Ich war in letzter Zeit bei verschiedenen Musikhändlern vor Ort, wo ich ein paar Dutzend Digis angespielt habe, bewusst auch über die eingebauten Lautsprecher, sofern vorhanden. Da tendenziell auch ein "Nerd"- Herz in meiner Brust schlägt, hatte ich durchaus Hoffnungen mit den teureren Instrumenten verbunden.
Diesbezüglich sind digitale Klaviere irgendwie ein ewiges Versprechen: Angeblich immer kurz davor, die Grenze zwischen digitalen und analogen Instrumenten verschwimmen zu lassen. Das neue Kawai CA-98 z.B. mit dem schwingenden Resonanzboden und neuester HiFi- Technik hab ich noch nicht gehört, aber die Generation davor (CA-97) schon, und ich finde, ein paar angeschlagene Töne reichen eigentlich, um einen realistischen Eindruck zu bekommen, was man erwarten kann und was nicht: Dass der Klang relativ frei aus den Instrumenten abstrahlt, ist richtig (also nicht nur aus einem kleinen Lautsprecher zu kommen scheint), aber da endet es im Grunde bereits. Manche klingen etwas bassreicher, andere flacher, einige dumpfer, andere heller, andere haben nur scheußliche Mitten (Modell Blech- Eimer) aber wie ein akustisches Klavier, das vor einem steht, klang bisher keines (die ganz teuren e-Flügel hab ich nicht ausprobiert, etwas in mir sagt mir aber, dass auch das nicht der Fall sein wird).
Da ich parallel auch ein paar Dutzend neue und gebrauchte akustische Klaviere angespielt habe, wurde der Unterschied noch etwas deutlicher: Auch jedes Klavier klingt bekanntlich anders, und unterschiedlich gut, aber selbst die bescheidensten akustischen Klaviere sind klanglich weiter von den Digis weg wie die Digis untereinander: Wenn man diese über eingebaute Lautsprecher hört.
Anders hört es sich über eine gute Anlage an. Doch gute Lautsprecher kosten bekanntlich allein mehr als ein Premium- Digi, insofern ist klar, wo hier gespart werden muss. Demos aus digitalen Klavieren klingen an sich über eine Anlage sehr gut, egal ob Kawai oder Roland, sie lassen sich in einem gut gespielten Stück nur schwer von realen Klavieren unterscheiden. Für mich jedenfalls. Ich möchte jedoch a) einen möglichst guten Klavierklang haben und b) unabhängig von 3-4 Geräten werden, die ich jedesmal anschalten muss. Also Klavier, PC, Verstärker und in meinem Fall noch den DA- Wandler.
So dass ich zuletzt wieder mehr dazu neige, mir ein akustisches zu kaufen. Ich saß heute vor einem Kleinklavier (103cm) von Schimmel, aus dem mehr Sound kam als aus jedem der neuesten Digi- Kisten.