiel auch keine einzelne Taste durch Klappern aus der Reihe, wie man es in mancher Bewertung leider lesen muss. Wer auf "Schnickschnack" wie Ivory Feel (oft beschränkt auf die weißen Tasten) und Druckpunktsimulation (die die Auswirkung des Sustain-Pedals eh nicht berücksichtigt) verzichten kann und eine nach meinem Empfinden sehr gute Klangerzeugung mit unterschiedlichsten Piano-Modellen an Board haben möchte, sollte dies unbedingt anspielen. Der Preis und eine redundante identische Klangerzeugung wie in meinem NP 2 schrecken mich aber ab.
KAWAI ES8:
Die RH III mit etwas stärkerer Gewichtung fühlt sich schon sehr gut an und wirkt für auch recht authentisch in Richtung Spielgefühl eines Flügels.
KAWAI MP7
Die ältere RH2 im MP7 (Unterschied zur RH III: keine eingearbeiteten Gewichte) reagierte (mechanisch) für mich aber noch etwas besser als die RH III im ES8.
Roland RD-800:
Die PHA-4 Concert spielt für mich ganz oben, ist auch nicht zu laut in der Geräuschentwicklung. Vermutlich spielt das etwas höhere Gewicht des Geräts bei beiden Aspekten hier auch eine Rolle. Eigentlich stimmt hier für mich alles. Allerdings ist der Preis sehr hoch, wenn man lediglich eine Tastatur sucht.
Roland FP-90:
Die neueste PHA-50 fühlt sich auch gut, an noch ein Tick straffer als die PHA-4 Concert und Holzseitenteile, aber die im direkten Vergleich zum RD-800 deutlichen, tieffrequenten Klopfgeräusche (also kein Klappern, sondern die auf das Gehäuse übertragene Schwingung beim Erreichen des Tastenbodens, das ich auch bei vielen Home-Digis kenne) disqualifizieren es für mich.
Meine Tastatur-Favoriten von diesen Modellen sind Roland RD-800, Studiologic SL88 Grand und Kawai MP7.
Ein Kawai MP11 ist mir zu schwer und zu klobig und ein VPC1 (ebenfalls mit 29,5 kg sehr schwer) stand diesmal nicht daneben oder ich habe es übersehen. Das Roland FP80 war "besetzt" und zu Yamahas CP4 und CP40 kam ich nicht mehr, aber zwei Sensoren sind auch nicht mehr aktueller Stand der Technik.
LG
BP